Der Countdown läuft...

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Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich einen Schritt zur Seite trat, um Severus an mir vorbei zu lassen. 
Ich muss schon zugeben, dass es mich ein klein wenig Überwindung kostete, meinen Liebsten in mein Privatestes eindringen zu lassen. Das mag seltsam klingen, denn in der Schule hatte ich ja auch kein Problem damit, ihn in mein Schlafzimmer zu lassen und dort wimmelte es ja auch von persönlichen Dingen von mir. Aber dass ich ihn mit hierher genommen hatte, war irgendwie anders, denn hier konnte er einen Blick auf die wahre Mimi erhaschen. Nicht auf die selbstbewusste Lehrerin, zu der ich geworden war, sondern auf das kleine, verletzte Mädchen, dass ich einst gewesen war, und auf die Frau, die vor nicht all zu langer Zeit die Liebe aus ihrem Leben verbannt hatte und nichts mehr von ihr hatte wissen wollen. Es gab kaum jemanden, der mich so kannte. Sirius vielleicht, der hier ein paar Wochen verbracht hatte, oder Remus, der mich in den vergangenen Jahren hier drei Mal besucht hatte. 
Und natürlich Cole, dem ich sehr wohl mein Haus gezeigt hatte, bevor ich nach England aufgebrochen war. Das war ein ziemlich schönes Wochenende gewesen, von dem mein Liebster aber niemals erfahren durfte. Er würde ausrasten, wenn ich ihm davon erzählen würde. Zurecht, wie ich zugeben musste. Natürlich war zwischen uns nichts gelaufen und Cole hatte in einem der Gästezimmer geschlafen (Sirius hatte ich kurzerhand in ein Hotel einquartiert), aber wir hatten die zwei Tage alleine miteinander verbracht, viel gelacht und... Na ja, was Freunde eben so machen. Joggen, gemeinsames Kochen, den einen oder anderen Film geschaut und einige Gläschen Wein getrunken. Aber mehr war wirklich nicht gewesen. Trotzdem hielt ich es für besser, Severus das zu verschweigen, denn wir wissen alle, wie er darauf reagieren würde. Ein tobender Bergtroll, der eine gewaltige Keule schwingt, wäre ein Scheißdreck dagegen. Das Thema Cole war einfach ein rotes Tuch für ihn, aber nachdem er nach meiner Beichte ja überstürzt das Schloss verlassen hatte, hatte sich das ohnehin erledigt. Leider, denn es tat mir schon weh, dass die Freundschaft zu ihm daran zerbrochen war, aber ich konnte es nun einmal nicht ändern. Ich war - wenn auch zu spät - ehrlich zu Cole gewesen und hatte für mich die richtige Entscheidung getroffen. Also musste ich jetzt auch die Konsequenzen tragen, ob es mir gefiel oder nicht. 
Ich beobachtete meinen Liebsten, wie er das Entrée betrat und sich interessiert umschaute, ehe ich ihm schnell folgte und die Tür aus weißem Holz hinter uns schloss. Es war schon ein komisches Gefühl, ihn hier drinnen zu sehen, aber irgendwie passte er ziemlich gut hier rein. Auch wenn in meinem Haus überwiegend helle Farben vorherrschten, wirkte Sev gar nicht wie ein Fremdkörper, wie man vielleicht meinen könnte. In meinem Inneren breitete sich eine wohlige Wärme aus. Mein Schatz ist hier in meinem Zuhause und sieht alles, was mir wichtig ist. Das konnte man schon als einen kleinen Meilenstein in unserer Beziehung betrachten. 
,,Wow”, meinte Severus und stieß einen kleinen Pfiff aus. ,,Nicht von schlechten Eltern.”
,,Gefällt es dir denn”, wollte ich wissen und nahm ihm seinen Umhang ab, den ich an die Garderobe hing. 
Es war mir ziemlich wichtig, was Severus von meinem Zuhause dachte. Immerhin wollten wir ja selbst einmal ein gemeinsames Gründen, da konnte er ruhig gleich mal sehen, wie ich mir das ungefähr vorstellte und was mir gefiel. Gut, ich hatte ihm zwei Zimmer versprochen, die er meintewegen mit seinem gruseligen Glibberzeug vollstopfen konnte, aber das restliche Haus war mein Revier. Also konnte er sich gleich einmal an meinen Stil gewöhnen. 
,,Ja, sehr”, gab mein Liebster zurück und warf einen Blick in die Küche, in der auch ein riesiger Esstisch für acht Personen seinen Platz gefunden hatte. ,,Aber es ist anders als ich es mir vorgestellt habe.”
,,Was hast du denn gedacht, wie es sein würde?”
,,Nicht so groß und auch nicht so elegant. Das hier ist schon beinahe pompös. Ich kenne ja dein Haus in Cornwall, zumindest von außen, und das ist so ganz anders. Es wirkt viel familiärer.”
,,Das liegt daran, dass ich die Eingangshalle so gelassen habe, wie sie mein Vater und meine Mutter einst gestaltet haben. Marmor ist ziemlich... teuer und exklusiv, das gehört in Frankreich dazu. Aber ich wollte wenigstens eine kleine Erinnerung an sie und meine Kindheit haben, verstehst du?”
Darüber musste er kurz nachdenken und ich denke, das ganze erstmal sacken lassen. Ich musste selbst zugeben, dass dieser Eingangsbereich eine ziemliche Ansage war, aber der Rest des Hauses war anders. Mehr ich eben. Schick, ja, aber auch gemütlich.
,,Ich glaube schon”, kam schließlich die Antwort. 
,,Komm, ich zeige dir den Rest. Vertrau mir, es ist nicht alles so Schickimicki wie das hier. Ich habe ziemlich viel renovieren lassen und auch umgebaut. Aber das wirst du gleich sehen.”
Ich nahm ihn bei der Hand und zog ihn auf die Treppe zu, weil ich im oberen Stockwerk mit meiner Führung beginnen wollte, denn im Wohnzimmer hätte Severus einen ziemlich guten Ausblick auf den Strand gehabt und das wollte ich mir schließlich bis zum Schluss aufheben. 

Bat in my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt