Ich spürte Coles Lippen auf meinen. Sie fühlten sich weich und warm an und trotzdem wusste ich nicht, wie ich über diesen Kuss denken sollte. Einerseits war es wirklich ein gutes Gefühl wieder einmal von einem Mann geküsst zu werden, auch wenn Cole nur seinen Mund auf meinen gelegt hatte und keine Anstalten machte, diesen zu öffnen – wofür ich ihm ziemlich dankbar war. Ich spürte einfach in diesem Moment, wie sehr mich Cole wollte, dass er mich liebte und begehrte und dass er alles dafür geben würde, um mehr davon zu bekommen.
Aber andererseits überschlugen sich die Gedanken und Gefühle in meinem Inneren auch. War es richtig, mich von Cole küssen zu lassen? Immerhin hatte ich mir selbst geschworen, dass ich mich nie wieder einem Mann hingeben würde und es kam mir falsch vor, dass ich es jetzt doch tat. So war ich nicht mehr. Ich war nicht mehr das kleine, sechzehnjährige Mädchen, dass auf den Erstbesten herein fiel und sich ihm völlig auslieferte, nur um dann gewaltig auf der Fresse zu landen. Das hatte ich doch hinter mir gelassen, da ich diesen ganzen Schmerz und Kummer, den ich einst hatte durchleiden müssen, in meinem ganzen Leben nie wieder fühlen wollte.
„Mimi“, flüsterte Cole und legte nun seine rechte Hand in meinen Nacken um mich noch näher an sich zu ziehen.
Doch genau diese Kleinigkeit löste einen Flashback in mir aus. Ich wollte es eigentlich nicht, aber in diesem Moment, als Cole Taylors Lippen auf den meinen lagen, musste ich einfach an das letzte Mal denken, als ich die Lippen eines Mannes auf meinen gespürt hatte.Severus brachte mich nach dem Mittagessen selbstverständlich noch zu Kräuterkunde. Er selbst hatte jetzt eine Freistunde. Unfair kann ich da nur sagen. Ich wollte auch so viel Freizeit haben wie er, aber nein, mein Stundenplan musste ja bis oben hin voll gebombt sein mit irgendwelchem Mist, den man im späteren Leben ohnehin nicht mehr brauchte. Wieso nur hatte ich zwei verdammte Wochen zu spät geboren werden müssen? Warum hatte meine Mutter nicht einfach einen geplanten Kaiserschnitt machen lassen oder so? Dann wäre ich Ende Juli auf die Welt gekommen und hätte somit auch schon ein Jahr früher in eine magische Schule gehen können. Dann wäre ich auch in der sechsten Klasse gewesen und hätte mit meinem Liebsten jetzt irgendwo eine wunderbare Nummer schieben können. Aber nöööö, man muss ja sein Kind unbedingt auf normale Art und Weise bekommen, weil man sonst mit einer fetten Narbe am Bauch herum läuft, die das Aussehen ruiniert. An mich hatte in diesem Moment wohl keiner gedacht.
Ja, ja, ist ja schon gut, ich wusste selbst, dass ich in diesem Moment nur wieder eine wahnsinnige Scheiße daher laberte, aber ich würde jetzt zu gerne mit meinem Schatz durch die Betten tollen, als mich von irgendwelchen fleischfressenden Pflanzen attackieren zu lassen.
„Ist alles in Ordnung, meine Kleine“, flüsterte Severus und strich mir mit der Hand über die Wange. Sein Daumen berührte dabei automatisch meine Lippen. Sofort stand mein Körper in Flammen.
„Ja, ich habe nur keine Lust auf Unterricht“, antwortete ich ihm und schmiegte meinen Körper an seinen.
Wir standen etwas versteckt neben dem Eingang zu den Gewächshäusern, damit uns auch ja keiner sah, denn das konnte mein Schatz ja nicht leiden. Ich hatte noch fünf Minuten, bis ich wirklich hinein musste um nicht zu spät zu kommen.
„Worauf hast Du dann Lust“, wollte Severus wissen.
„Oh, mir würde da schon das eine oder andere einfallen“, gab ich zurück und grinste dabei anzüglich.
„Ah, ich verstehe. Fräulein Nimmersatt, oder?“
„Immer doch.“
Ich liebte es, in Severus' Nähe zu sein und seine nackte Haut an meiner zu spüren. Das war einfach das beste, was es auf dieser Welt gab. Wenn er mich küsste, streichelte und mich an Stellen berührte, die außer ihm noch keiner angefasst hatte. Das setzte meinen ganzen Körper in Brand und nur Severus konnte diesen löschen.
„Später, meine Kleine. Jetzt musst Du erst einmal vier ganz tolle Schulstunden hinter Dich bringen. Wir sehen uns ja heute Abend im Raum der Wünsche.“
„Ich verstehe immer noch nicht, warum Du mich überraschen willst. Immerhin ist es doch Dein Geburtstag, da sollte ich irgendetwas tolles für Dich planen und nicht umgekehrt.“
„Ganz einfach, Mimi, weil es mir gefällt, Dir eine Freude zu bereiten.“
„Muss ich das verstehen?“
„Nein, musst Du nicht. Aber lass es mich bitte tun. Ich habe da wirklich eine tolle Idee.“
„Ja, ja, ist ja gut. Ich widerspreche ja schon gar nicht mehr.“
Immerhin liebte ich Severus' Überraschungen. Er konnte ja so was von romantisch sein. Das hatte ich ihm niemals zugetraut, aber man konnte sich ja auch gewaltig in einem Menschen täuschen. Unsere Beziehung war der beste Beweis dafür. Bei unserer ersten Begegnung auf dem Spielplatz hätte keiner gedacht, dass es einmal so kommen würde. Am allerwenigsten ich.
„Du musst jetzt langsam los, meine Kleine“, sagte mein Schatz zu mir und drückte mich noch einmal an mich. „Sonst kommst Du noch zu spät und ich möchte nicht, dass Du Ärger bekommst.“
„Ich will aber noch nicht gehen“, jammerte ich. Ich genoss einfach jede Sekunde mit ihm.
„Ich weiß, aber trotzdem. Ab mit Dir. Wir sehen uns doch später.“
„Jaah. Aber kriege ich denn zumindest noch einen Abschiedskuss?“
„Nichts lieber als das.“
Da zog er mich an sich und sofort war sein Mund auf meinem. Er zwang meine Lippen auseinander und strich mit seiner Zunge über die meine. Sofort stand mein Körper in Flammen und ich hätte alles darum gegeben, wenn ich jetzt einfach mit Severus abhauen könnte. Aber es ging ja nicht.
„Viel Spaß in Kräuterkunde, mein Kleines“, meinte er grinsend, als er sich von mir löste.
„Ha, ha, guter Witz.“
Kräuterkunde war neben Zaubertränke das Fach, das ich am wenigsten leiden konnte.
„Bis später, Mimi. Ich liebe Dich.“
„Und ich liebe Dich, Severus!“
Dann drehte er sich um und ging in Richtung Schloss davon, während ich mich schweren Herzens auf den Weg in die Gewächshäuser machte. Doch obwohl er mich nun nicht mehr küsste, spürte ich seine fordernden Lippen immer noch auf meinen.
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Bat in my heart
FanfictionDie Liebesgeschichte von Mimi und Severus geht in die zweite Runde: Siebzehneinhalb Jahre sind vergangen, seit Mimi Hogwarts und somit auch ihrer großen Liebe den Rücken gekehrt hat. Seit sie zurück in Frankreich ist, hat sie sich nicht nur ihren L...