Hin und her, Her und hin

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Mich überkam ein Gefühl, als würde ich durch einen dicken, vollkommen dunklen Gummischlauch gepresst werden, der sich immer enger um mich herum zusammen zu ziehen schien. Die Luft wurde mir knapp und ich spürte schon jetzt das dringende Bedürfnis, tief einzuatmen. Doch das war beim Apparieren normal und es war immerhin die schnellste Art zu reisen. Da musste man einfach durch, ob man wollte oder nicht und es dauerte ja nur ein paar Sekunden. 
Als ich endlich an meinem Ziel ankam, konnte ich sofort den vertrauten Duft nach Sonne, Sand und Meer riechen und ich hörte das altbekannte Rauschen der Brandung, die ans Ufer prallte. Mein ganz persönliches Wiegenlied, das ich schon als Kind so gerne gehört hatte. 
Ich war wieder da, zuhause an meiner wunderschönen Cote d’Azur. Endlich... Ich stand genau vor der Eingangstür zu meinem heißgeliebten Strandhaus und hätte ich jetzt ein kleines bisschen länger Zeit gehabt, dann hätte ich mich wahrscheinlich in aller Ruhe auf die hintere Terasse gestellt und hätte dabei zugesehen, wie die türkisblauen Wellen an den Strand rauschten.
Doch leider war genau das gerade absolute Mangelware. Ich hatte keine Zeit, denn ich musste alles für den wunderschönen Abend mit meinem Liebsten vorbereiten. Ich musste einkaufen, kochen, den Strand dekorieren, mich selbst noch hübsch machen und so weiter und so fort. Und das alles musste in acht Stunden fertig sein, was bedeutete, dass ich gerade einmal fünf Stunden Zeit hatte, wenn man das Styling und die Rückreise nach Hogwarts abzog. Rückreise? Ja, ich konnte ja wohl nicht einfach nicht zum Mittagessen erscheinen. Severus würde entweder...
1. sofort merken, dass ich irgendetwas geplant hatte (das wäre ja noch das geringere Problem) oder
2. er würde wieder einmal vollkommen hohldrehen, wie er es nun mal gerne tat, und sich die schlimmsten Szearien ausmalen. Von einer Trennung bis hin zu einem gemeinen Meuchelmord war dann wahrscheinlich alles dabei. 
Also musste ich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und eine kleine Mittagspause in England einlegen, auch wenn mir das nicht wirklich in den Kram passte und mir die Stunde hinterher sicherlich anderweitig fehlen würde. 
Das war alles Sevs Schuld. Wenn er nicht immer so maßlos übertreiben würde, dann könnte ich einfach vom Essen fernbleiben, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen haben musste. Aber das ging ja nicht, weil ich es mit einer Fledermaus par excellence zu tun haben musste. Also, ich liebte Severus ja wirklich heiß und innig, aber diese Eigenschaft ging mir tierisch auf meinen nicht vorhandenen Sack. 
Bevor ich aber jetzt noch mehr Zeit vertrödelte, musste ich schauen, dass ich endlich weiter kam, denn ich hatte gerade einmal zweieinhalb Stunden, bis ich mit Einkaufen, Suppe und Dessert fertig sein musste. Den Rest musste ich am Nachmittag irgendwie schaffen. 
Also sperrte ich die Tür auf und rannte direkt in mein Schlafzimmer, wo ich erst einmal den Hosenanzug auszog, um mich in eine bequeme Laufhose und ein pinkes Top zu schmeißen. Beim Werkeln in der Küche musste ich es einfach bequem haben, denn wer macht das schon gerne aufgebrezelt? Diese ganzen Werbeplakate und Co, die man überall sieht, sind doch alle nur... 
MIMI!!! Jetzt hör endlich auf, dich ablenken zu lassen und sieh zu, dass du endlich weiter kommst. Kann ja wohl nicht angehen, dass du hier herum stehst und nichts tust, wobei du doch schon längst in dem kleinen Kramerladen hättest sein sollen. 
Leider musste ich zugeben, dass meine innere Stimme auch dieses Mal recht hatte, deswegen rannte ich schnell die Treppe zurück nach unten, schlüpfte in meine Turnschuhe und holte meinen großen Korb aus der Speisekammer, bevor ich mich schließlich und endlich auf den Weg zum Einkaufen machte. 

Etwa eine Stunde später war ich wieder zurück. 
Obwohl der kleine Laden, in dem ich eigentlich immer meine Sachen kaufte, wenn ich die Ferien zuhause verbrachte, wirklich kleiner als nur klein war - also wirklich so miniminiminifutziklein, sodass man sich schon mal gegenseitig auf die Füße stieg, wenn mehr als drei Kunden gleichzeitig dort waren - bekam ich dort alles, was ich brauchte. Ich liebte dieses Geschäft einfach. Es wurden dort überwiegend regionale Produkte angeboten und der kleine ältere Mann, dem der Laden gehörte, war mehr als nur freundlich. Irgendwie erinnerte er mich entfernt an Professor Slughorn, zumindest was die Figur und den prächtigen Bart anging. 
Doch genau das war mir zum Verhängnis geworden, denn natürlich musste mich der Verkäufer sofort in ein längeres Gespräch verwickeln. Klar, er kannte mich ja schon seit ich noch in die Windeln gemacht hatte (Ja, auch klein Mimi war nicht immer so rein und ordentlich wie heute) und da er gerade nicht wirklich viel zu tun gehabt zu haben schien, musste ich mir gleich einmal seine halbe Lebensgeschichte plus sämtliche Krankheiten und Wehwehchen, die ihn und seine Frau derzeit quälten, anhören. Klar, wieso denn auch nicht? Ich musste ja schließlich nur vier verdammte Gerichte kochen, wenn es weiter nichts ist. Das schüttele ich mir doch mit Leichtigkeit aus dem Handgelenk, so ein Kinderspiel war das. 
Ha, von wegen! Für mich war das mehr als nur eine Herausforderung, denn auch wenn ich das Kochen mittlerweile mehr oder weniger beherrschte, so hatte ich noch nie so viel Aufwand betrieben. Aber was tut man nicht alles, um seinem Schatz eine Freude zu machen? Nur wehe, wehe, wenn er das nicht zu schätzen weiß, dann bekommt er von mir einen so kräftigen Einlauf verpasst, dass er mindestens eine Woche lang nicht mehr vom Klo runter kommt. Und das ist mein vollkommener Ernst! 
Aber da ich nun einmal ein lieber, netter und höflicher Mensch war (Meistens zumindest... Also gut, wenn man mich nicht gerade bis aufs Blut reizte, wie es ein gewisser Jemand oftmals schaffte), hörte ich freundlicherweise ein klein wenig zu, ehe ich schließlich mein Muggelgeld auf den Tresen knallen und das kleine Geschäft verlassen konnte. Ist jetzt die Tatsache, dass ich mehr als einen nervösen Blick auf meine silberne Armbanduhr geworfen und immer wieder unruhig mit dem Fuß auf dem Boden getappt hatte, erwähnenswert oder nicht? Hmmm, ich glaube, das erübrigt sich wohl. 
Wie eine Irre raste ich zurück nach Hause und dankte Gott, Merlin oder wem auch immer dafür, dass ich nur ein kleines Stück entfernt wohnte. Immerhin hätte mein Haus auch am ganz anderen Ende des Ortes sein können, dann hätte ich jetzt ganz schön alt ausgesehen. Im übertragenen Sinn natürlich, denn eine Frau sieht niemals - und damit meine ich NIEMALS GAR NIE NICHT - alt aus, auch nicht mit 150. Das sollten sich sämtliche Männer der Welt gleich mal in die Hand tätowieren, damit sie das auch niemals vergessen. Und Severus schreiben wir es am besten auch noch auf den Schniedel (Den sieht er ja ziemlich oft, hihi) und schicken ihm jeden Tag einen Heuler, denn der ist bekanntlich oftmals mehr als nur schwer von Begriff. 
Kaum war ich durch die Haustür hindurch, stürmte ich auch schon weiter in die Küche, wo ich den gigantischen Korb auf den Tisch schmiss und mir dann den Zettel mit meinem Menüplan schnappte. Okay, dann wollen wir mal sehen, ob ich auch alles habe. 
Weißen Spargel für die Suppe, die es geben würde... Check.
Salat, Gurken, Tomaten und frische Hähnchenbrust für den Salat. Check. 
Eier sowie Parmesan und Trüffel für den Hauptgang. Check. 
Einen Haufen Sahne, Gelantine, eine Vanilleschote und frische Erdbeeren für die Panna Cotta. Auch Check. 
Den Wein (Überlebensnotwendig, so nervös wie ich war) und Champagner hatte ich auch besorgt. Gut, dann konnte die große Kochsause also losgehen. Ich hoffe mal, ich bekomme das alles so hin, wie ich es mir vorgestellt habe und das Haus stand hinterher noch. Ich traute meinen Kochkünsten nämlich immer noch nicht genug. Aber was will man schon anderes erwarten? Jahrelang explodierende Kessel, die einem im Zaubertrankunterricht um die Ohren flogen, prägten einen schließlich. 
Mimi, ich unterbreche dich und deinen Gedankenfluss ja nur äußerst ungern, aber willst du nicht endlich einmal anfangen? Sonst bist du an Weihnachten noch nicht fertig und du und dein Liebster könnt heute Abend den Pizzaservice rufen. Das wäre wirklich sehr romantisch. 
Na, das vielleicht gerade nicht, aber praktischer und vor allem einfacher für mich wäre es schon, weil ich dann nicht kochen müsste. Hihi. Und Pasta hatte der immerhin auch. Okay, okay, okay... Ich gebe es ja zu: Ich rede schon wieder mal vollkommenen Blödsinn daher, aber ich bin da wirklich unschuldig, denn wenn ich aufgeregt bin - und wenn ich heute nicht allen Grund dazu gehabt hätte, wann dann - dann scheint mein Gehirn irgendwelche Aussetzer zu haben. Vielleicht sollte ich mal bei den alten Büchern von meinem Dad nachschauen, ob da irgendetwas darüber drin stand. Vielleicht gab es ja ein Heilmittel, das mich auf der Stelle kurieren würde. Doch bei meinem Glück würde es sich dabei nur wieder um irgendeinen Zaubertrank handeln, den ich dann vollkommen versaute und am Ende so verrückt wäre, dass ich nackt durch die Große Halle lief. Nein, nein, nein. Das überlasse ich lieber meiner lieben Fledermaus. Die ist dafür wahrlich besser geschaffen als ich. 
Okay, jetzt aber Konzentration, Mimi. Schließlich hast du noch eine Menge zu tun und musst in nicht mal... gaaaaah... eineinhalb Stunden zurück in Hogwarts sein, wenn Sev keinen Verdacht schöpfen soll. Oje, ich sollte mich wirklich beeilen. 
Normalerweise machte ich beim Kochen wirklich alles selbst und verließ mich dabei nicht auf Magie. Doch da mir jetzt die Zeit unter den Fingern davon lief, entschloss ich mich kurzerhand, ein klein wenig zu schummeln. Ich zog meinen Zauberstab und brachte den Spargel dazu, sich kurzerhand selbst auszuziehen, sprich zu schälen. Oiii, es geht schon wieder los. Ich denke wirklich nur an das Eine. Schlimm ist das!
Währenddessen setzte ich die Panna Cotta an, indem ich die Sahne zum Kochen brachte, etwas Zucker und das Mark der Vanilleschote hinzu gab und anschließend die in Wasser aufgeweichten Gelantineblätter unterrührte. Dann das ganze noch in schöne Gläser abfüllen und schon mal einen Teil der Erdbeeren pürieren, et voilà, Teil eins war erledigt. 
Nun konnte ich mich an die Vorspeise, also die Spargelcremesuppe, machen. Auch die war relativ schnell fertig und so konnte ich sogar noch den Nudelteig zubereiten. Dabei knetete ich wie eine Verrückte und warf hastige Blicke auf die Uhr am Herd, nur um zu sehen, dass diese dumme Zeit (Ich glaube dieses Thema hatten wir schon zur Genüge) nur so dahin raste. Mist, Mist, mistiger Mist. Das würde wirklich knapp werden. Verdammt, ich sah es jetzt schon kommen, dass ich ganze fünf Minuten zu spät zum Mittagessen kommen und dann von meinem herzallerliebsten Schnuckiputz dem Erdboden gleich gemacht werden würde. Wahrscheinlich würde (Jetzt fange ich auch schon mit diesem Konjunktivmist an! Ist das vielleicht eine ansteckende Krankheit oder so?) er mich schnaubend am Lehrertisch erwarten, nur um mich dann zu packen, mir die Hose herunter zu ziehen und mir dann vor versammelter Schülerschaft den Hintern versohlen. Aber nicht mit mir, so viel dürfte ja wohl klar sein! Auch nur ein falscher Ton von ihm und ich schütte ihm heute Abend die Suppe über den Kopf. Dann wäre das wenigstens der längst fällige Farbklecks auf meiner immer schwarz tragenden Fledermaus. Das würde ihm sicher ganz hervorragend stehen. Und wenn ich die dann hinterher ablecken durfte, hatten wir beide was davon. Ja, ja, ich weiß. Mimi das kleine Schweinchen in Aktion. 
Um genau 11.43 Uhr war ich mit allem, was ich bis hier hin vorbereiten konnte, fertig. Heute Nachmittag ging es natürlich noch weiter. Doch vor lauter Aufregung, wäre mir fast ein gewaltiger Fehler unterlaufen, denn ich wäre beinahe in meinen bequemen Sachen aus dem Haus gestürmt, um auch ja pünktlich an meinem Platz neben Severus zu sitzen. Gott sei Dank hatte ich neben der Garderobe einen großen Spiegel hängen, sonst wäre mir das gar nicht mehr aufgefallen und ich hätte ein megamäßiges Scheißproblem gehabt. Denn wie bitteschön hätte ich meinem Liebsten erklären sollen, dass ich auf einmal Laufklamotten an hatte, wo ich doch heute Morgen das Schloss in einem Businessoutfit verlassen hatte und nun eigentlich vom Unterricht kommen sollte? Das wäre eine absolute Katastrophe gewesen, auf die mir absolut nichts eingefallen wäre außer ,,Ääääähm”. 
Also stürmte ich schnell die Treppe nach oben, riss mir in meinem Schlafzimmer die Klamotten vom Leib und sprang in meinen grauen Hosenanzug und die hohen Hacken. Dabei schaffte ich natürlich nicht nur beinahe umzufallen vor lauter Hektik, sondern ich ruinierte mir auch noch meine Frisur. Jetzt durfte ich mir die auch noch einmal neu richten. Verdammt verfluchte Oberkacke! Ich hatte doch ohnehin nur noch zwölf Minuten Zeit. Gott, ich könnte wirklich heulen. Ich sehe es schon kommen, dass ich die Überraschung schon vorher versaue. Mann, wieso muss so was immer mir passieren? Warum war ich nur so tollpatschig? Kann es denn nicht mal jemand anderen treffen? Dafür wäre ich wirklich sehr dankbar. Lieber Gott der Tollpatschigkeit: Kannst du dir also heute bitte ein anderes Opfer suchen? 
So, jetzt aber hopp, hopp, hopp. Nachdem ich also meine Haare noch einmal gerichtet hatte (Wir wollen ja nicht, dass Mister Übertreibung-des-Jahrtausends denkt, ich wäre mit einem anderem Kerl im Bett gewesen), raste ich wie eine gesenkte Sau die Treppe nach unten, schnappte mir meinen Aktenkoffer, der neben der Eingangstür stand, und, schwuppdiwupp, ab nach draußen. Dort drehte ich mich sofort auf der Stelle und kehrte zurück nach England. Mann, was für ein Stress! Aber was tut man nicht alles, um seinen Liebsten zum glücklichsten Menschen der Welt zu machen? Da riskiert man schon mal sein eigenes Leben. Wenn es weiter nichts ist...

Bat in my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt