„Er ist halt voll cool. Aber ihr beide seid so süß zusammen!“ Sie strahlt mich an.
Überrascht und misstrauisch sehe ich sie an. „Aha.“
Wir sind da. Ich öffne die Tür und schließe sie hinter Cassy wieder. Sie sieht sich unruhig um.
„Was denn?“ frage ich und prompt fällt mir die Antwort ein. „Er ist da, ja.“
Sie sieht mich verlegen an. „Ich habe ein bisschen Angst vor ihm.“
„Verständlich, er wollte dich schließlich kidnappen“, antworte ich trocken.
Wir gehen ins Wohnzimmer und ich erstarre. Nico liegt in eine Decke gewickelt auf dem Sofa und schläft.
Er sieht noch blasser aus als am Morgen.
Besorgt gehe ich zu ihm und kniee mich neben das Sofa.
„Ist er krank?“, fragt Cassy, bleibt jedoch auf Abstand.
„Ich weiß es nicht“, flüster ich, während ich sein friedlich schlafendes Gesicht betrachte.
Plötzlich hustet er leicht und öffnet die Augen. „Hey, Liz.“
Seine Stimme ist rau und ungewöhnlich tief. Mir läuft ein Schauer über den Rücken.
„Alles ok?“, frage ich.
„Alles bestens. Ich habe nur einen leichten Husten.“ Er lächelt matt.
„Und Fieber“, stelle ich fest. „Du bist warm wie ein Backofen!“
Er lacht, was jedoch zu einem Husten wird, der gar nicht mehr aufhört. Ich sehe ihn hilflos an, weiß nicht, was ich tun soll.
Schließlich bekommt er wieder Luft und sinkt erschöpft zurück.
Besorgt sehe ich ihn an.
„Liz, mach dir keinen Kopf, in zwei Tagen bin ich wieder fit.“ In dem Moment entdeckt er Cassy.
„Sieh mal einer an. Was macht sie denn hier?“ Seine fiebrigen Augen wandern wieder zu mir.
„Sie besucht mich heute. Wir gehen in mein Zimmer, also wenn du was brauchst …“
Er nickt und schließt die Augen.
Vorsichtig stehe ich auf und gehe mit Cassy in mein Zimmer, wo wir uns aufs Bett setzen.
„Also das sah mir ja nicht nach einem einfachen Husten aus“, bemerkt sie und zieht die Beine an.
Ich nicke. „Was wollen wir machen?“ Fragend sehe ich sie an, in der Hoffnung mich irgendwie ablenken zu können.
„Wie wäre es mit Phase 10?“
„Klar“, murmel ich. „ich hole uns nur schnell was zu essen.“
Ich stehe auf und gehe aus meinem Zimmer, während Cassy schon mal die Karten mischt.
Nico liegt noch immer auf dem Sofa, und nachdem ich ihn einen Moment beobachtet habe gehe ich in die Küche und hohle ein bischen Knabberzeug.
Als ich wieder zurück komme wartet Cassy bereits auf mich.
Wir fangen an und ich komme ziemlich schnell in Führung, nicht zuletzt wegen den Karten in meinen Ärmeln.
Plötzlich fällt mir was ein. „Warte bitte einen Moment. Ich glaube ich koche Nico noch einen Tee.“ Ich stehe auf, gehe in die Küche, koche Tee und stelle die dampfende Tasse neben ihn auf den Wohnzimmertisch.
„Danke“, murmelt er fast unhörbar.
Langsam gehe ich wieder zurück. Die nächsten Runden gewinnt wieder Cassy und ich habe das Gefühl, dass ich nicht ganz bei der Sache bin.
Eine halbe Stunde später hat sie gewonnen und sieht mich kopfschüttelnd an.
„Ich muss noch die Blumen gießen“, bemerke ich und stehe auf, doch sie hält mich am Arm fest.
„Vergiss es Liz. Gib doch einfach zu, dass du dir Sorgen machst!“
„Ich mache mir keine so großen Sorgen, ich habe nur daran gedacht, dass die Blumen noch gegossen werden müssen“, verteidige ich mich.
Sie grinst mich an. „Du hast auch schon behauptet die Katze füttern zu müssen, obwohl ihr soweit ich weiß gar keine Katze habt.“ Ihr Grinsen wird noch breiter, als sie meine betretene Mine sieht.
„Ja ok“, gebe ich seufzend zu. „Du hast mich.“
Ich setze mich wieder auf das Bett und schlinge die Arme um meine Beine.
„Er wird bestimmt wieder gesund“, versucht sie mich aufzumuntern.
Plötzlich fällt mir etwas ein. In sechs Tagen ist mein Auftrag, wenn es ihm bis dahin nicht besser geht, kann ich es vergessen! Ich beiße mir auf die Unterlippe.
Aber ich kann es auch ohne ihn schaffen, denke ich. Ich will nicht so abhängig von ihm sein.
Wir spielen noch Romey und Wizard, dann muss Cassy nach Hause.
„Also, bis Morgen!“ Sie winkt noch einmal, dann läuft sie davon. Ich schließe die Haustür und gehe zurück in mein Zimmer.
Ich habe ein paar Aufgaben auf, die ich gewissenhaft erledige und dann mich dabei ertappe, wie ich auf meinem Stift kaue und nicht weiter weiß.
Schließlich stehe ich auf und gehe gerade ins Wohnzimmer, als Mate nach Hause kommt.
„Hi.“ Er drückt mich kurz an sich und zieht dann seinen Mantel aus. „Geht es Nico schon besser?“
Ich schüttel den Kopf.
„Ich denke er hat sich eine dicke Erkältung oder Grippe eingefangen“, seufzt Mate und wuschelt mir durch die Haare. „Aber das bekommen wir wieder hin.“
Den Abend verbringen wir zu dritt im Wohnzimmer, Mate ließt, ich träume vor mich hin und Nico schläft. Mate hat die Kerzen und den Kamin angemacht. So schön war es hier schon lange nicht mehr.
Als ich mehrfach fast eingeschlafen wäre schleppe ich mich ins Bett.
Am nächsten Morgen werde ich wieder geweckt. Ich sehe auf die Uhr. Sieben und nur noch fünf tage vor dem großen Auftrag.
„Mate, heute will ich ins Museum. Kannst du mich fahren?“, frage ich ihn, als ich in der Küche mein Brot schmiere.
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Geheimagenten reden nicht
Teen FictionSeit sie aus dem Waisenhaus geflohen ist, arbeitet Liz für eine Verbrecherbande, deren Anführer der freche, zu allem Überfluss auch noch verflucht gutaussehnde Nico ist. Während Liz in ihrem Schulalltag kein Wort spricht, um ja nichts über die Bande...