Ich konnte nicht sehr lange geschlafen haben. Eigentlich kam es mir so vor, als hätte ich nur ganz kurz die Augen zu gemacht, da hörte ich auf einmal ein Geräusch, das mich wieder wach werden ließ. Was in drei Teufels Namen war denn jetzt schon wieder los? Konnte man denn nicht einmal in Ruhe in den Armen seines Liebsten schlafen, ohne dass irgendwo schon wieder der dritte Weltkrieg ausbrach? Das durfte echt nicht wahr sein.
Ich öffnete meine müden Augen und sah, dass ich noch immer in Severus' Armen lag. Er lag auf dem Rücken, hatte die Augen geschlossen und atmete ganz ruhig. Er schlief und sah dabei aus wie der junge Mann, den ich vor so langer Zeit kennen gelernt hatte. Ich hatte auf seiner Brust geschlafen und so lag sein Arm immer noch auf meiner Schulter.
Doch was hatte mich geweckt? Ich war mir ziemlich sicher, dass ich ein Geräusch gehört hatte. Und tatsächlich, als ich mich jetzt so richtig drauf konzentrierte, konnte ich es deutlicher hören: Schritte, die die Gänge entlang eilten. Es schienen mehrere Personen zu sein. Ich tippte auf drei. Doch was wollten sie hier unten in den Kerkern? Entweder waren es Schüler, die sich in der Nacht aus ihren Betten geschlichen hatten, oder... Oh Shit!
„Severus, wach auf“, raunte ich und rüttelte leicht an seiner Schulter. „Wir bekommen gleich Besuch!“
In diesem Moment klopfte es an der Tür, aber der feine Herr Snape hielt es nicht für notwendig, die Augen aufzuschlagen. Er schlief seelenruhig weiter. Grrr, das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein. Wir hatten ein gewaltiges Problem.
„Severus“, versuchte ich es erneut, doch ohne Erfolg.
Da pochte es wieder, lauter dieses Mal.
„Severus, ich bin es, Albus“, hörte ich Dumbledores Stimme vor der Tür. „Mach bitte auf. Es gibt da ein Problem!“
Ja, genau, er sagte es. Wie immer traf der Schulleiter den Nagel auf den Kopf. Okay, ganz ruhig bleiben. Ich hatte jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder ich sprang aus dem Bett und versuchte mich rasend schnell anzuziehen oder ich versteckte mich unter der Bettdecke. Eine Flucht fiel leider aus, da ich immer noch nicht meinen Zauberstab von Severus zurück bekommen hatte und die Türen, die in sicheres Terrain führten, mit Schutzzaubern belegt waren. In diesem Moment verfluchte ich Severus so sehr, dass ich am liebsten auf ihn eingeschlagen hätte. Er hatte mich hier drin eingesperrt und mich somit in diese peinliche Situation gebracht.
Aber mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu entscheiden, denn ich glaubte nicht, dass Dumbledore und wer auch immer ihn sonst noch begleitete, geduldig vor der Tür warten würde, bis ich mich angezogen hätte. Ich schätzte mal, dass ich noch ungefähr dreißig Sekunden lang Zeit hatte, bis die Meute den Raum stürmen würde. Also packte ich die Decke und zog sie mir über den Kopf. Dabei entblößte ich Severus, aber das war mir sowas von scheißegal. Das war sein Pech und nicht meines.
„Severus“, ertönte es noch einmal, ungeduldig jetzt.
„Was ist, wenn er gar nicht da ist, Albus“, wollte eine andere Stimme wissen, die ich als die von Minerva erkannte.
Oh nein, nicht die auch noch. Wie sollte ich ihr erklären, dass ich alle meine guten Vorsätze über Bord geworfen hatte, die ich ihr in den letzten Wochen so präzise erklärt hatte. Sie würde das nicht verstehen. In was für eine Scheiße hatte ich mich da nur hinein befördert?
„Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass er da ist“, erwiderte Dumbledore. „Ich wüsste nicht, wo er sonst sein sollte, da wir schon oben im Astronomieturm waren. Wahrscheinlich ist er hier nach unten gerannt, als er festgestellt hat, dass Miss Duchesse nicht da ist und hat sich hemmungslos betrunken.“
„Das würde ihm tatsächlich ähnlich sehen“, meinte Minerva nicht gerade hilfreich. „Aber was sollen wir denn machen, wenn er jetzt nicht öffnet? Wie sollen wir ihm morgen Früh unter die Augen treten und ihm erklären, dass Marie verschwunden ist?“
„Das wüsste ich auch gern, Minerva, aber wir werden es wohl oder übel tun müssen, auch wenn er noch so wütend auf uns sein wird. Aber ich möchte nur ungern...“
„Das bringt doch jetzt alles nichts“, mischte sich eine dritte Stimme ein, die ich als die von Alastor, also Professor Moody, erkannte. Wir duzten uns mittlerweile.
Aber was wollte der denn hier? Ging es denn noch peinlicher? Ich wünschte mir ganz dringend ein Loch, in dem ich mich verkriechen konnte. Alastor hatte ein magisches Auge und er konnte damit durch Wände, Türen und auch durch Bettdecken schauen, wenn er wollte. Und genau darunter lag ich... NACKT. Hilfe!!!
„Was willst Du damit sagen, Alastor“, fragte Minerva.
„Na, das ist doch ganz einfach“, erwiderte er. „Wir gehen jetzt da rein.“
„Was? Aber wir können doch nicht...“
„Doch, wir können und wir werden. Zurücktreten, bitte!“
„ALASTOR, NEIN!“
Doch da machte es schon Krach und Peng und die Tür flog in eine Millionen Teile zersprengt durch die Gegend. So hörte es sich zumindest an. Der Lärm rief auch Severus auf den Plan. Er sprang aus dem Bett.
„Was zum Teufel“, setzte er an, doch er wurde von einem spitzen Schrei unterbrochen, der zweifelsohne von Minerva stammte.
„Um Gottes Willen, nicht schon wieder“, rief sie aus und ich konnte sie deutlich vor mir sehen, wie sie knallrot anlief und nicht wusste, wo sie hinschauen sollte. „Severus, wann lernst Du endlich, Dir etwas anzuziehen? Bei dem Anblick wird einem ja ganz schlecht. Und ich hatte gehofft, ich müsste das nie mehr ertragen. Einmal hat mir wirklich gereicht und das für den Rest meines Lebens.“
„Moment mal, Minerva“, unterbrach Dumbledore ihre Schimpftirade. „Immerhin sind wir unerlaubt in Severus' Schlafzimmer eingedrungen und es soll nun einmal Menschen geben, die es bevorzugen, ohne Kleidung zu schlafen.“
Ich hörte Minerva tief seufzen, doch sie sagte nichts mehr dazu. Wahrscheinlich wusste sie, dass ihr Vorgesetzter recht hatte, doch angenehm war es ihr nicht, das wusste ich.
„Was wollt ihr denn eigentlich von mir“, fing Severus nun an zu toben. Er schien stinksauer zu sein. „Was gibt euch das Recht, einfach so in mein Gemach einzudringen. Albus, was soll das?“
„Ganz ruhig, Severus“, erwiderte Dumbledore beschwichtigend. „Vielleicht ziehst Du Dir erst einmal etwas an, bevor wir uns weiter unterhalten.“
„Was ist denn los“, schrie Sev jetzt laut.
„Severus, bitte...“
„Albus, ich verlange sofort eine Erklärung.“
„Und ich verlange Klamotten“, schrie Minerva jetzt aus und ich hörte, wie sie ihren Zauberstab in der Luft schwang. „Ah, viel besser.“
„Das nächste Mal suchst Du vielleicht etwas modischeres aus, Minerva“, war Alastors Meinung, der wahrscheinlich von einem Ohr bis zum anderen grinste. „Karo steht ihm nun wirklich nicht. Ich bin eher für Pink. Das sah wirklich super an ihm aus. Vor allem mit den Flügeln hinten dran und der Krone auf dem Kopf.“
„Ist doch egal, was er an hat, Hauptsache ist, er trägt jetzt was.“
„Schluss jetzt“, rief mein Liebster nun dazwischen. „Genug Witze auf meine Kosten. Ich möchte jetzt sofort wissen, was dieses Affentheater hier soll. Warum dringt ihr mitten in der Nacht in mein Schlafzimmer ein und macht so einen Aufstand?“
„Severus, ich...“, meinte Dumbledore seufzend. „Ich weiß gar nicht, wie ich Dir das jetzt erklären soll, aber... Miss Duchesse ist verschwunden.“
„Was“, wollte Severus verwirrt wissen.
Klar, immerhin hatte ich bis vor ein paar Minuten noch neben ihm gelegen, deswegen verstand er wahrscheinlich nur Bahnhof.
„Sie ist immer noch nicht zurück in ihren Gemächern“, erklärte Dumbledore. „Und das obwohl es schon mitten in der Nacht ist. Seit sie den Unterricht bei ihren Schülern beendet hat, hat sie keiner mehr gesehen. In Beauxbatons ist sie auch nicht, denn wir haben den derzeitigen Schulleiter kontaktiert. Er macht sich auch schon große Sorgen um sie. Anscheinend sind die beiden relativ gut miteinander befreundet.“
„Albus, Du schweifst schon wieder ab“, fuhr Minerva ihn jetzt an.
„Ach ja, richtig. Nun gut, auf jeden Fall scheint Miss Duchesse wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Sie ist nicht in ihren Gemächern oder sonst irgendwo im Schloss. Ihre Sachen sind noch alle da. Deswegen müssen wir davon ausgehen, dass ihr eventuell etwas zugestoßen ist. Vielleicht ist sie nach dem Unterricht noch laufen gegangen, wie sie es laut Olympe oft tut und wurde von etwas oder jemandem angegriffen.“
„Ich verstehe nicht ganz“, meinte Severus, doch Minerva unterbrach ihn rüde.
„Wir müssen sie suchen, Du Holzkopf. Ich weiß ja, dass es schon ziemlich spät ist, aber das heißt noch lange nicht, dass Du Dein Gehirn nicht mehr zu benutzen brauchst. Sie liegt vielleicht irgendwo da draußen in dieser Schweinekälte und ist schwer verletzt. Wir müssen etwas unternehmen, Severus, und zwar schnell.“
„Nun mal immer mit der Ruhe“, sagte Alastor ruhig.
Er schien als einziger die Situation im Griff zu haben. Klar, wahrscheinlich hatte er mich längst entdeckt.
„Nicht Du auch noch, Alastor“, stöhnte Minerva auf. „Wir haben das doch schon geklärt. Wir müssen sie finden, sonst...“
„Minerva, ich habe Marie bereits gefunden“, fuhr Moody nun dazwischen.
„Was soll das heißen, Du hast sie gefunden? Wo denn?“
„Severus, wirklich, Du alter Schwerenöter“, wendete er sich nun an meinen Liebsten. „Wie hast Du das denn hin gekriegt? Ich bin beeindruckt.“
„Ich weiß nicht, was Du meinst“, giftete Sev ihn an.
„Ich würde wirklich gerne wisse, worüber ihr beide redet“, war Dumbledores Meinung.
„Ich auch“, rief Minerva. „Aber zuerst möchte ich wissen, wo Marie steckt.“
„Oh, sie ist gar nicht mal weit weg“, feixte Alastor. „Und soweit ich es beurteilen kann, erfreut sie sich bester Gesundheit. Aber sie wurde tatsächlich angegriffen. Von einer Schlange würde ich einmal sagen.“
„Alastor, was faselst Du da“, wollte Minerva wütend wissen. „Wir haben jetzt keine Zeit für irgendwelche Spielchen. Wo ist Marie?“
Ich hielt es nicht mehr aus. Alastor würde mich so oder so verraten, das wusste ich. Also konnte ich ich das Geheimnis gut und gerne gleich selbst lösen. Gott, war mir das peinlich, aber ich hatte keine andere Wahl, sonst würde dieser Zirkus nie enden. Also zog ich mir langsam die Decke vom Kopf.
„Ich bin hier“, flüsterte ich und sah, wie sich zwei geschockte Gesichter und ein grinsendes mir zuwendeten.
Einzig und allein Severus schaute mich nicht an. Er funkelte die anderen drei noch immer wütend an. Ich hoffte nur, dass er jetzt nicht sauer auf mich war. Immerhin hatte ich nichts verbrochen. Das war einzig und allein die Schuld der drei Eindringlinge. Sev trug im Übrigen eine weite, karierte Boxershort und ein weißes T-Shirt. Wirklich keine sehr gute Wahl von Minerva.
„Miss Duchesse, Gott sei Dank, Sie sind wohlauf“, sagte Dumbledore erleichtert und lächelte mich an.
Doch Minervas Blick wechselte von erschrocken zu stocksauer.
„Marie, was machst Du denn hier“, wollte sie wissen, dann wendete sie sich an Severus. „Und Du... Was hast Du mit ihr gemacht?“
„Minerva“, tadelte Dumbledore sie. „Ich glaube, Du weißt genau, was hier läuft und ich glaube nicht, dass Severus... irgendetwas getan hat, was Miss Duchesse nicht wollte. Richtig?“
„Goldrichtig“, erwiderte Severus noch immer wütend.
„Oh“, meinte Minerva und schaute mich nun wieder erschrocken an. „Oooooh.“
Ihr schien ein Licht aufgegangen zu sein. Mir war diese ganze Situation ziemlich unangenehm. Ich war wahrscheinlich schon rot wie eine Tomate. Ich wagte es nicht, Minerva anzusehen. Ich würde ihr später Rede und Antwort stehen müssen, das wusste ich, aber bitte erst, wenn ich einigermaßen ausgeschlafen bin.
„Könnt ihr uns jetzt endlich in Ruhe schlafen lassen“, rief Severus stinkwütend und trat an meine Seite, beziehungsweise an die Seite des Bettes. „Wir müssen nämlich morgen Früh aufstehen.“
„Natürlich, natürlich“, gab Dumbledore ziemlich fröhlich zurück. Er sah aus wie ein Kind, dem man seinen größten Wunsch zu Weihnachten erfüllt hat. „Na kommt, ihr beiden. Wir haben die zwei wirklich lange genug in Beschlag genommen. Und jetzt, da Miss Duchesse wieder aufgetaucht ist, können wir alle beruhigt zu Bett gehen.“
„Das sehe ich auch so“, meinte Moody und schaute noch einmal zu uns herüber. „Außerdem haben die beiden sicher wichtigeres zu tun, als mit uns alten Tattergreisen über ihr Liebesleben zu diskutieren.“
„Vielen Dank, aber das haben wir bereits hinter uns“, sagte Sev sarkastisch.
„Severus“, zischte ich ihn an.
Den Spruch hätte er sich wirklich sparen können. Das ging Dumbledore, Minerva und Alastor nun wirklich nichts an. Sie sollten einfach nur verschwinden, damit wir weiter schlafen konnten. Wobei ich mir nicht ganz so sicher war, ob für mich heute Nacht überhaupt noch an Schlaf zu denken war.
„Na dann, gute Nacht ihr beiden“, rief Dumbledore noch immer munter und winkte die anderen beiden hinaus.
Endlich waren wir wieder alleine. Severus beschwor eine neue Tür herauf, entledigte sich schnell seiner neuen Klamotten und schlüpfte wieder zu mir ins Bett.
„Sag mal, was sollte das denn“, fragte ich wütend.
„Was denn“, entgegnete er müde.
„Na, der Spruch. Das ging die drei ja wohl wirklich nichts an. Außerdem war mir diese Situation so schon peinlich genug. Ich meine, man wird nicht jeden Tag von Kollegen nackt im Bett erwischt.“
„Ich wollte sie doch nur so schnell wie möglich loswerden, Mimi.“
„Ach und ein einfaches 'Raus jetzt' hätte da nicht gereicht? Du bist doch sonst kein Mann für große Worte.“
„Mimi, bitte, mach mir jetzt keine Szene. Nicht, wo ich so glücklich bin, Dich wieder zu haben. Seien wir doch einfach froh, dass die drei wieder abgezogen sind.“
„Bin ich ja auch, aber trotzdem... Was sollen wir denn jetzt machen?“
Ich meinte natürlich, wie Severus und ich miteinander umgehen sollten, jetzt wo Albus, Minerva und Moody darüber Bescheid wussten, dass wir beiden in der Kiste gelandet waren. Doch Severus musste wie immer alles wörtlich nehmen.
„Jetzt, meine Liebe, werde ich Dich zuerst noch einmal ordentlich durch vögeln und dann wird geschlafen.“
Und ehe ich irgendetwas erwidern konnte, rollte sich Severus auf mich und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss.
DU LIEST GERADE
Bat in my heart
FanfictionDie Liebesgeschichte von Mimi und Severus geht in die zweite Runde: Siebzehneinhalb Jahre sind vergangen, seit Mimi Hogwarts und somit auch ihrer großen Liebe den Rücken gekehrt hat. Seit sie zurück in Frankreich ist, hat sie sich nicht nur ihren L...