Nichts als die reine Wahrheit

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„Sag mal, bist Du eigentlich komplett bescheuert? Was zur Hölle hast Du Dir nur dabei gedacht?“
Ich war völlig außer mir. Wobei das meine Gefühle nicht einmal annähernd beschrieb. Fuchsteufelswild oder kurz davor zur Furie zu werden, traf da schon eher zu. Die ganze Sache, die eben im Klassenzimmer passiert war, war mir einfach so unendlich peinlich, dass ich am liebsten meine Sachen packen und nach Frankreich verschwinden würde, nur damit ich ja keinem von den Schülern mehr über den Weg laufen musste.
Nach Severus'... na ja, nennen wir es mal Attacke auf mich, hatte ich nur eine Möglichkeit gesehen, mich nicht komplett zum Affen zu machen und zum Gespött der ganzen Schule zu werden. Ich musste die Schuld dafür ganz alleine Severus zuschieben, um unsere Beziehung noch einigermaßen geheim zu halten. Also hatte ich ausgeholt und ihm eine schallende Ohrfeige verpasst. Und natürlich hatte ich ihn auch angeschrien, in ungefähr der gleichen Lautstärke wie jetzt eben.
„Wie können Sie es wagen“, hatte ich gebrüllt. „Nehmen Sie sofort Ihre Griffel von mir, ehe ich mich wirklich vergesse.“
Ich hatte ihn von mir gestoßen, meinen Zauberstab gezogen und ihn eiskalt aus dem Klassenzimmer befördert. Die Tür zu seinem Büro hatte ich hinter ihm verriegelt, sodass er sie ohne magische Hilfe nicht mehr hätte öffnen können. Dann hatte ich mich an die Klasse gewandt und mehr oder weniger gebetet, dass sie mir meine jetzige Lüge abkauften.
„Entschuldigt diesen... Vorfall“, hatte ich zögerlich gemeint. „Euer Zaubertrankprofessor liefert euch heute anscheinend das beste Beispiel für... Trankverwechslung. Tja, das kommt eben davon, wenn man am Abend zu tief in die Flasche schaut.“
„Professor Snape hat Veritaserum getrunken“, hatte Harrys andere Freundin Kathy, oder wie auch immer sie hieß, gefragt.
„Anscheinend“, hatte ich erwidert. „Solch einen Schwachsinn würde er sonst nie und nimmer von sich geben. Wobei, wenn ich es mir recht überlege, könnte es auch ein Verwirrungstrank gewesen sein. Ich kenne mich da leider nicht so gut aus. Die Eigenschaften des Veritaserums kenne ich auch nur, da ich selbst einen UTZ in Verteidigung gegen die Dunklen Künste habe und dort wird das auch nochmal genauestens durch genommen. Womit wir auch schon wieder beim Thema wären...“
Die restliche Stunde hatte ich mit einem mulmigen Gefühl hinter mich gebracht. Ich hatte deutlich die prüfenden Blicke der Schüler auf mir gespürt und auch ihr leises Gemurmel mit angehört.
„Glaubst Du, sie hat wirklich was mit der ollen Fledermaus?“
„So ein Quatsch. Die leidet doch nicht unter Geschmacksverirrung.“
„Aber das hat schon ziemlich intim zwischen den beiden ausgesehen.“
„Stell Dir doch mal vor: ER in IHR!“
„Bah, das wäre ja sowas von widerlich!“
Ich versuchte das ganze auszublenden und mich stur auf die Eigenschaften von Veritaserum zu konzentrieren, aber es war mir nicht wirklich gelungen. In meinen Gedanken betete ich vor mich hin, dass die Kinder diese Szene bald wieder vergessen und zur Tagesordnung übergehen würden. Gott sei Dank gingen morgen die Ferien los, in denen viele zu ihren Familien fahren würden, wie ich hoffte. Ich dankte Gott und all seinen Engeln, als die Schulglocke endlich zum Ende des Unterrichts läutete und verzichtete darauf, den Schülern eine Hausaufgabe zu geben. Severus würde zwar nicht begeistert darüber sein, so wie ich ihn kannte, aber was soll's. Der musste sich ohnehin noch warm anziehen, denn ich wollte ihm so richtig die Leviten lesen.
Deswegen war ich auch direkt aus dem Klassenzimmer durch Severus' Büro und in sein Schlafzimmer gestürmt. Ich schrie ihn an, kaum das ich den Raum betreten hatte, ohne wirklich darauf zu achten, wo er sich gerade befand.
„Sag mal, bist Du eigentlich komplett bescheuert? Was zur Hölle hast Du Dir nur dabei gedacht?“
Es musste einfach raus, auch wenn ich wusste, dass er unter dem Einfluss eines Zaubertranks gehandelt hatte, aber was zu viel war, war einfach zu viel. Die Scham steckte mir immer noch in den Knochen. Außerdem war es doch nicht meine Schuld, dass er den falschen Trank zu sich genommen hatte. Ich hatte ihm den ja nicht eingeflößt und doch hatte er mich blamiert ohne Ende.
Ich sah mich im Zimmer um und dann entdeckte ich ihn. Er hatte seine Drohung von vorhin tatsächlich wahr gemacht. Er lag auf dem Bett und war splitterfasernackt. Das brachte mich ganz kurz aus dem Konzept. Ich liebte Severus nun einmal mit Haut und Haaren und ich würde immer heiß auf ihn sein. Aber jetzt, wo ich irgendwie wütend auf ihn war, da durfte ich mich nicht davon ablenken lassen. Ich durfte nicht auf ihn zuspringen und an seinem Schwanz lutschen, auch wenn ich das noch so gerne getan hätte. Ich musste einen kühlen Kopf bewahren, ob ich wollte oder nicht.
„Hallo, mein süßer, sexy Engel“, begrüßte mich mein Liebster und machte damit alle Hoffnungen zunichte, dass er wieder normal geworden war. „Komm, zieh Dich aus und leg Dich zu mir.“
Beim Klang seiner rauen, verführerischen Stimme lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich hätte nichts lieber getan, als seinen Anweisungen Folge zu leisten, aber ich musste ihm zuerst die Meinung geigen.
„Sag mal, Du weißt schon, dass Du soeben der vierten Klasse offenbart hast, dass Du auf mich stehst, oder“, wollte ich von ihm wissen.
„Ja und“, gab er er zurück und zuckte mit den Schultern.
„Und? Wir waren uns doch einig, dass wir unsere Beziehung geheim halten, damit wir eben nicht das Gesprächsthema der ganzen Schule werden. Aber Du hast nichts besseres zu tun, als Veritaserum zu nehmen und mir dann auch noch in einem Ständchen zu sagen, dass Du geil auf mich bist. Was soll das, Severus?“
„Mimi, es ist mir scheißegal, ob jemand erfährt, dass wir beiden zusammen sind oder nicht! Ich liebe Dich, verdammt nochmal und meinetwegen kann das auch die ganze Welt erfahren und darüber tratschen. Es juckt mich nicht.“
„Das ist ja alles schön und gut, aber vielleicht stört es mich. Schon mal daran gedacht?“
„Nein.“
Das war ja wieder einmal klar gewesen. Männer! Also wirklich. Die dachten auch nicht von zwölf Uhr bis mittags. Für sie war nur die eigene Meinung wichtig. Was der Rest der Welt denkt... Drauf geschissen.
„Tja, das tut es aber, Mister Ich-weiß-alles-besser. Ich will nicht, dass meine Schüler von unserer Beziehung erfahren.“
„Wieso?“
Hm, gute Frage, eigentlich. Wieso wollte ich das nicht? Mal ganz abgesehen davon, dass alle über uns herziehen würden, weil ich mit dem gefürchtetsten Lehrer der Schule zusammen war, bei dem man sich nicht vorstellen konnte, dass er so etwas wie Liebe überhaupt kannte. So großartige Gedanken hatte ich mir darüber eigentlich noch nicht gemacht.
„Na ja, eben, weil... äh...“
Ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte.
„Bin ich Dir in irgendeiner Art und Weise peinlich, Mimi“, wollte er wissen.
„Nein, natürlich nicht“ erwiderte ich schnell und wahrheitsgemäß. „Aber ich möchte einfach nicht, dass meine Schüler... na ja... etwas von meinem Privatleben mit bekommen. Ich meine, ich weiß schon, dass sie das als normal erachten werden, aber... Ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll... Sie sollen mich nicht mit Sex in Verbindung bringen. Verstehst Du, was ich meine?“
„Ich glaube schon. Du willst nicht, dass sie denken, dass Du Dich quer durch sämtliche Betten der ganzen Schule vögelst.“
Ich musste schlucken.
„So knallhart hätte ich das jetzt nicht unbedingt ausgedrückt, aber ich glaube, dass trifft es ziemlich genau.“
„Weiß ich doch.“
„Und was machen wir jetzt?“
„Ficken.“
Ich seufzte. Konnte er denn nur an das eine denken? Wir hatten doch jetzt eigentlich wichtigeres zu tun, als Matratzensport zu betreiben, auch wenn ich ziemlich heiß war, das musste ich zugeben. Aber jetzt wollte ich erst einmal den Auslöser für unseren Streitpunkt klären. Sonst waren wir, wenn er wieder normal war, genauso weit wie zuvor, auch wenn man noch alles wusste, was sich unter dem Einfluss von Veritaserum abgespielt hatte. Aber wer wusste schon so genau, ob Severus hinterher nicht einfach alles abstreiten würde oder mir vielleicht sogar vorwarf, dass ich seine Situation schamlos ausgenutzt hatte. Wobei der Gedanke schon etwas hatte. Ich konnte ihm Fragen stellen, auf die ich schon immer eine Antwort hatte haben wollen und er konnte sich nicht einmal dagegen wehren. Er musste darauf antworten, der Trank zwang ihn dazu. Uh, das war doch eine geniale Idee. Aber immer schön eins nach dem anderen.
„Ich denke, es ist besser, wenn wir zuerst einmal unseren Streit beilegen“, schlug ich deshalb vor. „Oder meinst Du nicht auch?“
„Hm, mir wäre eine heiße Nummer jetzt zwar lieber, aber vielleicht hast Du Recht.“
Halleluja und Veritaserum sei Dank, er gab mir einmal recht. War das eigentlich überhaupt schon einmal vorgekommen?
„Schön, dass Du das auch so siehst. Also... Warum hast Du mich so lange ignoriert, Severus?“
„Weil ich wütend und enttäuscht war, weil Du mich angelogen hast. Und da ich mich selbst gut genug kenne, um zu wissen, wie ich dann reagiere, wollte ich Dich aus der Schusslinie halten. Ich hätte Dich nämlich mehr als nur zur Schnecke gemacht und Dich vermutlich in der Luft zerrissen, wenn Du mich angeschrien hättest. Ich hatte einfach Angst, dass Du mich dann verlässt, wenn ich so reagiere.“
Das war nicht ganz das, was ich erwartet hatte. Eigentlich hatte ich vermutet, dass er einfach nur stinksauer auf mich war, aber dass er mich und somit unsere Beziehung gleichzeitig zu schützen versuchte, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Es war ja irgendwie schon schön, aber gleichzeitig... nervte es mich auch wieder irgendwie. Severus und sein Beschützerinstinkt. So war er schon immer gewesen.
Ich entschloss mich dazu, ihm einfach meine Denkweise näher zu bringen, wie auch schon in dem Brief, den ich an ihn geschrieben hatte. Nur dass ich ihm jetzt die ganze Wahrheit erzählte, auch Teile meiner Vergangenheit, über die ich noch nie mit ihm gesprochen hatte, weil ich ihm einfach nicht hatte weh tun wollen. Aber jetzt war der richtige Zeitpunkt dafür. Wenn nicht jetzt, wann dann?
„Severus, Du musst mir glauben, wenn ich Dir sage, dass das wirklich rein gar nichts mit Dir zu tun hatte. Ich weiß, dass Du nicht verstehen kannst, dass ich mit Sirius befreundet bin, weil er Dir in eurer Jugend so sehr zugesetzt hat. Aber zu mir war er nie so und ich mag ihn. Als Freund natürlich, nicht mehr. Nachdem ich Dich verlassen hatte... (Ich sprach nicht gerne über diese Zeit) da ist er immer für mich da gewesen, zumindest bis er fälschlicherweise verhaftet wurde. Ich konnte ihm immer schreiben und auch zu jeder Tages- und Nachtzeit mit ihm Kontakt über den Kamin aufnehmen, wenn ich das wollte. Und ob Du es glaubst oder nicht, mit dem Alter kam auch irgendwo die Vernunft hinzu, vor allem seit er Harrys Pate wurde. Tja und dafür werde ich ihm immer dankbar sein. Ich hatte zwar auch Kontakt mit Remus, aber das war wieder etwas anderes. Mit ihm redete ich nur über alltägliche Dinge, aber nicht über meinen Schmerz. Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Vielleicht, weil Sirius sich in einen Hund verwandeln und ich mit ihm auch auf diese Weise kommunizieren kann. Oder weil Filou ihn so sehr mochte. Ich kann es Dir nicht genau sagen. Als Sirius dann verhaftet wurde, da tat er mir nicht nur leid, weil er nun den Dementoren ausgesetzt war, sondern ich wusste, dass er James und Lilly niemals verraten hätte. Dazu kannte ich ihn zu gut und ich wusste, wie er für James gefühlt hatte. Er war wie ein Bruder für ihn. Er wäre lieber gestorben, als dass man Lilly und James ermordet hätte. Es war Peter Pettigrew, der auch ein nicht registrierter Animagus ist und sich anscheinend Du-weißt-schon-wem angeschlossen haben muss. Auf jeden Fall hat Sirius mir leid getan und ich wollte mich dafür revanchieren, dass er immer für mich da gewesen war, als ich ihn gebraucht habe. Also habe ich ihn in Askaban besucht und ihm einen Tipp gegeben, wie er vielleicht fliehen kann...“
„Du hast WAAAAS“, schrie Severus dazwischen.
„Ich wollte ihm helfen. Er ist mein Freund.“
„Das verstehe ich ja auch, aber wenn man Dich dabei erwischt hätte...“
„Severus, das ganze ist über sechs Jahre her und ich sitze immer noch hier. Also kein Grund, gleich in Panik zu geraten, ja? Okay, wo war ich? Ach ja... Also, fünf Jahre lang habe ich nichts mehr von Sirius gehört und dann waren die Zeitungen auf einmal voll von Artikeln und Suchmeldungen, weil es Sirius geschafft hatte, aus Askaban auszubrechen. Auch in Frankreich wurde davon berichtet. Und ich bin so ehrlich, ich habe mich gefreut, dass mein Freund nicht mehr bei den Dementoren war. Ein Jahr lang habe ich nichts von ihm gehört, nicht das kleinste bisschen. Kein Brief, nichts, bis er schließlich in diesem Sommer am letzten Ferientag einfach bei mir vor der Tür stand. Er bat mich um Hilfe und so habe ich ihm angeboten, erst einmal bei mir im Strandhaus wohnen zu können. (Severus holte tief Luft.) Bevor Du jetzt gleich wieder ausrastest, muss ich Dir sagen, dass Sirius mir unheimlich leid getan hat. Du hättest ihn sehen müssen, Severus. Er war so dünn, ausgemergelt und richtig verwahrlost. Ich konnte ihn einfach nicht weg schicken. Es ging auch alles gut. Es war nur schwierig das ganze vor Cole geheim zu halten, da er ja ein ehemaliger Auror ist und immer noch sehr gute Kontakte zum Ministerium pflegt. Und dann kam schließlich der Tag, an dem ich zurück nach England musste. Ich konnte und wollte Sirius einfach nicht zurück lassen. Ich hatte ihm von dem Trimagischen Turnier erzählt und dass Harry einer der Champions geworden war. Er hätte sich dort in Frankreich tierische Sorgen gemacht und wahrscheinlich irgendeinen Blödsinn angestellt. Also habe ich ihn mitgenommen und in unserer Höhle versteckt. Dort war er meines Erachtens sicher und keiner würde auf die Idee kommen, dort nach ihm zu suchen. Als Du und ich schließlich wieder zusammen gekommen sind... Glaub mir, ich hatte nicht die Absicht Dich zu belügen. Ich wollte Dir auch irgendwie davon erzählen, aber ich wusste nicht wie. Du hast Sirius und James doch schon immer gehasst und ich wusste, dass Du sofort ausflippen würdest, wenn ich Dir die Wahrheit sage. Also habe ich es nicht getan, um das zarte Pflänzchen unserer Liebe nicht zu zerstören. Außerdem habe ich in Deiner Gegenwart gar nicht mehr daran gedacht, denn wenn Du bei mir bist... Dann gibt es nur Dich für mich.“
Darüber musste Severus nachdenken und ich konnte es ihm nicht einmal übel nehmen. Aber mehr als das konnte ich ihm nicht geben. Ich hatte ihm die ganze Wahrheit erzählt und ich hoffte, er würde sie verstehen. Oder sie zumindest respektieren.
Es dauerte eine Ewigkeit, in der Severus nichts sagte, doch schließlich brachte er doch etwas heraus. Er seufzte tief, bevor er nichts als die reine Wahrheit sagte.
„Mimi, Du bist und bleibst einfach der liebevollste, gutmütigste und hilfsbereiteste Mensch, den ich kenne. Doch Du solltest auch aufpassen, nicht dass Du Dich selbst durch solche Aktionen noch in Gefahr bringst. Aber ich verstehe Dich. Ich hätte wahrscheinlich auch nicht anders gehandelt, wenn es um einen meiner Freunde gegangen wäre, die Du ja auch nicht leiden kannst.“
„Dann verzeihst Du mir also?“
Mein Herz machte einen Satz und raste mindestens im doppelten Tempo weiter, so nervös war ich.
„Da gibt es nicht wirklich etwas zu verzeihen. Du hast das getan, was Du für richtig hältst. Wie sollte ich Dir das übel nehmen? Natürlich war ich enttäuscht darüber, dass Du mir nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt hast, aber ich kann es durchaus nachvollziehen. Denn Du hast recht... Ich wäre ausgeflippt, bin ich ja auch. Aber jetzt will ich das nicht mehr. Es reicht mir, mich von Dir fern zu halten.“
„Dann machst Du also nicht mit mir Schluss?“
„Wie kommst Du denn auf so einen Blödsinn? Darüber habe ich nicht eine Sekunde lang nachgedacht. Ich brauchte den Abstand einfach nur, um mich selbst zu beruhigen und um Dich nicht zu verletzen.“
„Oh... Ja dann... ich meine... Oh Severus!“
Plötzlich brach alles über mir zusammen. Die ganze Last, die sich in den vergangenen Tage aufgebaut hatte, stürzte ein und drückte mich nieder. Tränen stiegen mir in die Augen und liefen über. Ich war ja so erleichtert. Mein Liebster wollte mich nicht verlassen. Wir waren noch zusammen. Wir... Ich...
Da sprang mein Liebster aus dem Bett (Nackt wie er war!!!), stürmte auf mich zu und zog mich in eine alles verschlingende Umarmung. Er roch so gut und sein Körper, der sich an meinen presste, fühlte sich immer noch himmlisch an. Es war, als hätte es diese fünf Tage nicht gegeben.
„Nicht weinen, meine Kleine“, flüsterte mein Schatz, hob mein Kinn an und wischte mir die Tränen von den Wangen. „Nicht wegen mir. Das ertrage ich nicht. Es zerreißt mich jedes Mal in Stücke, wenn ich Dich so traurig sehe.“
Dann beugte er sich nach unten und legte seine warmen, weichen Lippen auf meine. Es war sofort so, als stünde ich in Flammen. Ich schlang meine Arme um Severus' Hals und zog ihn noch näher an mich heran. Wild und drängend zwang mein Schatz meine Lippen auseinander und schob mir seine Zunge in meinen Mund. Ich stöhnte auf, als er damit über meine strich und sich die beiden zu einem leidenschaftlichen Tanz vereinten. Severus' Hände wanderten meinen Rücken hinab und legten sich auf meinen Hintern. Er packte fest zu und presste meinen Unterleib gegen seine stetig wachsende Erektion.
Doch dort verharrten sie nicht lange, denn schon nach wenigen Sekunden begann mein Liebster, mich auszuziehen. Zuerst fiel mein Blazer, als nächstes Bluse und BH und zum Schluss noch meine Hose und mein Stringtanga. Severus war heiß, richtig heiß und mit seiner Leidenschaft steckte er mich in Brand. Er hielt sich nicht lange mit einem Vorspiel oder so auf – dafür hatte er jetzt nicht die Geduld – sondern er hob mich hoch, trug mich zum Bett und schmiss mich darauf.
Sofort kam er mir hinterher, packte meine Knie und drückte meine Beine auseinander. Bevor ich richtig überlegen konnte, ob das ganze nicht zu schnell ging, positionierte er sich vor meiner Vagina und stieß zu. Ich schrie auf, weil er ziemlich tief hinein glitt und ein Schmerz durch meinen Unterleib schoss. Doch der war gleich vergessen, als die Spitze von Sevs Schwanz meinen G-Punkt streifte. Mein Liebster glitt einige Male langsam in mich hinein und wieder heraus, sodass ich feucht genug für ihn wurde. Dann steigerte er schnell das Tempo.
„Oh Mimi, Du fühlst Dich so gut an“, stöhnte er auf. „So eng und feucht. Ich will für immer in Dir sein.“
Ich erwiderte nichts darauf, sondern schlang meine Beine um seine Hüften. Ich spürte selbst, dass dieser Akt hier sehr schnell gehen würde, weil wir beide so heiß aufeinander waren. Immerhin hatten wir seit letzten Samstag keinen Sex mehr gehabt. Severus pumpte wie ein Wahnsinniger in mich und ich konnte fühlen, wie sich meine Muskeln heftig um seinen Phallus zusammen zogen.
Doch plötzlich packte mein Liebster meine Hüfte und ehe ich es mich versah, saß ich auf einmal rittlings auf ihm.
„Fick mich, Mimi“, hauchte er und umfasste meine Brüste, um damit zu spielen.
Ich begann, mich langsam vor und zurück zu bewegen. Das tat so gut.
„Schneller Mimi, bitte. Ja... genau so... Oh, das ist ja so geil... Sag irgendetwas schmutziges zu mir...“
„Was?“
Erschrocken hielt ich inne. So etwas hatte Severus doch noch nie von mir verlangt. Oje, das war mit Sicherheit das Veritaserum. Sev plauderte gerade seine tiefsten Geheimnisse und Wünsche aus. Aber was sollte ich denn jetzt machen? Ich war nicht der Typ, der beim Sex reden wollte. Ich genoss das lieber schweigend. Was kam wohl als nächstes? Gib mir Tiernamen oder was?
„Komm schon, Mimi, sag irgendwas versautes. So schwer ist das doch gar nicht. Komm, ich helfe Dir ein bisschen auf die Sprünge, ja?“ Er umfasste meine Taille und begann in mich hinein zu stoßen. „Wem gehört Deine Muschi?“
AAAAAAH, bitte nicht. Das war doch so... peinlich. Ich meine, Halloooo??? Wem gehört Deine Muschi? Die gehört immer noch mir, würde ich sagen, denn immerhin ist sie ein Teil meines Körpers und ich alleine bestimme, wer damit spielen darf und wer nicht. Oh Gott, ich war einfach nicht geschaffen für so etwas wie Dirty Talk. Immerhin hatte ich so etwas noch nie gemacht. Ich meine, sicher hatte ich schon so Sachen wie „Fick mich, Severus“ oder „Tiefer“ oder „Das fühlt sich so gut an“ zu meinem Liebsten gesagt, aber so, wie er es gerade wollte... Nee... Das war einfach nicht mein Ding.
Ich war so erschrocken, dass ich nicht mehr in der Lage war, mich großartig zu bewegen. Wenn Severus nicht die Führung übernommen hätte, wäre jetzt wahrscheinlich gar nichts mehr gelaufen. Was sollte ich denn jetzt machen? Mir war das ganze einfach unangenehm. Aber wenn es Severus doch antörnte...
„Sag schon, Mimi“, riss mich mein Schatz aus meiner Starre. „Wem gehört Deine kleine, versaute Möse? Wer ist der einzige, der Dich da berühren und Dich ficken darf?“
Schluck... Oh Gott!
„D... D... (Ich kann diese Scheiße nicht) Du“, antwortete ich schließlich flüsternd.
„Ganz genau“, stöhnte Severus auf und pumpte weiter in mich. „Ich bin der Einzige, der meinen Schwanz in Dich stecken darf. Der Einzige, der fühlen darf, wie sich Deine feuchte Muschi um mich zusammen zieht und der einzige, der Dir eine solche Lust bereiten darf, dass Du schreist. Sag mir, meine Kleine, wie fühlt sich das an, von mir gefickt zu werden?“
Himmel, war mir das peinlich. Ich weiß, dass einige mich jetzt für verrückt halten werden, aber ich war noch nie der Typ, der seine Gefühle und auch Wünsche laut aussprechen konnte. Ich genoss das ganze lieber einfach so. Ich brauchte diese erregenden Worte nicht, um so richtig heiß zu werden. Das schaffte Severus ganz von alleine. Mir reichte es vollkommen, wenn er mich berührte, küsste und mit seinem Schwanz in mich stieß. Das musste man doch nicht auch noch von vorne bis hinten erläutern. Da kam man sich ja vor wie bei der praktischen Lehramtsprüfung, bei der man eine komplette Unterrichtsstunde halten und ein Thema von vorne bis hinten durchsprechen musste. Herrgott, es fühlte sich einfach gut an von Severus gefickt zu werden und damit Schluss. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
„Es fühlt sich gut an“, gab ich dennoch zurück, um meinen Liebsten nicht zu verletzen. „Aber bitte, Severus, ich...“
„Sag mir, wie es sich genau anfühlt“, unterbrach er mich (GRRRRR). „Beschreib' es mir.“
Dieses Gelaber ging mir auf die Nerven und lenkte mich dermaßen ab, dass ich das Gefühl hatte, wahrscheinlich niemals meinen wohlverdienten Höhepunkt zu erreichen, wenn Severus nicht endlich mit diesem Schwachsinn aufhören würde. Herrgott, ich will es doch einfach nur genießen, Deinen Schwanz in mir zu spüren und will nicht über den Weltfrieden mit Dir diskutieren.
„Komm schon, Mimi, sag es mir“, forderte er erneut, während er immer noch meine Hüften umklammert hatte und immer wieder in mich hinein stieß.
„Ich... ich... es...“, stotterte ich. Verdammt. „Bitte Severus, hör auf damit. Ich kann das nicht. Es lenkt mich total ab. Ich möchte einfach nur...“
„Lass Dich doch einfach einmal fallen, Mimi, und sag mir, was Du empfindest.“
„Das kann ich nicht. Ich will Dich einfach nur spüren.“
„Sei doch keine Spielverderberin.“
Bitte? Das war doch wohl eine absolute Frechheit. Nur weil ich nicht unbedingt reden musste beim Sex, war ich doch noch lange keine Spielverderberin. Ich BRAUCHTE das einfach nicht. Ich finde es viel erregender, wenn man übereinander herfällt, sich leidenschaftlich küsst (Und das gehört zum Sex definitiv mit dazu!!!) und die Nähe des anderen genießt.
Severus sollte wirklich langsam aber sicher aufpassen, denn wenn es weiter so ging, dann würde mir ziemlich bald die Lust an unserer Versöhnung vergehen. Ich hatte nämlich überhaupt kein Problem damit, den Spieß umzudrehen und sauer auf IHN zu sein. Dann konnte er gleich einmal sehen, wie es mir in den letzten Tagen so ergangen war, wie sehr ich gelitten hatte. Aber was machte er, nachdem wir diese Sache endlich geklärt hatten? Er hatte nichts besseres zu tun, als Veritaserum zu trinken und dann im Bett einen auf Bla bla bla zu machen – von der Blamage in seinem Klassenzimmer eben einmal ganz abgesehen. Und wenn ich es mir dann erlaubte zu sagen, dass mich das ganze von meinem Genuss ablenkte, dann war ich also gleich eine Spielverderberin! Das ging ja mal absolut gar nicht.
„Entspann Dich einfach, Mimi“, forderte Severus und umfasste meine Hüften wenn möglich noch fester (AUA!), „und sag mir endlich, wie sehr Du es genießt. Erklär mir, wie geil es ist, meinen Schwanz in Dir zu fühlen.“
So, jetzt ist es definitiv amtlich: Ich werde jetzt niemals den Orgasmus erreichen. Ich meine, wie sollte denn das auch funktionieren? Zuerst labert er mich voll, dann beschimpft er mich und wenn ich dann immer noch nicht rede, weil ich dem ganzen doch noch eine Chance geben wollte, dann wurde er auch grob. Also versteht mich bitte nicht falsch. Ich habe nichts dagegen, wenn es beim Sex etwas härter zugeht, aber er muss doch nicht gleich seine Finger so tief in mein Fleisch graben, dass ich wahrscheinlich noch in drei Wochen Spuren davon haben werde. Das war einfach zu viel.
Deswegen tat ich das einzige, was ich in diesem Moment als richtig erachtete. Ich stieß einen mehr als nur genervten Seufzer aus, umfasste Severus' Handgelenke und löste seine Umklammerung von mir. Dann stieg ich schnell von ihm herunter und sprang aus dem Bett. Ich wollte einfach nicht mehr mit ihm schlafen, da mir die Lust mehr als nur vergangen war. Na super, ganz toll und dabei hatte ich mich so auf diesen Versöhnungssex gefreut, als mein Liebster endlich angefangen hatte, mich zu küssen und mich auszuziehen. Aber nein, er hatte ja wieder einmal alles kaputt machen müssen und das nur, weil er als Zaubertrankprofessor nicht dazu in der Lage war, Veritaserum von einem einfachen Heiltrank zu unterscheiden. Das schaffte sogar ich und ich war ja wohl wirklich eine totale Niete in Zaubertränke.
Das alles war innerhalb einer einzigen Sekunde durch meinen Kopf gegangen und so konnte ich jetzt seinen verdatterten Gesichtsausdruck bewundern, als ich mich in meiner nackten Pracht wütend vor ihm aufbaute.
„Hey“, besaß mein Liebster doch glatt die Frechheit zu protestieren. „Was soll denn das, Mimi? Es hat doch gerade erst angefangen, so großen Spaß zu machen. Komm wieder zu mir ins Bett und lass Dir weiter die Seele aus dem Leib vögeln.“
„Vielen Dank, aber mir reicht es“, gab ich schnaubend zurück und begann schon, meine Klamotten vom Boden aufzuheben.
Ich wollte einfach nur noch hier raus und versuchen, wieder runter zu kommen. Ich war mir selbst nicht so ganz sicher, ob ich in dieser Situation nicht doch ein wenig übertrieb, aber ich war im Moment einfach nur noch genervt und brauchte dringend eine Kippe, um das ganze irgendwie zu verdauen. Dass er mich als Spielverderberin bezeichnet hatte, hatte mich doch irgendwie verletzt.
„Aber warum denn das“, wollte Sev von mir wissen und setzte sich nun doch einmal auf. „Ich dachte, Du hättest das ganze genauso genossen wie ich.“
„Das habe ich auch, bis Du angefangen hast, Dinge von mir zu verlangen, auf die ich keine Lust habe.“
„Dann hat Dir der Sex in den letzten Tagen gar nicht gefehlt? Du hast mich nicht vermisst?“
Ich seufzte wieder. Wie schwer von Begriff konnte MANN denn sein? Und nur damit wir und nicht falsch verstehen: Auch sein herzzerreißender Blick konnte mich im Moment nicht erweichen.
„Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Ich habe Dir soeben gefühlte 3000 Mal gesagt, dass es mich ablenkt, beim Sex über Gott und die Welt zu diskutieren. Ich brauche das einfach nicht. Mir gefällt es einfach besser, Dich und Deine Taten zu genießen. Dazu braucht es nicht vieler Worte. Aber nein, Du wolltest ja nicht auf mich hören. Du hast immer weiter gemacht und dabei ist mir einfach die Lust vergangen.“
„Das meinst Du doch nicht im Ernst, oder?“
„Doch, genauso meine ich das.“
„Also ich finde das aber rein zufällig ziemlich scharf.“
„Fein, ich aber nicht. Und beim Sex gehören nun einmal immer zwei mit dazu.“
Ja, ja, ich weiß, das könnte ich mir auch glatt selbst sagen, aber ich wollte einfach, dass Severus einsah, dass er nicht richtig gehandelt hatte. Er hätte einfach mit dieser ganzen Scheiße aufhören sollen, als ich ihm mitgeteilt habe, dass es mir nicht gefällt. Aber nein, wir sind ja Severus Snape, dickköpfige alte Fledermaus und wir müssen nun einmal immer das Ding genauso durchziehen, wie ich es mir in den Kopf gesetzt habe. Aber nicht mit mir, mein Liebster! Ich hatte auch einen Sturkopf und einen französischen noch dazu. Dagegen kannst Du gleich mal locker einpacken.
Doch mit was ich in diesem Augenblick nicht gerechnet hatte, war die Tatsache, dass mein Schatz das Wahrheitselexier zu sich genommen hatte, denn ich wollte gerade meine Aussage noch deutlicher erläutern, als Severus kurz mit den Schultern zuckte, so als wäre es ihm ziemlich egal, was ich soeben gesagt hatte. Vielen Dank auch, Du Arsch! Stattdessen haute er einfach genau das raus, was ihm gerade durch den Kopf ging und das war, wie ich wusste, nichts als die reine Wahrheit, denn das Serum zwang ihn ja buchstäblich dazu.
„Tja, wenn Du das so siehst, Mimi“, sagte er und klang dabei fast gleichgültig, „dann bist Du wahrscheinlich einfach nur frigide!“
BAMM. Es war ein Gefühl, als wäre ich in vollem Lauf gegen eine Wand gelaufen oder ein gigantischer Riese hätte mir einen gewaltigen Kinnhaken verpasst. Was hatte Severus da eben gesagt? Ich glaube wirklich, ich habe mich verhört. Das konnte er doch nicht ernst meinen. Ziemlich sicher habe ich das in meinem Zorn einfach nur so verstanden. Deswegen werde ich mich lieber einmal rückversichern, denn ich wollte ja schließlich nicht ohne Grund einen neuen Streit vom Zaun brechen.
„W... W... Was hast Du gesagt“, fragte ich deshalb stotternd.
Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass ich kaum einen Ton heraus brachte, da ich so verdattert war. Wobei das wahrscheinlich noch die Untertreibung des Jahrhunderts war.
„Ah“, stöhnte mein so genannter Freund nun laut auf und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. (Hatte der sie eigentlich noch alle?) „Ich hasse es, wenn ich alles doppelt und dreifach wiederholen muss. Das nervt mich bei meinen Schülern schon immer tierisch und jetzt fängst Du auch noch damit an. Und ich dachte eigentlich, Du hättest ein klein wenig Köpfchen. Aber schön, noch einmal für die ganz Langsamen unter uns (Das hatte er jetzt nicht gesagt, oder?). Du bist einfach nur FRIGIDE!“
Ich schnappte deutlich hörbar nach Luft. Ich hatte mich nicht verhört. Er hatte es tatsächlich gewagt, mich – Marie Lucie Duchesse,seine FREUNDIN – als PRÜDE zu bezeichnen. Das konnte ja wohl echt nicht wahr sein. Severus war wirklich nicht mehr ganz dicht. Wie konnte er mir das nur antun? Nach allem, was wir in den letzten Wochen getan hatten? Nur kurz zur Info: Wir hatten es an mehr als einem öffentlichen Ort getrieben – in seinem Klassenzimmer, in einem Geheimgang im dritten Stock, auf einer Lichtung im verbotenem Wald (Oje, das war verdammt kalt gewesen)– und das in zig verschiedenen Stellungen. Ich hatte in dieser letzten Zeit mehr getan, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Und da brachte Severus es fertig, mich als FRIGIDE zu bezeichnen? Was sollte ich denn noch tun? Einen auf Domina machen vielleicht? Dazu fällt mir nur eines ein: Leck mir die Stiefel, Severus Snape! Ich mache ja vieles mit, aber so etwas mit absoluter Sicherheit nicht. Beim Sex sollten meiner Meinung nach beide Partner auf Augenhöhe sein.
Das alles ging innerhalb von Sekunden durch meinen Kopf, in denen ich Severus immer noch verwirrt und mit offenem Mund anstarrte. Tief in meinem Inneren fühlte ich mich zwiespaltig. Einerseits war da ein Gefühl unglaublicher Enttäuschung. Wie konnte er nur so etwas zu mir sagen? Ich hatte ja viel von ihm erwartet, aber nicht das. Doch da war auch noch etwas anderes, doch das war wahrscheinlich so offensichtlich, das ich es nicht extra erwähnen muss: eine wahnsinnige Wut! Ich wollte meinem „Freund“ am liebsten den Kopf abreißen und das war nicht einfach nur so daher gesagt. Er hatte meine Würde beleidigt und das ging ja nun mal gar nicht.
„Hat Dir wohl die Sprache verschlagen, was“, wagte er es dann auch noch, das ganze auf die Spitze zu treiben.
Und das war es dann: der Tropfen, der das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen brachte.
„Du mieses Arschloch“, brüllte ich los und bewunderte mich gleichzeitig selbst, dass ich es schaffte, nicht in Tränen auszubrechen. „Du hältst Dich wohl für ganz besonders toll, oder? Ja, das ist ja auch eine ganz tolle Leistung, seiner angeblichen Liebe so etwas an den Kopf zu donnern. Wirklich, eine klasse Leistung, Snape.“
„Ich verstehe Dein Problem nicht, Mimi. Ich habe doch nur die Wahrheit gesagt.“
„Eine tolle Wahrheit, die Du da siehst, wirklich. Wie kommst Du denn überhaupt auf die ach so tolle Idee, mich als frigide zu bezeichnen, nach all dem Sex, den wir in den letzten Wochen hatten?“
Er besaß doch tatsächlich die Frechheit, mit den Schultern zu zucken.
„War mir halt vielleicht zu wenig.“
„Zu wenig??? Du hast sie ja wohl nicht mehr alle. Wir haben mindestens zweimal am Tag miteinander geschlafen. Also wenn das wenig ist, dann weiß ich auch nicht...“
„Ja, das schon, aber in den letzten Tagen...“
„Komm jetzt ja nicht mit der Scheiße, Severus. Falls ich Dich daran erinnern darf, dann warst DU derjenige, der nicht mit MIR gesprochen hat, weil er sauer auf mich war und einen auf Dramaqueen machen musste. Also gib mir nicht die Schuld dafür, dass...“
„Dass ich was? Mir jeden Tag mehrmals vor Deinem Bild einen runter holen musste?“
Ich musste schon wieder nach Luft schnappen, da ich keine Ahnung hatte, wie ich mich auf diese Aussage hin fühlen sollte. Sollte ich mich jetzt geehrt oder angewidert fühlen, weil er mich als Wichsvorlage benutzt hatte? Darüber würde ich erst einmal in Ruhe nachdenken müssen, wenn dieser Albtraum endlich vorbei war.
Doch ich war relativ schnell wieder oben auf. So etwas lasse ich mir von Severus nicht bieten und er sollte mich gut genug kennen, um so etwas zu wissen.
„Ganz genau“, schrie ich ihn deshalb an. „Du hättest nur einmal das Wort an mich richten müssen, als ich wie der letzte Idiot versucht habe, Dich anzuflehen, mit mir zu sprechen. Oder meinetwegen hättest Du auch nur Deinen verfluchten Arsch zu mir nach oben bewegen müssen. Glaub mir, ich hätte Dir mit Freuden das gegeben, was Du brauchst. Aber nein, Du wolltest ja lieber einen auf Oberzicke machen und Dich für die Zeit rächen, in der ich nicht mit Dir gesprochen habe. So etwas macht man nicht, Sev. Das ist wirklich unterste Schublade.“
„Ich habe Dir doch schon gesagt, dass es anders war. Ich wollte nicht... Ist ja auch egal. Um zurück zum eigentlichen Thema zu kommen. Wenn Du wirklich nicht prüde bist, wieso bitteschön, schaffst Du es dann nicht einmal die kleinsten Dinge auszuprobieren?“
Grrrrr, das war doch wirklich zum aus der Haut fahren. Wie klar sollte ich mich denn noch ausdrücken?
„Ich HABE Sachen mit Dir ausprobiert, Severus, und das mehr als nur einmal. Aber das heute... Das hat mich einfach abgelenkt. Wieso willst Du das denn nicht begreifen? Aber mich deswegen zu beschimpfen und zu beleidigen geht wirklich gar nicht.“
„Ich werde mich aber nicht für meine Meinung entschuldigen. Du kommst einfach so rüber, Mimi. Erklär mir doch mal eines: Wie schafft es eine Frau fast achtzehn Jahre lang auf jegliche sexuelle Aktivitäten zu verzichten, wenn sie nicht frigide ist?“
Es war wie ein zweiter Schlag, doch der hier war wenn möglich noch schlimmer als der erste. Ich konnte den Schmerz, den er in meinem Herzen auslöste, fast körperlich spüren. Unwillkürlich griff ich mir an die Brust und stolperte angewidert einen Schritt zurück. Wieso nur sagte Severus, die Liebe meines Lebens, solch grauenhafte Dinge zu mir? Ich erkannte ihn nicht mehr wieder. Wieso nur dachte er so von mir? Es war nichts als die reine Wahrheit, das wusste ich, denn er stand zweifelsohne noch immer unter dem Einfluss des Veritaserums. Das tat weh... richtig weh... Es fühlte sich ungefähr genauso an wie die Worte, die er damals im Verbotenen Wald zu Avery und Nott gesagt hatte, als die beiden mich beim Joggen überfallen hatten: „Die kann man doch nur mit Handschuhen oder eine Kneifzange anfassen.“ Oder so ähnlich. Das war wie eine glühend heiße Klinge, die sich mitten in mein Herz bohrte, gewesen und doch war das hier noch um ein Vielfaches schlimmer, denn jetzt konnte er nicht leugnen, dass er log. Er dachte wirklich so von mir. Oh Gott, wie konnte ich mich nur so in ihm getäuscht haben?
Nun konnte ich es auch nicht mehr verhindern, dass mir die Tränen in die Augen stiegen und über zu laufen drohten. Das einzige, das ich tun konnte, war zu verhindern, dass ich vollends die Kontrolle über mich selbst verlor. Severus sollte meinen Schmerz nicht sehen, diese Blöße wollte ich mir absolut nicht geben. Doch eines sollte er wissen: die reine Wahrheit. Denn so eine Aussage... das ging ja wohl mal gar nicht.
Deswegen blieb mir nichts anderes übrig, als ein paar Mal tief durch zu atmen um mich wieder zu sammeln. Diese eine Sache musste ich noch erledigen, dann konnte ich endlich aus dieser Hölle entfliehen, denn das war das einzige, was ich im Moment noch wollte.
Meine Hände, die ich in meine Klamotten gekrallt hatte, begannen zu zittern, das einzige Zeichen der Schwäche, das ich mir jetzt erlauben durfte. Doch wie durch ein Wunder hatte ich meine Stimme noch unter Kontrolle. Sie war trotz meiner Wut extrem ruhig, aber ich kannte mich selbst gut genug um zu wissen, dass das mordsgefährlich war. Ein falsches Wort seinerseits und der in mir brodelnde Vulkan würde vollends ausbrechen. Das konnte man nur mit einem Wort beschreiben: Armageddon!
„Du machst mir DAS allen Ernstes zum Vorwurf“, fragte ich rein rhetorisch. „Ausgerechnet das, wo Du Dich vor ein paar Wochen doch noch so geehrt gefühlt hast, dass ich mit keinem anderem ins Bett gestiegen bin? Im Gegensatz zu Dir, Mister, der es mit was weiß ich wie vielen Nutten getrieben hat. (Das musste ich ihm einfach an den Kopf hauen, denn es war eine Tatsache, die mich schon ziemlich geschockt hatte.) Aber nur noch einmal zur Erklärung, Du blöder Idiot. Das ganze hat absolut rein gar nichts mit frigide zu tun. Ich WOLLTE mich einfach nicht von anderen Männern betatschen oder mich durchvögeln lassen, weil ich für niemanden Gefühle aufbauen konnte und wie Du sehr wohl weißt, gehören für mich Sex und Liebe einfach zusammen. Und warum war das wohl so, Du Vollidiot? Weil ich für niemanden etwas empfinden konnte, da immer noch DU in meinem Kopf und in meinem Herzen herum gespukt bist. Egal, was Du mir auch angetan hattest, ich konnte Dich nicht vergessen. Fast achtzehn verfickte Jahre lang! Aber bitte, wenn Du mir das wirklich zum Vorwurf machen willst... dann haben wir uns, glaube ich, vorerst nichts mehr zu sagen!“
Und ohne auf eine Antwort von Severus zu warten, der mich mit offenem Mund anstarrte, machte ich auf dem Absatz kehrt und verließ sein Schlafzimmer... Splitterfasernackt wie Gott mich schuf.

Bat in my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt