Kapitel 29 "Neues Zuhause"

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Nach einem angenehmen Fußmarsch, stehe ich vor Noahs Haus. Da ich niemanden aufwecken will, rufe ich Noah an, ich muss den Anruf drei mal wiederholen, bevor er überhaupt dranggeht. Nach kurzer Zeit macht mir ein verschlafener Noah schließlich die Tür auf. „Kat was ist passiert?", fragt er mit rauer Stimme und fährt sich durch die Haare. Er ist nur in Boxer bekleidet und versucht einen klaren Blick zu bekommen. „Ich hoffe du hast ein Bett für mich frei", ich schiebe ihn zur Seite und rolle mit meinem Koffer nach unten. „Ja schon", er kratzt sich am Kopf und lässt sich auf seiner Couch nieder. „Brauchst du irgendwas?", erkundigt er sich noch. „Nein, ich will ja nicht, dass deine Familie aufwacht" „Alles gut, die sind nicht da, besuchen meine Oma. Hast du dich wieder mit Lara gezofft?", er mustert mich verwirrt. „Schon, aber das ist eigentlich nicht der Grund weshalb ich hier bin", ich betrachte meine Hände von allen Seiten. „Um was geht's dann", er läuft in sein Zimmer, „Zayn?" „Nein", rufe ich. „Dann komm her und sag es mir", ruft er zurück. Ich stehe langsam auf und laufe zu ihm. Er zieht sich gerade eine Jogginghose an und lässt sich dann wieder in sein Bett fallen, ich daneben. Unsere Köpfe berühren sich leicht, ich lege meine Hände auf meinen Bauch ab und atme erstmal ein paar Atemzüge ein und aus. Nach langem Schweigen, fange ich dann auch an zu erzählen: „Ich habe dir nicht alles erzählt. Erinnerst du dich an das Spiel damals am See, ich habe gelogen und dir nie eine richtige Antwort gegeben." „Und?", er richtet sich leicht auf. „Gar nichts davon hat gestimmt. Ich bin in viel schlimmeren Verhältnissen aufgewachsen", platze ich heraus und bin froh, diese Worte endlich ausgesprochen zu haben. „Deswegen bist auch so gewaltbereit", stellt er fest, "du musstest dich selbst schützen und warst auf dich alleine gestellt." „Wie würdest du es finden, wenn du nach Hause kommst und deine Mutter nicht da ist. Und du Wochen später erst erfährst, dass sie ins Koma geprügelt wurde", sage ich emotionslos und starre dabei ins Leere. „Was!", Noah sieht mich geschockt an. Jetzt nehme ich allen Mut zusammen: „Hör zu. Ich erzähle dir einfach alles von Anfang an. Kann aber dauern." „Keine Sorge, schlafen kann ich eh nicht mehr", lacht er, dann wird seine Miene wieder ernst. Ich atme tief ein und fange an zu erzählen. Von meiner Schwester, die mich alleine gelassen hat. Von meinem Vater, der meine Mutter hat sitzen lassen. Meiner Mutter die nur getrunken hat und wo Drogen zum Alltag gehört haben. Davon als ich älter wurde, meinen Problemen, meinen Vorstrafen, meinen Freunden. Wie Ben mich da rausgeholt hat und wie ich hier gelandet bin. Nach einer halben Stunde sagt erstmal keiner was, bis Noah sich räuspert: „Das tut mir so leid für dich." Er zieht mich so gleich an sich ran und drückt mich ganz fest. Ich höre sein Herz schlagen und ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann. Das erste mal in meinem Leben, bin ich froh einer Person mein Schicksal erzählt zu haben. „Ich bin so froh, dass ich dir das erzählt habe, es ist so befreiend. Aber bitte erzähl keinem was davon, ich will kein Mitleid von den anderen", ergänze ich kleinlaut. „Klar", seine blauen Augen strahlen so viel Wärme und Liebe aus. „Und Zayn kennst du also schon länger?", hakt er nochmal nach. Ich nicke. „Krass. Aber Kat, jetzt bist du hier. Du hast neue Freunde, mich, Ash und Chase. Und eine beste Freundin wirst du auch noch finden. Ich werde dir helfen wieder glücklich zu sein", er streichelt mir ein Haar hinters Ohr, „du bist so wundervoll." Beschämt blicke ich nach unten. Ein lächeln huscht über meine Lippen. „Na siehst du, du lachst wieder", Noah umarmt mich und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel. Augenblicklich fühle ich mich wohler: „Noah, für was brauche ich eine beste Freundin, wenn ich dich habe." Sofort wird sein grinsen noch breiter und er zieht mich in eine Umarmung. Jetzt erst merke ich, wie müde ich eigentlich bin. Ich lege meinen Kopf auf Noahs Schoß und dieser spielt mit meinen Haaren. Kurz darauf muss ich eingeschlafen sein. Ich liege zusammen gerollt auf seinem warmen, weichen Bett und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Die Sonne scheint durch die Rolladenschlitzen. Mein Handy verrät mir das wir 15 Uhr haben. Von Noah ist nichts mehr zu sehen. Ich mache mir nicht die Mühe aufzustehen, stattdessen scrolle ich durch Insta und checke meine neusten WhatsApp-Nachrichten ab. Nach ca. einer weiteren Stunde stehe ich dann auch langsam auf und mache mich im Bad frisch. Ich wollte mich ändern und das werde ich heute ihn die Tat umsetzen. Im Internet suche ich nach einem Pankcakesrezept und fange an den Teig zu mischen. Nach weniger als einer Stunde stehen gold-braune Pancakes vor mir. Hey, nicht schlecht für mein erstes mal. Gerade als ich mich über das Essen hermachen will, dreht sich ein Schlüssel in der Haustür und Noah steht neben mir. „Guten Morgen, wo warst du?", sage ich fröhlich. „Morgen kann man das nicht mehr nennen", lacht er, „ich war schon mit den Jungs unterwegs." Ich schiebe ihm den Teller hin: "Willst du, sind echt lecker." „Hast du die gemacht?", kritisch betrachtet er sie von allen Seiten. „Keine Sorge, ich habe sie nicht vergiftet", grinse ich. „Und jetzt probier mal", ich schiebe ihm eins in den Mund. „Oha, mh, voll lecker", anerkennend nickt er mir zu, „so gute Laune?" „Natürlich, ich will mich ändern und du hilfst mir", ich drücke ihm ein Küsschen auf die Wange und laufe an ihm vorbei ins Wohnzimmer. „Immer doch. Ah, bevor ich es vergesse, nachher kommen die Jungs noch. Ich hoffe das ist okay" „Geil, das wird ein Spaß", sage ich optimistisch. „Okay, langsam übertreibst du es mit deiner guten Laune", Noah sieht mich unsicher an, "ist wirklich alles okay?" „Soll ich lieber grimmig schauen. Vielleicht so", ich ziehe die Augenbrauen zusammen, verschränke meine Arme und mache einen Schmollmund. „Nein, dein Lächeln steht dir besser", Noah zieht meine Arme auseinander. Sofort muss ich lachen. „Und da ist es wieder", er schaut mich lächelnd an, "das schönste Lachen der Welt." „Ich hab dich lieb", flüstere ich. „Ich dich auch", erwiedert er. „Und jetzt komm steh auf", er klopft mir aufs Bein, „wir müssen noch die Getränke vorbereiten und ein bisschen aufräumen." Lustlos folge ich ihm nach unten. Wir befreien den Tisch von Verpackungsmüll und stellen Colaflaschen, Wasser, Klopfer, Bier und eine Vodkaflaschen hin. Aus seinem Vorratsschrank holt Noah noch Gummibärchen, Chips, Nachos und Erdnüsse. „Hier der Dip", ich schraube den Deckel ab und stelle es zu den anderen Sachen. „Das wärs dann", Noah schließt noch die Playstation und Boxen an und setzt sich dann zu mir.

So, so immerhin weiß schon einer was wirklich in ihr vorgeht. Wird sie es schaffen nicht mehr so böse und wütend auf alle zu sein? Seid gespannt, dieser Abend hat gerade erst begonnen 😂😏

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