So, da standen sie nun also, die beiden glorreichen Helden der Stunde, und wirkten dabei mehr als nur beunruhigt. Severus trat immer wieder nervös von einem Fuß auf den anderen, während Cole mit seiner Handprothese knackte, wie immer wenn ihn etwas belastete und er nicht wusste, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.
Ich fragte mich unwillkürlich, welchen Namen ich diesem Dreamteam wohl verpassen sollte. Dick und Doof wollte nicht so recht passen, denn erstens war keiner von ihnen rund wie eine Tonne und zweitens waren sie beide mindestens gleich bescheuert. Ich meine, sie hatten sich wirklich aufgeführt wie zwei kleine Jungs, die sich um das große, rote Feuerwehrauto streiten, weil sie beide mit ihm spielen wollen. Dabei bin ich doch kein Preis, den man einfach gewinnen kann. Ich bin - ob man es glaubt oder nicht - eine Frau und ein Wesen mit Gefühlen noch dazu, auch wenn ich diese lange verborgen hatte. Doch mit ihrem Verhalten waren sowohl Cole als auch Severus freudig darauf herum gesprungen als wäre mein Herz ein riesengroßes Trampulin, auf dem man jede Menge Spaß haben konnte. Aber nur mal zur Information: Dem ist überhaupt nicht so! Mein Herz ist ein empfindliches Einzelstück, das erst seit kurzem wieder ganz ist, doch es ist noch sehr labil, also sollte man damitn wirklich mehr als nur vorsichtig sein.
,,Mimi, ich”, setzte Severus im gleichen Moment an, wie Cole ,,Wie geht” sagte. Jeder von ihnen brach ab und sie warfen sich einen mehr als nur eiskalten Blick zu. Uuuh, ist das ein frostiges Klima, da könnte man glatt meinen, dass in Kürze die nächste Eiszeit über uns herein brechen wird. Aber gut, ich konnte die beiden ja irgendwo auch verstehen. Sie sahen sich einfach als Konkurrenten an. Beide liebten sie mich auf ihre ganz eigene Art und Weise, doch jeweils aus vollem Herzen, und wollten mich einfach für sich haben. Und ich war diejenige, die sich für einen entscheiden musste, was gleichzeitig bedeutete, dem anderen das Herz zu brechen. Na, das war ja wieder mal so was von klar, dass Frau den schwarzen Peter haben musste. Konnten wir dieses Spiel nicht mal umdrehen und... Ääähm, wobei, lieber nicht. Diese Erfahrung habe ich schon hinter mir und ich hatte eindeutig verloren. Also lassen wir es so wie es ist, auch wenn ich wieder als Verliererin vom Platz gehen werde. Gott, ist das bescheuert! Egal, was ich auch tat, irgendwie war ich immer der Doofmann...
Außerdem hatte ich mich ja bereits entschieden und diese Entscheidung war unumstößlich. Ich liebte Severus über alles und ich würde am liebsten den Rest meines Lebens verbringen, auch wenn er mir noch so weh getan hatte. Aber das war nun schon so lange her und wir hatten dieses Drama in den letzten Wochen hinter uns gelassen. Diese Zeit war die schönste, die ich in den letzten 18 Jahren erleben durfte und das hatte ich nur meinem Liebsten zu verdanken.
Cole war mir natürlich auch wichtig, aber eben nur als Freund, das war mir einfach klar geworden und verdeutlicht hatte sich das ganze, als ich die beiden miteinander gesehen hatte. Sicher sah er gut aus, er war lieb, zuvorkommend und ein Gentleman wie er im Buche stand. Wenn ich mich für ihn entschieden hätte, dann hätte er mich sicher mein ganzes restliches Leben lang auf Händen getragen und hätte mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Aber das reichte einfach nicht aus, denn ob ich wollte oder nicht, ich konnte ihn einfach nicht lieben. Das hatte nichts mit ihm zu tun, sondern meine Gefühle für Severus waren einfach so stark, dass nichts dagegen ankam. Er war es, neben dem ich jeden Morgen aufwachen und von dem ich im Arm gehalten wollte. Ich war ihm einfach mit jeder Faser meines Körpers verfallen und das schon, als ich jung gewesen war.
All das ging mir durch den Kopf, als ich noch immer aus dem Fenster starrte und den nachmittaglichen Himmel betrachtete. Wolken waren heraufgezogen und lieferten sich mit der Sonne einen erbitterten Kampf. Keiner wollte so einfach aufgeben, denn die Sonne focht verzweifelt um ihre Vorherrschaft am Himmel und wollte sich nicht einfach so verdecken lassen. Doch die Wolken waren in der Überzahl und gewannen mehr und mehr an Boden beziehungsweise Himmel. Hm, wenn man das ganze im übertragenen Sinn sah, dann konnte man fast meinen, dass dieser Krieg meine eigene Situation wiederspiegelte, denn auch in meinem Leben wurde bitterlich gekämpft. Ich war der Himmel... Die Frage war nur, wer war die Sonne und wer die Wolken?
,,Ich rede zuerst mit ihr”, wurde ich von einem zweistimmigen Schrei heraus gerissen und mein Kopf schnellte herum, um die beiden Vollpfosten zu betrachten, die mit geballten Fäusten voreinander standen und sich anbrüllten.
Na super, jetzt ging das schon wieder los. Und ich hatte mich schon gefreut, dass die beiden sich mal nicht bekriegten, doch die Hoffnung, dass die beiden endlich vernünftig geworden waren, wurde jäh zerstört, da sie wieder anfingen, sich wie bei den Hottentotten aufzuführen. Grrr, kann mir bitte mal jemand zwei gewaltige Knüppel reichen, die ich den beiden über den Kopf ziehen kann? Das wäre wirklich mehr als nur hilfreich, denn vielleicht war dann endlich einmal Ruhe.
,,Warum musst denn ausgerechnet Du anfangen”, schrie Cole laut und lief vor lauter Zorn schon knallrot an.
,,Ganz einfach”, gab Sev nicht minder leise zurück und seine Augen waren schon fast zu einem flüssigen Schwarz geworden, ,,weil Mimi MEINE Freundin und deinetwegen schwer verletzt ist.”
,,Ach und Du hattest damit ja auch überhaupt nichts zu tun, oder? Falls ich Dich daran erinnern darf, dann warst Du derjenige, der mich angegriffen hat. Wärst Du einfach schön ruhig geblieben und hättest mich machen lassen, dann hätte Mimi nicht eingreifen müssen und...”
,,Sag mal, spinnst Du jetzt komplett? Hätte ich denn etwa dabei zuschauen sollen, wie Du sie abschlabberst oder was? Nur über meine Leiche!”
,,Also ich höre nicht, dass Mimi sich beschwert. Ich gehe somit davon aus, dass es ihr gefallen hat.”
Ääähm, Moment mal, was? Spinnte Cole denn jetzt komplett? Natürlich hatte es mir nicht gefallen, dass er mich geküsst hat. Das sollte jetzt nicht heißen, dass er schlecht küsste, aber... Er ist einfach nicht der richtige. Punkt! Und er sollte jetzt endlich mal damit aufhören, meinen Liebsten zu provozieren, sonst wusste ich wirklich nicht, ob ich ihn noch weiter zurück halten würde, wenn er wieder auf ihn losging. Also ich meine, ich mochte Cole wirklich sehr gerne, aber das ging nun wirklich zu weit. Ständig drückte er Severus einen rein. War doch klar, dass der dann mehr als nur sauer wurde. Aber trotzdem ging mir diese ganze Streiterei tierisch auf meinen nicht vorhandenen Sack. Die sollten jetzt endlich damit aufhören, sonst musste ich doch nur wieder meinen persönlichen Wachdrachen namens Minerva hierher zitieren und ich wollte sie eigentlich aus dieser ganzen Sache heraus halten. Das war eine Sachen zwischen Cole, Severus und mir und ich war fest entschlossen, diesem Chaos nun ein für alle Mal ein Ende zu setzen.
,,Hey Jungs, jetzt reicht es aber langsam”, setzte ich an, doch natürlich hörte keiner der beiden auf mich.
Warum auch? Das war doch vollkommen unnötig, auf die blöde Mimi zu hören, die ohnehin nur im Bett lag und sich nicht großartig wehren konnte. Meinen die! Aber da haben sie sich gewaltig geschnitten. Ich mag zwar einen Brummschädel haben, aber das hielt mich noch lange nicht davon ab, den beiden gewaltig in ihre knackigen Hintern zu treten.
,,Das glaubst aber auch nur Du”, brüllte mein Liebster nun so laut, dass man meinen könnte, er hätte seine Stimme mit dem Sonorus magisch verstärkt. ,,Aber was will man von so einem alten Knacker auch schon anderes erwarten? Du hast mindestens schon zwei Drittel Deiner Gehirnzellen verloren. Doch ich will mal nicht so sein und Dir erklären, warum Mimi sich dazu nicht äußert. Sie hält einfach nur den Mund, weil sie sich sonst mitten in Deine hässliche Fresse übergeben müsste, so eklig ist es, Dich zu küssen.”
Jetzt übertrieb er es aber wirklich. Ich meine, so schlimm war es auch wieder nicht. Ähm, Mimi, bist Du eigentlich noch ganz bei Trost? Sicher war es schlimm, denn Cole ist nicht der Mann, dem Dein Herz gehört! Also unternimm endlich was und ramm den beiden endlich Deine Absätze in ihre Arschlöcher. Das haben sie wirklich nicht anders verdient.
Hach, meine liebste innere Stimme ist wieder da. Und ich habe gedacht, sie sei schon in Ohnmacht gefallen ob diesem ganzen Zirkus. Aber nein, sie ist so gut drauf wie immer und wollte mir wahrscheinlich selbst die Chance geben, endlich aufzuwachen. Doch sie hatte vollkommen recht, ich musste dem ganzen jetzt endlich Einhalt gebieten, auch wenn mir gerade der perfekte Spitzname für die beiden Vollblutidioten eingefallen war. Ernie und Bert. Da ist auch der eine immer klüger wie der andere. Aber wer ist wer? Hmm... Severus ist größer als Cole und seine Augenbrauen sind auch ein klein wenig buschiger und mein Freund hatte dagegen eine rundlichere Gesichtsform. Also ist es ganz klar. Severus ist Bert und Cole Ernie. Fehlt nur noch, dass ich die beiden gelb anmale, in gestreifte Pullover stecke und ihnen einen Stock in den Arsch ramme, sodass ich mit ihnen Puppenspiele fabrizieren kann. Und das werde ich, wenn sie jetzt nicht endlich mit dieser Scheiße aufhören.
,,Severus, Cole, jetzt ist es aber wirklich genug”, mischte ich mich noch einmal ein. ,,Hört endlich mit diesem blöden Getue auf, damit wir uns in Ruhe unterhalten und diese Sache aus der Welt...”
,,Wir hatten eine Abmachung, Snape”, zischte Cole nun und machte einen Schritt auf meinen Schatz zu, damit er ihm seinen Zeigefinger in die Brust bohren konnte.
Aber wovon redete er denn da bitte? Welche Abmachung? Was haben die beiden denn jetzt schon wieder für eine Scheiße am laufen? Ging es dabei um mich? Boah, das konnte doch wirklich nicht wahr sein. Handelten die etwa um mich? Na wartet, ihr blöden, kleinen...
,,Ja, das haben wir, Taylor”, gab Severus zurück und verpasste Cole einen kleinen Schubs, sodass er wieder auf Abstand taumelte. ,,Aber wir haben mit keinster Weise besprochen, wer zuerst das Wort an Mimi richten darf.”
Ich fasse es ja nicht! Die hatten anscheinend wirklich um meine Gunst verhandelt. Das lasse ich mir nicht gefallen. Ich bin doch keine Marionette, die macht, was andere ihr vorgeben. Ich bin und bleibe mein eigener Herr, Liebe hin, Liebe her. Das sollte Severus eigentlich wissen.
,,Du weißt, was ich...”
,,ES REICHT”, kreischte ich nun so laut ich konnte und zuckte dabei aber heftig zusammen, als ein stechender Schmerz durch meinen Schädel schoss.
Anscheinend wirkten die Medikamente, die ich von Madam Pomfrey bekommen hatte noch nicht. Doch das war mir so was von egal, denn die Genugtuung, die ich empfand, als sowohl Cole als auch Sev vor Schreck zusammen fuhren, war um so vieles besser als zwei blöde Pillen. Es sah beinahe so aus, als hätten sowohl der eine als auch der andere vergessen, dass ich auch noch da war. Das war ja noch schöner. Achtung, ihr zwei Früchtchen, das kann und will ich euch nicht durchgehen lassen. Jetzt bekommt ihr eine Standpauke, dass es sich gewaschen hat. Dagegen waren die von Minerva ein Scheißdreck, denn ich ließ gerne noch immer ein wenig von meiner französischen Seite mit einfließen. Wenn ich einmal richtig wütend war, dann sollte man am besten nicht im Fokus meines Zorns stehen und lieber drei Kilometer weit weg sein. Obwohl man mich auch dann noch hörte, denn wenn ich mal zum Schreien anfing, dann hörte man mich wahrscheinlich noch in Istanbul.
,,Könnt ihr denn nicht endlich mal mit diesem Kindergarten aufhören”, redete ich mich weiter in Rage und wischte damit ihre Einwände(Beide hatten sie den Mund geöffnet, um mir zu widersprechen) einfach so beiseite. ,,Himmel, Herrgott nochmal, ihr seid zwei erwachsene Männer, sollte man meinen, und führt euch auf, als würde man euch euer Spielzeug wegnehmen wollen.”
,,Will er ja auch gewissermaßen”, nuschelte Severus, doch dank meines brillanten Gehörs konnte ich es natürlich hören. Ein kalter Blick meinerseits brachte ihn jedoch schnell zum Schweigen.
,,Sei still, Sev! Ich will jetzt nichts mehr in dieser Art hören. Und Du hörst auf zu lachen, Cole! (Ja, klein Mimi hört ALLES!) Du bist keinen Deut besser als er. Ihr beide habt jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder ihr führt euch weiter auf wie zwei vollkommen verblödete Riesenrindviecher, dann könnt ihr aber gleich auf dem Absatz kehrt machen und eure Ärsche hier raus bewegen...”
,,Aber...”, wandte Cole nun ein, doch ich hob einfach nur die Hand und sein Mund klappte zu, was aussah, als wäre er ein Fisch, der verzweifelt einen Ton heraus bringen will. Unter normalen Umständen hätte ich jetzt wahrscheinlich losgebrüllt vor Lachen, weil das ganze wirklich dämlich aussah, doch mir war jetzt definitiv nicht nach Spaß zumute.
,,Oder ihr entscheidet euch für Möglichkeit zwei, verhaltet euch endlich mal normal und lasst mich das ganze klären. Dabei will ich aber nicht ein Wort von euch hören. Also... Für was entscheidet ihr euch?”
Mein Blick wanderte von einem zum anderen und wieder zurück. Cole fuhr sich wie immer, wenn er überlegte, mit den Fingern durch seine ohnehin schon leicht zerzausten Haare und Severus tat das, was er immer tat, wenn ihm etwas nicht wirklich passte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich mit leicht zusammen gekniffenen Augen an, während die eine Ader an seiner Stirn heraus trat und wie verrückt zu pulsieren anfing. Normalerweise ließ mich allein dieser Blick zurück rudern, um einem Streit aus dem Weg zu gehen, doch heute tat ich nichts dergleichen. Der Tag war ohnehin schon im Eimer und konnte nicht mehr schlimmer werden, also was soll’s!? Da musste mein Liebster jetzt durch, ob es ihm gefiel oder nicht.
Schließlich und endlich kamen die beiden aber zu einem Entschluss und nickten.
,,Okay, ich bleibe”, meinte Severus und seufzte dabei schwer.
Jetzt hab Dich doch nicht so und kneife einfach Deine Arschbacken zusammen. Der tut ja gerade so, als würde ich ihn dazu zwingen, sich nackt in eine Badewanne voller Blutegel zu setzen. Himmel, Arsch und Zwirn! Männer, also wirklich...
,,Natürlich bleibe ich auch, Mimi”, beeilte sich Cole nun schnell zu sagen, denn er wollte meinem Liebsten natürlich in nichts nachstehen. ,,Ich will ja nicht, dass es Dir noch schlechter geht.”
Dazu fiel mir nur eines ein: Schleimer! Daran hätte er wirklich mal vorher denken können, bevor er sich verhielt wie ein vollkommen zurückgebliebener Neandertaler.
,,Na also, das war doch gar nicht so schwer”, gab ich zurück und grinste frech in mich hinein. Ha, eins zu null für Mimi, würde ich sagen. ,,Also schön... Zuerst einmal muss ich euch sagen, dass euer Verhalten zuvor und auch eben wirklich unter aller Sau gewesen ist.”
Cole starrte mich schon beinahe erschrocken an. Natürlich... Solche Worte war er von mir nicht wirklich gewohnt, denn normalerweise achtete ich immer sehr auf meine Ausdrucksweise, aber anscheinend hatte Sevs teilweise rüdes Verhalten auf mich abgefärbt. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, kann ich nicht sagen, aber ich bin noch lange nicht fertig mit diesen zwei Hohlköpfen. Auch wenn mein Schatz noch so sehr die Nüstern bläht, aber ich werde meine Schnauze jetzt bestimmt nicht halten. Da musste er jetzt einfach durch. Die können ohnehin froh sein, wenn ich ihnen nicht vor der kompletten Schule den Hintern versohle.
,,Ich meine, schaut euch doch mal an, was ihr fabriziert habt. Ihr habt die Eingangshalle in Schutt und Asche gelegt, weil...”
,,Ich unterbreche Dich nur ungern, meine Süße”, wagte es Severus doch glatt, das zu tun, was er angeblich nicht wollte. Pah, warum lässt Du es dann nicht einfach sein, Du blöder Idiot? ,,Aber das Chaos hast Du veranstaltet, indem Du den Schildzauber losgelassen hast. Wenn Du Dich nicht...”
,,Das ist doch vollkommen egal”, begehrte ich auf und meine Stimme schraubte sich ungefähr zehn Oktaven in die Höhe. ,,Ich wollte euch aufhalten, euch gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, bevor noch ernsthaft jemand verletzt worden wäre. Dass ihr euch nicht wirklich versteht und eifersüchtig aufeinander seid, das sieht ein Blinder und vor allem auch die ganze Schülerschaft, nachdem ihr euch ja heute Morgen schon so herrlich bekriegt habt. Aber überlegt doch selbst mal, ob das wirklich richtig ist. Man kann solche Dinge auch klären, ohne dass man gleich wie zwei wildgewordene Hippogreife aufeinander losgeht.”
,,Ach ja und wie bitteschön”, wollte Sev mehr als sarkastisch wissen und zog dabei seine rechte Augenbraue bis zum Anschlag nach oben. ,,Herrgott, der Kerl hat Dich geküsst! Tut mir leid, wenn ich dann nicht einfach zu ihm gehen, ihm auf die Schulter klopfen und zu ihm sagen kann: ,Wow, das hast Du aber toll gemacht, Alter! Meinen Respekt dafür!’ Bei aller Liebe, Mimi, aber Du bist meine Freundin und ich möchte nicht, dass ein anderer das begehrt, was mir gehört.”
Ich seufzte leise und spielte mit meinen Fingern. Ich hatte gewusst, dass es darauf hinaus laufen würde und ich konnte Severus ja auch verstehen, aber er war einfach zu weit gegangen. Begriff er das denn nicht?
,,Severus, ich habe ja gar nicht gesagt, dass ich Dein Tun nicht nachvollziehen kann, denn das tue ich wirklich. Aber hättest Du denn nicht einfach... Ja, ich weiß auch nicht... Cole weg ziehen und ihn anbrüllen können, so wie Du es sonst auch bei allem und jedem tust? Musstest Du denn unbedingt gleich so ausfallend werden?”
Wütend knackte mein Liebster mit den Fingerknöcheln und ich sah genau, dass er jetzt wieder wie ein kleines Kind zu bocken anfing.
,,Ja, musste ich.”
Okay, so kam ich definitiv nicht weiter. Ich konnte ihm jetzt 10.000 Mal vorbeten, dass sein Verhalten falsch gewesen war und selbst dann würde er es immer noch nicht verstehen. Er war einfach viel zu stur und der Meinung, dass er absolut nichts falsch gemacht hatte. Hatte er ja auch nicht unbedingt. Er hatte gesehen, wie ein anderer Mann die Frau küsste, die er liebte. Es ist nur zu verständlich, dass er da vollkommen ausgetickt war.
Gott, was war das nur für eine beschissene Situation? Eigentlich hatte ich das mit Cole und Severus gemeinsam klären wollen, aber ich sah jetzt schon, dass das einfach nicht möglich war. Das würde wahrscheinlich vollends in die Hose gehen und darüber hinaus. Die Scheiße würde mir direkt die Beine entlang nach unten laufen und den Krankenflügel in ein riesiges Plumpsklo verwandeln. Nein danke, ich verzichte! Ich musste es einfach auf eine andere Art und Weise machen, auch wenn ich dabei wahrscheinlich einem vor den Kopf stoßen würde.
,,Gut, ich sehe schon, dass wir so nicht weiter kommen”, stöhnte ich auf und massierte mir kurz die Schläfen. Mein Kopf pochte wie verrückt. ,,Severus?”
,,Ja, meine Kleine”, sagte er schnell und machte einen Schritt auf das Bett zu, doch ich gebot ihm Recht schnell Einhalt.
,,Nicht... Ich möchte Dich um etwas bitten.”
,,Alles, was Du willst, Liebste!”
,,Könntest Du bitte gehen?”
,,Ich... WAAAAAAS?”
Damit hatte ich gerechnet und dennoch konnte ich nicht verhindern, dass ich mächtig erschrak. Mein Puls begann zu rasen und mein Atem kam stoßweise aus meinem Mund, wie immer, wenn Severus seinen Zorn an mir auslassen wollte. Doch auch jetzt konnte ich ihn verstehen. Ich schmiss ihn aus dem Krankenflügel, um mit dem Mann alleine zu sein, der mich geküsst hatte. Hätte ich in so einer Situation anders reagiert? Wahrscheinlich nicht, aber ich wusste einfach, dass es das richtige war. Ich musste Cole darauf ansprechen, warum er das getan hatte und dann musste ich ihm die Klinge des Verrates noch tiefer ins Herz rammen. Ich musste ihm sagen, dass ich Severus aus tiefsten Herzen liebte und dass er meine Zukunkft war. Damit würde ich sein Herz erst recht in tausend winzge Splitter zerschlagen, aber was blieb mir denn anderes übrig? Gar nichts... Und ich wusste ganz genau, dass es mich seine Freundschaft kosten würde, aber wenn das die einzige Möglichkeit war, mit Severus zusammen zu sein, dann nahm ich das in Kauf.
,,Kommt ja überhaupt nicht in Frage, Marie”, knurrte er gefährlich.
Oh oh, jetzt war ich also wieder einmal Marie, wie immer, wenn ich etwas angestellt hatte. Aber ich bin doch kein Kleinkind, verdammt nochmal! Wann kapierte er das denn endlich?
,,Severus, bitte...”
,,Nein! Der Kerl hat Dir seine Zunge in den Hals geschoben und er wird es wieder versuchen. Das lasse ich nicht zu. Ich bleibe hier und nichts und niemand wird mich davon abhalten.”
Wieso nur hatte ich jetzt ein Kopfkino von Sev, wie er sich auf den Boden schmiss und wild mit den Fäusten darauf einschlug, als wäre er ein Junge im Supermarkt, der nicht die Zischenden Zauberdrops kriegt, die er doch so gerne haben wollte? Ganz einfach... Weil er sich genau so verhielt.
,,Du hast Mimi gehört, Snape”, sprang Cole mir nun zur Seite. ,,Sie will, dass Du gehst. Also tu endlich das, was man Dir sagt, sonst werde ich Dich persönlich hinaus befördern.”
,,Du hältst die Fresse! Ich gehe nirgendwo hin!!!”
,,Ihr seid jetzt beide still, sonst könnt ihr gleich beide gehen!”
Das saß. Sofort wurden die beiden still und wandten wieder mir ihre Aufmerksamkeit zu. Na, vielen Dank auch. Mann, wieso muss ich denn immer gleich zum Äußersten greifen? Ging es denn nicht auch mal, ohne dass ich diese Vollpfosten erpressen musste?
Ich atmete tief zweimal durch, bevor ich einen flehenden Blick aufsetzte und mich wieder der Liebe meines Lebens zuwandte.
,,Bitte Schatz”, flüsterte ich leise. ,,Bitte lass Cole und mich einen Augenblick alleine. Du kannst gerne nach oben in mein Zimmer gehen und dort warten, bis wir fertig sind. Ich komme dann so bald wie möglich nach. Nur bitte.... Ich muss das tun.”
Dass ich ihm anbot, in meine Räumlichkeiten zu gehen, schien ihn ein klein wenig zu beruhigen und auch runter zu bringen, denn er wusste nur zu gut, dass ich das Cole niemals angeboten hätte. Es sollte ihm einfach zeigen, wie wichtig er mir war und dass ich nicht vorhatte, ihn zu verlassen.
Trotzdem stieß er noch einmal die Luft durch seine Nase aus und wenn er es könnte, dann würde da jetzt eindeutig eine Stichflamme rausschießen.
,,Also schön, wenn es denn unbedingt sein muss”, gab er schließlich nach, nachdem er eine ganze Weile überlegt hatte. ,,Ich warte dann in Deinem Zimmer auf Dich.”
Ich atmete erleichtert durch. Gott sei Dank, das Drama war abgewendet... Vorerst, denn ich wusste, dass ich nicht so leicht davon kommen würde. Wahrscheinlich würde Sev mir später noch eine Standpauke vom allerfeinsten halten, wenn ich zu ihm stoßen würde. Aber darüber würde ich mir erst dann Gedanken machen, wenn es wirklich so weit war. Und bis dahin konnte ich nur hoffen, dass ihn mein Weihnachtsgeschenk vielleicht besänftigen konnte.
,,Danke, Severus.”
Sein Blick war wirklich nicht gerade freundlich (Haha, Untertreibung des Jahrhunderts), als er sich umwandte und in Richtung Tür ging. Doch anscheinend überlegte er es sich noch einmal anders, denn plötzlich machte er auf dem Absatz kehrt und war mit fünf schnellen Schritten an meinem Bett. Ich wollte schon protestieren, denn ich konnte deutlich hören, dass Cole wütend mit den Zähnen knirschte, doch Sev wäre nicht er, wenn er nicht einen Scheißdreck darauf geben würde. Er wölbte seinen starke Hand, die immer ein wenig rau vom Kreidestaub war, vorsichtig um meinen Hinterkopf, zog mich zu sich heran und hauchte mir einen Kuss auf meine Stirn. Automatisch schloss ich die Augen und genoss das prickelnde Gefühl, dass sich von dieser Stelle aus ausbreitete und durch meinen kompletten Körper sauste.
,,Ich werde da sein, mein Kleines, versprochen”, flüsterte er und strich mit seinen Fingern ganz kurz über meine Wange. ,,Hab keine Angst.”
Woher wusste er, dass in meinem Inneren tatsächlich dieses ungute Gefühl lauerte, dass er wieder auf Abstand gehen könnte wie in den letzten Tagen? Wahrscheinlich kannte er mich einfach zu gut. Immerhin hatten wir in den letzten Wochen Unmengen von wunderschönen Stunden miteinander verbracht.
Ohne jedoch auf eine Antwort zu warten, drehte sich mein Liebster nun doch um und eilte zur Tür hinaus. Sein schwarzer Umhang, den er immer trug, wehte dabei hinter ihm her wie die Flügel einer Fledermaus und hinterließ dabei eine Sehnsucht, die man mit Worten nicht beschreiben konnte. Er fehlte mir schon jetzt, nach gerade einmal zwei Sekunden, in denen er weg war. Doch ich hatte jetzt etwas furchtbares zu tun. Ich musste Coles Herz den endgültigen Stoß verpassen.
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Bat in my heart
FanfictionDie Liebesgeschichte von Mimi und Severus geht in die zweite Runde: Siebzehneinhalb Jahre sind vergangen, seit Mimi Hogwarts und somit auch ihrer großen Liebe den Rücken gekehrt hat. Seit sie zurück in Frankreich ist, hat sie sich nicht nur ihren L...