Kapitel 39 "Retterin"

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„Wo läufst du hin?", fragt mich Liz und stolpert hinter mir her. „Na ins Klassenzimmer", erwidere ich leicht verwirrt. „Falsche Richtung, wir müssen da lang", sagt sie. „Nein", beteuere ich. „Das haben wir gleich. In welcher Klasse bist du?" „11 C", antworte ich. „Da haben wir es, ich bin in der A", lacht Liz zögerlich. „Bei Jannik, Liam, Mason und Cole", fügt sie Augenrollend hinzu. „Das packst du schon und wenn was sein sollte rufst du mich und ich ziehe denen dann die Ohren lang", ich tätschele ihre Schulter und schlage meinen Weg zum Unterricht ein. Nach dem Unterricht fange ich erstmal Mason und Cole ab, die stehen mit dem anderen Jungs in der Raucherecke. Zielstrebig steure ich auf die Gruppe zu, ohne meine Augen auch nur eine Sekunde abzuwenden. „Oho, die Furie kommt", höre ich Jack schon von weitem zischen. „Alle, bis auf Mason und Cole können sich jetzt verpissen", knurre ich. "Viel Spaß, haltet durch", Jack klopft Cole auf die Schulter. "Danke, dass du uns in den Rücken fällst", giftet er zurück. Jack zuckt nur die Achseln und verschwindet, die anderen mir unbekannten Typen hinterher. „Heißt du Mason oder Cole?", frage ich an Ash gerichtet, dieser schüttelt nur stumm den Kopf. „Dann, abflug", ich mache mit meiner Hand eine abweisende Bewegung. „So und nun zu euch", wende ich ich an die Übriggebliebenen. „Nanana, wo wollen wir denn hin?", ich halte Cole am Arm fest und ziehe ihn wieder zu mir. „Also, mir ist zu Ohren gekommen, dass Liz jetzt in eurer Klasse ist. Solltet ihr ihr auch nur ein Haar krümmen, dann krümme ich euch ganz andere Dinge" „Sonst noch was?", fragt Mason sarkastisch. „Ja, ihr werdet sie in Schutz nehmen, wenn Jannik oder so versucht sie fertig zu machen", ich verschränke meine Arme und recke mein Kinn. „Nein, ganz sicher nicht! Kannst du knicken", rufen beide entrüstet. „Mein Ruf als BadBoy ist dann endgültig zerstört", mault Cole. „Süßer, das war keine Bitte sondern ein Befehl und was deine BadBoy Sache angeht, mir geht das am Arsch vorbei", ich werfe beiden noch ein Luftküsschen zu und verschwinde wieder. „Ich glaube Liz kann jetzt völlig entspannt die Schule besuchen", sage ich lächelnd zu Noah. „Wie soll das denn gehen, sie ist mit Cole und Mason in einer Klasse?", antwortet dieser daraufhin verwirrt. „Sie werden ihr nichts tun, glaub mir mein Lieber", ich klopfe ihm auf die Schulter, „aber jetzt los, ich habe schon mega hunger." „Ja ja, du Vielfraß", lachend steckt er den Schlüssel rein und dreht ihn einmal, dann heult auch schon der Motor auf. In der Einfahrt kommt uns Noahs Mutter entgegen. „Ich bin einkaufen, Essen steht auf dem Tisch", sagt sie hastig und steigt in ihr Auto. In der Küche holt Noah drei Teller aus dem Schrank und stellt die dampfende Lasagne auf den Tisch. „Nico, schwing deinen Arsch runter, es gibt Essen", brüllt Noah die Treppe rauf. „Was gibt es denn?", Nico hebt nicht mal seinen Blick vom Handy. „Froschschenkel und Schnecken", antwortet Noah sarkastisch. „Hahaha, ernsthaft jetzt" „Wenn du die Augen aufmachen würdest, wüsstest du es. Es steht nämlich vor deiner Nase", ich kann mir nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken. Nico lässt seinen Blick über den Tisch schweifen: „Lasagne finde ich gut." Er setzt sich neben mich und schaufelt sich mehrere Löffel auf den Teller. „Das war lecker", flöte ich und stecke alles in die Spülmaschine. Keine Ahnung, wann meine Mama das letzte mal, so was Gutes gekocht hat.
Abends liege ich dann neben Noah auf seinem Bett. „Was ist jetzt eigentlich mit Liz, seid ihr Freunde?", fragt Noah in die Stille hinein. Ich zucke die Achseln und lasse mir mit meiner Antwort zeit: „Mh, glaube nicht, ich habe ihr nur Mut gemacht, mehr war da nicht." „Du hättest aber die Kraft dazu, ihr zu helfen und sie stärker zu machen", er streicht mir über den Kopf. „Hm, weiß nicht", antworte ich nachdenklich. „Wieso hilfst du ihr nicht?" Ich überlege kurz. „Vielleicht, weil ich nicht nochmal so eine scheiße durchmachen will, wie mit Lara", sage ich aufgebracht. „Das würde Liz nie tun. Sie weiß was sie an dir hat, sie ist ein guter Mensch", murmelt er in meine Haare. "Keine Ahnung, ich weiß nicht ob ich die Richtige dafür bin. Ich habe nicht mal eine Plan, wie ich meinen scheiß regeln soll. Mein Leben ist ein einziges Chaos. Aber mal schauen wie es sich entwickelt"

Kurz vor acht Uhr fahren Noah und ich an der Schule vor. „Was geht da ab?", ich deute auf eine Gruppe von Schülern, die angestrengt in die Mitte schauen. Man hört gekreische und aufgebrachte rufe. Die meisten halten ihr Handy in die Mitte, um alles festzuhalten. Noah und ich schnallen uns ab und gehen mit schnellen Schritten auf die Schülergruppe zu. Ich stoße einige Jugendliche mit meinem Ellenbogen unsanft zur Seite, sodass ich einen freien Blick auf die Mitte habe und das lässt mir den Atmen stocken. Vier wasserstoffblonde Bitches schubsen Liz durch die Gegend, schlagen ihr ins Gesicht und beschimpfen sie. Sofort schreite ich dazwischen. „Leg die Eisenstange weg", rufe ich eisig und kralle mir das andere Ende. „Was willst du wieder!", ruft Ashley, glaube ich. „Lass es lieber", knurre ich, doch sie packt noch fester zu. Wie du willst, ich drehe meine Hand und verdrehte somit ihre. Sie zischt auf und lässt die Stange fallen. „So du kleines billiges Flittchen. Du bist bestimmt der Kopf der Aktion, aber da hast du wohl nicht mit mir gerechnet. Fass sie nochmal an und du wirst nie wieder auf deinen High Heels laufen können", sage ich bedrohlich, „ich gebe euch 10 Sekunden, um zu verschwinden. Wenn nicht, werden alle sehen, wie falsch ihr rum lauft. Die Haare, die Wimpern, die Nägel, das wird dann nicht mehr lange halten." Alle fünf schnaufen auf und dackeln arschwedelnd davon. Wären wir nicht in dieser Situation, hätte ich wahrscheinlich gelacht. „Komm hoch", ich strecke Liz meine Hand hin. „Danke", flüstert sie. „Kein Ding. Aber jetzt müssen wir schauen, dass wir mal schnell einen Verbandskasten herbekommen", zusammen humpeln wir in die Aula. „Kat?" „Ash nicht jetzt", würge ich ihn ab und steure mit Liz das Krankenzimmer an. „Hallo?", rufe ich rein. Ist ja klar, wenn man mal was braucht ist niemand da. Ich suche ein Pflaster raus und klebe es Liz auf das blutende Knie und dann wickele ich ihr noch ein Verband um ihre blaue Hand. „So das wars erstmal, aber du solltest dennoch zum Arzt und es untersuchen lassen", ich richte mich wieder auf. „Okay", murmelt sie, „ich rufe mal meine Mama an." Kurz nach dem Telefonat, bringe ich sie raus zum Auto ihrer Mutter. Auf Unterricht habe ich jetzt null Bock, aber leider muss ich. Kurz darauf drücke ich die Klinke zum Klassenzimmer runter, alle Augenpaare richten sich auf mich, einschließlich die des Lehrers. „Ah Katharina, setz dich. Ash hat mir bereits gesagt, was vorgefallen ist" Ich blicke ihn an und runzele die Stirn. Wenn er wusste was vorgefallen, warum hat er dann nicht geholfen?

„Hey", ich lasse mich auf eine Bank fallen und stelle meine Tasche daneben. „Na", Noah lächelt mich an, „Retterin!" Ich rolle die Augen. „Ich habe übrigens jetzt aus", strahle ich. „Super ich nicht", brummt Noah mürrisch. „Ich warte einfach", ich reiße mir ein Stück von seinem Donut ab. „Du kannst aber auch mit uns fahren", Ash setzt sich neben mich. „Lieber würde ich in der Schule übernachten", kontere ich. „Können wir kurz reden?" „Ash was gibt es da noch zu reden?", ich fahre herum. „Bitte!", seine Augen sehen mich flehend an. „Kurz", ich stehe genervt auf und folge ihm, „ich kann alleine gehen." Sofort lässt er meine Hand los. „Was ist jetzt?", klaffe ich ihn an. „Ich weiß das du sauer bist. Und es tut mir auch leid, mobben ist scheiße", er schafft es nicht einmal, mir dabei in die Augen zu sehen. Erbärmlich! „Schön, aber so einfach ist das nicht. Außerdem musst du das ihr sagen, nicht mir. Erst drohst du mir, dann ihr. Was haben wir dir denn eigentlich getan?", ich verschränke meine Arme. „Es war scheiße, das weiß ich doch" „Ash, vielleicht war es einfach ein Fehler zu denken, du wärst anders", damit drehe ich mich um und stapfe aus dem Schulgebäude.

Meint Kat, das etwa ernst? War es wirklich ein Fehler?

Save me Badboy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt