Verrat

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Als ich aufwachte, hatte ich das Gefühl, als hätte ich seit Monaten nicht mehr richtig geschlafen. Eigentlich seit Jahren. Normalerweise ging ich immer recht spät zu Bett, nur um dann um spätestens sechs Uhr morgens fit wie ein Turnschuh zu sein. Doch heute sah die Sache anders aus: Heute stand das Licht schon so, als wäre es schon mindestens halb acht. Und tatsächlich, als ich einen Blick auf meinen Wecker warf, zeigte dieser genau 07.36 Uhr an. Meine Fresse, so lange hatte ich wirklich seit Jahren nicht mehr geschlafen. Und ich fühlte mich auch besser als sonst. Nicht so schlecht gelaunt. Dazu muss ich sagen, dass ich von Natur aus ein Morgenmuffel bin. Ich komme erst nach einer Tasse Kaffee und einer Zigarette so richtig in Fahrt.
Doch eines war ziemlich seltsam. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, dass ich ins Bett gegangen war. Ich erinnerte mich nur an den unglaublich heißen Traum, den ich heute Nacht gehabt hatte. Snape hatte mich im Wohnzimmer quasi überfallen und nachdem ich ihn eine Zeit lang angebrüllt hatte, waren wir schließlich übereinander her gefallen. So begannen die meisten meiner Sexträume, aber dieses Mal hatte es sich wirklich sehr real angefühlt. Und sogar mein Körper fühlte sich an, als hätte ich unbeschreiblichen Sex mit vielen Orgasmen gehabt. Aber das konnte ja nicht sein, denn ich wäre sicher nicht so blöd und würde alle meine Regeln über Bord werfen. Nein, nein, so dumm war nicht einmal ich.
Aber jetzt war es trotzdem Zeit zum Aufstehen. Ich musste noch dringend unter die Dusche, bevor ich mir unten noch eine Tasse meines Lieblingsgetränks gönnte und mich dann auf den Weg zur Beauxbatons-Kutsche machen musste, da heute wieder Unterricht angesagt war. Heute würde ich den Siebtklässern eine alte UTZ-Prüfung in Verwandlung vorlegen und nebenbei Gabriele in Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichten. Ich hatte mir das Thema Grindelohs heraus gesucht. Am Nachmittag konnte die dreizehnjährige Schwester der arroganten Ziege dann ihre Hausaufgaben machen, während ich bei den älteren Schülern eine praktische Prüfung abnahm. Unwillkürlich musste ich mich fragen, was Olympe denn den ganzen lieben, langen Tag so trieb, denn um die Schüler kümmerte sie sich herzlich wenig. Na ja, mir egal, so habe ich wenigstens etwas zu tun. 
Gut, aber bevor ich so richtig durchstarten konnte, musste ich erst einmal aus diesem Bett raus kommen. Da war vorher aber noch eine Runde Strecken angesagt. Ich reckte meine Arme zuerst in die Höhe, dann rekelte ich meinen Körper auf dem Bett, bevor ich meine Arme zu beiden Seiten fallen ließ.
Da berührte meine linke Hand etwas Warmes, Hartes. Sofort waren all meine Sinne aufs Äußerste geschärft. Was zur Hölle war denn das? In mir schrillten sämtliche Alarmglocken. Oh oh.
Ich riss die Augen auf und starrte nach links. Da lag etwas oder besser gesagt JEMAND, der da absolut nichts zu suchen hatte. Er hatte mir seinen nackten Rücken und auch noch seinen Hintern zu gewandt. Ich erkannte sofort die schwarzen, jetzt wieder fettigen Haare, die diesem Jemand bis auf die Schultern fielen.
Oh nein, oh nein, oh nein, oh nein. Das durfte nicht wahr sein! Das ganze war doch nur ein Traum gewesen. Da war ich mir doch absolut sicher gewesen. Oder war dem etwa doch nicht so? Hatte ich mir das ganze etwa doch nicht nur eingebildet? Hatte ich wirklich mit der Fledermaus, FUCKING BAT, geschlafen? Bitte nicht. Ich war doch nicht etwa wirklich so blöd gewesen, oder? Heilige Scheiße, was sollte ich denn jetzt tun? Ich hatte mir doch selbst geschworen, nie wieder etwas mit ihm zu tun haben zu wollen und jetzt war ich anscheinend mit ihm im Bett gelandet. Bei Merlins gepunkteten Unterhosen, das war gar nicht gut. Das war eine absolute Oberscheiße, in die ich da fröhlich kopfüber hinein gesprungen war. Wie hatte ich nur so bescheuert sein können? Oh Gott.
Automatisch schlug ich mir die Hand vor den Mund, um nicht sofort laut los zu schreien, denn genau danach war mir nämlich. Ich war so geschockt und gleichzeitig wütend auf mich selbst, dass ich diese Gefühle am liebsten laut heraus gebrüllt hätte. Aber das wiederum hätte die Fledermaus geweckt und somit auf den Plan gerufen und das war genau das, was ich jetzt am allerwenigsten gebrauchen konnte. Dann hätte ich mich ihm ja stellen müssen und das wollte ich um jeden Preis vermeiden. Ich wollte ihm nicht in die Augen schauen und seinen triumphierenden Blick sehen müssen. Das packte ich nicht. Und ich wollte ihm auch nicht erklären müssen, welches Pferd, beziehungsweise welche Fledermaus, mich da geritten hatte. Oh Gott, ich durfte gar nicht daran denken. Mir wurde ja schon schlecht, wenn ich die Fledermaus hier neben mir liegen sah. Was würde dann erst passieren, wenn er mich wieder in seine Arme schloss?
Gut, ich musste zugeben, dass, wenn ich jetzt so darüber nachdachte, diese Nacht wirklich unglaublich gewesen war. Die Küsse, die Umarmungen, das Fummeln, der Sex... das alles war absolut gigantisch gewesen und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das ich das nicht genossen hatte. Aber ich war mir selber nicht im Klaren darüber, was das jetzt alles bedeutete. War das einfach nur guter Sex gewesen? Oder machte sich Snape vielleicht wieder Hoffnungen, dass wir beiden jetzt wieder zusammen sein könnten? Was wollte ich eigentlich? Scheiße, ich wusste selbst nicht, was ich jetzt denken oder fühlen sollte. Einerseits war ich immer noch stinksauer und verletzt, aber andererseits... Wenn ich an Snapes Schwanz in mir dachte... Da begann mein Körper sofort wieder zu kribbeln und in Flammen zu stehen.
Mimi, jetzt hör aber auf. Das hier war gar nichts. Stempeln wir Dich einfach als unzurechnungsfähig ab. Dann kann man Dir keinerlei Vorwürfe zu machen. Dieses ganze Gerede über Gefühle und die alten Zeiten... Da musste ja Dein Gehirn irgendwann aussetzen und Dein Unterleib musste zwangsläufig die Führung übernehmen. Immerhin hattest Du seit fast achtzehn Jahren kein Sex mehr gehabt. Da musstest Du ja den Verstand verlieren. Du warst eine tickende Hormonbombe und die ist halt jetzt geplatzt.
Ich war meiner inneren Stimme mehr als nur dankbar, dass sie mich jetzt nicht zur Schnecke machte, obwohl ich es mehr als nur verdient gehabt hätte. Am liebsten würde ich mir ja selbst in den A... Hintern treten, aber das ging ja leider schlecht. Also musste ich mir etwas anderes ausdenken, was ich jetzt tun wollte. Ich hatte verschiedene Möglichkeiten, was ich jetzt machen konnte:
1. Warten, bis die Fledermaus aufwachte und dann in Ruhe mit ihm über das Geschehene reden.
2. Die Fledermaus aufwecken, ihn zur Sau machen und ihn anschließend nackt wie Gott ihn schuf vor die Tür setzen. Die Klamotten und sein Zauberstab würden selbstverständlich hier in meinen Räumlichkeiten bleiben.
3. Selbst das Weite suchen und in Ruhe über alles nachdenken.
Ich gebe es offen und ehrlich zu: Möglichkeit 2 gefiel mir persönlich am besten, aber leider war ich von Natur aus ein netter und höflicher Mensch und ich versuchte so etwas wie Rache eigentlich zu vermeiden. Aber der Gedanke, dass die Fledermaus nackt durch das Schloss laufen müsste... Hihi, die hätte schon etwas für sich. Doch dazu hätte ich ja das Wort an ihn richten müssen und, ich bin ehrlich, den Mut brachte ich im Moment nicht auf. Mir war diese ganze Sache so peinlich, dass ich am liebsten im Erdboden versunken wäre.
Also entschied ich mich für Punkt 3: Volle Flucht voraus. Das mag vielleicht feige sein und es passte mir nicht wirklich, dass ich wegen einem Mann aus meinem eigenen Zimmer abhauen musste, aber mir blieb nichts anderes übrig, wenn ich den Kontakt irgendwie vermeiden wollte.
Auch duschen wagte ich nicht. Nicht, dass die Fledermaus noch auf dumme Gedanken kommen würde, wenn er das Wasser laufen hörte. Oh nein, kommt überhaupt nicht in Frage. Es reichte schon, dass er mich gestern Abend nackt gesehen hatte. Noch einmal ließ ich das sicher nicht zu.
Daher schlich ich auf Zehenspitzen zu meinem Schrank und zog die erstbesten Klamotten heraus, die mir in die Hände fielen. Einen dunkelblauen Jogginganzug sowie einen schwarzen Jeansrock und eine mintfarbene Bluse. Dann schnappte ich mir noch Turnschuhe und Pumps, angelte frische Unterwäsche und eine hautfarbene Feinstrumpfhose aus meiner Kommode und ging weiter in mein Büro / Wohnzimmer. Dort sprang ich schnell in den Sportanzug (ohne Unterwäsche), schlüpfte in die Turnschuhe und steckte noch schnell meine Zigaretten und meinen Zauberstab in meine Aktentasche, in der ich gestern schon alle Unterrichtsmaterialien verstaut hatte. Dann verließ ich meine Räumlichkeiten. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, fing ich an zu laufen.

Bat in my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt