Ich kann nicht lange weg gewesen sein, denn als ich wieder zu mir kam, konnte ich noch immer den Staub der herumliegenden Trümmer riechen und verschiedene Stimmen, die wild miteinander zu diskutierten, hören.
„Hört doch endlich einmal mit diesem blöden Kindergartengetue auf", hätte ich am liebsten geschrien. „Wir sind doch hier nicht in der Steinzeit oder im Mittelalter. Wir leben in einer modernen Welt, in der man irgendwelche Zwischenfälle auch ohne Waffen miteinander klären kann. Man kann doch über alles reden, verdammt nochmal."
So gerne ich das auch getan hätte, aber ich war nicht in der Lange dazu. Mein Schädel brummte einfach zu sehr und irgendetwas an meinem Hinterkopf fühlte sich feucht an. Blutete ich etwa?
Am Rande bekam ich mit, dass ich hochgehoben wurde, aber immer wieder überzog ein Schatten meine Sicht und ich war ein paar Minuten lang nicht bei Sinnen. Ich meinte auch, dass sich eine weibliche Stimme zu den männlichen mischte, aber sicher bin ich mir nicht. Wer sollte sich auch in dieses Tohuwabohu einmischen? Wer brachte den Mut dazu auf? Höchstens Minerva, aber die wollte sich heute Nachmittag eigentlich mit einem Liebesschmöker in ihre Gemächer zurück ziehen und die Welt um sich herum vergessen. Hatte sie vielleicht das Krachen und Knallen der Flüche gehört und war dadurch aufgeschreckt worden? Ich wusste es nicht und es interessierte mich auch nicht wirklich. Meinetwegen konnte sie den beiden Vollblutidioten ruhig die Meinung geigen oder ihnen ihre Hintern versohlen. Das hatten sie nicht anders verdient. Und was ist dazu besser geeignet, als einen Einlauf von Minerva McGonagall, meinem persönlichen Hausdrachen wie Severus sie nannte, zu kassieren? Eben, gar nichts.
Wieder war ein paar Minuten lang alles dunkel, doch dann bekam ich mit, dass ich flog. Es war ein herrliches Gefühl. Ich fühlte mich so leicht und so frei, als gäbe es keine Sorgen auf dieser Welt. Dabei gab es die zuhauf und ich hatte gefühlte eine Trillionen von ihnen am Hals.
Da war einmal die Sache mit Severus und seinem Antrag: Ich wusste noch immer nicht, was ich ihm antworten sollte. Gut, es waren ja auch noch keine 2 Tage vergangen, seit er ihn mir gemacht hatte, aber ich war mir sicher, dass mein Schatz sobald wie möglich eine Antwort haben wollte.
Dann war da auch noch Cole: Ich hatte ihn zutiefst verletzt, das wusste ich, aber trotzdem gab er nicht auf. Sonst hätte er mich ja wohl kaum geküsst und das auch noch vor Severus' Augen. Oh Gott, ich konnte es immer noch nicht fassen, dass er das getan hatte. Wie war er nur auf die Idee gekommen? Konnte er es denn nicht einfach hinnehmen, dass ich ihn nicht liebte? Ich musste ein Machtwort sprechen und das würde mich wahrscheinlich seine Freundschaft kosten. Es zerriss mir das Herz, wenn ich nur daran dachte. Aber hatte ich denn eine andere Wahl? Mir wollte partout keine einfallen, wenn ich meinen Schatz nicht verlieren wollte. Und das wollte ich auf gar keinen Fall. Ich liebte ihn mehr als mein Leben, auch wenn mich viele Leute für verrückt halten werden. Aber ich KANN und WILL nicht ohne ihn leben. Punkt, Aus, Ende der Diskussion!
Ich hörte, wie sich eine Tür öffnete und schwebte in einen herrlich warmen Raum. Ich konnte allerdings diesen ekelhaften Geruch nach Desinfektionsmitteln und anderer Medizin riechen und wäre mir nicht schon schlecht gewesen, dann würde mir dieser Gestank spätestens jetzt auf den Magen schlagen.
„Poppy!"
Ich erkannte, dass es sich tatsächlich um Minervas Stimme handelte. Na toll, jetzt hatten die beiden Streithähne es auch noch geschafft, nicht nur mein Weihnachtsfest, sondern auch noch das von meiner Freundin zu ruinieren. Wirklich eine ganz tolle Leistung, die Herren Snape und Taylor. Dafür haben sie wirklich einen riesigen Sonderapplaus verdient.
Ich flog wieder ein Stück geradeaus und spürte dann, wie ich auf ein weiches Bett gelegt wurde. Ich versuchte die Augen zu öffnen, schaffte es aber nur einen klitzekleinen Spalt weit, dann schloss ich sie freiwillig wieder. Das gleißende Sonnenlicht brannte mir in den Augen und schickte tausende Schmerzblitze durch meinen Schädel.
Wieder hörte ich das Furchen einer sich öffnenden Tür und Schritte auf dem hölzernen Fußboden. Sie näherten sich mit einer schnellen Geschwindigkeit und ich wusste, dass es sich dabei um Madam Pomfrey, die wuselige kleine Krankenschwester, handeln musste.
„Hallo Minerva", meinte sie gut gelaunt. „Was machst Du denn hier? Möchtest Du ein Schlückchen Likör mit mir trinken? Das ist wirklich eine fabelhafte Idee. Komm mit, ich habe noch..."
„Tut mir leid, Poppy, aber ich kann nicht", erwiderte meine Freundin. „Ich habe Marie hierher gebracht. Könntest Du Dir sie bitte einmal anschauen?"
„Ach herrje, was ist denn mit ihr passiert? Hat sie etwa zu viel Punsch getrunken und ist gestürzt?"
Das war ja wieder mal so was von typisch. Kaum trinke ich mal ein oder zwei Gläschen (Gut, vielleicht auch mehr),dann werde ich schon wieder mal als Saufkopf oder so hin gestellt, der nicht mehr in der Lage ist, geradeaus laufen zu können. Aber nur mal zur Information: Ich war keine Schnapsdrossel und trank höchstens einmal ein Gläschen Wein am Abend. War das denn verboten? Meinen letzten Rausch hatte ich bei der Eröffnungsfeier des Schuljahres gehabt. Gut, der war ordentlich gewesen, aber das musste doch auch einmal sein. Nein, auf die Fresse zu fallen schaffte ich auch so locker. Na, ob das jetzt unbedingt besser war, wusste ich auch nicht so genau, aber ich ließ mich nicht als Alkoholleiche hinstellen, wenn ich definitiv keine war. Nein, im Moment war ich Opfer von zwei absolut dämlichen Volltrotteln, die sich ja unbedingt wie Kleinkinder aufführen mussten.
„Nein, Poppy, sie ist nicht betrunken", widersprach Minerva und ich war ihr dankbar dafür. „Ich weiß auch nicht, was genau passiert ist, aber so wie ich das mitbekommen habe, ist sie dazwischen gegangen, als sich Severus und Cole in der Eingangshalle duelliert haben. Tja und dabei ist sie anscheinend ziemlich hart mit dem Kopf aufgeschlagen."
„Die beiden haben sich duelliert", schrie die kleine Krankenschwester laut auf. (Halloooo, etwas mehr Rücksicht auf mein Gehör und meinen dröhnenden Schädel, bitte!) „Aber wieso denn das?"
„Ich habe keine Ahnung. Ich kann nur Vermutungen anstellen, aber ich glaube, dass es irgend so ein dummes Machogehabe ist."
„Du meinst, die beiden haben um Marie gekämpft?"
„Gut möglich."
„Meinst Du, dass Severus eifersüchtig auf Taylor ist? Oder eher umgekehrt? Komm schon, Minerva. Du weißt doch sicher irgendetwas, oder?"
Äääähm, hallooooo, Mädels! Können wir dieses Weibergequatsche vielleicht auf später verschieben, wenn jemand meinen Kopf untersucht und etwas gegen dieses grässliche Dröhnen unternommen hat? Das wäre wirklich sehr zuvorkommend.
Außerdem, was sollte denn diese Scheiße eigentlich? Das war mein Privatleben, Herrgott nochmal! Wenn Madam Pomfrey heiß auf Informationen war, dann sollte sie sich ein anderes Opfer suchen oder ihr eigenes Leben ein bisschen aufpeppen. Das konnte sie dann meinetwegen gerne in der ganzen Schule erzählen, aber meine Privatangelegenheiten bleiben privat. Und Schluss!
Um dem ganzen ein Ende zu setzen, versuchte ich, mal ein Lebenszeichen von mir zu geben. Ich bewegte mich vorsichtig und stöhnte auf, als ein stechender Schmerz durch meinen Kopf jagte. Aber es funktionierte, denn sofort hatte ich zwei aufgescheuchte Hühner an meiner Seite.
„Marie, ist alles in Ordnung", wollte McGonagall wissen und beugte sich über mich.
„Was ist denn passiert", fragte Poppy Pomfrey.
„Ich... ich weiß nicht", stöhnte ich und fasste mir an den Kopf. „Ich habe versucht... Ähm... den Streit zwischen Severus und Cole zu beenden und auf einmal bin ich durch die Luft geflogen und an die Wand geknallt. Boah, tut mir der Schädel weh. Könnte ich nicht was gegen die Schmerzen haben?"
Ich hoffte, dass Pomfrey sich davon ablenken ließ, aber leider war sie viel zu neugierig.
„Warum haben die beiden sich denn gestritten", wollte sie wissen.
„Poppy, das ist doch jetzt vollkommen egal", unterbrach Minerva ihre Inquisition. „Jetzt untersuche Marie doch endlich. Es muss doch nicht sein, dass sie weiterhin Schmerzen hat, nur weil Du wieder einmal superneugierig bist. Das ist vollkommen unnötig."
„Ja, ja, ist ja schon gut. Kein Grund sich so aufzuregen, Minerva. Es hätte ja sein können, dass Marie wertvolle Informationen für ich hat, die ich für meine Diagnose benötige."
„So ein Quatsch! Du bist doch nur mal wieder auf Tratsch aus."
„Gar nicht wahr!"
„Ääähm, Hallooooo", mischte ich mich nun wieder ein. Gott, waren alle Frauen so leicht abzulenken? „Könnte man mir jetzt bitte einmal sagen, was mir fehlt und das ganze bitte beheben? Ich habe keine Lust, den restlichen Tag mit Kopfschmerzen durch die Gegend zu laufen. Ich habe noch besseres zu tun, als hier im Bett zu liegen. Also bitte etwas, schneller, wenn ich bitten darf."
Ich erntete ein breites Grinsen von meiner Freundin und einen finsteren Blick von der Krankenschwester. Ja, ja, ist ja schon gut, Du alte Wetterhexe. Komm wieder runter und lass Deine Menopausenprobleme ja nicht an mir aus. Sonst komme ich mal zu Dir, wenn ich unter akuter PMS leide. Das willst Du nicht erleben.
Aber meine Worte schienen Gott sei Dank zu fruchten, denn die kleine, dickliche Poppy kam zu mir herüber, befahl mir barsch „Hinlegen" und ließ dann ihren Zauberstab in kleinen kreisenden Bewegungen über meinem Kopf kreisen. Eine kurze Zeit später folgte dann auch endlich die Diagnose.
„Nur eine Platzwunde und eine leichte Gehirnerschütterung", meinte sie immer noch nicht gerade freundlich. „Das haben wir im Handumdrehen geheilt. Trotzdem sollten Sie... äh... solltest Du noch ein paar Stunden hier bleiben, wenn es geht. Zum Abendessen darfst Du dann die Station verlassen. Und bis dahin verordne ich Dir absolute Ruhe."
„Jaaah", seufzte ich genervt.
Ich hatte keine Lust, hier zu bleiben. Hier fühlte man sich automatisch krank. Außerdem hatte ich nichts zu tun und ich sollte mich um Balu kümmern. Und den Männern in den Hintern treten. Oder war Ignoranz hier doch das bessere Mittel? Ich sollte dringend Minerva danach fragen.
Und das tat ich auch, kaum dass uns der Walfisch auf Hormonentzug (Ups, habe ich das laut gesagt?) endlich alleine gelassen hatte.
„Was ist denn überhaupt passiert, Marie", wollte meine Freundin von mir wissen, nachdem ich ihr die alles entscheidende Frage gestellt hatte. „Die Eingangshalle sah aus, als hätte jemand einen Sprengfluch losgelassen. Warum haben diese beiden Hornochsen sich denn überhaupt duelliert?"
Also wusste sie es bereits, aber trotzdem fasste ich es noch einmal kurz zusammen, damit sie einen genauen Überblick hatte und mir einen Rat geben konnte.
„Ich war mit Cole auf den Ländereien spazieren", sagte ich schnell. „Ich habe ihm gesagt, dass es für uns beide keine Zukunft geben würde. (Natürlich hatte ich Minerva in dieses ganze Tohuwabohu eingeweiht) Ich konnte seinen Anblick nicht weiter ertragen, weil ich mir selbst so mies vorgekommen bin, also bin ich zurück ins Schloss gerannt. Doch Cole wollte nicht aufgeben und ist mir hinterher. Und dann hat er mich geküsst. Ja, Du brauchst gar nicht so zu schauen, Minerva, ich war mindestens genauso überrascht wie Du. Auf jeden Fall hat Severus das gesehen und dann hat er..."
„Lass mich raten, er ist gleich auf den armen Taylor losgegangen."
„Ja... Nein... Also... Er hat den ersten Fluch abgefeuert, den Cole allerdings abwehren konnte. Dann haben sie sich gegenseitig die wildesten Dinge an den Kopf geworfen und dann ist Severus ausgerastet und hat das Duell angefangen. Ich kann ihn sogar irgendwie verstehen. Ich wäre komplett durchgedreht, wenn ich gesehen hätte, wie eine andere Frau ihn küsst. Ich habe alles versucht, damit die beiden aufhören, aber Du weißt ja, wie Männer sind. Die müssen sich dann gleich immer aufführen, als wären wir in der Steinzeit. Irgendwann habe ich dann einen Schildzauber zwischen die beiden geschossen, damit sie endlich zur Vernunft kommen, aber da haben sie gegenseitig irgendwelche Flüche drauf geschossen. Und plötzlich machte es bumm und ich bin durch die Luft gesegelt und gegen die Mauer geknallt."
„Das habe ich gehört. Ich habe gerade gelesen, als ich dachte, mein Zimmer fliegt gleich auseinander, so gedonnert hat es. Ich bin dann nach unten in die Eingangshalle gerannt und fand die beiden Hohlköpfe vor, wie sie sich gegenseitig angeschrien haben."
Ich seufzte. War ja klar, dass sie auch dann keine Ruhe gegeben hatten, als ich bewusstlos neben ihnen gelegen bin. Was sollte ich nur mit den beiden anstellen? Eine ordentliche Tracht Prügel hatten sie auf jeden Fall verdient. Mehr als das sogar, aber noch hatte ich solche Kopfschmerzen, dass mir nicht die passende Lösung einfallen wollte.
„Was soll ich jetzt Deiner Meinung nach tun? Sie ignorieren oder ihnen gehörig den Kopf waschen?"
„Das ist eine gute Frage, Marie. Beides hat seinen gewissen Reiz. Ich würde sie..."
Doch ich sollte nie erfahren, was Minerva mit den beiden Streithähnen anfangen würde, denn wie heißt es so schön? Wenn man vom Teufel spricht, dann kommt er angerannt. Wobei es in diesem Fall zwei zerknirscht aussehende Männer waren, die total geknickt den Krankenflügel betraten. Und welch Wunder: Sie gifteten sich nicht einmal an. Zumindest im Augenblick nicht.
„Na, habt ihr schön brav euer Chaos beseitigt", bellte Minerva und wirkte dabei wirklich, als wäre sie die Lehrerin der beiden.
Severus und Cole blickten genervt zu Boden und murmelten etwas vor sich hin.
„Bitte was? Ich wünsche eine klare und deutliche Antwort", rief meine Freundin nun laut und ich musste mich wirklich beherrschen, um nicht schallend laut los zu lachen.
„Jaah", kam es schließlich von den beiden.
Die Situation war echt zum Schreien. Und wie sie auch noch drein schauten. Wie zwei begossene Pudel. Ach, Minerva ist einfach zu göttlich.
„Dann lasse ich euch jetzt alleine. Marie, wenn Du irgendetwas brauchst, dann schick mir Deinen Patronus. Ich bin dann zwei Minuten später bei Dir. Also seid gewarnt, Ihr... aufgeblasenen Gockel. Wenn ihr Marie zu sehr auf die Nerven geht, dann gnade euch wirklich Gott."
Mit diesen Worten stand sie auf und verließ die Krankenstation, obwohl es mir lieber gewesen wäre, wenn sie geblieben wäre, denn eigentlich hatte ich jetzt überhaupt keine Lust, mich mit Severus und Cole auseinander setzen zu müssen.
Also verschränkte ich stattdessen die Arme und schaute aus dem Fenster. Ja, das war wirklich viel besser, als sich irgendeinen Mist anhören zu müssen.
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Bat in my heart
FanfictionDie Liebesgeschichte von Mimi und Severus geht in die zweite Runde: Siebzehneinhalb Jahre sind vergangen, seit Mimi Hogwarts und somit auch ihrer großen Liebe den Rücken gekehrt hat. Seit sie zurück in Frankreich ist, hat sie sich nicht nur ihren L...