Überraschender Besuch und seine Folgen

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PFFFFFFFFFFFFFFFF...
Ich prustete den herrlichen Wein einmal quer über den Tisch. Doch zu allem Übel liefen mir noch einige Tropfen die Kehle hinab und so war es kein Wunder, dass ich mich verschluckte und einen furchtbaren Hustenanfall bekam. Er war so stark, dass mir die Tränen in die Augen traten und ich verzweifelt nach Luft ringen musste.
Während ich japste und prustete, fingen meine Gedanken an, Achterbahn zu fahren. Was zur Hölle wollte Cole denn hier? War er eingeladen worden oder war er hier, um mich zu überraschen? Und wie zum Teufel sollte ich das Severus erklären? Er wusste zwar, dass ich in Beauxbatons mit einem gewissen Cole befreundet war, aber er hatte keine Ahnung, dass es sich dabei um unseren ehemaligen Lehrer hielt, der sich – FUCK – auch noch in mich verliebt hatte und mich bei unserem letzten Treffen küssen wollte. Und wie sollte ich Cole sagen, dass es für uns keine gemeinsame Zukunft gab? Dass ich ihn die ganze Zeit nur hingehalten hatte und jetzt wieder mit meinem Exfreund, der mich belogen und betrogen hatte, zusammen war. Oje, ich hatte wirklich ein ernsthaftes Problem, für das mir auf die Schnelle keine Lösung einfallen wollte.
Ich hustete noch immer, aber Severus hatte wieder mal einen Anfall von Hilfsbereitschaft und klopfte mir zur Beruhigung auf den Rücken. Ich holte tief Luft und versuchte runter zu kommen, was wirklich gar nicht so einfach war. Immer mit der Ruhe, Mimi. Immer schön den Schein wahren und schauen, dass Du Dich ja nicht verrätst. Zumindest solange nicht, bis es eine klärende Aussprache mit den beiden (Natürlich einzeln!) gegeben hatte.
„Geht's wieder“, wollte mein Schatz wissen, als ich endlich wieder zu Atem kam.  
„Ja, danke“, antwortete ich hastig und entfernte hastig die Weinflecken mit einem Zauber aus der Tischdecke und natürlich auch von meinem Kleid.
„Was war denn los?“
„Nichts. Ich habe mich nur verschluckt.“
Das war wirklich keine Sache, die ich bei Tisch besprechen wollte. Das reichte mir schon später.
Fast hilflos musste ich mit ansehen, wie Cole – schreitend und elegant wie immer (Ganz der Herr Professor Auror) – den Mittelgang entlang auf den Lehrertisch zu hielt. Zuerst wendete er sich an Professor Dumbledore, den er lachend und ganz wie einen alten Freund begrüßte. Dann hielt er noch ein Schwätzchen mit Olympe. Ich beobachtete das ganze voller Panik. Nur kein falsches Wort, bitte!
„Mimi“, riss mich Severus' Stimme aus meiner Angst.
„Was“, fragte ich. Meine Stimme war gefühlte zehn Oktaven höher als sonst.
„Ich habe Dich gefragt, ob alles in Ordnung ist. Du siehst so blass aus.“
„Es ist nichts. Ich bin nur... es ist nur... ich.. ich...“
Scheiße, was sollte ich ihm nur sagen? Mein Gehirn und meine innere Stimme hatten kurzerhand ihren Dienst quittiert und sagten rein gar nichts mehr. Und ich war nur noch ein zitterndes Häufchen Elend und hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.
„Wer ist eigentlich der Kerl, der da gerade aufgetaucht ist“, wollte mein Schatz nun auch noch wissen. „Irgendwie kommt der mir so bekannt vor.“
Gaaah, nicht das auch noch. Wieso musste meine liebe Fledermaus nur so scharfsinnig sein? Gott, ich verfluchte diese Eigenschaft. Die kleinste Kleinigkeit bemerkte er sofort, aber wenn es um etwas wichtiges ging, dann konnte man das auch mal ignorieren. Grrrr, typisch Männer! Und was sollte ich jetzt bitte tun? Kann mir das nicht bitte jemand mal schnell sagen?
„Das ist... ähm...“, stotterte ich, „der momentane Schulleiter der Beauxbatons-Akademie.“
War ja nicht gelogen, immerhin hatte Cole die Stelle gerade inne.
„Das habe ich mir schon gedacht“, meinte Sev. „Aber ich kenne ihn von irgendwo her. Ich habe ihn schon mal gesehen. Wenn ich nur wüsste... Moment mal.“
In diesem Moment drehte Cole sich zu uns um, denn der einzig freie Platz war – leider – an meiner rechten Seite. Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln und kam schnurstracks in unseree Richtung.
„Ist das nicht Taylor“, kam es von links.
Mist! Und jetzt? Sollte ich die Wahrheit sagen? Musste ich wohl, wenn ich nicht mit meinem Liebsten streiten wollte.
„Jaah“, antwortete ich deshalb kleinlaut.
„Was will der denn hier? Und warum hast Du mir nicht erzählt, dass er mittlerweile in Beauxbatons unterrichtet? Ich hatte eigentlich gedacht, er wäre wieder ins Zaubereiministerium zurück gekehrt.“
„Da war er auch bis zum Sommer. Dann hat er sich eine Verletzung zugezogen und hat dann seine Tätigkeit als Lehrer wieder aufgenommen und da bei uns eine Stelle frei war, ist er halt an die Beauxbatons-Akademie gekommen. Aber in einem muss ich Dir widersprechen. Ich habe Dir von ihm erzählt.“
„Nein, hast Du nicht. Daran würde ich mich erinnern.“
„Doch, habe ich wohl. Ich habe Cole mehrfach erwähnt.“
„Ja, einen Cole schon. Du hast bloß vergessen zu sagen, dass es sich um diesen Schleimbolzen handelt, auf den ihr Weiber so gestanden seid.“
„Ich bin überhaupt nicht auf ihn gestanden.“
„Ach, komm schon. Du hast ihn doch immer wie verrückt verteidigt, wenn ich über ihn hergezogen habe.“
„Ich habe lediglich meine Meinung geäußert und die war nun einmal, dass ich Cole für einen hervorragenden Lehrer halte. Und das ist er auch.“
„Da, Du tust es schon wieder.“
„Severus, bitte, Du bildest Dir etwas ein.“
„Tue ich nicht. Und wieso grinst er Dich so an?“
„Tut er das? Das kann ich nicht beurteilen, denn ich rede ja mit Dir und habe deshalb auch nur Augen für Dich.“
„Was läuft da zwischen euch?“
„Hallo Mimi“, unterbrach uns Coles freudige Stimme und rettete mich somit vor einer Antwort. Ich wusste nicht, ob ich darüber erleichtert sein sollte oder nicht. „Na, bist Du überrascht, mich zu sehen?“
„Überrascht trifft es nicht einmal annähernd“, gab ich zurück.
Ich stand auf. So geschockt und ahnungslos ich auch war, meine guten Manieren hatte ich darüber hinaus nicht vergessen. Ich ließ mich von Cole kurz in den Arm nehmen und mich von ihm mit Küsschen links, Küsschen rechts begrüßen – ganz auf die französische Art und Weise eben. Dabei spürte ich, wie sich mir beinahe ein Loch in den Rücken brannte von den Blicken, mit denen Severus mich quasi durchbohrte. Ihm passte das gar nicht, dass ich mich von einem anderen Mann anfassen ließ und ich konnte das mehr als nur verstehen. Ich würde ausrasten, wenn Severus sich von einer anderen Frau betatschen lassen würde. Deswegen machte ich mich auch so schnell wie möglich von Cole los, ohne gleich unfreundlich zu wirken. Ich setzte mich auf meinen Stuhl und nahm schon fast zähneknirschend war, wie sich Cole neben mich setzte. Na, das würde ein Spaß werden. Zwei Männer, die Gefühle für mich hegten und ich saß mittendrin. Und einer davon war so eifersüchtig, dass er quasi zur rasenden Wildsau bzw. Fledermaus werden konnte. Oh Gott, ich will hier weg.
„Was machst Du denn eigentlich hier“, wollte ich dennoch von Cole wissen, als gerade der Gänsebraten auf dem Tisch erschien, doch mir war der Appetit vergangen. Aber neugierig war ich trotzdem.
„Na ja“, meinte er zögerlich. „Du weißt selbst wahrscheinlich am besten, dass in den Ferien fast kein Schüler in Beauxbatons bleibt. In diesem Jahr waren es ganze fünf Stück. Also habe ich mir kurzerhand gedacht, dass ich mir selbst nach diesen stressigen Wochen auch einmal Urlaub gönnen konnte. Ich habe an Dumbledore und Olympe geschrieben, ob es für sie in Ordnung wäre, wenn ich auch nach Hogwarts komme, natürlich nur für die Ferien (Alles andere wäre ja noch schöner). Tja und hier bin ich.“
Jippieh ja yeah, Schweinebacke! Und ich saß deswegen tierisch in der Scheiße, denn neben mir knirschte ein gewisser Jemand wütend mit den Zähnen. Oje, das würde heute noch Ärger geben, das hatte ich im Gefühl.
„Freust Du Dich denn gar nicht, mich zu sehen“, fragte Cole in meine Angst hinein.
Was sollte ich denn darauf antworten? 'Nein, Cole, das tue ich nicht, denn Du handelst mir mit Deinem Auftauchen nur einen riesigen Haufen von Scheißproblemen ein'? So etwas konnte ich nicht sagen, denn immerhin war ich ja mit Cole befreundet. Das ganze wäre ja auch nicht weiter schlimm, wenn ich nicht genau wüsste, dass er in mich verliebt war. Zudem hatte ich beide Männer angelogen. Ich hatte Cole nicht davon erzählt, dass ich wieder mit Severus zusammen war und Severus hatte ich nichts von den Gefühlen gesagt, die Cole für mich hegte. Dafür hatte ich allerdings gute Gründe gehabt, denn ich wusste ja, wie sehr mein Liebster ausrasten konnte und ich hatte auch Cole nicht enttäuschen wollen. Das war mir bei meinem Besuch in Frankreich klar geworden. Tja, dafür steckte ich jetzt in gewaltigen Schwierigkeiten.
„D... d... doch“, antwortete ich so leise wie möglich, doch trotzdem ertönte augenblicklich links von mir ein wütendes Schnauben.
„Na siehst Du? Also war es doch richtig von mir hierher zu kommen. Ich dachte schon, Du machst mich zur Schnecke, nach allem, was...“
Gaah, Alarm, Alarm, Alarm. Ablenkung und Themenwechsel dringend erforderlich. Severus durfte nicht erfahren, dass Cole versucht hatte mich zu küssen, als wir schon zusammen waren. Er würde versuchen, ihm den Kopf abzureißen und dann bekämen wir hier in der Großen Halle eine richtig schöne Prügelei zu sehen. Und das an Heiligabend. Das musste ich unbedingt verhindern.
„Sag mal, Cole“, unterbrach ich ihn deshalb ziemlich barsch. „Erinnerst Du Dich eigentlich noch an Severus Snape? Er war früher auch Schüler bei Dir. Er war einen Jahrgang über mir.“
Was besseres fiel mir auf die Schnelle nicht ein. Was hätte ich auch sagen sollen? 'Schönes Wetter draußen'? Es schneite wie verrückt und war schweinekalt. Und so konnte ich Severus in das Gespräch mit einbeziehen und er würde mir später vielleicht nicht vorwerfen, dass ich ihn vergessen oder ignoriert hatte.
Doch leider hatte Cole Severus und die mit ihm verbundene Geschichte nicht vergessen, denn ich hatte mich vor meiner Abreise hierher lang und breit darüber ausgelassen. Außerdem war es damals Cole gewesen, der mich gefunden hatte, nachdem ich Severus mit Lilly im Bett erwischt hatte. Deswegen war es auch kein Wunder, dass sich der Blick meines Freundes jetzt verfinsterte und er Sev böse anfunkelte. Doch der schaute nicht minder finster zurück. Oh oh, das sah mehr als nur kalt aus. Hier konnte man glatt von einer neuen Eiszeit sprechen... Und ich saß mittendrin.
Cole war der erste, der seine Fassung wieder erlangte. Er setzte eine strahlende Maske auf (Wirklich eine schauspielerische Höchstleistung, das musste man ihm lassen) und lächelte Severus so freundlich an, das man meinen könnte, es gäbe für ihn nichts schöneres als meinen "Exfreund" hier vor sich sitzen zu sehen.
„Aber natürlich erinnere ich mich“, sagte er zu Sev, doch er schaute dabei mich an – und das ziemlich vorwurfsvoll, wenn ich sagen darf. „Es ist immer schön zu sehen, wenn ein ehemaliger Schüler die gleiche Laufbahn einschlägt wie man selbst. Da bekommt man doch glatt das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben. Auch wenn es mich wundert, dass Mimi Sie in keinem ihrer Briefe an mich erwähnt hat. Deswegen bin ich auch ein klein wenig überrascht.“
Ich musste heftig schlucken. Danke schön, Cole, fall mir halt gleich in den Rücken. Hättest Du nicht einfach das Spiel mitspielen können? Nein, da ist ein Messer in Marie Duchesses Leib doch viiiiiel besser. Meine Augen huschten unwillkürlich zu Severus, dessen Blicke mich wahrscheinlich auf der Stelle getötet hätten, wenn sie das könnten.
„Ich... ich...“, stotterte ich, doch nun war es mein Liebster, der mich unterbrach.
„Wahrscheinlich hatte Mimi einfach nur zu viel zu tun“, sagte er und klang dabei ziemlich selbstsicher. „Sie können sich gar nicht vorstellen, was sie hier alles so treibt. (Oh ja, im wahrsten Sinne des Wortes!) Sie arbeitet wie eine Verrückte (Na ja, man konnte es auch übertreiben, aber trotzdem vielen Dank für die Hilfe, Schatz) und hatte deswegen nicht die Zeit, um Ihnen alles mitzuteilen.“
„Ach, aber Sie wissen das alles, ja? Das kann ich mir ja wirklich kaum vorstellen.“
„Natürlich weiß ich das alles. Mimi und ich haben so gut wie keine Geheimnisse voreinander.“
„Ja, unsere liebe Mimi ist einfach zu gutmütig und liebenswert, nicht wahr?“
Oh oh, das klang nicht gut. Das war ein eindeutiger Hinweis, dass Cole auf mich stand. Oder nicht? Ich hatte keine Ahnung, was ich noch denken oder tun sollte. Ich wusste nur, dass ich irgendwie das Thema wechseln musste – schon wieder. Mir gefiel auch der Blick nicht, den Cole mir gerade zuwarf. Es lag eine Menge Enttäuschung darin, aber auch noch etwas anderes. Zielstrebigkeit? Ich wusste es nicht. Aber da war so ein komisches Funkeln. Und auch mein Schatz wirkte entschlossen. Seine Hand zuckte in Richtung meiner Oberschenkels. Oh nein, jetzt bitte nicht anfassen. Wie sollte ich das denn erklären?
„Möchte jemand noch Soße“, fragte ich deshalb schnell und sprang von meinem Stuhl auf, denn die Sauciere stand vor Minerva.
Ich hätte sie ja nur zu fragen brauchen, ob sie sie mir reichen könnte, aber so hatte ich wenigstens eine Ausrede, warum ich auf einmal aufsprang. Oje, das ganze gestaltete sich sogar noch komplizierter als ich gedacht hatte. Ich musste mit den beiden Männern Klartext reden. Aber wie? Severus würde mit Sicherheit ausrasten und Cole wäre mehr als nur enttäuscht. Das würde mich wahrscheinlich seine Freundschaft kosten, etwas, das ich in jedem Fall vermeiden wollte. Ich mochte Cole ja, aber eben nur als Freund. Doch er würde das nicht verstehen, weil er mehr wollte. Verdammt, was sollte ich nur tun?
„Alles in Ordnung“, wollte meine Kollegin wissen, als ich mich an ihr vorbei beugte. Aus den Augenwinkeln konnte ich deutlich sehen, wie mich meine beiden Tischnachbarn musterten. Wenigstens schlugen sie sich nicht gegenseitig die Köpfe ein.
„Nein“, gab ich wahrheitsgemäß zurück und seufzte.
„Es passt Dir nicht wirklich, dass Taylor hier aufgekreuzt ist, richtig?“
Natürlich wusste Minerva, was Cole für mich empfand. Bei einem unserer alkoholreichen Abende hatte ich ihr davon erzählt und deshalb verstand sie jetzt wahrscheinlich auch, was in mir vorging.
„Nicht wirklich, vor allem da er noch nichts von Severus und mir weiß. Oh Minerva, was soll ich nur tun?“
„Ich habe keine Ahnung, aber wenn ich an Deiner Stelle wäre, dann würde ich...“
„Mimi, wo bleibt denn jetzt die Soße“, rief mein Schatz zu mir herüber. „Ich hätte gerne noch etwas.“
Das war ja mal wieder typisch. Zuerst keine Antwort auf meine Frage geben und dann konnte es nicht schnell genug gehen. Typisch Männer! Ich schaute meine Freundin hilfesuchend an, verdrehte die Augen und ging dann zurück zu meinem Platz.

Bat in my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt