Chapter 34

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Doch sein Gesicht verrät mir nichts, manchmal sind Pokerfaces einfach idiotisch. Ich verschwinde zurück in mein Zimmer und setze mich ans Fenster, damit ich sehe, wann sie kommt.

Es dauert auch nicht lange. Noch bevor sie die Einfahrt betritt sehe ich sie, reiße das Fenster auf und winke ihr zu.

„Hi!“ Sie winkt zurück und grinst. Hastig gebe ich ihr ein Zeichen leiser zu sein und zu mir zu kommen. Verwundert läuft sie über den Rasen und tritt ans Fenster.

„Was ist denn los?“ Sie sieht sich um.

„Nico weiß nicht, dass du hier bist, und ich denke es ist auch besser so“, antworte ich wahrheitsgemäß und weiche einen Schritt zurück.

„Soll, soll ich durchs Fenster klettern?“, fragt sie und zaudert ein bisschen.

„Was ist wenn ich falle und in den Rosen lande?“

Ich werfe einen Blick auf die weiß blühende Rose links neben meinem Fenster.

„Ach, die triffst du auf keinen Fall!“ Ich bemerke ihren Blick und korrigiere mich. „Das schaffst du, ich helfe dir.“

Vorsichtig legt sie beide Hände aufs Fensterbrett und stemmt sich hoch. Ich greife gerade nach ihr um ihr zu helfen, als die Tür aufgeht.

Sofort schubse ich sie zurück, sie fällt direkt neben die Rose und kann gerade noch einen Schrei unterdrücken.

„Na, Liz?“ Nico schiebt sich herein. „Was machst du denn da am Fenster?“

Cassys und meine Gesichtszüge entgleißen beide.

„ähm, ich, ich rieche an dieser Rose!“, rufe ich fast vor Erleichterung, dass mir diese Ausrede eingefallen ist.

Er kommt langsam auf mich zu.

„Und sie riecht so intensiv, dass ich am liebsten nach draußen gehen würde“, schwafel ich weiter, wobei ich gehen besonders betone und dabei eine wedelnde Bewegung mache.

Nico lächelt, aber auf eine gefährliche Art und Weise.

„Dann sollte ich dieses Geruchserlebnis bestimmt nicht verpassen.“ Seine Augen fixieren sich, als er fast vor mir steht.

„Ähm“, bringe ich hervor, doch irgendwie kann ich keinen klaren Gedanken fassen. Langsam beugt er sich an mir vorbei und riecht an der Rose.

„Bitte, bitte sei nicht mehr da!“, denke ich und presse die Augen zu, als ob Cassy dadurch verschwinden würde.

Dann dreht Nico sich wieder um. „Die riecht nach gar nichts!“

Einen Moment stehe ich einfach nur da, dann luke ich unauffällig aus dem Fenster. Von Cassy keine Spur zu sehen, sie muss es irgendwie geschafft haben, sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen.

„Ich gehe raus“, murmel ich und will gerade loslaufen, als er mich am Arm festhält.

Seine Augen mustern mich.

„Ja?“ Unsicher sehe ich ihn an.

Ich bemerke ein leichtes Zucken, dann schüttelt er den Kopf. „Wen es dunkel wird bist du wieder da, ok?“

Überrascht und etwas verlegen sehe ich ihn an, nicke und renne zur Haustür.

Dort schlüpfe ich schnell in meine Schuhe und gehe nach draußen. Jetzt muss ich nur noch Cassy finden.

Die Hände in die Hüfte gestützt sehe ich mich um, doch von ihr ist weit und breit nichts zu sehen.

Hoffentlich ist sie nicht wieder gegangen, denke ich und seufze. Ich drehe eine Runde ums Haus, um plötzlich hinter die Regentonne gezogen zu werden.

Geheimagenten reden nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt