Ich nicke verlegen. Schließlich ist mein Mittagessen ausgefallen.
„Essen? Klingt gut!“ Nico schiebt sich hinein.
„Nicht für Sie“, erwidert der Mann bloß und geht nach draußen.
Nico grinst und setzt sich neben mich aufs Bett, während ich meine Hose wieder runterkremple.
„Und, einen schönen Ausflug gehabt?“
Erst sehe ich ihn überrascht an, dann muss ich grinsen und nicke.
Einen Moment später kommt ein Tablett mit Essen, was wir zwischen uns stellen.
„Guten Appetit!“ Ich nehme mir die Gabel und probiere etwas davon. „Nicht schlecht, aber Mate kocht besser“, stelle ich fest.
„Lass mich mal probieren.“ Ich gebe Nico die Gabel und er nimmt sich auch etwas.
„Stimmt. Mates Essen ist in der Tat besser. Das ist …“ Er probiert noch den Rest. „Japp, eindeutig.“
Er gibt mir die Gabel zurück und ich esse ein wenig. Dann ist Nico wieder dran und ist gelassen mein Essen.
„Ich glaubs einfach nicht“, höre ich die inzwischen leicht hysterische Stimme der einen Krankenschwester. „Er ist ihr das Essen weg! Wir sollten etwas unternehmen!“
Nur schwer ein Grinsen unterdrückend esse ich noch etwas und überlasse dann den Rest Nico, der so aussieht, als habe er schon etwas länger keine warme Mahlzeit gehabt. Zumindestens wirkt sein Körper unter dem T-Shirt hagerer als sonst.
„Ich bring das Tablett weg“, meint er, als er fertig ist und steht auf.
„Kann ich auch machen“, sage ich und folge ihm zur Tür.
„Kein Ding. Ich muss sowie so noch mal nach Hause. Bis später!“ Er strubbelt mir durch die Haare und marschiert gelassen zur Treppe, die bösen Blicke der Krankenschwestern einfach ignorierend.
Ich mache wieder die Tür zu, drehe mich um und lege mich aufs Bett. Es riecht leicht nach Nico. Und nach Hustenbonbons.
Ich runzel die Stirn und entdecke eine Packung auf meiner Decke, die er dort wohl ausversehen verloren hat. Behutsam tue ich sie auf den Nachttisch und strecke mich auf meinem Bett aus. Nach einer Weile bekomme ich Langeweile und mache einen Abstecher zu Mate. Doch als ich sehe, dass er schläft, gehe ich nach unten in den Eingangsbereich und frage eine der Krankenschwestern nach einem Buch.
„Das hier ist das einzige in deiner Altersgruppe“, meint sie und drückt mir ein recht dünnes Buch in die Hand.
„Mein Pony und ich“, lese ich leise und hebe eine Augenbraue.
„Sorry. Für ältere haben wir nichts.“
Ich danke ihr und gehe zurück auf mein Zimmer. Seufzend schlage ich die erste Seite auf und lege mich auf den Bauch.
Das Buch ist nicht schlecht – für neun bis zehnjährige. Trotzdem lese ich es bis zum Ende durch. Dann mache ich es wieder zu und sehe auf die Uhr.
Halb acht. Draußen ist es schon ziemlich dunkel geworden.
Ich bekomme wieder Langeweile. Das Buch lege ich auf den Nachttisch und stehe auf.
Einen kurzen Moment schwanke ich, dann hat mein Kreislauf sich erholt und ich laufe hin und her.
Plötzlich klopft es am Fenster, und ich fahre erschrocken herum.
Mit zusammengekniffenen Augen spähe ich nach draußen, doch kann nichts erkennen, die Scheibe spiegelt zu sehr.
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Geheimagenten reden nicht
Teen FictionSeit sie aus dem Waisenhaus geflohen ist, arbeitet Liz für eine Verbrecherbande, deren Anführer der freche, zu allem Überfluss auch noch verflucht gutaussehnde Nico ist. Während Liz in ihrem Schulalltag kein Wort spricht, um ja nichts über die Bande...