Mirrors

473 29 4
                                    

Jungsoo.

Er saß in dem selben Raum wie ich. Zusammen mit Yuhan hatte er sich auf ein Sofa gekuschelt und schaute fern. Er müsste seinen Kopf nur minimal drehen und er würde genau in meine Richtung blicken.

Ich war erleichtert zu sehen, dass es ihm wirklich gut ging, allerdings noch immer besorgt da er sich in einem Haus voller Verbrecher aufhielt, die alle mit seinem Freund verwandt waren. Jungsoo lachte und erst jetzt viel mir auf, dass ich nichts von den beiden mir gegenüber verstehen konnte. Der Raum vor mir befand sich hinter einer Glaswand, die ein wenig dunkler war. Mein Sohn sah in meine Richtung, aber nahm mich nicht für voll, als er im nächsten Moment aufstand und sich aus dem Raum hinter in eine luxuriöse Küchenecke entfernte.

"Die Scheibe ist einseitig so getönt, dass du zwar durchschauen kannst, aber die auf der anderen Seite wie in einen Spiegel blicken." erklärte Xiumin mir. "Das Haus ist in zwei geteilt mit dieser Glasscheibe, wir können in jeden Raum an dieser Seite reinsehen, aber sie nicht bei uns." fügte er hinzu und lachte.

Yuhan stand vom Sofa auf und folgte meinem Sohn in die Küche. Er umarmte ihn von hinten und vergrub seinen Kopf in der Halsbeuge meines Sohnes. Jungsoo lächelte und ließ sich von seinem Freund nicht aus der Ruhe bringen, während er sich was zu trinken machte. "Wäre ein jammer, wenn deinem Sohn etwas passieren würde, zumal die beiden wie für einander gemacht sind." säuselte Xiumin und tätschelte mir den Kopf. "Ihr könnt beide unversehrt hier wieder heraus kommen, wenn du uns JYP überlässt, damit wir wieder einen festen finanziellen stand haben und von da aus holen wir uns mein SM wieder und Mark bekommt das Entertainment seines Vaters wieder. Alles was du tun musst ist einen kleinen Vertrag zu unterschreiben, der Aussagt, dass du uns deinen Teil von JYP überlässt und solange du dem nicht zustimmst werden wir ale hier bleiben und du wirst deinen Sohn den lieben langen Tag im Auge behalten können, während er es sich hier gut gehen lässt." schilderte er mir seinen Plan und zog mich auf die Beine.

Xiumin kniete sich auf den Boden und schnitt das Seil an meinen Füßen durch. "Solltest du jetzt abhauen, geht es für beide von euch nicht gut aus." drohte er, stand wieder auf und nahm mir das Tuch aus dem Mund. Sofort schnappte ich nach Luft, da sich mein Mund anfühlte, als hätte er Ewigkeiten keine Luft mehr bekommen.

Mein Sohn saß wieder auf dem Sofa an seinen Freund gekuschelt und schaute auf den Fernseher, während Yuhan anfing Jungsoo interessanter zu finden, als den Film den sie sich ansahen. Ich sah weg. So viel Privatsphäre wollte ich meinem Kind noch lassen, während ich gezwungen wurde ihn ohne sein wissen zu beobachten.
"Theresa? Wir können das ganz schnell hinter uns bringen. Du unterschreibst deine Abgabe und ihr geht. Wäre doch nicht zu viel verlangt." versuchte Xiumin mich zu überzeugen, der nun wieder hinter mir stand und meinen Kopf so drehte, dass ich zu meinem Sohn sehen musste.

Ich schloss die Augen. "Ich soll euch meine Anteile abgeben, damit ihr eure krummen Geschäfte weiter drehen könnt? Vergisst es." meinte Stimme klang heiser, dadurch das ich einen halben Tag keine Flüssigkeit bekommen hatte und sich mein Hals auch dementsprechend anfühlte. "Auch ja. Aber vergiss nicht, du bist schwanger meine Liebe." versuchte er mich auf anderem Weg zu überreden. "Jungsoo hat erst gestern erzählt, wie er sich freut großer Bruder zu werden." erzählte mein hinter mir gespielt träumerisch und seufzte.

"Ach. Theresa. Wie schön dich wieder zusehen." erklang Luhan. Ich riss meinen Kopf aus Xiumins Griff und sah ihn feindselig an, während er seelenruhig lächelte und den Kopf schief legte. "Überlass sie mir Xiu. Du kannst zu den anderen gehen." meinte er. Xiumin setzte sich in Bewegung und Luhan kam in meine Richtung und stellte sich neben mich. Noch immer verbat ich es mir zu meinem Sohn zu sehen.

Luhan summte irgendwas vor sich hin und sah zu mir. Mein Blick ging auf meine Füße. Ohne ein Wort griff Luhan nach meinen Handschellen und riss mich mit sich durch die luxuriöse Stube mit Küchenecke, dir genau so eingerichtet war, wie die andere Seite. Der blonde führte mich zu einer Treppe hoch. Ihm schien es dabei völlig egal zu sein, dass ich bei seinem Tempo nicht mithalten konnte. Auf einem Gang blieb er stehen, auch dieser wurde wie unten von einer dunklen Glasscheibe getrennt, die auf die andere Seite durch blicken ließ. Zwei Türen befanden sich dort auf der linken und rechten Seite. Vor der linken standen der, der neben Tao saß und Kris.

Kris sah und erkannte mich und ließ ein gehässig es lächeln über seine Lippen wandern. "Lang nicht gesehen." meinte er nur und lehnte sich gegen die Wand hinter ihm. Der andere zog die Tür auf und Luhan schleifte mich hinter sich in den Raum rein. Es war ein Schlafzimmer und war relativ bequem eingerichtet, das einzige was die typische Holzeinrichtung versaute, war die Scheibe in der Mitte. "Ich dachte mir du wärst gerne in der nähe deines Sohnes Theresa, zu mal ihr euch doch solange nicht gesehen hattet." merkte er an und ließ die Handschellen los. "Nur der einzige Haken bei der Sache, er sieht dich leider nicht." Bedauerte er gespielt und funkelte mich mit großen Augen an, die ich ihm am liebsten ausgekratzt hätte, wenn ich könnte.

Luhan zog einen Schlüssel hervor und griff nach meinen Händen. Er schloss die Fesselung an meinen Handgelenken ab und hielt sie. Sofort ließ ich meine Handgelenke kreisen und knacken. "Solange du in diesem Zimmer bist brauchst du die Dinger nicht. Die Tür ist gesichert, so wie Fenster. Abhauen ist dir unmöglich und wenn, dann lasse ich mir für deinen Sohn etwas einfallen." erklärte er mir.

"Fasse meinen Sohn an und..." Luhan unterbrach mich. "Und du tust was? Immerhin hast du Zuhause noch einen Mann auf dich warten und eine Tochter, oder sollen wir die beiden auch noch hier hin einladen? Aber lass dir gesagt sein, dass es ihnen dann nicht so gut ergehen wird wie Jungsoo." drohte er mir an und zog auffordernd eine Augenbraue hoch. "Ich lasse dich für heute in ruhe." mit diesen Worten verschwand Luhan aus dem Zimmer. Sofort ertönten sämtliche Verriegelungen und Schlösser, die verschlossen wurden und mich hier nicht mehr raus ließen.

Ich sah mich in dem Zimmer um. Auf einem kleinen Schreibtisch lag der Vertrag den ich unterschreiben sollte, daneben ein edel aussehender Stift, an dem nochmal die Anweisung stand, dass ich einfach nur meinen Namen darunter schreiben müsste, um hier mit meinem Sohn wieder heraus zu kommen. Ruhig ließ ich meinen Blick über alles in dem Zimmer wandern, um nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen.

Das Fenster, vor dem sich eine Kommode mit Sachen darin befand, war zugegittert, zwar war die Gitterung nicht minimal klein, aber dafür so dick, dass ich sie nicht raus reißen könnte und selbst wenn, weit hätte ich es nicht geschafft, da draußen in der Dunkelheit ein über Sturm tobte, der mich mein Leben gekostet hätte. Ich lief von dem Fenster weg und sah mir das Glas genauer an. Es war mindestens fünf Zentimeter dick, also sah es mit zerschlagen mehr als nur schlecht für mich aus. Bis auf das Bett gab es nichts besonderes mehr in dem Zimmer. Hoffnungslos ließ ich mich gegen die Glaswand sinken und vergrub meinen Kopf auf meinen angezogenen Knien.

Ich würde diesen Vertrag nich unterschreiben, würde nicht zulassen, dass diese Leute hier ein festes finanzielles Standbein bekommen würden und schon gar nicht, dass Mark sein Entertainment wieder bekam, damit er es am Ende wieder in die Pleite reiten könnte. Als ich mich wieder aufrappelte und mich umdrehte stand Jungsoo genau an der selben Stelle wie ich. Er sah auf seiner Seite des Glases nur sein Spiegelbild, während ich meinem Sohn seit Wochen endlich wieder direkt in die Augen sehen konnte. Seine dunkelbraunen Haare standen in alle Richtungen wirr ab, sein Shirt hatte er links herum wieder an, nachdem sein Freund es ihm vorhin über den Kopf gezogen hatte.

In den Augen meines Sohnes lag eine Mischung aus ruhe und Zufriedenheit und etwas, was sich als Heimweh interpretieren ließ. Ich legte meine Hand an die Stelle, wo er fünf Zentimeter weiter seine gegen die Wand gelegt hatte, als würde er mich tatsächlich sehen. Yuhan, der grade das Zimmer betrat sah seinen Freund an der Spiegelwand stehen und lief in lockeren Schritten zu ihm hin, um ihn von hinten zu umarmen.

Jungsoo sah von dem Spiegel weg und zu Luhans Sohn, der ihn sanft küsste und ihn anlächelte. Ich musste nicht mal Lippen lesen können, um zu wissen das der hinter meinem Sohn 'ich liebe dich' flüsterte. Mein kleiner Soo lächelte und sah verlegen und mit roten Wangen zur Seite, eh er 'ich dich auch' erwiederte und in einen weiteren Kuss verwickelt wurde.

Wenigstens geht es ihm gut. Er wusste nicht dass seine Mutter sich in dem selben Gebäude befand und damit gefoltert wurde, ihren Sohn zu beobachten, wie er glücklich und unversehrt mit seinem Freund zusammen war und nichts von dem wusste, was sich jenseits des Spiegels befand, der die Mitte des Hauses durchzog.

Ich ließ mich wieder gegen das Glas sinken und starrte stur auf die Wand mir gegenüber. Es war hoffnungslos mit Soo zusammen hier abzuhauen, ohne das mich einer der Ssang Young Pa oder der Bangtans sah. Die einzige Sache die mich beruhigte war, dass ich meinen Sohn wieder um mich herum hatte und ihn sehen konnte, die Versicherung hatte, dass es ihm gut ging, sie ihm nichts angetan hatten.

Not Today Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt