Kapitel 2 "Eisblaue Augen"

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>>Das Bild zeigt Lara<<

Schule, der Gedanke daran lässt mich aufstöhnen. Ich ziehe mir eine figurbetonte schwarze Jeans an, dazu ein Basic Shirt und meine schwarzen mit nietenbesetzten Boots. Auf meinen Kopf setze ich eine Mütze, es ist zwar nicht sonderlich kalt, aber passt einfach zum Outfit. Zusammen mit Lara mache ich mich auf den Weg zur Schule. „Ich bin schon Ewigkeiten kein Bus mehr gefahren", lache ich und suche mir einen freien Platz. Die Fahrt dauert nicht sehr lange und schon erstreckt sich die riesige High School vor uns. "Bist du nervös?", fragt Lara und drückt sich aus dem engen Bus, dicht gefolgt von mir. "Eigentlich nicht", sage ich schulterzuckend. Die Schule ist nicht sonderlich groß, was mich etwas überrascht. Ich kann viele Kursräume und eine riesige Cafetería entdecken. Die Flure sind ausgestellt mit Spinden in verschiedenen blautönen. „Du kannst ja schon mal ins Klassenzimmer gehen. Ich suche mal meinen Spind", sage ich. Den Schlüssel dafür habe ich bereits gestern bei der Einweisung erhalten. „Findest uns denn auch?", Lara legt die Stirn in Falten. „Ich bin nicht blöd und einen Mund habe ich auch zum fragen", gebe ich ihr zu verstehen, dass sie gehen kann. Mit meiner Spindnummer begebe ich mich auf die Suche. Ich scanne mit meinen Augen die Spindnummern ab, während ich ein leises winzeln aus einem Gang weiter vorne wahrnehmen kann. Neugierig biege um die Ecke und kneife meine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Lasst mich", höre ich eine schüchterne Stimme vor mir. Ein Mädchen, eher unscheinbar, vielleicht um die 15 versucht vergebens an ihren Spind zu kommen. Nur zwei Idioten lassen sie nicht ran. Sie sind mindestens zwei Köpfe größer als sie und drücken sie die ganze Zeit weg. „Will unser kleiner Nerd zu ihren Büchern", gackern sie und bekommen sich kaum noch ein vor Lachen. Diese Schweine! „Mach das du weg kommst, das ist unser Abteil", sagt der eine abschätzig und spuckt ihr fast vor die Füße. „Aber ich kann doch nichts dafür, dass mein Spind hier ist", sagt sie leise und senkt ihren Kopf. Damit macht sie sich noch kleiner, als sie eigentlich schon ist. „Sei still und verzieh dich. Denkst du uns bockt das", die beiden machen sich noch größer, als sie eh schon sind und schubsen sie leicht. Als das arme Mädchen dann auch noch ernsthaft gehen will, brennen bei mir alle Sicherungen durch. „Bleib", befehle ich ihr und halte sie mit meinem Arm auf. Abrupt bleibt sie stehen und starrt mich an. „Weg da", ich funkele die Jungs böse an. „Och die Kleine denkt wohl, wir lassen uns von ihr einschüchtern", lacht der eine und sein Auge zuckt leicht. „Ich wiederhole mich ungern zweimal", ich ziehe meine Augenbrauen zusammen, „macht den Weg für sie frei." „Und wenn nicht?", der Größere verschränkt herausfordernd seine Arme vor Brust. Seine Adern blähen sich auf und scheinen fast zu platzen. „Soweit wollt ihr es erst gar nicht kommen lassen", knurre ich. „Du wirst doch eh nichts tun. Wir haben vor so einer Bitch keine Angst", damit hat er es sich endgültig verspielt. Ich schnappe ihn am Kragen und presse ihn gegen die Schließfächer. „Lässt du noch mal deine Kraft an wehrlosen Menschen aus, dann ramme ich dir meine Krallen nicht nur in die Augen, sondern auch in die Eier", fauche ich. „Hilf mir doch mal, anstatt doof zu glotzen", ruft er seinem Kollegen zu. „Netter Versuch", mit einem Tritt in die Eier krümmt sich auch der Nächste. „Und jetzt verpisst euch und sucht euch Opfer in eurem Alter", rufe ich und drücke den einen weg. „Wir sind noch nicht fertig", grummeln sie und ziehen zähneknirschend ab. „Danke", murmelt das Mädchen. „Ach kein Ding", ich lächele sie freundlich an.

In der Cafeteria wird sofort getuschelt, nachdem ich erblickt worden bin. Etwas unsicher setze ich mich an einen der Tische. „Das ist mein Tisch", spricht ein voll aufgestyltes Mädchen mich an. „Da steht nicht dein Name", ich betrachte ihr knappes Outfit. „Vergiss nicht, hier sitzen nur die Obercoolen." „Also du demnach auch nicht", kontere ich. „Der Losertisch ist da", sagt sie abschätzig. „Ja, da ist auch noch mit Sicherheit ein Platz für dich frei und jetzt verzieh die, sonst denkt man ich wäre mit dir befreundet", ich kann Empörung in ihren Augen sehen, dann endlich verschwindet sie. „Na der hast du es aber gegeben", lachend setzt sich Lara zu mir, "du bist nicht mal einen Tag hier und schon Gesprächsthema Nummer eins." Ich lache unsicher und blicke durch die Reihen von Schüler, von denen die meisten mich immer noch komisch mustern. Aber dies ist nicht von Dauer, denn plötzlich wird die Tür aufgerissen und die Cafeteria ist mucks-mäuschen-still. Die Aufmerksamkeit gilt augenblicklich den drei Jungs die durch die Tür maschieren. Den einen kenne ich sogar noch von vorhin. Ohne jemandem auch nur einen Blick zu würdigen, laufen sie auf einen Jungen zu, der an dem gleichen Tisch, wie das Mädchen von heute morgen sitzt. „Was ist da drauf?", knurrt einer in der Mitte, welcher der Big Boss der Bande zu sein scheint. Naja hübsch ist er schon muss ich zugeben, mit den blond-braunen Haaren, die zu einem Undercut geschnitten sind. Er trägt eine helle zerrissene Jeans und ein enges schwarzes Shirt, die seine muskolösen Oberarme deutlich zur Geltung bringen. Er deutet auf das Brot eines Nerds. „Käse und Wurst", stammelt dieser leise und rückt nervös seine Brille zurecht. „Passt schon", es wird ihm aus der Hand gerissen. „Aber was soll ich jetzt essen", sagt er ängstlich und wagt es nicht aufzusehen. Dann sieht der Junge ihn noch scharf an. Sofort räumen er und seine Freunde den Platz. Als wäre das noch nicht genug stellen sie ihm noch ein Bein, sodass er zu Boden fällt und seine Bücher auseinander fliegen. Die Jungs grölen und schlagen sich ab. „Macht denn keiner was?", wende ich mich an Lara. Sie schüttelt den Kopf: „Das ist Zayn und vor dem hat jeder Respekt. Niemand stellt sich gegen ihn, denn er hat jeden in der Hand. Keiner will sich ihn zum Feind machen." Ich nicht! denke ich grimmig. „Ein Tagebuch, wollen wir mal sehen was der liebe Marvin hier so alles notiert", scherzt Zayn. Jetzt wird mir das zu viel, wenn kein anderer hilft, dann wenigstens ich. Wütend stehe ich auf und laufe auf Zayn zu. Alle Augenpaare sind nun auf mich gerichtet und ein Raunen geht herum. „Finger weg, das gehört dir nicht", ich reiße ihm das Tagebuch aus der Hand und gebe es seinem Besitzer zurück. „Und jetzt stehst du auf", sage ich mit eisiger Stimme. „Oho, habt ihr das gehört. Da will es wohl jemand mit mir aufnehmen", er stellt sich hin und ist fast einen Kopf größer. Jetzt ist meine Geduld geplatzt, für wen hält der sich eigentlich? „Deine Kollegen haben heute schon von mir eine reinbekommen, wegen der scheiße mit dem Mädchen. Habt ihr überhaupt keinen Anstand!" Jetzt fängt der Mistkerl auch noch an zu lachen. „Pass auf Kleines. Misch dich nicht in Sachen ein, die dich nichts angehen", er lässt seine Finger knacksen. Dann umringen mich die drei Jungs. „Ich habe immer noch keine Angst vor euch", sage ich gelangweilt. „Ich werde ja sowieso nichts tun, gell", ich sehe den einen herausfordernd​ an. „Da wo ich herkomme regelt man alles alleine", ich bleibe dem Blick von Zayn stand. Diese Augen, verdammt die kommen mir so bekannt vor. Nicht lange nach zu denken, packe ich ihn am Kragen und zieh ihn zu mir. „Wenn ich dich noch einmal in der Nähe von diesem Jungen sehe oder sonst jemandem Schwachen, dann krachts aber gewaltig", ich verpasse ihm einen Stoß nach hinten, „und jetzt verpiss dich." Die Schulklingel lässt uns auseinander gehen. „Dein Glück, aber das Spiel ist noch nicht beendet", knurrt er. „Jaja, komm mach dich endlich vom Acker. Und das hier ist jetzt mein Revier", befehle ich. Nachdem die schwere Tür zu fällt, glotzen mich alle an und tosender Applaus bricht aus. „Du bist die erste dich sich traut Zayn und seinen Jungs die Stirn zu bieten", anerkennend klopft Lara mir auf die Schulter. „Ich lasse mir doch nichts von so einem möchtegern Macho sagen", gebe ich zurück. Dann begeben wir uns zurück in die Klasse. Zayn und seine Clique sitzen bereits auf den Plätzen und funkeln mich böse an. „Ich weiß, dass ich geil bin, aber so zu gaffen braucht ihr auch nicht", grinse ich hinterlistig und habe mir damit neue Feinde gemacht. „Nach der 6. Stunde auf dem Schulparkplatz", ruft er mir zu. „Sorry Zayn! Aber ich habe noch keine Lust mit dir rum zu machen. Vielleicht kommt die Zuneigung, wenn ich voll bin", rufe ich über die Schulter hinweg. Dann taucht auch schon die Lehrerin auf. Erdkunde, das war schon damals das langweiligste Fach. Desinteressiert lehne mich zurück und strecke die Beine unter dem Tisch aus. Innerlich muss ich grinsen, diesem Zayn habe ich es aber gegeben. „Katharina, wenn du bitte nicht wie auf der Couch da sitzen würdest, wäre das ganz angebracht und Handy weg", die Lehrerin sieht mich scharf an. „Ich glaube ich bin nicht im Militär, dass ich nicht selbst entscheiden kann, wie ich sitzen will", antworte ich trotzig. „Meine Dame, einen anderen Tonfall bitte! Und ich glaube der Hausmeister würde sich über Hilfe freuen, Handys sind nämlich im Unterricht nicht gestattet" „Wenn Sie lieber helfen wollen, statt zu unterrichten. Ich halte Sie nicht auf!", ich verschränke die Arme provokant. „Also bitte. Ne, du verlässt jetzt sofort meinen Unterricht", ruft sie empört. „Gut", schwingend erhebe ich mich von meinem Stuhl und lasse ihn krachend nach hinten plumpsen, schnappe anschließend meine Tasche und stolziere hinaus. „Bis dann meine Freunde", ich schmeiße die Tür hinter mir zu. „Also sowas habe ich in meinen zehn Jahren Berufserfahrung noch nie erlebt", höre ich die Lehrerin noch murmeln. Boah, was sind schon die zehn Minuten die ich verpasse. Draußen krame ich erstmal eine Zigarette aus meiner Tasche und nehme einen tiefen Zug. „Jo! Jungs da ist sie", die Machos, wie ich sie insgeheim nenne, kommen auf mich zu gelaufen. „Ich dachte du traust dich nicht zu kommen", lacht der eine. „Wieso? Soll ich etwa Angst vor euch haben", ich trete den Rest meiner Zigarette aus. Nun stehen die eisblauen Augen vor mir: „Wir haben noch was zu klären!" Scheiße die kommen mir so bekannt vor, ich kann sie nur nicht zu ordnen. „Was starrst du so?", der dritte macht einen Schritt auf uns zu. „Ich habe mich nur grad gefragt, wie man vor Losern wie euch Angst haben kann. Ihr denkt ihr seid die Kings der Schule, aber ihr seid lausige Hampelmänner. Passt auf ich mach es kurz, ab sofort weht ein anderer Wind", ich halt meinen Blick starr auf Zayn gerichtet „Wenn ihr mich nun entschuldigt ich habe was Besseres zu tun, als meine kostbare Zeit mit Schlappschwänzen wie euch zu verschwenden", ich drehe mich um und stapfe davon.

>>Dieses mal ein etwas längeres Kapitel :)<<

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