Chapter 23

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„Klar. Du hast heute lang, oder?“

„Ne, entfällt“, erwider ich und grinse.

Er lacht. „Lass das bloß nicht deine Lehrer hören.“

Diesen Morgen muss ich zur Schule laufen und komme gleichzeitig mit dem Lehrer.

„ich habe etwas für euch“, verkündet er und teilt einen Zettel an mich, Con und noch einen Jungen aus. „Eure Eltern möchte ich auf jeden Fall beim Elternsprechtag sehen, die andern können wenn sie wollen. Ihr drei, bringt mir den Zettel bitte unterschrieben morgen mit.“

Die anderen lachen verstohlen. Ich werfe einen Blick auf den Text. Der dreiundzwanzigste. Der dreiundzwanzigste! Entsetzt reiße ich die Augen auf. Diesen Samstag. In fünf Tagen.

Ich hätte schreien können.

„Liz, sieh doch nicht so entgeistert drein. Es ist nur ein normales Gespräch.“

Jetzt sehen mich alle an. Ich rümpfe die Nase und stecke das Ding ein.

„Also, Morgen, ja? Ich will nicht die Nummer aus den Augen aus dem Sinn, verstanden?“

Die beiden Jungen grummeln ein leises ja.

„Liz? Ach ja, bei dir hätte ich gerne, dass du mitkommst.“ Er lächelt mich an.

Zähneknirschend nicke ich. Muss das ausgerechnet jetzt sein?

Der restliche Schultag vergeht im Schneckentempo, und zudem habe ich das Gefühl, dass heute alle Lehrer versucht haben mich dranzunehmen.

Als es endlich klingelt schleppe ich mich aus dem Klassenraum und wanke zum Parkplatz, wo Mate im schwarzen Van schon auf mich wartet.

„Du siehst ja schrecklich aus. Was ist denn passiert?“ Besorgt sieht er mich an und startet den Motor.

„Willst du erst die gute oder erst die schlechte Nachricht?“ Ich seufze.

Er lacht. „Erst die gute.“

„Ich habe mal wieder mündlich eine sechs kassiert“, informiere ich ihn und erschauder bei der Erinnerung an meinen fuchsteufelswilden Mathelehrer.

Mate schüttelt den Kopf. „Schon wieder Herr Breiten?“

Ich nicke.

„Und die schlechte?“

„Am Samstag ist Elternsprechtag und mein Klassenlehrer will, dass du kommst. Mit mir.“

Er sieht mich bestürzt an und biegt Richtung Museum ab. „Das ist schlecht. Es ist Vormittags, oder?“

„Ja, aber, … ich will nicht.“

Mate lacht laut auf. „Das kann ich mir vorstellen. Wahrscheinlich geht es um das selbe Problem wie in den letzten zwei Jahren.“

„Ihre Tochter beteiligt sich zu wenig am Unterricht. Dabei zeugen ja ihre Arbeiten, dass sie es kann“, spinne ich seinen Gedanken weiter und muss ebenfalls lachen.

Er grinst mich an. „Gut, wir sind da. Soll ich mit reinkommen?“

„Gerne!“ ich strahle ihn an.

Mate öffnet das Handschuhfach und holt eine Plastiktüte heraus. Ich schnappe mir eine Brille mit dickeren Gläsern und mache mir einen Dutt, während er sich einen Schnauzer, passend zu seiner Haarfarbe anklebt und sich einen Hut aufsetzt.

„Bereit?“

„Japp. Du siehst echt seltsam mit dem Bart aus“, kicher ich.

Mate fängt an zu lachen und streicht sich über den Schnauzer. „Tja, super Tarnung eben.“

Wir steigen aus und gehen die Stufen zu der Eingangstür hoch.

In dem Museum ist es viel kühler als draußen und ich fröstel leicht. Nachdem wir den Eintritt bezahlt haben gehen wir in den zweiten Stock zu den Toiletten.

„Ok, ich sehe mal hier drin nach, und du bei den Männern“, raune ich Mate zu. Er nickt und verschwindet in der Herrentoilette.

Bei den Damen schlägt mir sofort der Geruch nach Parfüm in die Nase und die Quelle befindet sich vor dem großen Spiegel und schminkt sich gerade die Lippen nach.

Möglichst unauffällig sehe ich mich um, während ich in eine Kabine gehe und hinter mir die Tür abschließe.

Still verharre ich, wartend, dass sie geht. Schließlich höre ich wie die Tür zur Toilette zufällt und atme erleichtert aus. Schnell husche ich nach draußen und sehe mich um.

Vergebens halte ich nach einem Lüftungsschacht Ausschau. Fluchend lehne ich mich gegen das Waschbecken. Mist!

In dem Moment kommt wieder jemand hinein und ich gehe schnell nach draußen.

Mate ist schon da.

„Und?“, frage ich.

„Wie Dean gesagt hat. Ein Lüftungsschacht, ziemlich breit. Ich würde sagen zwei nebeneinander würde reinpassen. Und nach hinten haben wir auch noch ein bisschen Platz“, informiert er mich, während wir an Gemälden vorbei schlendern.

„Tja, bei mir ist es nicht ganz so gut gelaufen. Nichts.“

Er nickt nachdenklich. „Na ja. Dir fällt bestimmt was ein.“ Zuversichtlich klopft er mir auf die Schulter.

Langsam kommen wir in einen größeren Raum mit ziemlich großen Fenstern. Mate bleibt plötzlich stehen.

„Das ist das Bild“, sagt er und deutet auf ein mittelgroßes Bild mit Goldrahmen. Es ist eine Landschaftsmalerei.

„Gut“, murmel ich und präge mir seinen Standort ein. Plötzlich bekomme ich eine Idee und gehe zu einem der großen Fenster. Genau gegenüber ist ein älteres Haus, vom Museum nur durch eine kleine Seitenstraße getrennt, wie ich es gehofft hatte.

Einen Moment denke ich nach und nicke dann. „Wollen wir zu dem anderen Gegenstand?“

Mate grinst. „Du runzelst die Stirn genau wie Nico, wenn du nachdenkst.“

Überrascht sehe ich ihn an. „Wirklich?“

Er lacht und schiebt mich vor sich her.

„Ja, ungefähr so.“ Er zieht leicht die Nase kraus und runzelt dabei die Stirn. Vor allem mit dem Schnurrbart sieht das sehr lustig aus.

„Es gibt noch den anderen Gegenstand“, erzählt Mate mir beim Treppensteigen. „Ein altes Buch. Es ist im vierten Stock.“

Ich grummel ärgerlich. Hätten die beiden Sachen nicht etwas näher zusammen sein können?

Geheimagenten reden nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt