4."Lienne geh an die Tür"

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"Ich bin tot müde" ließ ich mich ins Bett fallen.

"Das kannst du laut sagen" hörte ich Liennes angetrunkene Stimme und sie ließ sich ebenfalls ins Bett fallen.

Ich war gerade dabei einzuschlafen, als ich ein klopfen an der Tür wahrnahm.

"Lienne, geh an die Tür." nuschelte ich ins Kissen. Ohne etwas zu erwidern stand Lienne auf und ging rüber zur Tür. Ich erkannte Matts Stimme.
Mit lauten Schritten kam Lienne auf mich zu.

"Ich schlaf heute bei Matt, ist das okay?" schaute sie mich zuckersüß an.

"Natürlich geh. Aber was ist mit seinem Mitbewohner?" fragte ich sie, denn ich glaube nicht, dass er die Nacht über da bleiben möchte, wenn die was weiß ich für Sachen tuen.

"Zac schläft woanders, meinte Matt." sagte Lienne und hüpfte fröhlich aus dem Zimmer. Verdammt, wer ist dieser Zac und wieso kannte ich ihn vorher nicht? Nicht das ich ihn jetzt unbedingt kennen möchte, aber ich müsste doch irgendwie mitbekommen haben, dass er ein guter Freund von Matt ist und auch sein Mitbewohner. Diesen jungen bin ich gestern im Flur das erste mal begegnet und sonst kenne ich die Leute auf diesem Flur.
Seine braunen Augen kamen mir in die Gedanken. Wieso verdammt kommen mir seine Augen in die Gedanken?
Er hatte eine gefährliche Ausstrahlung, dieser Gedanke ließ mich grinsen.
Was grinse ich den jetzt so bescheuert.
Hör auf Emilia!
Mit meiner Hand schlug ich mir gegen die Stirn. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich ein bisschen zu viel getrunken habe. Ja genau, daran liegt es.

Schweiß gebadet stand ich auf, mit meiner Hand wischte ich mir die Tränen aus meinem Gesicht.
Immer wieder der selbe Traum, nur das der Traum der Realität war.
Nach meinem Abschluss, wollten wir zusammen in den Urlaub fliegen. Ich freute mich riesig, denn meine Eltern hatten wegen ihren Jobs kaum Zeit. Wir waren auf dem Weg zum Flughafen und ich bat mein Vater noch kurz bei Rina vorbeizufahren, damit ich mich bei ihr verabschiede. Mein Dad meinte wir würden es zeitlich nicht schaffen, aber ich bettelte drum. Weshalb er wegen mir schneller als sonst fuhr. Auf einmal kam uns ein Auto direkt entgegen und raste mit voller Geschwindigkeit in uns rein. Mein Vater verlor die Kontrolle des zu schnellen Autos.
Meine Eltern starben an den zu starken Blutungen und ich kam mit Brüchen, inneren Verletzungen und einer schweren Gehirnerschütterung ins Krankenhaus.
Es war alles meine Schuld. Würde ich nicht verlangt haben noch bei Rina vorbeizuschauen, wären wir niemals durch diese Straße in dieser Geschwindigkeit gefahren und wir hätten niemals diesen Unfall gehabt.

Ich spürte meine Tränen, wie sie auf mein Oberschenkel tropften. Mein Herz war immer noch am Rasen. Ich stand auf und ging ins Bad, um mir mein Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen.
Immer wenn ich diesen Traum habe, gehe ich einige runden um das College spazieren.
Ich zog mir einen Pullover über meinen Pyjama und machte mich auf dem Weg. Als ich das Gebäude verließ, kam mir die frische Luft ins Gesicht. Ich atmete die Luft tief ein, dies beruhigte mich um einiges. Einige Zimmer leuchtete noch, aber die meisten waren dunkel. Ich schaute auf mein Handy, es war 3:45. Ich fragte mich, was die Leute noch um diese Uhrzeit machen. Naja, eigentlich sollte ich mich das nicht fragen, ich meine wer steht denn gerade hier mitten auf dem Kampus um diese Uhrzeit.
Ich ging vorbei an den Parkplätzen, als ich beschloss zu meinem Auto zu gehen. Ich holte mein Schlüsselbund aus der Tasche, als ich meinen E-coupé sah. Ich liebe mein Auto, dass war das letzte Geschenk, dass ich von meinen Eltern bekam. Sie schenkten mir den zum Abschluss. Wieder merkte ich wie mir die Tränen an der Wange runterflossen.
Ich drückte auf den Knopf und die Lichter des Autos gingen an.

Von innen schloss ich das Auto, drehte die Musik auf und schloss meine Augen.

Bitte bleib bei mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt