Chapter 25

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Ich habe das Gefühl vor Glück zu platzen und rolle mich auf dem Sofa hin und her. Schließlich bleibe ich leise seufzend liegen und starre die Decke an.

Plötzlich kommt Mate ins Wohnzimmer und bleibt neben mir stehen. „Nico geht es schon viel besser, aber er sollte sich noch ausruhen. Bei dir alles ok?“

Ich nicke und muss ein Grinsen unterdrücken. „Alles bestens.“

Mate grinst. „Super. Willst du jetzt den ganzen Nachmittag auf der Couch liegen?“

Ich schüttel den Kopf und setze mich hin.

In dem Moment klingelt das Telefon. Mate geht in den Flur und nimmt den Hörer ab, während ich mich wieder hinlege und glücklich die Decke anstarre.

„Was?“ Mate klingt entsetzt und ich drehe den Kopf in seine Richtung.

„Ok, geht klar!“ Er knallt den Hörer wieder auf und reißt mich vom Sofa. „Sie werden verfolgt. Wir müssen ihnen helfen!“ Ohne mir etwas groß zu erklären sprintet er aus der Wohnung, ich schlüpfe hastig in meine Schuhe und hechte hinterher.

„Was ist passiert?“, frage ich schwer atmend, als wir im schwarzen Bus sitzen und Mate bestimmt zu schnell auf eine größere Straße biegt.

„Die Gruppe wird von der Polizei verfolgt. Wir müssen ihnen helfen, sie haben einen ziemlich wichtigen Auftrag“, informiert mich Mate kurz, während er nach einem kurzen blick in den Rückspiegel noch schneller wird und überholt. Ich glaube von dem Mercedesfahrer den Mittelfinger zu sehen, doch Mate ignoriert ihn einfach.

„Und wie sollen wir ihnen helfen? Uns etwa vor das Polizeiauto werfen?“ Ich kämpfe mit dem Stadtplan. „Die nächste links.“

„Da vorne?“

„Nein hier!“

Ich spüre wie der Van rutscht und dann schlingernd die Ausfahrt hinunter rast.

„Wir sind fast da“, entnehme ich der Karte und falte sie wieder zusammen. „Ist der denn so wichtig.“

„Ja. Wenn wir den nicht schaffen fliegen wir auf. Die Gruppe hat Daten von uns von der Polizei gestohlen“, sagt Mate durch zusammen gebissene Zähne und tobt bei hellrot über eine Ampel. So angespannt habe ich ihn noch nie gesehen. „Wenn sie den Auftrag nicht schaffen musst du zurück ins Heim!“

Erschrocken sehe ich ihn an. Mein Hals wird trocken. Nico müsste ins Gefängnis. Mate auch. Und ich? Ich würde wieder ins Heim kommen? Kommt nicht infrage!

„Nein!“, denke ich und sehe plötzlich Blaulicht. In dem Moment hält Mate auch schon in einer Parklücke, die ich gar nicht gesehen habe an und springt aus dem Wagen.

„Mate warte!“ Panik macht sich in mir breit, hastig fummle ich den Gurt auf und springe ihm hinterher.

Ein silberner BMW rauscht an uns vorbei, dann kommen die Polizeiautos mit einigem Abstand.

Ich sehe wie Mate auf die Straße läuft, er hat seine Nachdenkfalte auf der Stirn.

„Mate!“ Meine Beine laufen von alleine los, ich bekomme ihn am Ärmel zu packen und er dreht sich zu mir um. Seine Augen weiten sich, als er registriert, dass ich neben ihm stehe.

„Liz, geh von der Str …“ Ich höre das schrille Quietschen der Bremsen, dann wird Mate von dem ersten Polizeiauto erfasst. Von der Wucht werde ich zu Boden gerissen. Der Aufprall raubt mir die Sinne.

Als ich wach werde liege ich einen Moment mit geschlossenen Augen einfach nur da. Ich habe das Gefühl etwas geträumt zu haben, mit Autos, aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Langsam öffne ich meine Augen und sehe eine weiße Decke. Ein weißes Zimmer. Verwirrt richte ich mich auf und zucke leicht zusammen. Mein Ellenbogen ist verbunden und meine linke Hand auch.

Warum bin ich im Krankenhaus? In dem Moment entdecke ich eine junge Frau im ebenfalls weißen Kittel die neben mir steht.

„Du bist wach. Das ist schön. Wie heißt du?“

Mir dämmert etwas. „Warum bin ich hier?“, weiche ich der Frage aus.

„Du hattest einen Autounfall.“

Ich reibe mir die Stirn. „Wie lange bin ich schon hier?“

„Seit ungefähr zehn Minuten. Zum Glück hast du so gut wie nichts abbekommen, der Mann der bei dir war …“ Sie bricht ab.

Mate! „Was ist mit ihm?“ Entsetzt sehe ich sie an. Ich erinnere mich wieder. An die Verfolgungsjagd. Mate … als er…

„Er wird wohl jeden Moment operiert“, erklärt mir die Schwester mitfühlend. Sie macht den Mund auf um noch etwas zu sagen, schließt ihn jedoch wieder.

Doch das ist mir egal. Ich springe auf und schlüpfe unter ihr hindurch, als sie mich festhalten will.

„Warte, halt!“ Doch ich höre nicht auf sie. Ich bin wohl noch nie so schnell Treppen gelaufen. Meine Beine beginnen weh zu tun, wahrscheinlich hat nicht nur mein Ellenbogen etwas abbekommen, doch ich springe ganze Stufen hinunter, folge der Beschreibung und reiße die Tür zu der OP-Abteilung auf.

Da! Ich sehe ihn auf einer Liege, reglos daliegend. Er wird gerade auf den OP-Saal zugeschoben.

Sofort bin ich bei ihm und beuge mich über ihn. Er sieht so zerbrechlich aus mit der Beatmungsmaske.

„Mate, Mate, kannst du mich hören?“ Meine Stimme versagt mir fast.

„He, geh da weg! Das ist ein Notfall!“ Die Ärzte versuchen mich wegzuschieben, doch ich klammere mich an die Liege.

„Mate!“ Ich spüre wie mir die Tränen in die Augen steigen. Ich habe ihn noch nie so schlaff und bleich gesehen. Jegliches Leben scheint von ihm gewichen zu sein.

Endlich schaffen es die Männer mich von ihm weg zu bekommen, obwohl ich schreie und kämpfe wie wild. Ich will das er die Augen aufmacht und mich ansieht. Sagt, dass alles in Ordnung ist. Das ihm nichts passiert ist.

In dem Moment taucht auch die Krankenschwester auf und hält mich fest, während die Liege samt Mate in dem Raum verschwinden.

„Komm, wir gehen zurück. Es wird bestimmt alles gut“, versucht sie mich zu beruhigen. Doch ich höre nicht auf sie sondern renne auf und ab.

„Wir können in deinem Zimmer warten. Die Ärzte sagen dir bescheid, sobald er wieder aufgewacht ist.“ Ratlos versucht sie mich noch einmal wegzuziehen, aber ich weiche ihr aus.

Sie einfach ignorierend tigere ich vor dem OP-Saal hin und her und setze mich nicht einmal hin. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit und ich muss die ganze Zeit meine Tränen zurückhalten.

Dann springt das Licht auf grün und einen kurzen Moment später geht die Tür auf.

Geheimagenten reden nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt