Vorbereitung mit Hindernissen

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Die nächsten Tagen waren wirklich nicht gerade einfach, denn es fiel mir mehr als nur schwer, mein großes Geheimnis vor Severus und auch vor allen anderen geheim zu halten. Das Gemeine daran war, dass dieses blöde Dauergrinsen einfach nicht von meinen Lippen verschwinden wollte und so lief ich schon beinahe wie ein Clown durch ganz Hogwarts.
Spitzfindig wie er nun einmal ist, hatte Severus natürlich sofort Lunte gerochen und mich mehr als nur einmal gelöchert, was denn mit mir los sei und ob ich vielleicht irgendwelche Drogen eingenommen hatte. Jedes Mal, wenn er mir diese Frage stellte, wurde mein Lachen noch breiter, denn ich konnte einfach nicht anders, als ständig ,,Ich werde Deine Frauuuu” zu denken. Am liebsten hätte ich ihm das volle Kanne ins Gesicht geschleudert, denn ich konnte es schon jetzt kaum mehr erwarten, endlich seine Verlobte sein zu dürfen, doch ich hielt es einfach für besser, das ganze im großen Stil aufzuziehen. Es sollte eine richtig schöne Überraschung für meinen Liebsten werden, mit der er so überhaupt nicht rechnete, die er aber auf jeden Fall verdient hatte für all die Liebe, die er mir entgegen brachte. Und so musste ein einfaches ,,Nichts, Schatz" einfach als Erklärung reichen.
Aber meine Entscheidung hatte auch noch eine andere Nebenwirkung, die sich wie das fette Grinsen einfach nicht einstellen lassen wollte. Mit jedem Tag, der verstrich, rückte Sevs Geburtstag immer näher und ich wurde nervös ohne Ende. Ich hatte keine Zweifel, Gott bewahre, aber ich hatte einfach noch so viel zu tun und vor allem auch zu planen, und das schwierige daran war, dass mein Liebster nicht eine Sekunde lang von meiner Seite weichen wollte. Wie, in Gottes Namen, sollte ich das große Ereignis auf die Beine stellen, wenn ich immer ein Anhängsel an der Arschbacke kleben hatte? Es war schon beinahe zum Verrückt werden.
Doch ich wäre nicht Mimi Duchesse, wenn ich nicht auch dafür eine Lösung parat hätte. Mehr als einmal schickte ich Sev mit unserem kleinen Baby Balu nach draußen, um mit ihm spazieren zu gehen. Das gab mir wenigstens mal eine Stunde lang die Gelegenheit, die ein oder andere Liste mit Dingen zu erstellen, die ich noch zu erledigen hatte. Zwar machte es mir mein Schatz nicht gerade einfach und bettelte schon beinahe darum, dass ich ihn begleiten sollte, doch ich schob dann einfach ein akutes Leiden unter PMS vor, obwohl ich noch nie großartig Probleme damit gehabt hatte. Und außerdem war es noch einige Zeit hin, bis ich meine Tage bekommen sollte, aber das musste Severus ja nicht unbedingt wissen. Ich war gemein, das wusste ich selbst, aber immerhin hatte er ja auch was davon, also sollte er besser gar nicht auf die Idee kommen, mir mein kleines Flunkern irgendwann einmal unter die Nase zu reiben.
Da mir die Zeit trotzdem knapp wurde, musste ich sogar mal die eine oder andere Nachtschicht einlegen, während mein Liebster leise schnarchend in meinem Bett vor sich hin schlummerte. Aber hey, was tut man denn nicht alles, um der Liebe seines Daseins eine solch große Freude zu machen?

Zwei Tage vor dem gigantischen Ereignis, wurde es schließlich richtig spannend. Es war Samstag, der 07.Januar 1995. Heute sollten nicht nur die über die Ferien verreisten Schüler nach Hogwarts zurückkehren, sondern ich wollte außerdem meinen Plan ,,Wie werde ich die zukünftige Mrs Snape” ein ganzes Stück voran treiben. Laut meiner schlauen Liste, die versteckt und natürlich auch desillusioniert in meiner Schreibtischschublade ruhte, wollte ich heute nach Hogsmeade, um ein eindeutiges Symbol der Liebe für Severus zu besorgen. Ihr wisst natürlich wovon ich rede. Was wäre schließlich eine Verlobung ohne einen Verlobungsring? Und es war natürlich auch nur fair, wenn auch Severus ein Zeichen meiner Liebe und unserer Verbundenheit tragen würde. Doch dazu musste ich natürlich alleine in das kleine Dorf hinunter gehen, doch das gestaltete sich mehr als nur schwierig, denn Severus passte es natürlich gar nicht, dass ich ihn nicht dabei haben wollte.
,,Ich verstehe einfach nicht, dass ich nicht mitkommen kann”, maulte er und rührte dabei wütend in seiner Kaffeetasse herum. Immer wieder schlug sein Löffel dabei klirrend gegen das Porzellan und ich hatte wirklich schon Angst, dass gleich der ganze Lehrertisch ein einziges Kaffeebad sein würde.
Wir saßen gerade beim Frühstück und ich hatte Severus eben erst eröffnet, dass ich den Tag heute ohne ihn verbringen wollte. Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, verfinsterte sich sein Blick, seine Lippen kräuselten sich schon beinahe gefährlich und die altbekannte Ader an seiner Stirn begann zu zucken, wie immer wenn er sauer war oder ihm etwas ganz und gar gegen den Strich ging.
Ich seufzte und nahm einen großen Schluck von meinem eigenen Lebenselixier. Essen tat ich natürlich nichts, denn ich bringe morgens einfach nichts hinunter. Schon seit meinem zweiten Lebensjahr ging das so und da Sev nicht anders war, würde das später unser morgendliches Ritual sicher einmal vereinfachen. Hmmm, wahrscheinlich hatten wir dann sogar jeden Morgen Zeit für einen Quickie, denn das Frühstück fiel ja mehr oder weniger aus und ein Kaffee war schnell gemacht. Hihi, allein diese Vorstellung gefiel mir schon jetzt mehr als nur gut. War ich vielleicht sexsüchtig? Immerhin konnte man sich diese Frage schon stellen, so oft, wie ich daran dachte. Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich ja fast 18 Jahre ohne Sex nachzuholen habe.
Trotzdem passte es mir nicht wirklich, dass mein Schatz jetzt schon wieder grummelig war, aber ich will ja mal nicht so sein und versuchte es daher mit ein wenig Schadensbegrenzung. Ich legte meine Hand auf sein Knie und streichelte sanft darüber.
,,Severus, bitte, ich habe es Dir doch eben schon erklärt”, meinte ich leise und schaute ihn beinahe flehend an. Mach jetzt ja keine Zicken, Mister, sonst bekommst Du es mit meiner französischen Seite zu tun und dabei meine ich sicher nicht, dass ich an Deinem Schwanz lutsche! ,,Ich will einfach mal ein wenig Zeit für mich. Wir waren in den letzten zwei Wochen doch rund um die Uhr zusammen.”
,,Soll das etwa heißen, dass Dir das mit uns zu eng ist?”
Alarm, Alarm! Maßlos übertreibende Fledermaus auf 9 Uhr. Ja sag mal, wo bin ich denn jetzt gelandet? Nur weil ich mal ein paar Stunden ohne ihn verbringen will, stellt er gleich unsere ganze Beziehung in Frage, oder was? Tzzz, und da sagt man immer, wir Frauen seien so schlimm. Dabei sind meiner Meinung nach Männer die viel schlimmeren Schwarzseher. Severus zum Beispiel ist dabei das Paradeexemplar schlechthin. Wenn ich daran denke, wie er sich immer die schlimmsten Dinge ausmalt. Komme ich einmal zwei Minuten zu spät zu einer Verabredung, denkt er entweder
1. ich würde ihn verlassen wollen oder
2. mir sei irgendetwas ganz dramatisches zugestoßen und man musste sofort einen Suchtrupp, wenn nicht sogar ein Sondereinsatzkommando, losschicken, um mich aus den Klauen irgendeines Triebtäters oder Monsters zu befreien.
Und wenn ich erst an seinen Konjunktiv denke. Grrr, dabei rollten sich mir gleich meine Zehennägel hoch. Es KÖNNTE ja sein, dass... WENN Dir irgendetwas passieren WÜRDE... Ja, wenn, wenn, wenn... Wenn Filou damals nicht geschissen hätte, hätte er sicher Filchs Staubwedel von Katze erwischt und die Schüler wären ihm auf ewig dankbar gewesen.
Noch einmal stieß ich ein Seufzen aus und konnte es nicht verhindern, dass ich die Augen verdrehte.
,,Nein, das heißt es nicht”, gab ich leicht genervt zurück.
,,Wieso darf ich Dich dann nicht begleiten?”
,,Ach Severus, komm schon. Ich will doch einfach nur ins Dorf und mir Zigaretten und ein paar Süßigkeiten im Honigtopf besorgen. Mehr nicht. In spätestens drei Stunden bin ich wieder da. Die überlebst Du doch auch ohne mich.”
,,Na, wenn es nur solche Kleinigkeiten sind, dann kann ich ja auch mitkommen.”
Gaaaaaah, das meinte er jetzt nicht ernst. Kann der nicht einmal seinen Sturkopf im Bett lassen und einfach das tun, was ich ihm sage? Ich schwöre, dass er mich damit noch irgendwann einmal zur Weißglut treibt. Und dann kann ich defintiv für nichts mehr garantieren. Himmel, ich will doch einfach nur nach Hogsmeade um Dir einen verdammten Ring bei Baker's Jewelerys zu kaufen und dabei kann ich Dich wirklich nicht gebrauchen. Kapier das doch endlich mal, Du Vollpfosten!
Aber gut, schön ruhig bleiben, Mimi! Sich aufzuregen bringt jetzt absolut überhaupt nichts. Du weißt doch, wie Severus ist. Wenn Du jetzt auf die Barrikaden gehst, dann stellt er sich erst recht quer. Also schön ruhig ein- und ausatmen und das ganze noch einmal von vorne anfangen, vielleicht prägt es sich dann endlich ein.
,,Sev, sei mir nicht böse, aber ich möchte wirklich lieber alleine gehen”, meinte ich deshalb so beherrscht wie möglich und ballte meine Hände zu Fäusten, damit sie endlich zu zittern aufhörten.
,,Aber warum denn?”
Oi, er checkte es einfach nicht. Er war heute wieder einmal der Langsamste von der Firma Ultralangsam. Mann, das hatten wir doch schon. 
,,Weil ich einfach einmal ein paar Stunden ohne Dich verbringen möchte und Du auch sicher irgendwas zu tun hast. Immerhin geht in zwei Tagen der Unterricht wieder los. Hast Du da nicht irgendetwas vorzubereiten?”
,,Nein, habe ich nicht. Meine Stunden und Methoden sind seit Jahren die gleichen und haben sich ziemlich bewährt, wenn ich das mal so sagen darf.”
Riecht es hier plötzlich ziemlich nach Eigenlob? Ja, kann man so sagen. Es stank gewaltig nach faulen Dracheneiern.
,,Das ist ja alles schön und gut, Severus, aber man muss auch mal mit der Zeit gehen und das ganze auf Vordermann bringen. Außerdem ist es doch sicher öde, jedes Jahr das gleiche zu erzählen. Du könntest sicher irgendwelche Neuerungen einbauen."
,,Nein, keine Lust.”
War ja klar! Sagte ich es nicht schon: Severus und das Althergebrachte. Wieso sollte man sich auch mal auf etwas neues einlassen? Ist doch langweilig und wird anscheinend vollkommen überbewertet. Grrrr, das ist wirklich zum Haare ausraufen und zwar langsam und immer schön einzeln, damit es ja schön weh tut.
Meine Augen verengten sich zu Schlitzen, denn ich sah einfach genau, dass es jetzt gleich noch einmal losgehen würde.
,,Hm, wie Du meinst. Ich persönlich überarbeite meine Lehrmethoden mindestens einmal im Jahr, aber wenn Du damit glücklich bist.”
,,Ja, bin ich vollkommen, aber danke, dass Du Dich um mich sorgst.”
,,Gern geschehen.”
,,Also, nachdem jetzt alles geklärt ist... Kann ich jetzt mitkommen?”
AAAAAAAAAAH, ich fange jetzt wirklich gleich an zu schreien. Was ist denn bitte an einem Nein so schwer zu verstehen? Gott, mich überkommt gerade das dringende Bedürfnis, meinen Kopf immer wieder auf die Tischplatte zu schlagen. Wie schwer von Begriff konnte MANN eigentlich sein? Aber halt, wieso sollte ich mich eigentlich selbst verletzen? Ich packe Severus einfach am Nacken und haue ihn immer wieder nach unten auf den Tisch. Vielleicht beginnt er dann endlich zu denken. Er führte sich ja schon beinahe auf wie ein kleines Kind und strapazierte damit wirklich meinen Geduldsfaden, der schon zum Zerreißen gespannt war. Gleich würde er kaputt gehen und dann sollte sich Sev lieber warm anziehen.
,,Nein, kannst Du nicht”, zischte ich jetzt deutlich angepisst. ,,Ich sage es jetzt ein letztes Mal, Severus, ich gehe ALLEINE! Ob es Dir nun passt oder nicht.”
,,Nein, es passt mir ganz und gar nicht”, entgegnete mein liebster Dickschädel und stieß wütend die Luft durch seine geblähten Nasenlöcher aus. ,,Ich verstehe einfach nicht, warum Du das unbedingt tun musst. Was hast Du so wichtiges zu tun, dass ich nicht mitgehen kann?”
Mann, überleg doch einfach mal selbst, Du Schnellchecker! Immerhin hast doch DU in zwei Tagen Geburtstag und nicht ich.  Aber schön, wenn er wütend werden konnte, dann konnte ich das schon gleich dreimal.
,,Ich will einfach mal alleine raus und ein paar Sachen besorgen. Ist das denn so schwer zu verstehen?”
,,Willst du etwa noch bei Black vorbeischauen? Das lasse ich nicht zu, Mimi. Mal ganz abgesehen davon, dass er ein gesuchter Schwerverbrecher ist, will er Dir auch noch an die Wäsche. Er kann wirklich froh sein, dass ich ihn noch nicht verraten habe. Hättest Du mich nicht angebettelt...”
Musste er denn jetzt ausgerechnet damit ankommen? Gott, er und seine Eifersucht beziehungsweise Rachegedanken. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, dass ich jetzt nicht zu brüllen anfing und damit die komplette Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf uns lenkte. Es reichte schon, dass Minerva immer wieder so komisch zu uns herüber schaute.
,,Sirius hat damit überhaupt nichts zu zu tun, Severus”, gab ich bedrohlich flüsternd zurück. ,,Und ich wäre Dir wirklich mehr als nur dankbar, wenn Du das hier nicht so herum posaunen würdest. Immerhin wird er noch immer vom Ministerium gesucht und wenn die Auroren ihn erwischen, kann ich gleich mit nach Askaban gehen. Aber schön, wenn Du unbedingt mit willst, dann kannst Du gerne mit mir mitkommen und mir meine Tampons kaufen.”
Tja, ich würde sagen, dass drastische Situationen wie diese hier drastische Maßnahmen zur Folge haben müssen. Ich hatte zwar noch jede Menge Frauenzeugs oben in meinem Badezimmerschrank, aber ich musste Severus einfach davon abbringen, mich unbedingt begleiten zu wollen.
Und es schien zu funktionieren, denn plötzlich wurde Sev ganz still, rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und schaute ziemlich betröppelt drein. Mit seiner Hand fuhr er sich durch seine schwarze Mähne und seufzte ziemlich schwer.
,,Das hättest Du aber ja auch gleich sagen können, dass Du Dir Deine Stöpsel besorgen musst”, entgegnete er zerknirscht.
,,Erstens hast Du mich nicht gefragt und zweitens muss ich Dir ja wohl nicht alles auf die Nase binden.”
Ich war immer noch angefressen, aber auch erleichtert, dass ich es endlich geschafft hatte, von ihm loszukommen, auch wenn es nur durch eine Notlüge gegangen war.
,,Jaah, da hast Du wohl recht.”
,,Wie oft soll ich es Dir denn noch sagen, Severus? Im Zweifelsfall habe ich immer recht. Aber nun sollte ich wirklich schauen, dass ich loskomme. Je eher ich jetzt gehe, umso schneller bin ich wieder bei Dir.”
Ich hob meine Kaffeetasse an meine Lippen und trank die letzten Schlucke meines Kaffees, bevor ich mich schließlich erhob und meinen schwarzen Reiseumhang um meine Schultern legte. Ich schloss die elegante silberne Brosche auf meinem Brustbein und wandte mich noch ein letztes Mal zu meinem Liebsten um. Am liebsten hätte ich mich jetzt nach vorne gebeugt und ihm einen Kuss auf den Mund gehaucht, aber ich hielt mich zurück. Ein Kopfkino musste ich den Schülern nun wirklich nicht liefern.
,,Ich bin bald wieder da”, meinte ich zu meinem Schatz und schenkte ihm noch ein kleines, hoffentlich beruhigendes Lächeln.
,,Das will ich doch hoffen”, antwortete er leicht grummelnd. ,,Du wirst mir fehlen.”
,,Du mir auch. Bis dann!”
Ich spitzte noch einmal kurz die Lippen, um ein Küsschen anzudeuten und drehte mich dann um, um endlich nach Hogsmeade zu kommen. Jetzt aber nichts wie raus hier! Immerhin habe ich wirklich nicht lange Zeit.

Bat in my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt