Immer für eine Überraschung gut

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Das erste, was ich tat, nachdem ich endlich wieder in meinem Haus an der Cote d’Azur war, war auf meine Terasse zu stürzen und mir eine Zigarette anzuzünden. 
Was für ein Mittagessen! Es war das wohl schlimmste seit jener Zeit, als ich Severus noch mit meiner Eisköniginnenart immer in den Wanhnsinn getrieben hatte. Meine Nerven waren in jeder einzelnen Sekunde bis zum Zerreißen gespannt gewesen. 
Wieso nur musste Severus ausgerechnet heute seinen aufmerksamen Tag haben? Gut, er hatte Geburtstag und freute sich wahrscheinlich schon tierisch auf heute Abend, doch deswegen muss er mir doch nicht sämtliche Informationen aus der Nase ziehen wollen. Aber nöööö, er war ja Severus Snape, der immer alles durchziehen muss, was er sich etwas in seinen verdammten Dickschädel gesetzt hat. Aber er war doch ein Mann, verdammt nochmal, und - wenn wir jetzt mal ehrlich sind - dann verlassen wir Frauen uns ab und zu darauf, dass diese fremden Wesen vom Mars auch mal etwas übersehen. Ja, ja, ich weiß selbst, dass ich nicht immer einfach bin. Mal wünsche ich mir mehr Aufmerksamkeit von meinem Liebsten und dann halte ich sie ihm wieder vor. Bei Merlins linker Arschbacke, ich hoffte mal sehr, dass er mir meine Lüge, dass ich einfach nur wegen meinen Schülern so durch den Wind war, abgekauft hatte. Immerhin hatte er mich ja selber darauf gebracht. 
Kein Wunder also, dass diese Stunde für mich die reinste Tortour gewesen war. Es hatte ja auch noch nicht ausgereicht, dass mich das wertvolle Zeit bei meinen Vorbereitungen gekostet hatte. Immerhin hatte ich noch einen Haufen zu erledigen. Ich musste das Essen fertig machen, den Strand dekorieren und mich selbst auch noch herrichten. Denn was wäre eine Verlobung ohne das perfekte Outfit? Hmmm, und wenn ich es mir recht überlege, dann hätte das Haus mal wieder eine Grundreinigung nötig, denn immerhin hat hier seit Ende Oktober keiner mehr gewohnt. Aber wozu bin ich schließlich eine Hexe? Das ist nichts, was man mit einem kleinen Reinigungszauber nicht wieder hinkriegt. Magie hat manchmal wirklich seine Vorteile, das muss ich jetzt schon einmal sagen. Die Muggel taten mir leid. Wenn ich mir überlege, dass ich jetzt auch noch Putzlappen und Wischmopp schwingen müsste. Uuuuäääh, lieber gar nicht dran denken. 
So, meine liebe Mimi, jetzt hast du aber wirklich genug vor dich hin sinniert und dabei wertvolle Zeit verplempert. Mach jetzt endlich einmal hinne, sonst ziehe ich nämlich mal ein paar von deinen geliebten Highheels an und trete Dir damit in deinen fetten Hintern, wenn Du nicht ENDLICH in die Puschen kommst. 
Hach, meine liebe innere Stimme lief schon wieder mal zu Hochtouren auf. Aber sie hatte ja recht. Ich sollte mich lieber besser beeilen, wenn ich in drei Stunden fertig vor dem Schloss stehen und meine liebe - und hoffentlich topgestylte - Fledermaus in Empfang nehmen wollte. 
Gut, dann machen wir also da weiter, wo wir vorhin aufgehört haben, nämlich in der Küche. Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus und rannte förmlich nach drinnen, wo ich mich erst einmal wieder in meine bequemen Klamotten schmiss. (Anziehen, ausziehen... Vielleicht hätte ich gleich nackt bleiben sollen, hihi) Ich bereitete schon einmal das Dressing für den Salat zu, zupfte die Blätter von den Salatherzen, schnitt Tomaten und Gurken, hobelte Unmengen an Parmesan und setzte schon einmal die Bechamelsoße für die Pasta an. 
Als nächstes stürmte ich nach draußen an den Strand, wo das Essen und vor allem auch das große Ereignis später stattfinden sollte. Gott sei Dank hielt das Wetter einigermaßen. Natürlich waren keine Temperaturen wie im Hochsommer, aber die Sonne schien und es waren in etwa angenehme 15 Grad. 
Schnell schwang ich meinen Zauberstab und ließ einen kleinen Tisch sowie zwei Stühle aus dem kleinen Schuppen im Garten zu mir schweben. Dann ging es auch schon an die Deko, für die ich mir aber extra lange Zeit ließ, denn es sollte schließlich alles perfekt werden. Auf den Tisch, der in etwa 1,20 Meter breit wie lang war, legte ich ein weißes Tischtuch, dessen Stoff dick und fest war. Darauf wiederum drapierte ich einen dunkelroten Läufer, bevor ich schließlich schon die Unterteller, die Weingläser und das gute Silberbesteck - selbstverständlich koboldgefertig - von meiner Ururgroßmutter väterlicherseits darauf legte. Nun waren die Feinarbeiten an der Reihe: Ein paar Rosenblätter hier und dort, der große silberne Kandelaber, in den ich sieben rote Kerzen steckte, sowie ein bisschen Bling Bling durften natürlich auch nicht fehlen. Mir war durchaus bewusst, dass Severus nicht wirklilch ein großer Fan der Farbe Rot war, aber hey, scheiß doch drauf. Das ist immerhin die Farbe der Liebe und um nichts anderes geht es hier. So, das konnte er sich gleich mal hinter die Löffel schreiben, falls er tatsächlich auf die bescheuerte Idee kommen sollte, deswegen das Meckern anzufangen. Ich glaubte zwar, dass es ihn mehr oder weniger aus den Schuhen hauen würde, aber bei Sev ist schließlich nichts unmöglich. 
Nachdem ich dem Tisch noch einmal einer genauen Inspektion unterzogen und endlich damit zufrieden war, rückte ich noch dem Strand selbst auf den Leib. Und damit meine ich jetzt nicht, dass ich kurzerhand mal den ganzen Sand wegpustete, nein, ich steckte noch vier hohe Fackeln in den Boden und stellte außerdem einen Ring aus ewig brennenden Teelichtern auf, die ich gleich mit einem Schlenker meines Zauberstabs entzündete. 
Gut, das war das. Fehlte nur noch meine Wenigkeit. Ich warf schnell einen Blick auf meine Uhr und... Gaaaaaaaaah! Was ist denn das für eine verdammt verfluchte Erzgranatenscheiße? (Severus färbt eindeutig auf mich ab) Welcher hirnverbrannte Vollidiot hat denn meine Uhr verstellt? Es kann doch nicht sein, dass es wirklich schon kurz nach vier ist?! Das würde ja nicht nur bedeuten, dass ich gerade einmal eine Stunde hatte, um mich zu duschen und noch einmal aufzustylen, sondern das hieß auch, dass Elise ziemlich genau jetzt das Klassenzimmer für Zaubertränke betrat. Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Ich hoffte nur, mein Süßer machte sie nicht zur Schnecke. Das hatte sie nämlich wirklich nicht verdient. Immerhin störte sie nur auf mein Bitten hin seinen heiligen Unterricht. 
Alleine diese Gedanken reichten aus, um die Nervosität, die ohnehin schon in mir brodelte, ins Unermessliche zu steigern. Meine Hände wurden feucht und mein Herz begann heftig und aufgeregt in meiner Brust zu pochen. Oh Mann, hoffentlich macht Sev mir keinen Strich durch die Rechnung. Ich wusste ja, wie er sein konnte, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte und in diesem Fall war es, dass wir den Abend im Raum der Wünsche verbringen würden. An unserem Strand... Tja, nur dass ich ihn eben an den richtigen entführte, der eben das Vorbild für unseren Ort gewesen war. Außerdem würden wir hier definitiv nicht unterbrochen werden, da weit und breit niemand von den Schülern oder unseren Kollegen war, der uns in irgendeiner Art und Weise finden konnte. Ich hatte ja noch nicht einmal Minerva davon erzählt, dass ich heute Severus’ Antrag annehmen würde. Auch sie wusste nur, dass wir gemeinsam feierten, aber nicht mehr. Wahrscheinlich hätte sie mich ungespitzt in den Boden gerammt und mich eine ,,blöde Kuh” genannt, die kurzerhand ihr Hirn im Bett vergessen hatte. Vielleicht hätte sie mich aber auch an den Schultern gepackt und einmal kräftig durchgerüttelt, damit alles wieder an die richtige Stelle rutschen würde. Dabei war alles genau dort, wo es zu sein hatte. Ich war mir einfach so sicher, dass ich den Rest meines Lebens mit meinem Liebsten verbringen wollte. Das hatten alle zu akzeptieren, ob es ihnen nun passte oder nicht. 
Gut, jetzt aber mal ganz ruhig durchatmen und dann schauen, dass ich endlich nach oben unter die Dusche komme, denn immerhin stand mir der Schweiß auf der Stirn, meine nackten Füße waren voller Sand und mein Odeur war auch nicht gerade der beste, obwohl ich mich heute Morgen mit einer ordentlichen Prise Deo eingesprüht hatte. Aber das half nun mal auch nicht immer, wenn man ständig von drinnen nach draußen rennt, wie eine Wahnsinnige in den Töpfen rührt und dann auch noch zwischen zwei Ländern hin und her springen muss. 
Ich warf noch einen letzten prüfenden Blick auf den Tisch und das ganze Drumherum, bevor ich schließlich nach drinnen flitzte (Sagte ich es nicht? Ständig bin ich nur am Rennen) und mich in einer Mordsgeschwindigkeit fertig machte. Ich duschte mich, wusch mir noch einmal die Haare und setzte mich dann nackt wie Gott mich schuf an meinen Schminktisch im Schlafzimmer. Ich lackierte mir die Fingernägel in einem dunklen Bordeauxrot, legte ein nicht allzu übertriebenes Make up auf und schlüpfte schließlich und endlich in einen Traum von Cocktailkleid aus dunkelroter Seide. Es war schulterfrei, oben recht eng anliegend und fiel in einem fließenden Rock auf meine Knie hinunter. Es war wirklich perfekt und Ian hatte wirklich ein gutes Händchen gehabt, als ich ihn vor drei Tagen per Brief darum gebeten hatte, mir ein atemberaubendes Kleid für einen ganz besonderen Anlass zu schicken. Natürlich hatte er es nicht lassen können, mich in seinem beiliegendem Schreiben zu löchern, aber noch hatte ich es einfach nicht geschafft, ihm zu antworten. 
Okay, okay, ich gebe es ja zu. Ich habe es schlichtweg ignoriert. Nicht gerade die feine englische Art, aber ich wollte es nun wirklich nicht jedem auf die Nase binden, dass ich mich verloben würde. Das würde der Chefdesigner des Geschäfts meiner Mutter schon noch früh genug erfahren, nämlich wenn ich bei ihm anklopfen würde, damit er mir mein Brautkleid entwarf. Auch da hatte ich schon genaue Vorstellungen, nämlich... 
Mimi!!! Jetzt beweg endlich mal deinen fetten Arsch. (Na herzlichen Dank auch, meine liebe innere Stimme. Du mich auch mal!) Du hast schließlich nicht mehr ewig Zeit. Um genau zu sein nur noch.... uuuuuaaaaah... 23 Minuten. Fuck, Fuck, Fuck! Das schaffe ich niemals. 
Okay, immer mit der Ruhe jetzt, sonst würde meine Frisur noch zum Desaster werden. Tief ein- und ausatmen. Goooooooooooooosfraaabaaaaaaaaaaa... Das ist ein Wort, das Eskimos verwenden, um ihre Kinder zu beruhigen. Dass die das überhaupt nötig hatten, wenn sie doch als kleine Eiszapfen in der Gegend herum standen. Verdammt, meine Gedanken driften schon wieder einmal in die völlig falsche Richtung ab. 
Eigentlich fehlten nur noch der Schmuck und die Haare. Meine Frisur war ganz klassisch: halb hoch gesteckt, das heißt, ich nahm die Haare am Hinterkopf zusammen, während mir der Rest in großen, eleganten Wellen auf den Rücken fiel. Und was das Bling Bling angeht, so legte ich zusätzlich zu meinen beiden Ketten noch ein zartes, weißgoldenes Armband und große Kreolen an. Jetzt noch schnell in die Schuhe schlüpfen und ich war fertig. 
Ich konnte es einfach nicht sein lassen und schaute doch noch einmal in den Spiegel. Ja, doch, das sah wirklich gut aus. Genauso hatte ich es mir vorgestellt. Weiblich, elegant, aber doch irgendwie auch leicht verspielt. Ich hoffe mal, dass es meinem Liebsten auch gefällt. Wehe wenn nicht, dann verpasse ich ihm eine Standpauke, die sich gewaschen hat, sodass er noch an Weihnachten die Osterglocken bimmeln hört.
So, jetzt aber los, los, los, los. Du musst in acht Minuten vor den Toren von Hogwarts sein. Gott sei Dank hatte ich diesen Treffpunkt vorgeschlagen, denn wenn ich jetzt noch hinauf ins Schloss hetzen müsste, dann hätte ich wirklich ein zeitliches Problem gehabt. Vor allem aufgrund DIESER Schuhe. Dreizehn Zentimeter, mehr sage ich dazu nicht. 
Vorsichtig um ja nicht zu fallen (Bei mir ja bekanntlich immer möglich), ging ich die Treppe nach unten. Zu gerne hätte ich noch eine geraucht, da sich die Aufregung jetzt wie eine eisig kalte Faust um meinen Magen schloss, aber dazu hatte ich jetzt leider keine Zeit mehr. Ein letztes Mal schaute ich noch in die Küche, ob auch wirklich alles vorbereitet war (Ändern hätte ich es ohnehin nicht können, aber sicher ist sicher) und schoss noch einen Reinigungszauber ab, bevor ich mein Haus verließ, um zurück nach Hogwarts zu reisen. Mir war schlecht. In nur wenigen Minuten würde ich meinem Freund das erste Mal zeigen, wo ich aufgewachsen war, nur um dann endlich seinen Heiratsantrag anzunehmen. 
Doch eine Frage blieb: Würde ihm gefallen, was ich vorbereitet hatte?

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