BRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR.
Nicht sein Ernst, oder? Wieso kam dieser bescheuerte Wecker denn ausgerechnet jetzt auf die Idee zu klingeln? Es war doch schließlich noch mitten in der Nacht. Ich konnte nämlich maximal drei Stunden geschlafen haben, so wie ich mich fühlte.
AUA, mein Kopf. Ich hätte gestern Abend definitiv keinen Rotwein mehr trinken, sondern hätte lieber beim Whiskey bleiben sollen. Wie lautete Trinkregel Nummer 1: Bleibe immer beim gleichen Getränk. Und ich dumme Kuh hatte natürlich zwischendrin wechseln müssen. Das hatte ich jetzt davon, einen Mordskater. Oh mein Gott, wie sollte ich denn den heutigen Schultag bloß überleben? Und dieses Geschrei von den Kindern erst, die sich lauthals über ihre Ferien unterhielten. Ging gar nicht. Nein, ich würde lieber hier im Bett bleiben und blau machen.
Und macht bitte endlich mal jemand diesen Scheißwecker aus? Konnte doch nicht angehen, dass der immer noch klingelte.
Hallo, guten Morgen, Mimi. Wer soll denn bitteschön den Wecker ausmachen? Hier in diesem Bett liegst nur Du und Du wirst einen Scheißdreck tun und den Unterricht schwänzen. Du bist nicht mehr nur eine ganz normale Lehrerin, sondern auch noch die stellvertretende Direktorin. Wie kommt denn das bei den Kollegen und den Schülern an? Du wirst jetzt Deinen Knackarsch aus dem Bett und ins Bad bewegen und dann gehst Du schön brav nach unten und trinkst erst einmal 10 Liter Kaffee, das ist das, was Du brauchst. Blau machen ist nicht!
Ach, meine innere Stimme. Wie sehr ich sie doch liebte. Aber sie hatte recht. Ich musste in den Unterricht, ob ich wollte oder nicht. Es war doch immerhin nur ein kleiner Kater, den ich da hatte. Das war nichts, was mein Lebenselixier nicht wieder gerade biegen konnte.
Ich rappelte mich kurz auf, schlug auf meinen Wecker, der auf meinem Nachtkästchen stand, drehte mich um und ließ mich wieder fallen. Fünf Minuten hatte ich noch. Genügend Zeit um einigermaßen wach zu werden. Hmmm, war mein Bett schön warm, aber irgendetwas stimmte nicht ganz. Die Decke schien ziemlich hart zu sein. Normalerweise ließ sie sich richtig gut zusammen knautschen, aber heute...
Ich schlug ein Auge auf und versuchte heraus zu finden, warum mein Bett nicht so war, wie es sein sollte und wieso es anders roch als sonst. Irgendwie leicht herb.
„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAH" schrie ich auf und sprang aus dem Bett.
Was zur Hölle war denn das? Da war etwas, was dort definitiv nicht hin gehörte. Siebzehneinhalb Jahre lang hatte ich immer alleine geschlafen - mal ganz abgesehen von Filou - aber heute schien das nicht der Fall gewesen zu sein, denn auf der linken Seite meines Bettes lag kein geringerer als Cole Taylor und schlief den Schlaf der Gerechten.
Heilige Scheiße, wie war der denn da hin gekommen? Und wieso hatte er nichts an? Gut, ich konnte nur seinen Rücken sehen, da er auf dem Bauch lag und die Decke bis zur Hüfte hinauf gezogen hatte, aber er war mit ziemlicher Sicherheit obenherum nackt.
Schnell schaute ich an mir herunter und sah etwas rotes. Mist, das war eindeutig Coles Hemd, das er am Abend zuvor getragen hatte.
„FUCK", rief ich laut aus und suchte hastig nach meinem Morgenmantel, konnte ihn aber nirgends entdecken.
Aber wieso hatte ich das Hemd überhaupt an? WIESO? Wenigstens trug ich einen Slip, das beruhigte mich schon ein wenig, aber...
„Mimi, ist alles in Ordnung", nuschelte Cole und streckte sich.
Die Decke rutschte herunter und offenbarte eine dunkelrote Boxershort. Ansonsten trug er nichts. Mist! Was hatte ich denn jetzt schon wieder angestellt? Was hatte ich heute Nacht getan, als ich vollkommen betrunken gewesen war? WAS?
Ich durchforstete mein Gehirn nach irgendwelchen Erinnerungen, aber ich fand nur gähnende Leere. Ich hatte einen absoluten Filmriss. Verdammt, das war mir ja noch nie passiert. Ich erinnerte mich noch daran, dass ich nach dem Fest in den Speisesaal gegangen und dort eine Kleinigkeit gegessen hatte, dann war ich mit Cole nach oben gegangen, damit wir uns noch ein wenig unterhalten konnten. Ich hatte eine Flasche Rotwein geöffnet. Aber anschließend? Nichts... Schwärze, Dunkelheit. Oh oh, das war nicht gut, ganz und gar nicht.
„Was machst Du hier", rief ich schrill.
Ich war am Rande einer Panikattacke. Das konnte nicht sein, das DURFTE nicht sein. Ich hatte doch nicht etwa mit Cole geschlafen, oder? Bitte nicht! Das war so... PEINLICH!
„Mimi, es ist alles okay", meinte Cole und grinste. „Beruhige Dich!"
„Ich soll mich beruhigen? Soll das ein verdammter Witz sein, oder was? Wie soll ich mich denn beruhigen, wenn ich keine Ahnung habe, was heute Nacht passiert ist? Ich wache auf und denke mir nichts böses und plötzlich liegst Du halb nackt in meinem Bett und ich trage Dein Hemd. Großer Gott, das darf nicht wahr sein. Da trinke ich einmal Alkohol und dann geschieht so etwas. Ich bin ja so was von bescheuert!"
Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt machen sollte. Was tat man denn in so einer Lage? Wie ging man mit dem anderen um? Nur eines wusste ich: Ich konnte Cole nie wieder unter die Augen treten. Mir war das ganze so unangenehm. Ich hatte nicht nur einen megamäßigen Rausch gehabt, sondern anscheinend auch noch mit einem Freund / meinem ehemaligen Lehrer geschlafen. Bei Merlins Unterhose, wie hatte das nur geschehen können? Da lebte ich eine so lange Zeit abstinent und dann stieg ich bei der erstbesten Gelegenheit mit irgendeinem Kerl ins Bett. Gut, Cole war nicht irgendein dahergelaufener Volltrottel, aber trotzdem.
Das hast Du wirklich ganz toll hin gekriegt, Marie Duchesse, echt jetzt. Das ist eine ganz super Glanzleistung von Dir gewesen. Dafür bekommst Du glatt Standing Ovations.
„Ich habe diese Nacht auf jeden Fall sehr genossen", erwiderte Cole und lächelte noch immer.
„Oh Gott!"
Ich schlug mir die Hände vors Gesicht. Das war unmöglich. Ich war ja so was von blöd, blöd, BLÖD! Ich war tatsächlich mit ihm im Bett gelandet. Himmel, hilf mir!
Doch plötzlich war da noch eine andere Stimme in mir, die dachte: Und Du hast es nicht einmal mitbekommen, Du dumme Kuh! GAAAAAH, still jetzt, ihr verdammten Gedanken! So darf ich nicht denken. Cole ist ein Freund und ein Kollege. Das ging absolut gar nicht.
Da spürte ich zwei Hände auf meinen Handgelenken und keine Sekunde später zog Cole mir die Hände von meinem Gesicht.
„Pscht, Mimi", sagte er leise und blickte mich fast liebevoll an. „Hab keine Angst, es ist nichts passiert."
„Ist es nicht", fragte ich ihn und lief feuerrot an. Dieser Blick und diese Augen... Nein, Mimi, Schluss jetzt!
„Nein, wirklich nicht. Du warst so betrunken, dass Du gar nicht mehr dazu in der Lage gewesen wärst. (Oh Gott!) Und selbst wenn, dann hätte ich es nicht getan. Ich mag es, wenn Frauen sinnlich und empfänglich sind, wenn ich mit ihnen schlafe, aber das warst Du nicht. Und ich stehe definitiv nicht auf Nekrophilie."
„Aber Du hast eben gesagt..."
Doch er legte mir den Finger auf den Mund und unterbrach mich. Grrr, ich hasste so etwas. Ich beende meine Sätze gerne. Aber der Blick, mit dem mich Cole jetzt anschaute, brachte mich ohnehin automatisch zum Schweigen.
„Ich weiß, was ich gesagt habe und es war nichts als die reine Wahrheit. Aber damit meinte ich nicht Sex, Mimi. (Gaaah, dieses Wort aus seinem Mund. Hilfe!) Ich wollte Dir damit eigentlich sagen, dass ich es sehr schön fand, neben jemandem einzuschlafen. In der Nacht fühle ich mich immer einsam, weißt Du."
„Aber wieso hast Du denn überhaupt hier geschlafen? Ich meine, Du hättest mich auch einfach ins Bett legen und wieder gehen können."
Das meinte ich ernst. Wieso hatte er sich neben mich gelegt? Wenn er wieder gegangen wäre, dann wäre mir jetzt diese peinliche Situation erspart geblieben.
„Ich habe mir Sorgen um Dich gemacht. Du warst so betrunken. Ich hatte Angst, dass Du irgendeinen Blödsinn anstellst. Zum Beispiel schlafwandelst und Dir den Hals brichst. Oder dass Du Dich vielleicht übergeben musst und an dem Erbrochenen erstickst."
„Na, vielen Dank auch. Warum hast Du denn dann nicht auf dem Sofa geschlafen, sondern Dich zu mir ins Bett gelegt?"
Das interessierte mich wirklich brennend. Ich meine, ich war von Natur aus neugierig, aber hierbei ging es um etwas so Wichtiges, dass ich es wissen musste.
„Ich weiß auch nicht, Mimi", seufzte Cole. „Ich habe Dich hingelegt und war plötzlich selbst so müde. Ich habe gar nicht daran gedacht, dass ich mich auf die Couch legen könnte. Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass Du Dich deswegen jetzt schlecht fühlst."
„Womit wir auch schon bei meiner nächsten Frage wären. Warum trage ich Dein Hemd und nicht meine eigenen Klamotten?"
„Ich wollte, dass Du es bequemer hast. Außerdem wäre Dein Anzug völlig zerknittert gewesen, wenn Du ihn anbehalten hättest. Ich wollte nicht in Deinem Schrank wühlen, also habe ich Dir mein Hemd angezogen."
„Aber vorher hast Du mich ausgezogen."
Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Schon wieder einmal traf ich den Nagel auf den Kopf. War ja auch wirklich sehr schwierig, denn ich hatte ja Beweise genug.
„Ja, habe ich."
Kurzer Check, denn ich musste es wissen. AAAAH, wo war mein BH?
„Auch den BH", schrie ich ihn an.
Oh Gott, oh Gott, oh Gott. Das durfte nicht wahr sein. Ging es denn noch schlimmer? Ich brauche ganz dringend ein Loch, in dem ich versinken kann. Oder noch besser ein Gewitter und ich werde vom Blitz erschlagen. Ließe sich das vielleicht einrichten?
„Ja", antwortete Cole und hatte zumindest den Anstand, peinlich berührt zu Boden zu blicken. „Aber ich habe nicht hin geschaut."
„Das wäre ja auch noch schöner gewesen."
Ha, wer's glaubt. Ich nahm ihm ja viel ab, aber das nicht. Jeder Mann, da war ich mir absolut sicher, hätte einen Blick darauf geworfen. JEDER! Scheiße, das wurde ja immer schlimmer. Ich konnte mich nie wieder bei ihm blicken lassen. Ich will sterben.
„Es tut mir wirklich leid, Mimi", sagt Cole verlegen. „Ich habe nicht bedacht, dass Dir das so unangenehm sein könnte. Ich wollte Dir wirklich nur helfen, weil Du nicht mehr in der Lage warst, Dich selbst auszuziehen."
„Und warum trägst Du dann keine Klamotten mehr?"
„Na ja, ich wollte es schließlich auch bequem haben. Und Du kannst froh sein, dass ich überhaupt etwas an habe, denn normalerweise schlafe ich..."
„Das will ich gar nicht hören", rief ich laut und versuchte, meine Hände zu den Ohren zu bewegen. Instinktiv wollte ich sie mir zuhalten, aber Cole ließ mich nicht, denn er hatte ja immer noch meine Handgelenke umklammert.
„Entschuldige, das ist mir so raus gerutscht, Mimi. Aber hör mal, ist Dir das wirklich so peinlich? Es ist doch wirklich nichts passiert."
„Das hat damit nichts zu tun. Du hast mich einfach so ausgezogen. Wir würdest Du denn da reagieren? Es ist mir einfach unangenehm. Das musst doch wohl gerade Du verstehen, nach allem, was Du über mich weißt."
Ich hatte Cole in meinen Briefen sehr viel erzählt und er war es auch gewesen, bei dem ich mich damals ausgeheult hatte, nachdem ich Fucking Bat mit seiner Exfreundin im Bett erwischt hatte. Da hatte das mit unserer Freundschaft angefangen und er wusste ganz genau, wie ich mich fühlte. Er wusste, dass ich mich von der Liebe verabschiedet hatte und dass ich nie wieder einem Mann so nahe sein wollte. Und dann machte er so etwas. Er zog mich einfach aus. Es war egal, ob er es gut gemeint hatte oder nicht, aber es war MEIN Körper, den er da gesehen hatte. HALBNACKT!
„Ich sagte doch schon, dass es mir leid tut", meinte er und versuchte, mir in die Augen zu schauen, aber ich konnte seinen Blick nicht erwidern. „Außerdem brauchst Du Dich wirklich nicht zu schämen. Du hast einen tollen Körper."
„Hör bitte auf damit. Das macht es nur noch schlimmer. Wenn Du mich jetzt also bitte alleine lassen würdest. Ich brauche dringend etwas Abstand und muss mich außerdem für den Unterricht fertig machen."
„Natürlich, Mimi, das verstehe ich. Ich gehe auch mal und mache mich frisch. Wir sehen uns dann beim Frühstück, oder?"
„Bestimmt."
Sehen würden wir uns, aber ob ich mit ihm sprechen würde war eine andere Frage.
„Dann bis gleich, Mimi."
Und ehe ich es mich versah, hauchte er mir noch einen Kuss auf die Stirn, drehte sich um und ging. Und was machte ich? Ich blieb als ein kleines Häufchen Elend zurück.
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Bat in my heart
FanfictionDie Liebesgeschichte von Mimi und Severus geht in die zweite Runde: Siebzehneinhalb Jahre sind vergangen, seit Mimi Hogwarts und somit auch ihrer großen Liebe den Rücken gekehrt hat. Seit sie zurück in Frankreich ist, hat sie sich nicht nur ihren L...