Willkommen in meinem Zuhause

20 0 0
                                    

Krachend knallte die Zwischentür zu meinem Schlafzimmer an die hintere Wand und hinterließ dort eine wunderschöne Delle im Putz. Die dunkelgraue Farbe rieselte herunter wie schmutziger Schnee und landete auf dem dunklen Parkettfußboden. 
Doch das war mir jetzt so was von scheißpiepegal. Ich hatte jetzt wirklich andere Dinge im Kopf als die ,,mutwillige Zerstörung von Schuleigentum”, wie es dieser schleimige Kriecher Filch ausdrücken würde. Ich musste jetzt dringend herausfinden, was meine Süße für mich geplant hatte. Was interessierte mich da dieser Wichtel? Richtig, absolut rein gar nichts! Außerdem war das ganze ja ein Unfall, denn ich hatte es so eilig gehabt, hierher zu kommen, dass ich die Tür einfach so aufgetreten hatte. Das konnte doch schließlich jedem Mal passieren, wenn sich die Aufregung wie ein Strom kochendheißer Lava durch seine Adern fraß. Und sollte dieser Knilch meinen, deswegen einen Aufstand machen zu müssen, dann plädiere ich einfach auf Unzurechnungsfähigkeit, denn wenn ein Mann von seinen Gefühlen beeinflusst wird, dann kann er einfach nicht mehr klar denken. Punkt!
Schnell blickte ich mich um, obwohl das eigentlich gar nicht wirklich nötig gewesen wäre, denn mir sprang sofort das Objekt meiner Neugierde ins Auge. An der Tür meines Kleiderschranks hingen eine schwarze Hose und ein weißes Hemd. Darunter standen fein säuberlich meine elegantesten schwarzen Halbschuhe, die ich auch schon am Weihnachtsball getragen hatte. 
Unwillkürlich verzog ich kurz das Gesicht. Diese Teile waren nicht wirklich die bequemsten. Sie drückten und zwängten meine Füße in eine etwas unangenehme Position, aber das lag nur daran, weil ich sie noch nicht richtig eingelaufen hatte. Aber was tut man nicht alles, um seiner Liebsten zu gefallen? Und meine Süße hatte ja recht. Die Schuhe würden das Outfit, das sie heraus gesucht hatte, wirklich perfekt machen. 
Da fiel mir auf, dass an dem Kleiderbügel, auf dem das Hemd hing, ein kleines Stück Pergament hing, auf dem ich Mimis zierliche Schrift erkennen konnte. Ach ja, richtig, Mimi hatte ja von weiteren Informationen gesprochen. Na, dann wollen wir schnell mal sehen, welche das sein würden. 
Hastig eilte ich zu meinem Schrank hinüber und riss den Zettel an mich. Meine Augen huschten über die Nachricht, während ich die Zeilen nur rasch überflog. 

Gratuliere, Mister Snape! Sie haben also meinen Anweisungen Folge geleistet. Braver Junge! 
So, aber ich möchte jetzt nicht lange um den heißen Brei herum reden. Geh und mach Dich fertig. Ich erwarte Dich um punkt 17 Uhr vor dem Schlosstor. Von dort aus geht es dann weiter zu einem ganz besonderen Abend, der nur uns beiden gehören wird. 
Falls Du Dir Sorgen um Balu machen solltest (Ääääähm, an den hatte ich eigentlich in diesem Moment überhaupt nicht gedacht), so kann ich Dich beruhigen. Minerva wird heute auf ihn Acht geben. (Ojeeee, der arme Kerl ist gestraft fürs Leben!)
Nun aber Beeilung, mein Liebster. Starre nicht weiter in der Weltgeschichte herum und versuche gar nicht erst, herauszufinden, was ich geplant habe. Dein hübsches Köpfchen ist es nicht wert, zerbrochen zu werden. 
Ich freue mich schon auf Dich. 
Dein Kleines

Ich warf den Kopf in den Nacken und begann schallend laut zu lachen. Gott, Mimi ist ja so was von niedlich. Selbst in ihren Briefen meinte sie, mir noch in den Hintern treten zu können. Das war wirklich so unwahrscheinlich süß. Doch vor allem tat es gut, nach über 18 Jahren wieder einmal ihre Schrift zu lesen, die an mich gerichtet war, denn die beiden Nachrichten waren die ersten, die sie mir seit unserer Trennung geschrieben hatte - den Brief während unserer Auszeit ausgenommen. Hier in der Schule brauchten wir das ja nicht unbedingt, denn wir sahen uns ja morgens, mittags und abends und zwischendurch hatten wir gar keine Zeit, uns zu schreiben. Doch es war ein gutes und vor allem warmes Gefühl, das sich in meiner Brust ausbreitete, denn irgendwie hatte mir das schon gefehlt. 
Und ob ihr es nun glaubt oder nicht, diese wenigen Worte zeigten mir, wie gut mich Mimi noch immer kannte. Oder inzwischen wieder, wie man es eben nimmt. Sie schien genau zu wissen, dass sich in meinem Kopf jetzt unzählige Szenarien abspielten, wie der Abend verlaufen würde. Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass wir meinen Geburtstag im Raum der Wünsche verbringen würden, aber da hatte ich anscheinend komplett daneben gelegen. Ich fragte mich, was wir dann anstelle davon machen würden, denn der Treffpunkt vor dem Schlosstor ließ darauf schließen, dass wir definitiv nicht im Schloss bleiben würden. Vielleicht entführte mich Mimi ja in ein schickes Restaurant oder sie veranstalte ein Picknick auf dem Spielplatz, wo wir uns zum ersten Mal getroffen hatten. Aber warum dann keine Jeans? Das wäre doch viel bequemer. Na ja, mir sollte alles recht sein. Solange meine Süße nicht auf die vollkommen verrückte Idee gekommen war, mit mir in die Höhle zu gehen, wo jetzt dieser Schmarotzer namens Black hauste. Dazu konnte ich nur eines sagen: Nur über meine Leiche! Mit dem würde ich nicht feiern, komme, was da wolle. 
Severus Snape, Du elender Holzkopf! Du redest dir schon wieder mal nur Blödsinn ein. Außerdem... Wie lange willst du denn noch hier herum stehen und wie ein Gehirnamputierter das Hemd anstarren? Dadurch wird es auch nicht schwarz, was dir wahrscheinlich eindeutig lieber gewesen wäre, so wie ich dich kenne. Jetzt sieh endlich zu, dass du deinen Hintern unter die Dusche bewegst. Oder willst du etwa als stinkendes Dreckschwein deiner Liebsten gegenübertreten? Oder noch schlimmer, mit dieser Schmalzlocke? Kommt ja überhaupt nicht in Frage!
Blödes Gewissen! Ich wusste selbst, dass ich gerade aussah, wie man nach einem anstrengenden Tag voller Vollpfosten eben aussah. Vollkommen abgespannt... Aber noch hatte ich ja genügend Zeit, oder?
Ich warf einen Blick auf die Uhr, die an der Wand neben dem Schrank hing. Okay, ich nehme alles zurück. Ich hatte gerade einmal eine Dreiviertelstunde. Mann, hätte Mimi mir nicht gleich den kompletten Unterricht mit der vierten Klasse ersparen können? Dann hätte ich mich wenigstens nicht vor der Miller und allen anderen zum Affen gemacht. Halt, stopp! So durfte ich gar nicht erst zu denken anfangen. Immerhin musste ich meinem Engel dankbar sein, dass sie mich wenigstens für eine Stunde raus geboxt hatte und mir eine riesige Überraschung bereiten würde. Denn das würde sie, da war ich mir sicher. So gut kannte ich sie dann doch. Obwohl ich mit so etwas überhaupt nicht gerechnet hatte. 
Gut, jetzt aber los. Ich musste mich nämlich wirklich beeilen, wenn ich in 43 Minuten an unserem Treffpunkt sein wollte, denn wenn Mimi etwas hasste, dann wenn man zu spät kam. Und ich wollte sie ja nicht verärgern. Nicht heute. Dieser Abend sollte der beste seit 18 Jahren werden und das will schon etwas heißen, denn in den letzten Wochen hatte ich die Zeit mit der Liebe meines Lebens wirklich genossen. 
Also schob ich schnell dieses Gedankenchaos zur Seite - oder ich versuchte es zumindest - und rannte ins Bad, wo ich mir meine Alltagskleidung vom Körper riss und unter die Dusche sprang. 

Bat in my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt