„Liz.“
„Geh weg!“
„Hey!“ Er packt mich an der Schulter und dreht mich zu sich um. „Bist du etwa wegen dem Wasser eingeschnappt?“
Erbost starre ich zu ihm auf und versuche mich zu befreien, doch er hält mich eisern fest. Fauchend strecke ich meine Finger nach dem Glas aus und schnappe es mir.
„Wehe“, droht Nico, doch da habe ich das volle Glas schon nach ihm geworfen. Blitzschnell reißt er seinen Arm hoch, das Glas fällt auf den Boden und spritzt dabei das ganze Bett voll.
Doch der kurze Moment reicht mir um mich zur Seite zu rollen und aufzuspringen. Schwer atmend stehe ich neben dem Bett, die Hände zu Fäusten geballt.
Nico sitzt auf meinem Bett und schüttelt sich die nassen Haare aus dem Gesicht.
Einen Moment sieht er mich einfach nur an, seine dunklen Augen bohren sich in meine.
Ich muss schlucken, doch sehe ihn mit hoch erhobenen Kopf an.
„Komm her!“ Seine einfachen Worte jagen mir einen Schauer über den Rücken.
Vorsichtig schüttel ich den Kopf und mache einen Schritt zurück.
„Komm schon. Ich tu dir nichts.“ Langsam streckt er eine Hand nach mir aus.
Misstrauisch sehe ich ihn an.
„Ganz ruhig.“ Seine Stimme klingt sanft.
Unsicher mache ich ein paar Schritte auf ihn zu, zögere kurz und dann noch einen. Jetzt bin ich in seiner Reichweite.
Plötzlich und völlig unerwartet packt er mich und schleudert mich aufs Bett. Erschrocken japse ich auf und rolle mich zusammen, doch er ist schon über mir.
„Noch einmal und du bist dran!“ Funkelnd sieht er mich an, er drückt so fest zu, dass es weh tut.
Mit weit aufgerissenen Augen starre ich ihn an, immer noch überrumpelt.
Dann fasse ich mich wieder. „Lass mich los.“
Doch Nico schüttelt nur den Kopf.
„Erst, wenn du dich entschuldigst.“
„Was?“ Langsam werde ich wieder wütend. „Wenn sich einer entschuldigen muss, dann du!“
Bedrohlich knurrt er mich an und ich sehe Hilfe suchend zur Tür.
„Diesmal ist Mate nicht da um dir zu helfen.“ Ein Lächeln zuckt über sein Gesicht.
„Ich schreie“, drohe ich und verziehe das Gesicht, als er noch fester zudrückt.
„Wag es ja nicht!“
„Ok, ok, lass mich los!“ Verzweifelt versuche ich mich zu befreien, doch er ist einfach zu stark. „Nico lass mich los, bitte.“
Er überlegt. „Na gut, aber nur unter einer Bedingung!“
Misstrauisch sehe ich ihn an. „Welche?“
Nico lacht. „Schluck die hier.“ Gelassen wirft er eine kleine Tablette neben mich.
„Willst du mich umbringen?“ Entgeistert blicke ich erst zu der Tablette, dann zu ihm.
„Nö, ich will nur das du die schluckst, vertrau mir, dir passiert nichts.“
„Wie soll ich dir denn noch vertrauen?“, gifte ich.
„Tu es einfach. Dir wird nichts geschehen.“ Er lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Ganz langsam schließe ich meine Hand um die Tablette und führe sie zu meinem Mund. Ich hebe den Blick und sehe Nico in die Augen. Er lächelt.
Flehend sehe ich ihn an, doch er schüttelt nur den Kopf.
Seufzend nehme ich die Tablette in den Mund und schließe die Augen.
Eigentlich habe ich vor die Tablette möglichst schnell hinunter zu schlucken, doch dann schmecke ich den leckeren süßen Geschmack und fange an zu lutschen.
„Traubenzucker?“, frage ich überrascht und öffne wieder meine Augen.
Nico nickt. „Ich habe dir gesagt, du musst mir nur vertrauen.“
Skeptisch hebe ich eine Augenbraue. „Das sagt gerade der, der mindestens schon fünf mal versucht hat, mich zu vergiften“, bemerke ich und rolle mich zur Seite.
Er lacht und knufft mich in die Seite.
„He“, kicher ich und robbe so schnell ich kann vom Bett. Ich kann ihm einfach nicht lange böse sein. Nico setzt mir hinterher. Fluchend flüchte ich durchs ganze Zimmer, bis Nico mich erwischt, festhält und mich ordentlich durchkitzelt.
„Du bist ja noch genauso kitzelig wie früher“, stellt er grinsend fest, als ich schließlich nach Luft ringend auf meinem Bett liege.
Plötzlich höre ich Schritte auf dem Gang, es klopft, die Tür geht auf und Nico springt gerade noch dahinter.
Es gibt einen leisen Rums und ich zucke erschrocken zusammen.
„Was ist denn hier los?“ Die Krankenschwester sieht ziemlich unglücklich aus, anscheinend ist es schon später.
„Ähm, ich, … ich fühle mich … unausgelastet!“ Erwartungsvoll sitze ich da, angespannt und warte, dass sie mir die Begründung abkauft.
„Und was war das gerade eben für ein Geräusch, ist da etwa etwas hinter der Tür?“
Mit einem leisen Schrei springe ich vom Bett und werfe mich vor die Tür, die dabei zur Wand gedrückt wird. Ich höre ein leises Ächzen.
„Da habe ich ein paar Bücher deponiert“, schwindel ich hastig und versuche unschuldig zu grinsen, was wohl eher panisch wirkt.
„Sicher, nicht das noch …“, meint sie, doch ich unterbreche sie.
„Nein, nein. Alles in Ordung! Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen.“ Ich räuspere mich und sehe sie an.
„Na gut, aber ich will kein Geräusch mehr hören. Gute Nacht.“ Sie lächelt mir noch einmal zu und schließt dann die Tür.
Einen Moment ist es totenstill, nur ihre leiser werdenden Schritte sind noch zu hören. Vorsichtig drehe ich mich zu Nico um.
„Autsch“, flucht er leise und reibt sich seinen Kopf.
„Sorry“, murmel ich.
„Schon ok.“ Er schüttelt sich leicht und geht dann zum Fenster. „Du solltest ein bisschen schlafen.“
„Nacht, und komm gut nach Hause.“ Ich öffne ihm das Fenster, als sei das das selbstverständlichste auf der Welt und er klettert auf das Fensterbrett.
„Nacht, Liz.“ Er wuschelt mir durch die Haare und klettert ein Stück tiefer, Richtung Feuerleiter.
Ich sehe ihm noch nach, bis er sie erreicht hat, dann schließe ich das Fenster weil es mir zu kalt wird.
Langsam gehe ich zur Tür, mache das Licht aus und krieche unter meine Decke.
Morgen würde ich hier heraus kommen, zusammen mit Mate. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlafe ich ein.
Ich werde von den hellen Sonnenstrahlen geweckt, da ich vergessen hatte, die Vorhänge zu zuziehen.
Als erstes fallen mir ein paar Sachen ein: Heute komme ich raus. In drei Tagen ist mein großer Auftrag! Oder anders ausgedrückt: Übermorgen. Ich merke wie ich bei dem Gedanken leicht nervös werde.
„Tief durchatmen!“, befehle ich mir und stehe auf.
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Geheimagenten reden nicht
Teen FictionSeit sie aus dem Waisenhaus geflohen ist, arbeitet Liz für eine Verbrecherbande, deren Anführer der freche, zu allem Überfluss auch noch verflucht gutaussehnde Nico ist. Während Liz in ihrem Schulalltag kein Wort spricht, um ja nichts über die Bande...