Kopfkino

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„Mimi“, rief ich meiner großen Liebe hinterher, als sie aus dem Lehrerzimmer stürmte.
Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Hatte sie mir wirklich gerade aus der Patsche geholfen? Aber wieso? Sie hatte doch gar keinen Grund dazu. Außerdem hasste sie mich. Zumindest dachte ich das, da sie mir ja eindeutige Zeichen sendete. Immerhin ignorierte sie mich seit Wochen. Seit sie mich in meinem Büro zur Schnecke gemacht hatte, hatte sie kein Wort mehr mit mir gewechselt. Dabei hatte ich Tag für Tag beim Essen versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen, hatte sie sogar ein paar Mal abgefangen, aber sie hatte mir immer die kalte Schulter gezeigt. Einmal hatte sie es sogar fertig gebracht, mir ohne Zauberstab einen Brandzauber aufzuhalsen. Ich fragte mich wirklich, wie sie das geschafft hatte. Ich wusste zwar, dass man auch nur mittels Gedankenkraft Zauber ausführen konnte, aber das war sehr schwierig. Aber Mimi war in so etwas ja schon immer ein Genie gewesen.
Doch jetzt sah die ganze Sache anders aus. Sie hatte mir nicht nur aus der peinlichen Situation geholfen, in die mich Moody, dieses blöde Arschloch, gebracht hatte, sondern sie hatte die anderen Lehrer auch noch angeschnauzt, weil sie über mich gelacht hatten. Ich wusste nicht ganz, wie ich das verstehen sollte. Eigentlich hätte Mimi genauso hohl drehen müssen wie die anderen, da sie mich ja nicht leiden konnte. Ich meine, immerhin war ich nicht nur eine Fee in schweinchenrosa, sondern auch noch ein Wichtel gewesen. Ich, Severus Snape, der finstere Kerl aus den Kerkern, ein Wichtel. Und um allem die Krone aufzusetzen (im wahrsten Sinne des Wortes), hatte mich Alastor nicht nur in einen Turnanzug und eine Strumpfhose gesteckt, sondern mir auch noch Flügel verpasst und meinen Zauberstab funktionsunfähig gemacht. Das würde noch Rache geben, das schwörte ich bei meiner Liebe zu Mimi!
Womit wir wieder beim Thema wären. Ich schaute meine Kollegen böse an, die immer noch wie vom Donner gerührt da standen, und rauschte dann zur Tür hinaus. Ich musste Mimi finden und sie endlich dazu zwingen, mit mir zu reden. Ich musste mich bei ihr bedanken und mich vergewissern, dass es ihr gut ging.
Ich blieb kurz im Gang stehen und schaute einmal nach links und nach rechts. Von meiner großen Liebe war absolut nichts zu sehen. Wo war sie nur hin gelaufen? Und warum war sie überhaupt wieder davon gerannt? Wahrscheinlich nur wieder wegen mir. Das war ja früher auch schon immer so gewesen. Ich hatte es insgeheim als „Mimis liebstes Hobby“ bezeichnet. Aber jetzt war ich mir zum ersten Mal sicher, dass ich wirklich die Schuld an dieser Misere trug, denn immerhin war ich ihre größte Angst. Warum nur? Was hatte ich getan, das sie sich so sehr vor mir fürchtete?
Doch ich hatte keine Ahnung und hatte jetzt auch keine Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Zuerst musste ich meine Liebe finden, denn sie war ohnehin die einzige, die Licht in dieses Dunkel bringen konnte. Aber wo war sie hin gelaufen? Wieder einmal nach draußen? Oder hatte sie sich in ihre Gemächer verzogen, von denen ich nicht wusste, wo sie sich befanden. Es gab nur eine Handvoll Menschen, die davon wussten – Albus, Minerva, die olle Maxime und die Schüler aus Beauxbatons – aber sie wollten mir alle nicht sagen, wo Mimi ihre Nächte verbrachte. Gut, die Schüler hatte ich nicht gefragt (Wie käme das denn? Die würden sich sicher nur irgendetwas einbilden), dafür aber die anderen und die hatten absolut nichts verraten. Wahrscheinlich hatte Mimi sie darum gebeten. Das würde ihr wieder einmal ähnlich sehen. Ich war mir sicher, dass sie das nur getan hatte, um mich von ihr fern zu halten. Schlaues Mädchen!
„Was stehen Sie denn so doof hier herum“, meinte einer der Wasserspeier, die das Lehrerzimmer bewachten, hinter mir.
„Haben Sie sich etwa verlaufen“, fragte der andere. „Kennen Sie nach all den Jahren immer noch nicht den Weg? Oder haben Sie den vergessen? Ui, Hector, das sieht mir ganz nach Altersdemenz aus.“
„Sehe ich genauso, Hannibal.“
„Haltet doch die Schnauze“, giftete ich die beiden Felsbrocken an.
Was bildeten die sich eigentlich ein? Ich war immerhin Professor an dieser Schule. Das sollten die beiden nicht vergessen. Wenn ich wollte, konnte ich sie hochkant rauswerfen lassen. Scheiß doch drauf, was Albus über „antike Stücke“ sagt. Wenn mir was auf die Nerven geht, dann fliegt es raus. PUNKT!
„Suchst Du vielleicht die geile Schnecke, die hier gerade raus gekommen ist“, fragte Hannibal, Hector oder meinetwegen auch Horst.
„Ja, genau, die suche ich“, gab ich zurück und verdrehte die Augen.
Was erlaubte sich der Stein, MEINE Mimi als 'geile Schnecke' zu bezeichnen? Sie gehörte mir. Oder auch nicht... Ach, was weiß denn ich? Auf jeden Fall war Mimi viel mehr als nur geil. Sie war atemberaubend, wundervoll und absolut liebenswert.
„Die ist nach links gerannt“, meinte der rechte Wasserspeier.
„Ach, was Du schon wieder redest, Hector“, meinte der linke. „Sie ist nach rechts.“
„Nein, links.“
„Rechts.“
„Links.“
„Rechts!“
„Haltet die Fresse, alle beide“, schrie ich laut auf.
Oje, nicht nur, dass mir die beiden tierisch auf den Sack gingen, sie stritten sich auch noch darum, in welche Richtung Mimi gerannt war. Die beiden hatten wahrscheinlich auch noch eine Rechts-und-Links-Schwäche. Heilige Scheiße, ich bin von Idioten umgeben.
Ich wandte mich nach rechts, da das der Weg war, der in das Haupttreppenhaus führte und rannte so schnell ich konnte.
„Falsche Richtung“, rief mir das eine Vieh hinterher.
„Nein, goldrichtig“, meinte das andere.
Ach, leckt mich doch am Arsch. Ich pfeife auf eure Hilfe. Ich finde Mimi auch so. 

Bat in my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt