Chapter 3

9.6K 509 88
                                    

Mein Herz schlägt immer noch wie verrückt, als ich mich wieder unter die Decke lege. Ich spüre das Lächeln auf meinem Gesicht, fühle mich, als könnte ich jeden Moment platzen vor Glück.

Nico hat mich noch nie umarmt, mich noch nie geküsst!

Doch plötzlich fühle ich ein Ziehen im Magen. Nico war noch nie so nett zu mir gewesen. Warum dann ausgerechnet jetzt?

Vielleicht weil ich mich geweigert hatte bei dem nächsten Auftrag mitzumachen?, meldete sich ein finsterer Gedanke zu Wort. Weil ich ihm nicht helfen wollte und er mich wieder friedlich stimmen wollte?

Hatte er das vielleicht nur getan, weil er wusste, was ich für ihn empfinde und er mich dazu bringen wollte diesen bescheuerten Auftrag doch zu tun? Für ihn?

Die schwarzen Gedanken vergifteten mich, ließen mich frieren.

Ich rollte mich zusammen und starrte zur Decke. Er hatte mich nur ausgenutzt! Ich war nichts weiter als ein Spielzeug für ihn!

Aber ich liebe ihn. Vielleicht hat er mich gar nicht ausnutzen wollen und mir ist es nur so vorgekommen? Vielleicht mag er mich ja wirklich?

Ich presste die Hände auf meine Ohren und wälzte mich umher, als könnte das die Gedanken zum Schweigen bringen, die in meinem Kopf toben.

Ich will das nicht denken, ich vertraue Nico, doch warum fühle ich mich dann so allein?

Es dauert lange, bis ich einschlafe.

Am nächsten Morgen bin ich furchtbar unausgeschlafen, doch ich zwinge mich aufzustehen, mich anzuziehen und meine Sachen für die Schule zu packen.

Die Wut und die Verzweiflung von gestern ist merkwürdig stumpf geworden und ich habe überhaupt keinen Hunger.

Also gehe ich ohne zu Frühstücken in die Schule und bin natürlich zu früh.

Seufzend setze ich mich neben den Klassenraum und schließe die Augen. Ich könnte Nico fragen, was er gestern mit der Umarmung bezwecken wollte, doch er würde mir sicherlich nicht die Wahrheit sagen.

Verbittert verziehe ich den Mund. Ich werde wieder wütend.

Soll er doch sehen wo er bleibt! Und plötzlich weiß ich, wie ich mich rächen kann! Ich werde mich einladen lassen und es verbocken, ganz einfach.

Das würde ihm eine Lehre sein, dass er nicht mit mir umspringen kann, wie er will.

Langsam kommen auch die anderen aus meiner Klasse, doch sie lassen mich in Ruhe, wie immer. Nur ein Mädchen kommt auf mich zu und kniet sich erleichtert neben mich,

„Liz! Ich bin so froh dich wieder zu sehen! Wie geht es dir?“ Es ist das Mädchen aus dem Kino.

Ich hebe den Kopf und sehe sie an. Zwinge mich zu lächeln und nicke. Das heißt bei mir ganz okay.

Sie lächelt zurück und steht auf.

„Bist du auch auf der Party am Samstag eingeladen?“,  fragt sie dann, doch ich sehe ihr an, dass sie sich sicher ist, dass nicht.

Ich schüttel den Kopf. „Aber ich würde gerne“, sage ich langsam, jedes Wort abwägend, als könnte ein falsches dabei sein. Das ist das Erste, was ich je zu ihr gesagt habe.

„Super! Ich denke Cassy hat nichts dagegen wenn du kommst! Ich freue mich!“

Ich nicke und sie geht zurück zu ihren Freundinnen.

„Oh, sie hat geredet!“ Ein Junge sieht spöttisch auf mich herab und grinst mich blöd an. „Ich dachte schon, du wärest stumm!“

Ich ignoriere ihn und stehe auf. So was bin ich gewöhnt, ich bekomme regelmäßig gehässige Kommentare zu hören.

Geheimagenten reden nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt