In my Memories

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"Wir brauchen diesen blonden Wirbelwind, der ist der blanke Wahnsinn!" rief Jae zwei Wochen später, als er von seiner Frau in den Pausensaal geschoben wurde und mit seinem ganzen Arm herum hanktierte, während Amber nur mit den Augen rollte. "Am bitte. Der klettert mit seinem Mixtape einmal quer durch die Billboards." diskutierte er weiter. Bam und ich warfen uns einen fragenden Blick zu und sahen wieder auf das diskutierende Pärchen. "Der sprengt uns alles weg, okay nein das war nicht witzig. Aber denk doch mal daran was für geile Collabs das mit Wale oder Wiz Khalifa werden könnten, wenn er Solo schon so am Rad dreht." argumentierte Jaebum weiter und schielte hoch zu seiner Frau, die nur genervt den Kopf schüttelte. "Um was gehts?" fragte Youngjae und zog erwartungsvoll eine Augenbraue hoch.

Meine beste Freundin schob ihren gehandikepten Mann an einen der Tische und zog ihr Handy hervor. Bestimmt tippte sie darauf herum und ließ wenige Sekunden später den Fernseher im Raum angehen und ein Video los laufen. "Agust D. Neunzehn. Newcomer Rapper aus Korea. Derzeitige Musiksensation." zählte sie genervt auf und ließ das Video abspielen. "Oh Oh Oh!" hippelte Yugyeom herum und deutete wie ein bekloppter auf den Bildschirm. "Den hab ich heute Morgen auf VIVA gesehen, der Kerl hat nen Flow, da kann keiner mithalten!" rief er begeistert und versuchte den Text verzweifelt mitzubrabbeln. "An den kommt ihr nicht ran." beschloss Bam sofort. "Oder denkt ihr das kleine Entertainment aus dem er kommt, lässt seinen Dukatenscheißer jetzt einfach so gehen." setzte er sein Argument und ließ Jae genervt aufseufzen. "Ich will ihn wenigstens für ne Collab. Bam das wäre der Chartsprenger neben seine Debuthit." bettelte der körperlich eingeschränkte und warf die Arme flehend in die Luft.

Ich schielte zu dem Fernseher und sah mir ebenfalls das Video an. "Der kommt mir nicht ins Haus." blockte ich sofort ab, als ich das Gesicht des jungen Rappers im Video sah und sofort seinen Ursprung identifizieren konnte, mich aber auch zeitgleich fragte wie das möglich war. "Sag mal spinnt ihr alle?" fuhr Jae uns aufgebracht an. Irgendwie schafften es asiatische Kinder immer ihren Vätern ähnlich zu sehen, so auch dieser Rapper, der einem der Mörder meiner Eltern zum verwechseln ähnlich sah. Wieso zum Teufel tauchten sie jetzt alle wieder auf und versuchten mein Leben wieder außer Kontrolle zu bringen?! Erst Luhan mit seinem Sohn und jetzt Yoongis Sohn, der mächtig an Berühmtheit zusammenschäffelte, um wohl die Kaution seines Vaters bezahlen zu können und wenn er draußen wäre, würden die anderen Bangtans folgen und schließlich die anderen Ssang Young Pa.

Der plötzliche überschwall meiner panischen Gedanken versetzte mich in eine Art Schockstarre, da ich wohl die einzige war, die sich an das Gesicht auf dem Fernseher erinnern konnte. "Tai?" BamBam strich mir über den Rücken, doch das blendete ich völlig aus. Mein Blick ging auf den Boden und unweigerlich begann ich zu zittern. "Fuck. Alles okay? Tut dir irgendwas weh?" fragte mein Mann sofort besorgt nach und nahm mein Gesicht behutsam in seine Hände. Ich sah ihn nur völlig verpeilt an, während sich in seinem Gesicht entsetzen wieder spiegelte. "Verdammt, du bist ja leichenblass." bemerkte er und führte mich vorsichtig zu einem der Sofas im Raum. Er setzte mich hin und ließ sich neben mir nieder. Sofort krallte ich mich an ihm fest und hätte ihn am liebsten nie wieder los gelassen. Jetzt wusste ich wie es meinem Mann mit seinen Alpträumen ging. In meinem Kopf spielten sich die schrecklichen Bilder vor meinen Augen ab, die ich damals gesehen hatte, als ich mein Elternhaus das letzte mal in meinem Leben betreten hatte. Wie ein Brandeisen, brannten sich die Bilder der zerstückelten Leichen meiner Eltern in meinen Kopf und ließen mich nur noch mehr an BamBam festhalten, der mir beruhigend über den Rücken strich. Doch keine seiner Gesten würde jemals das weg machen und aus meinem Kopf verbannen konnen, was ich gesehen und durch gemacht hatte. Ich hatte bei den Mördern meiner Eltern gelebt, ich saß mit ihnen Monate lang an einem Tisch, war mit einem von ihm zur Schule gegangen und hatte dem anderen angefangen, trotzt seine grummeligen Art, zu vertrauen.

"Ruft einer von euch mal einen Arzt oder ähnliches!" rief mein Mann verzweifelt und zog mich an sich. Ich zitterte noch immer und spürte Tränen über meine Wangen laufen. Ich hätte so gut wie alles getan, um diese schreckliche Zeit zu vergessen und sie nie wieder in meinem Kopf wieder erleben zu müssen, doch soetwas wie einen Papierkorb und einen Shredder für Erinnerungen gab es zu meinem Verderben nicht, obwohl ich es in diesem Moment bitternötig hatte.

"Ich will das nicht mehr." brabbelte ich wirr. "Verschwindet aus meinem Kopf. Ich will euch nicht mehr sehen, will das nicht mehr sehen." ich hörte mich aufeinmal wie eine Geisteskranke an, doch konnte die immer wiederkehrenden Worte und Erinnerungen nicht zur Seite drängen. Sie brasselten immer mehr auf mich ein, schwirrten wie Schatten um mich herum und wollten mich nicht in frieden lassen. "Tai? Was willst du nicht mehr? Rede mit mir. Ich bin bei dir." redete mein Mann sanft und vorsichtig auf mich ein und strich mir über die Wange. Als ich die unglaubliche sorge in seiner Stimme mitbekam versuchte ich meinem Kopf die Stirn zu bieten und blendete diese ganzen Bilder in meinen Gedanken aus. Und es klappte. Ich konnte förmlich spüren wie ich immer ruhiger wurde und mir Bildern von den Zwillingen in den Kopf rief, Bilder davon, wie sie damals in der Stube saßen. Jia auf dem Sofa bei BamBam, der ihr mit einem Staubsauger die Haare machte und Jungsoo wie er mit seinen großen Kulleraugen auf dem Boden saß und Fernseh schaute. "Jia... Jungsoo." wimmerte ich bevor um mich herum alles schwarz wurde und ich einschlief.

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