Chapter 6

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Was wollen sie bloß von ihm? Sie haben ihn doch nicht etwa erkannt? Nein, dass kann nicht sein!

Doch dann fühle ich Trotz. Ich habe es geschafft, und seine Kumpels werden ihn eh wieder rausholen!

Eben, warum mache ich mir dann Gedanken? Er hat es nicht anders verdient, dauernd verletzt er mich, irgendwie muss ich ihm ja zeigen, dass er mich nicht besitzt.

Plötzlich kommt mir ein anderer Gedanke. Seine Kumpel werden ihn auf jeden Fall rausholen, falls er wirklich ein Problem mit der Polizei bekommen sollte. Und genau das ist das eigentliche Problem. Wenn Nico zurück kommt...wird er unausstehlich sein!

Unruhig sehe ich mich um, fast so, als erwarte ich, dass er plötzlich hinter mir auftaucht.

Mist, daran hatte ich nicht gedacht. Er wird wütend sein, sehr wütend.

Meine Gedanken rasen, langsam bereute ich es, ihm den Auftrag verbockt haben. Er wird wissen wer es war, bestimmt weiß er es jetzt schon.

Das reicht. Ich renne  los, so schnell ich kann, die Treppe hinunter, aus dem Haus und die Straße entlang.

Der Weg ist weit, doch die Angst, nach Nico zuhause anzukommen verleiht mir Flügel.

Als ich schließlich keuchend ankomme ist noch nichts von dem schwarzen Van zu sehen. Ohne lange zu zögern öffne ich die Tür, spähe hinein und als ich niemanden sehe flüchte ich mich nach drinnen.

„Wenn er zurück kommt bin ich dran!", murmel ich und sehe mich hektisch um. Was übrigens jeden Moment passieren kann.

Ich flüchte da hin, wo ich mich schon als kleines Mädchen versteckt habe, wenn ich Angst hatte.

Unter Mates Bett.

Ich rutschte bis ganz an die Wand und rollte mich zusammen. Hier fühle ich mich sicher. Hier kann Nico mir nichts anhaben.

„Liz, alles okay?" Ich sehe Mates Füße auf das Bett zukommen. „Was ist passiert?"

Also hat Nico noch nicht angerufen.

„Mmhmm", brumme ich und rühre mich nicht. Mein Puls hat sich wieder beruhigt und ich atme langsamer.

„Liz!" Seine Stimme klingt besorgt. „Was ist passiert, du kannst es mir erzählen, bitte!"

Ich schüttel den Kopf, was er natürlich nicht sehen kann.

„Hat es was mit Nico zu tun?"

Ich zucke zusammen.

„Liz, komm da raus, das bringt doch nichts, komm zu mir, ja?" So hat er früher auch immer versucht mich unter seinem Bett hervor zu locken, doch ich bleibe sitzen.

Er seufzt. „Ach Liz!"

In dem Moment fliegt die Haustür auf. „Ist Liz da?" Es ist Nico. Die Stimme erkenne ich sofort. Ich versuche mich noch weiter nach hinten zu verkriechen, doch ich sitze schon an der Wand.

Mein Herz schlägt wie wild. Jetzt bin ich dran!

„Ja, sie sitzt unter meinem Bett und kommt nicht raus!" Mate klingt immer noch besorgt. „Was ist passiert?"

Doch Nico antwortet ihm gar nicht. „Liz, komm raus!" Seine Stimme klingt hart und kalt.

Ich schlinge meine Arme um den Körper. Seine Füße stehen direkt vor dem Bett.

„Liz! Komm raus!"

Doch ich bleibe einfach sitzen. Plötzlich kniet Nico sich auf den Boden und schaut unter das Bett.

Ich bin sicher, er kann mich nicht erreichen.

Er streckt einen Arm aus und packt mich an meinem Bein. Plötzlich wird mir bewusst, dass ich entweder ein gutes Stück größer, oder Nicos Arme länger geworden sind.

„Lass mich los!" Ich fange an mich zu wehren, doch er packt noch mein anderes Bein und zieht mich unter dem Bett hervor.

Ich fluche und zeter und versuche mich am Bett fest zu halten, doch Nico zieht mich erbarmungslos aus meinem Versteck hervor.

Ich springe auf, doch Nico ist schneller und packt mich wieder. Drohend fauche ich ihn an und versuche ihn zu beißen, doch meine Zähne schnappen ins Leere.

„Ich bin so froh, dass dir nichts..weißt du, welche Sorgen ich mir gemacht habe! Du hättest..was hast du dir nur dabei gedacht!" Seine Stimme klingt aufgebracht und wütend. Ich glaube einen Hauch von Sorge zu hören. Er drückt mich fest an sich, als könne ihn nur das überzeugen, dass ich wirklich da bin. Dann schiebt er mich ein Stück von sich.

„Wie konntest du nur den Auftrag ruinieren?" Er holt aus und ich kneife die Augen zusammen. Doch der Schlag kommt nicht.

„Jetzt muss ich mal was klar stellen. Wenn du dich weiter so anstellst schaffst du deinen großen Auftrag nie!"

Aufgebracht funkelt er mich an, ich starre nur fassungslos zurück. So Durcheinander habe ich ihn noch nie erlebt.

Er will mich packen, doch ich weiche zurück. Allzu schnell habe ich die Wand im Rücken und ihn direkt vor mir.

„Noch ein Regelverstoß und du machst Survival-Training!"

Meine Augen weiten sich und ich halte die Luft an. Oh nein, nicht Survival-Training!

Nico lächelt. "Oh doch!"

Geschlagen senke ich den Kopf.

„Gut! Und jetzt kommst du mit. Schließlich ist wegen dir ein Auftrag durch die Lappen gegangen!"

Ich will protestieren, doch er packt mich und zerrt mich ins Wohnzimmer.

Dort schubst er mich auf eins der Sofa und setzt sich neben mich.

„Ihr habt doch Montag euren Wandertag", fängt er an. Überrascht sehe ich ihn an.

„Wandertag?"

Nico lächelt und schüttelt den Kopf. „Was bekommst du eigentlich mit?"

Plötzlich dämmert es mir. Wir hatten mal besprochen Wandern zu gehen. Seufzend ziehe ich meine Füße hoch.

„Ihr werdet an einer Gaststätte halt machen. Dort lockst du sie weg und wir schnappen sie uns!"

Missbilligend sehe ich ihn an. „und wie soll ich das bitte machen?"

Doch er lacht nur. „Du hast es verbockt, da musst du jetzt durch! Und denk daran, wenn du es wieder verbockst.." Er lässt den Satz unbeendet und ich kneife wütend die Augen zusammen.

Geheimagenten reden nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt