Kapitel 40 "Familienessen mit Folgen"

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Ich höre laute Schritte hinter mir und dann meinen Namen durch den ganzen Parkplatz rufen. „Was?", genervt drehe ich mich um und erblicke Zayns strahlendes Gesicht: „Bock zu mir zu kommen?" Misstrauisch betrachte ich ihn: „Warum?" „Weil, Noah noch Unterricht hat und du sonst mit dem Bus fahren musst. Und mir ist dann nicht langweilig", sagt er. Ich nicke unsicher (Bild) aber dann gebe ich mich geschlagen. „Gute Argumente", lache ich und steige ein. Die Fahrt verläuft ohne große Gespräche, das Radio sorgt dafür, dass es keine vollkommen Stille ist. „Trete ein", Zayn schließt die Tür auf und wirft seine Schuhe in eine Ecke. Ich mache es ihm nach, dann schicke ich Noah noch schnell eine Sprachnachricht und folge Zayn in die Küche. Sofort sticht mir der Kühlschrank ins Auge, unzählige kleine Bilder verzieren das weiße Gerät. „Oh gott wie alt ist das bitte", kichere ich und deute auf ein Kinderbild von Zayn und mir, wir sind über und über mit Ketchup bekleckert. „Unsere Essensschlacht", Zayn legt einen Arm um mich und betrachtet das Foto, „Mum hat uns dann nicht mehr reingelassen." „Stimmt, wir mussten dann mit dem Gartenschlauch erstmal sauber gemacht werden", kichere ich. Ich spüre Zayns Blick auf mir ruhen: „Kat!" „Mh", ich drehe mich langsam um. „Du hast das erste mal gelacht, so richtig. In meiner Anwesenheit", er starrt mich an. Sofort senke ich den Blick und setze wieder mein Pokerface auf. „Nein, lach wieder. Es ist so schön, dich fröhlich zu sehen" Ich lächele tatsächlich wieder leicht. „So wirkst du noch hübscher, als du eh schon bist", murmelt er, aber sodass ich es noch deutlich hören konnte. Wir stehen gefühlte Stunden einfach nur so rum und starren uns an, bis uns jemand aus unserer Trance herausholt. „Zayn, bist du da?", ruft seine Mutter aus dem Flur. Er wendet den Blick zu Tür und schreit, in der Küche, zurück. Dann wirft er mir einen letzten Blick zu, runzelt die Strin, dreht sich um und geht raus. Okayyyyyyyy?! Wirred!

Zayns Sicht

Mit schnellen Schritten eile ich in den Flur. „Ah, du bist da. Dann koche ich schnell was und wir können essen", meine Mum zieht sich ihre Jacke aus und hängt sie ordentlich an die Garderobe, so wie sie es immer tut. Bei ihr hat Ordnung die höhste Priorität. "Schon wieder fliegen deine Schuhe in der Ecke rum", sie schüttelt ihren Kopf, bückt sich und stellt die Schuhe richtig hin. „Hast du Besuch?", sie deutet auf die grauen Converse. Verarschen bringt nichts, sie kauft mir eh nicht ab, dass die von einem Jungen sind, dafür sind die zu klein. „Äh, ja", murmele ich. „Schatz das glaubst du nicht", ruft mein Vater aus der Küche. Fuck! Kat! „Ja was ist denn?", meine Mutter läuft an mir vorbei, in der Tür bleibt sie dann stehen. Super gemacht, Zayn! Echt super! Ich lehne meinen Kopf an die Wand, das letzte was ich wollte ist Kat in eine unangenehme Situation bringen und sie mit meinen Eltern konfrontieren. „Zayn, komm mal her", ordert meine Mutter mit harschem Ton. „Ja Mama?", ich laufe den beiden hinter her. „Also hatte ich doch recht das letzte mal. Wieso hast du mich angelogen?", sie stemmt ihre Hände in die Hüften. „Ähm, ja, also...", ich vergrabe meine linke Hand in meiner Hosentasche, mit der anderen fahre ich mir nervös durch die Haare. Heilige scheiße, wieso fällt mir nichts plausibles ein. „Ich wollte das nicht", springt Kat plötzlich für mich ein, „es sollte eine Überraschung werden." „Also Überraschung", sie wedelt übertrieben mit ihren Händen. „Das ist dir auf jeden Fall gelungen", lacht mein Vater. „Bleib doch zum essen", bietet meine Mum an und fährt sofort ihren eigenen Film. Ich fahre mir über das Gesicht, das darf doch alles nicht wahr sein. „Nein danke", winkt Kat ab. Sofort bekommt meine Mutter eine trüben Gesichtsausdruck: „Aber warum denn nicht? Wir haben uns doch schon so lange nicht gesehen." „Kleinen Moment", ich ziehe Kat an der Hand raus und lasse meine verwirrten Eltern zurück. „Sag einfach ja", bitte ich sie schweren Herzens, auch wenn ich ihr das ersparen möchte. „Warum, ich hab da echt kein Bock drauf", stöhnt sie. „Sie wird nicht locker lassen", ich sehe sie mit großen Augen an. Kat gibt sich schließlich einen Ruck und meine Mutter, die freut sich natürlich riesig. „Ich rufe euch dann", sie bindet sich ihre Kochschürze um und bewaffnet sich mit einem ihrer vielen Kochbücher. Wir nicken beide und ziehen uns dann in meinem Zimmer zurück. „So, du hast deiner Mutter also nicht erzählt, dass ich wieder da bin", Kat sieht mich erwartungsvoll an. „Ich wette du hast es deiner Mutter oder Stella auch noch nicht erzählt?", stelle ich eine Gegenfrage. „Stella wäre die letzte der ich etwas erzählen würde", faucht sie. Okay, da ist definitiv viel passiert. „Was ist passiert?" „Unwichtig", sie setzt sich auf meinen Drehstuhl und blickt stumm aus dem Fenster. Erst als das Essen fertig ist, erwacht sie wieder zum leben. „So und nun erzähl mal, wie kommst du so plötzlich hierher?", fängt meine Mutter an. Jetzt geht das Verhör los, vor dem ich Kat eigentlich bewahren wollte. „Ich bin hier auf dem Internat", antwortet sie und schiebt sich eine Kartoffel in den Mund. „Wie schön. Du bist schon so erwachsen geworden", lacht meine Mutter. „Sie ist ja auch schon 18", sage ich genervt. „Was!", sie reißt ihre Augen auf, „wie schnell doch die Zeit vergeht. Wie geht es deiner Familie?" „Gut", antwortet Kat desinteressiert. Ich bin echt beeindruckt, wie sie das meistert und sich nichts anmerken lässt. Wie viele Jahre es wohl gedauert hat, sich so eine Mauer zu bauen und sich hinter einer Maske zu verstecken, die nie verrutscht? „Wir würden deine Mutter auch mal gerne wieder sehen", meint mein Vater. „Ich frage mich ob sie immer noch so nett ist", fügt meine Mutter hinzu, „bestimmt. Die war doch immer so anständig. Erinnerst du dich, Diana war immer total gegen Alkohol", erzählt meine Mutter weiter und Kat spannt sich neben mir immer mehr an. Ihre Hand umfasst ziemlich fest die Gabel. „Wie geht's deiner Schwester, Stella? Sie muss ja auch schon bei zwanzig sein", ergänzt mein Vater. „24", sagt Kat lustlos, was ich auch verstehen kann. Essen tut sie auch nicht mehr wirklich, sie tut mir einfach nur leid. „Ach, ich kann mich erinnern wie rührend sie sich immer um dich gekümmert hat, sie hat dich keine Sekunde alleine gelassen. Wir sollten sie alle mal einladen, was denkst du Schatz?", fragt meine Mutter an meinen Vater gerichtet. „Wieso nicht? Nach eurem Umzug, hatten wir kaum noch Kontakt", erwidert dieser, „wieso seid ihr eigentlich so plötzlich umgezogen? Das hat uns nie einer erzählt, ihr wart plötzlich einfach weg." Ich spüre wie sich Kat neben mir versteift, genau deshalb wollte ich so eine Situation vermeiden. Mir ist egal, dass sie vielleicht austickt, behutsam lege ich meine Hand auf ihr Oberschenkel und male kleine Kreise. Sie zuckt zwar etwas zusammen, aber schiebt sie nicht weg, das heißt ja schon mal was. „Ach die liebe Diana, so eine liebevolle Frau. Sie hat sich nie etwas zu Schulden kommen lassen", okay jetzt nervt diese Frau vor mir echt. „Tut mir leid ich kann das nicht", murmelt Kat, eher in meine Richtung, dabei glitzern kleine Tränchen in ihren Augen. Sie donnert die Gabel auf den Tisch und springt auf. „Haben wir etwas falsches gesagt?", meine Mutter sieht mich verwirrt an. „Ohh", stöhne ich und springe ebenfalls auf. Gerade als ich aus der Tür austrete, höre ich die Haustür noch zu schlagen. Ich schlüpfe schnell in meine Schuhe und schnappe meinen Autoschlüssel, dann bin ich auch schon draußen. Ich sehe noch wie Kat auf mein Motorrad aufspringt und davon rast. Scheiße! Ich werfe den Motor meines Autos an und folge ihr. Ich habe keine Ahnung, wo sie jetzt hinfährt, aber ich werde sie nicht alleine lassen. Nicht nach diesem Verhör und in ihrem Zustand.

Na das lief aber nicht gut. Und wo fährt sie jetzt hin?

Save me Badboy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt