Fledermäuse in meinem Bauch

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ch brachte Fucking Bat so schnell es ging nach unten in sein Schlafzimmer. Ich wollte so schnell wie möglich wieder weg, damit ich nicht noch auf irgendwelche dumme Gedanken kam. Dass ich in Minervas Büro gedacht hatte, dass ich gerne seinen Schwanz sehen würde, hatte mich doch ziemlich verunsichert. Ich durfte nicht so denken und ich wollte es auch gar nicht. Er war für mich gestorben, das hatte ich doch schon so oft mit meiner inneren Stimme geklärt. Es war das einzig logische und auch das einzig richtige. Er hatte mir so weh getan, dass ich ihm das einfach nicht verzeihen konnte. Ich hatte so sehr gelitten und das nur seinetwegen, aber trotzdem hatte mich sein Anblick irgendwie doch durcheinander gebracht. Es hatte mich einfach an die alten, glücklichen Zeiten erinnert. Ich würde mich selbst belügen, wenn ich sagen würde, dass ich es seiner Zeit nicht genossen hätte, mit der Fledermaus zusammen zu sein. Es war mehr als nur schön gewesen. Aber das war jetzt nicht mehr so und ich musste meine Gefühle einfach in den Griff kriegen, ob ich wollte oder nicht.
Wir betraten sein Schlafgemach – wobei er flog – und es sah genauso aus, wie ich erwartet hatte. Düster, dunkel, wie eine Höhle. Das Holz der Möbel war fast schwarz und auch die Accessoires, die er dazu ausgewählt hatte, waren natürlich in der gleichen Farbe. Oh Mann, kein Wunder, dass er immer so grantig war. Diese Dunkelheit drückte doch auf die Stimmung. Er bräuchte wirklich dringend einen Innenausstatter, aber das war ja nicht mein Problem. Es war sein Leben und da mischte ich mich nicht ein.
Ich ging zu dem großen Himmelbett, das an der linken Wand stand und zog die Bettdecke zurück, damit ich den Schluckspecht hinein legen konnte. Doch da fiel mir plötzlich etwas auf. Etwas silbernes lag auf dem schwarzen Stoff des Bettlakens. Es sah so aus wie ein Bilderrahmen. Da ich natürlich ÜBERHAUPT NICHT neugierig war – nein, wo kommen wir denn da hin – nahm ich den Rahmen an mich und schaute ihn mir genauer an. Als ich ihn umdrehte, hätte ich ihn beinahe fallen gelassen, denn ich selbst lächelte darin und winkte mir entgegen.
Das war.... ich... Er... Die Fledermaus hatte immer noch das Bild von mir, das ich ihm damals zu Weihnachten geschenkt hatte. Aber wieso? Hatte er etwa tatsächlich nicht gelogen, als er gesagt hatte, dass er mich immer noch liebte? Aber warum? Es war doch schon so lange her, dass ich mich von ihm getrennt hatte. Am 09. Januar würden es achtzehn Jahre werden. Ich hatte immer gedacht, dass er mich längst vergessen und sich mit Sicherheit anderen Dingen zugewandt hatte. Aber das schien nicht so zu sein. Er schlief sogar mit meinem Foto im Bett. Ich konnte es mir bildlich vorstellen, wie er abends da lag und sich das Foto an sein Herz presste. Oh Gott, das war ja so was von süß. Nach all der Zeit...
Mimi, komm endlich wieder zu Dir. Der Kerl hat mit Deiner Freundin gefickt, an seinem Geburtstag, den er eigentlich mit Dir hatte feiern wollen. Und Du sitzt einfach so seelenruhig da und findest es süß, dass er noch ein Bild von Dir hat? Ui, toll, das ist wirklich eine ganz große Leistung. Falls ich Dich daran erinnern darf, dann hast Du auch noch das ein oder andere Foto von diesem Schwachmaten. Das ist noch lange kein Grund, gleich auszuflippen. Jetzt lege dieses Arschloch einfach in sein Bett und hau ab. Er hat Deine Zuneigung nicht verdient.
Ich wusste, dass meine innere Stimme wieder einmal recht hatte, doch trotzdem fiel es mir irgendwie schwer, in diesem Moment so hart zu bleiben, wie ich es mir antrainiert hatte. Die Tatsache, dass er mich immer noch liebte, hatte mich ein kleines bisschen weich werden lassen. Aber nur ein minifutzi etwas und nur für diesen Abend. Wenn ich diesen Raum verließ, dann würde alles genauso sein wie zuvor. Das versprach ich mir in diesem Moment selbst, denn ich wusste, dass es das einzig richtige war, um mich nicht selbst zu verletzen.
Ich stellte das Bild auf seinen Nachttisch, wobei es mich schon interessierte, was passieren würde, wenn ich es einfach so mitnehmen würde. Würde er dann schreiend durch das Schloss laufen und überall danach suchen? Vielleicht noch in seinem halbnackten Zustand? Oh, das würde ein Spaß beim Frühstück werden. Ich sah es bereits bildlich vor mir: Die Fledermaus nur mit einer schwarzen Boxershort bekleidet, wie er durch die Große Halle rannte und laut schrie: „Wer zum Teufel hat mein Foto geklaut?“ Für diesen Anblick würde ich tausende Galleonen zahlen.
Ich schüttelte den Kopf. Meine Fantasie ging wieder einmal mit mir durch. Das lag sicher daran, weil ich einfach übermüdet war und ein bisschen von diesem Likör getrunken hatte. Ich brauchte dringend eine Mütze voll Schlaf. Danach würde die Welt wieder ganz anders aussehen. Morgen würde alles wieder seinen gewohnten Gang laufen.
Ich schwang meinen Zauberstab und ließ Snape (Ich glaube, diesen Namen darf ich laut meiner inneren Stimme schon aussprechen. Zumindest hält sie gerade die Klappe.) auf das schwarze Satinlaken schweben. Er lag auf dem Rücken und sah so friedlich im Schlaf aus, als wäre er immer noch der Junge, den ich von früher her kannte. Er hatte sich wirklich kaum verändert, zumindest im Schlaf nicht. Nur seine Haare waren etwas länger und er war natürlich älter geworden, aber trotzdem... Er war immer noch irgendwie der Gleiche.
Ich schnappte mir die Bettdecke und breitete sie über ihm aus, sodass er in der Nacht nicht fror. Ich wusste nämlich selbst, wie kalt es in diesen Kerkern werden konnte. Und er war ja halbnackt. Da bestand die Gefahr, dass er sich eine fette Erkältung holte und das musste ja wirklich nicht sein.
Doch als ich ihm die Decke über seine Brust legte, fiel mir noch etwas ins Auge. Es war wieder silbern und es glänzte in dem Licht der Nachttischlampe, die ich eingeschaltet hatte. Es war eine Kette. Ich wusste, dass die Fledermaus von Haus aus der Typ war, der Schmuck nicht sonderlich leiden konnte, bis auf ein Teil. Ich beugte mich über ihn, um die Halskette genauer zu betrachten. Dabei haute es mich fast aus den Schuhen. Es war das Gegenstück zu meiner eigenen, die ich seit heute Morgen wieder trug. Der Herzanhänger funkelte und das Wort „Dein“ sprang mir ins Auge. Der magische Stimmungsstein war schwarz wie die Nacht, wie mein eigener.
Das gibt es doch nicht. Ich hatte nie geglaubt, dass Snape dieses Ding immer noch tragen würde. Aber anscheinend hatte ich mich getäuscht. Er hatte sie noch immer um den Hals, hatte sie vielleicht sogar nie abgelegt. Ich musste hart schlucken, um den Kloß in meinem Hals los zu werden, der sich dort gebildet hatte. Ich war ausnahmsweise einmal sprachlos. Er liebte mich wahrscheinlich immer noch und damit brachte er es zum Ausdruck. Automatisch fasste ich an mein eigenes Exemplar, dass sich auf einmal tonnenschwer anfühlte.
Jetzt musste ich es aber genau wissen. Ich ging zu dem Stuhl hinüber, auf dem ich Snapes Klamotten abgelegt hatte und nahm mir den schwarzen Umhang, den er heute im Unterricht und auch beim Abendessen getragen hatte. Ich musste ihn mir genauer anschauen, auch wenn es noch so weh tat. Doch ich war mir plötzlich sicher, dass ich das einfach tun musste. Ich brauchte die Gewissheit.
Ich nahm nahm den schwarzen Stoff in die Hände und schaute mir das Teil an. Doch ich brauchte es nicht einer genauen Untersuchung zu unterziehen, denn ich erkannte den Stoff und den Schnitt auch so sofort. Ich selbst hatte dieses Kleidungsstück für ihn entworfen. Es war mein zweites Weihnachtsgeschenk an Fucking Bat gewesen. Damals... Als wir noch glücklich gewesen waren. Er trug ihn also immer noch. Vermutlich jeden Tag.
Ich legte den Umhang so schnell wieder hin, dass man meinen könnte, ich hätte mich daran verbrannt. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Das war zu viel auf einmal. Es tat richtig weh, zu sehen, dass er meine Erinnerungsstücke an ihn immer noch hatte und hegte und pflegte. Gott, was sollte ich denn jetzt tun? Ich wusste nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Die Fledermaus schien mich tatsächlich noch zu lieben. Sonst hätte er ja nicht diese ganzen Sachen in seinem nahen Umfeld.
Ich kann Dir sagen, was Du jetzt zu tun hast, Mimi. (Hurra, meine innere Stimme war wieder da und nicht so geschockt wie ich.) Dreh Dich um, verlasse dieses Zimmer und denke gar nicht mehr daran. Er ist es nicht wert und außerdem ist er selbst Schuld an dieser Situation. Wenn er nicht...
Ja, ja, ja. Das hatten wir doch alles schon, aber ich wusste selbst nicht, wie ich jetzt denken sollte. Es tat einfach weh, zu sehen, dass er all diese Stücke noch besaß. Anscheinend hatte er mich niemals aufgegeben. Kein Wunder also, dass er so biestig war. Er war genauso verzweifelt wie ich, nur dass ich mit dieser Lage besser umzugehen wusste als er. Ich war nun einmal eine Frau und die können so etwas bekanntlich besser.
Ich sah Snape an, wie er auf dem Bett lag und fast friedlich schlummerte. Was hatte ich ihm nur angetan? War es meine Schuld, dass er so ein Wrack war? Dass er sich ständig betrank bis zum geht nicht mehr? Oder war das heute nur eine Ausnahme gewesen? Und wenn es meine Schuld war, was sollte ich dann tun? Mich mit ihm aussprechen? Das hatte ich doch eigentlich vermeiden wollen.
Ich konnte diese Fragen nicht beantworten. Ich musste gehen und wieder einen klaren Kopf bekommen. Ich musste über diese ganze Scheiße nachdenken, denn plötzlich wusste ich nicht mehr, ob es richtig war, ihn so zu ignorieren. Vielleicht wäre ein klärendes Gespräch doch eine gute Sache. Dann konnten wir dieses Thema endlich abhaken und uns wieder unserem Leben und unserem Alltag zuwenden.
Ich drehte mich zur Tür um, um den Raum zu verlassen und in meine Gemächer zu gehen. Ich brauchte jetzt einfach Zeit zum Nachdenken.
„Mimi“, flüsterte da hinter mir eine Stimme, wenn auch so leise, dass ich sie mit Sicherheit nicht gehört hätte, wenn ich nicht über ein supergutes Gehör verfügen würde. „Mimi!“
Ich musste mich einfach umdrehen, auch wenn ich es eigentlich gar nicht wollte. Ich musste einfach, Punkt, Ende, Aus und dafür würde ich mich auch definitiv nicht rechtfertigen.
„Mimi“, sagte er noch einmal, doch ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt wach war, denn seine Augen waren immer noch geschlossen.
Doch ich tat einfach das, was mir in den Sinn kam. Ich ging die drei Schritte zum Bett zurück und stellte mich daneben hin. Ich hätte mich zwar setzen können, doch das wäre mir dann doch zu nah gewesen.
„Bisch Du nosch da, Mimi“, fragte er mich nun.
Sollte ich denn überhaupt darauf antworten? Eigentlich sollte ich ja nicht, aber irgendwie war mir jetzt danach. Und was sollte schon groß passieren? Morgen würde sich die Fledermaus ohnehin nicht daran erinnern bei dem Rausch, den er hatte. Da war ein Filmriss vorprogrammiert.
Deswegen räusperte ich mich kurz und setzte schließlich zu einer Antwort an.
„Ja“, hauchte ich. „Ich bin noch da. Aber ich muss jetzt gehen.“
„Nein, bitte“, sagte er leise und hatte noch immer die Augen geschlossen. „Bitte, geh nischt.“
„Ich muss aber.“
„Lass misch nischt alleine, Mimi. Ich brausche Disch. Bitte, bleib.“
Ich seufzte. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich wollte nicht hier bleiben, aber andererseits...
„Ein bisschen bleibe ich noch“, antwortete ich daher, auch wenn ich gar nicht sicher war, ob er mich überhaupt noch hörte. Es sah nämlich so aus, als würde er wieder schlafen. Sein Atem ging nämlich wieder total regelmäßig.
Also nutzte ich die Gelegenheit, um ihn noch ein bisschen genauer zu betrachten. Ich ließ meinen Blick über sein Gesicht und seinen Körper wandern. Das schlimmste daran waren eigentlich seine Haare, aber das war nichts, was man nicht mit einem guten Shampoo wieder hin brachte. Auch die Länge gefiel mir irgendwie. Daraus lässt sich sicher etwas machen. Sein Gesichtsausdruck war immer noch der gleiche wie früher beim Schlafen und sein Oberkörper sah wirklich noch genauso gut aus.
„Mimi“, ertönte es da wieder vom Bett und Snape tastete mit seiner Hand umher, als würde er die meine suchen.
Hmmm, sollte ich oder nicht? Eigentlich hatte ich mir ja geschworen, ihn nie wieder zu berühren, aber da hatte ich ja noch nicht wissen können, dass er die ganze Sache wirklich so sehr bereute. Also nahm ich kurzerhand seine Hand in meine. Seine Haut fühlte sich ein klein wenig rauer an als früher, aber das war eine Lehrerkrankheit. Das kam vom Kreidestaub. Meine würden sich auch nicht anders anfühlen, wenn ich sie nicht jeden Tag mehrmals mit einer pflegenden Handcreme eincremen würde.
Snape atmete einmal tief durch und auch mir stockte der Atem. Das ganze fühlte sich ziemlich vertraut an. Fast zu vertraut. Mein Herz begann zu rasen und mein ganzer Körper prickelte auf einmal so komisch. Heilige Scheiße, was war das? Das hatte ich ja lange nicht mehr verspürt. Das letzte Mal war es vor ca. 17 Jahren und 10 Monaten gewesen. Es war ein seltsames Gefühl und doch wollte ich es im Moment nicht missen. Doch ich wusste, dass es spätestens jetzt am besten wäre zu gehen, damit ich wieder zur Vernunft kam. Ich würde mich nicht noch einmal in diesen Volltrottel verlieben. Nie wieder würde ich mir so etwas antun lassen wie damals.
„Mimi“, flüsterte die Fledermaus auf einmal. „Ich liebe Dich!“
Mein ganzer Körper wurde stocksteif. Oh Gott, was sollte ich denn jetzt tun? Das war das erste Mal nach so langer Zeit, dass ich diese drei magischen Wörter hörte. Cole hatte sie mir zwar durch die Blume gesagt, aber nicht so direkt wie Snape. Und was soll ich sagen, sie gingen mir runter wie Öl.
Mimi, wach endlich auf und lass diesen Mist. Du bist doch nicht mehr ganz dicht. Das ist der Wichser, der Dein ganzes Liebesleben versaut hat und Du stehst einfach so da, hältst sein Händchen und fühlst Dich geehrt, weil er Dir gesagt hat, dass er Dich liebt. Du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Warte nur, bis wir zwei alleine sind, junges Fräulein, dann kannst Du was erleben, bis Dir Hören und Sehen vergeht.
Oje, meine innere Stimme war wieder in Hochform. Ich wusste ja, dass sie recht hatte, aber trotzdem fiel es mir schwer, ihr zu zu stimmen. Zumindest im Moment.
Aber trotzdem war mir bewusst, dass es Zeit war zu gehen. Ich konnte nicht die ganze Nacht hier stehen bleiben und Snapes Hand halten. Nein, so war es am besten. Dann wusste er auch nicht, dass ich hier bei ihm gewesen war. Es musste sein, wenn ich nicht wieder verletzt werden wollte. Ich hatte mir einen Moment der Schwäche erlaubt, das war es aber auch schon. Ich würde nicht mich selbst verraten, nur weil es ihm dann besser ging. Das war falsch und ich würde meine ganze Lebensweise über den Haufen werfen. Nein, nein und nochmal nein!
Doch eine Sache musste ich noch tun, bevor ich ging. Nur eine Kleinigkeit, die ich zwar hinterher bereuen würde, aber was soll's. Das war immerhin meine Sache und wenn ich hinterher deswegen die halbe Nacht wach lag, dann war es auch egal. Es tat ohnehin schon weh genug, da kam es auf das auch nicht mehr an.
Ich beugte mich über das Bett und strich zuerst mit der freien Hand über Snapes Wange. Ich fühlte seine sanfte Haut unter meinen kühlen Fingerspitzen. Oh Gott, das fühlte sich ja so weich und sanft an und mein Herz blieb dabei fast stehen. Das brachte mich auf eine andere Idee. Ich wusste, dass mein Herz dafür bluten würde, aber ich wollte es tun, unbedingt.
Doch noch zögerte ich kurz. Snapes Atem ging regelmäßig und seine Augen blieben geschlossen, sodass ich mir sicher sein konnte, dass er schlief. Es würde also mein Geheimnis bleiben und das würde ich mit mir ins Grab nehmen. Niemand würde es je erfahren.
Ich lehnte mich noch weiter vor und flüsterte ihm leise „Schlaf gut, Severus“ zu, auch wenn er es nicht hörte. Dann hauchte ich ihm ein kleines Küsschen auf die Stirn.
Nun war es definitiv Zeit zu gehen. Ich entzog Snape meine Hand, warf noch einen letzten Blick auf meine erste große Liebe und verließ dann mit einem kribbelnden Gefühl in der Bauchgegend das Schlafzimmer.

Bat in my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt