Ich habe es tatsächlich noch heute geschafft!
Habt ihr es schon gesehen? Silvester hat Platz 2 in der Kategorie Werwölfe bei Ethereal Award belegt! Ich kann es kaum glauben und bin unglaublich glücklich!!! :DDDDD
Ich hoffe, dass ich am Wochenende das nächste Special fertig bekomme und dann habt ihr auch etwas davon! ;)
Viel Spaß beim Lesen!
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-Sebastian-
Etwas ließ mich aufschrecken. Eine Bewegung, die ich nur am Rande meines Sichtfelds wahrgenommen hatte. Suchend sah ich mich um. Auf dem Dach von Viviens Wohnhaus lief geduckt eine dunkle Gestalt. Aufmerksam verfolgte ich mit meinem Augen den schwarzen Schemen und sah wie er schnell an Tempo gewann und mit einem kräftigen Satz auf das nächste Dach sprang. In dem Moment als die Person in der Luft hing, konnte ich mehr von ihr ausmachen. Sie lief nicht geduckt, sondern war einfach nur klein und schmal. Auf den Rücken trug sie eine relativ große Tasche. Lautlos kam die Gestalt auf dem Dach auf. Nur der kurze Ruck als die Tasche an den Körper schlug, war gedämpft zu vernehmen. Verstollen bewegte sie sich zügig über das Dach und war im nächsten Moment schon wieder ein Wohnblock weitergesprungen. Der Jagdinstinkt regte sich in mir. Im Schatten der Häuser rannte ich in meiner wölfischen Gestalt parallel zu dem nächtlichen Spitzensportler und beäugte ihn misstrauisch. In meiner Brust machte sich ein klammes Gefühl breit, ein schrecklicher Verdacht. Die Gestalt war zu schnell für einen Menschen, die Sprünge zu groß für die kleine Statur, das Auftreten zu sicher. Außerdem bewegte sie sich nahezu geräuschlos und vor allem geruchlos voran. Ohne Zweifel turnte da oben niemand anderer als meine Gefährtin über die Dächer. Die Frage war nur warum und vor allem, was sie mit der Tasche wollte. Was hatte sie vor? Wollte sie nun doch fliehen? Hatte sie das die letzten Tage und Nächte geplant? Wollte sie mich nun doch verlassen? Ahnte oder wusste sie, dass ich ihr Gefährte war? Ich wusste es nicht. Ich war hoffnungslos verwirrt und fühlte mich elendig. Verraten. Verletzt. Es schmerzte mehr als ich mir je hätte vorstellen können und traf mich unvorbereitet. Am Montag hatte sie noch über meine Blumen und die Karte gelächelt, ja sogar gestrahlt und glücklich gewirkt. Hatte sie schon zu diesem Zeitpunkt ihre Flucht geplant? Oder hatte ich zu lange gewartet? Hätte ich ihr die Blumen persönlich bringen und auf ein sofortiges weiteres Treffen bestehen sollen? Dabei hatte ich ihr doch Zeit geben wollen! Oder lag es vielleicht gar nicht an mir? War eventuell irgendetwas passiert?
Auch diese Gedanken kamen mir kurz, doch ich verdrängte sie. Denn wenn etwas gewesen wäre, hätte sie zu mir kommen können. Das wusste sie, da war ich mir sicher. Und nun rannte sie einfach fort. Ohne jegliches Worte, ohne einen Kommentar. Ohne zurück zuschauen.
Die Bestie in mit tobte voller Wut und Schmerz. Ich beschleunigte das Tempo als auch sie schneller lief, damit ich sie nicht aus den Augen verlor. Denn sollte das geschehen, würde ich sie womöglich nicht wieder finden. Eine grauenhafte Vorstellung, die wahre Angstzustände in mir auslöste. Sie würde mir nicht entkommen! Sie durfte es nicht! Unter gar keinen Umständen. Wenn sie mir nicht die Zeit und Chance geben wollte, würde ich sie anders überzeugen müssen, schwor ich mir innerlich. Aber ich würde sie für mich gewinnen und dann würde sie mir nicht mehr davon laufen. Sie würde nicht einmal einen Gedanken mehr an so etwas Abwegiges verschwenden.
Irgendwann erkannte ich ihr Ziel. Es war der Bahnhof. Natürlich. Was eignete sich besser als ein Bahnhof um unbemerkt zu verschwinden? Ein Auto wäre über das Nummernschild und notfalls den Typ auffindbar. Wenn sie in den Zug stieg, war sie weg. Nicht überall war eine Kamera angebracht und so würde ein möglicher Verfolger sie schnell aus den Augen verlieren.
Kurz wog ich ab, ob ich es riskieren sollte voraus zulaufen oder nicht. Doch als Wolf würde ich mich auf dem von Scheinwerfern gefluteten Gelände nicht unbemerkt bewegen können. Irgendjemand würde mich unweigerlich entdecken oder noch schlimme, eine der Kameras würde mich erfassen. Das Risiko war zu groß. Auch wenn mir der Gedanke nicht gefiel, jetzt auch nur eine Sekunde die Augen von ihr zu nehmen. Ich hatte die Angst, dass sie sich jeden Moment in Luft auflösen konnte. Der Bahnhof war nicht mehr weit entfernt. Ich würde sie ziemliche lange im Blick behalten können, da sie sich auf den Dächern bewegte und so aufpassen, dass sie nicht doch in eine andere Richtung abbog. Das sollte gehen, versicherte ich mir selbst und beschleunigte noch ein wenig mehr.
Hinter den Fahrradständern zog ich mir die Sachen an, die ich dabei hatte. Kaum das ich mich aufrichtete, entdeckte ich meine Gefährtin wie sie schmerzhaft schön und geheimnisvoll wirkend in ihrer dunklen Kleidung in das Licht einer Straßenlaterne trat und die Straße über den Zebrastreifen überquerte. Ihre Gesichtszüge wirkten angespannt, ihre Schritte etwas zu schnell um Ruhe zu vermitteln. Sie sah sich weder nach rechts noch nach links um, als sie zu der Treppe schritt die unter die Gleise entlang zu den anderen Bahnsteigen führte. Mit aufeinander gepressten Kiefer und geballten Fäusten folgte ich ihr mit entsprechendem Abstand. Es machte mich rasend mit eigenen Augen zu sehen wie sie vor mir floh, ohne auch nur einmal einen Blick nach hinten zu richten.
Was hatte ich ihr getan, dass sie mir das antat? Ich fand keine Antwort.
Sie stieg in den letzten Wagon ein. Ich nahm einen vor ihr. Im Gegensatz zu ihr trug ich nichts bei mir, dass meinen Geruch vor ihr verbergen würde. Somit würde sie unweigerlich auf mich aufmerksam werden, sollte ich mit bei ihr einsteigen. Es wunderte mich ohnehin, dass sie mich noch nicht bemerkt hatte. Ich musste mir schnellstens irgendetwas besorgen, das meinen Geruch überdenken würde. Sonst würde sie, sobald sie mich bemerkt hatte, immer sofort Bescheid wissen, wenn ich in ihre Nähe kam. Da ich in diesem Fall mit einer weiteren Flucht rechnete, wollte ich das Risiko einer Entdeckung vermeiden.
Kaum das ich in dem Zug stand, schlossen sich die Türen. Das erklärte die Eile meiner Gefährtin. Mit Sicherheit hatte sie den Zug nicht verpassen wollen um schnellst möglichst weg von mir zu kommen. Die Bitterkeit meiner Gedanken hinterließ einen hässlichen Beigeschmack. Ich wollte gerade die Tür des vor mir liegenden Zugabteils öffnen, als sie schon von der anderen Seite aufgerissen wurde. Ein junger Mann mit weißem Gesicht drückte sich an mir vorbei und ich verzog das Gesicht. Er roch nach Schweiß, Alkohol und einem herben Deo. Angeekelt zog ich die Nase kraus und hielt die Luft an. Ich hasste die menschliche Parfümindustrie. Jedes Mal, wenn ein Mensch mit solch einer Wolke an mir vorbei lief, irritierte das meine Sinne und sorgte mitunter auch für heftige Kopfschmerzen.
Im nächsten Moment kam mir die Erleuchtung. Diese schweren, aufdringlichen Gerüche würden mit Sicherheit nicht nur meine Nase zu setzten, sondern auch der meiner Walküre. Eilig lief ich in das, dank der späten Stunde, nahezu leere Abteil. Perfekt, nur zwei Frauen saßen mit ihren Kopfhörern in den Ohren und geschlossenen Augen auf einem vierer Platz. Ein alter Mann schlummerte gegen die Fensterscheibe gelehnt, eine Hand auf seinen Koffer. Rechts von mir lag auf einen weiteren vierer ein kleiner Reisekoffer und ein einfacher Rucksack. Auf den Tisch lagen eine Schachtel Zigaretten und zwei leere Bierdosen rollten sachte vor und zurück. Mit einem Blick um mich griff ich mir den Rucksack und brauchte nicht lange um die Deodose zu finden. Ich wusste, dass sie Menschen diese Teile fast überallhin mitnahmen, damit sie ja immer frisch rochen. Ich schnaubte. Außer das es ihren natürlichen Geruch überdeckte, bewirkte es gar nichts. Meiner Meinung nach sollten sie einfach öfters duschen. Nichts desto trotz kam mir diese Eigenheit der Menschen jetzt zugute.
Misstrauisch betrachtete ich die Dose. Tief Luft holend, bereitete ich mich innerlich auf den Gestank vor und drückte dann auf den Sprühkopf. Ich umnebelte mich einmal komplett damit und hörte erst auf als ich sicher war, dass sie mich nicht mehr wittern würde. Weißer Dunst lag um mich herum und legte sich langsam.
„Hey, was soll das?" kam eine Stimme von hinter mir. Erschrocken stieß ich die angehaltene Luft aus und holte Atem. Ein schwerwiegender Fehler, hustend und mit Tränen in den Augen erkannte ich den Jungen, dem das Deo gehören musste und drückte es ihm einfach in die Hand.
„Gott ist das abscheulich!" presste ich leidend hervor und glaubte daran zu ersticken. Ich hatte das Gefühl, dass meine Nase verätzt wurde, der bittere, künstliche Geschmack des Deos auf meiner Zunge lag und mein Körper vergiftete wurde. All meine Sinne schienen beeinträchtigt zu sein und ich fragte mich, ob meine Idee so gut war für wie ich sie zuvor noch hielt.
„Freak!" hörte ich ihn noch murmeln als ich von ihm weg taumelte. Aber das war mir egal, ich wollte nur diesen erbärmlichen Gestank los werden und meine Gefährtin in den Armen halten.
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Habt ihr auch Mitgefühl für unseren Helden? ;D
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[01] Traumtänzerin
WerwolfAnja ist eine Walküre. Eine der wenigen, die es auf dieser Welt noch gibt. Sie hat eine einzigartige Gabe mit deren Hilfe sie Nachts durch die Träume der Menschen wandelt. Aber eines Nachts erscheint sie in den Träumen von Sebastian. Einem Werwolf...