twenty

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Lang, lang ist's her... Deshalb hoffe ich umso mehr, dass es euch gefällt.

Viel Spaß beim Lesen! Lasst mir doch eure Meinung da ;)

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-Sebastian-

Aufmerksam sah ich mich in ihrer kleinen Wohnung um, die mehr einem Zimmer glich. Und nicht unbedingt dem ordentlichsten, wie ein Blick mir verriet. Eine Tür des Kleiderschranks stand auf, die Sachen lagen unten auf einen Haufen anstatt auf den Bügeln zu hängen. Schnell schnappte Vivien sich die letzten Sachen von der Couch und schmiss sie mit dazu bevor sie die Tür schloss. Mit einem kurzen entschuldigenden Blick sah sie zu mir über die Schulter und kickte ein paar herumliegende Schuhe zur Seite. „Ordnung ist nicht so meine Stärke." Gestand sie wahrheitsgemäß. Ich zuckte mit den Schultern, damit konnte ich leben. Stumm folgte ich ihr weiter durch die spartanisch eingerichtete Wohnung bis zu ihrer Küchenzeile.

„Was sind das?" fragte ich neugierig und betrachtete die kleinen bunten Fläschchen, die auf den Küchentisch verstreut lagen und standen. „Nagellack." Erklärte sie und wackelte mit ihren Fingern kurz vor meinem Gesicht herum. Tatsächlich war auf ihren Nägeln irgendein dunkler Rotton. Ich hatte schon bemerkt, dass sie nahezu jeden zweiten Tag ihre Finger- und Zehennägel anders bemalte. Auch trug sie öfters Blumen oder Schleifen in ihren meist hochgestecktem Haar. Einmal hatte sie mir erklärt, dass sie es manchmal hasste, dass wir uns im Gegensatz zu den Menschen nicht veränderten. Sobald wir, und damit war nahezu jedes unsterbliche Lebewesen gemeint, ein bestimmtes Alter erreichten, das meist zwischen den zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr lag, erlangten wir unsere Unsterblichkeit. Als Kinder waren wir zwar meist schon stärker als die Menschen, jedoch immer noch so verletzlich wie sie. Erst mit dem Eintritt in das Erwachsenenalter, wenn unser Körper seine Leistungsfähigste Zeit erreicht, werden wir unsterblich. Unser Körper erstarrte nahezu. Wir würden nie Falten oder Altersflecke bekommen, unsere Haare würden mit der Zeit nicht ergrauen und unser Körper sich nicht verändern. Für uns blieb die Zeit stehen. Ich selbst hatte mir darüber nie einen Kopf gemacht. Es war halt so. Ich war mit dem Wissen aufgewachsen und hatte es immer für selbstverständlich gehalten. Schließlich heilten unsere Wunden auch. Unser Körper versuchte immer den optimal Zustand beizubehalten. Vivien hingegen störte dieser Umstand. Noch hatte ich nicht ganz begriffen warum. Was war schlecht daran einen jungen, leistungsbereiten Körper zu haben? Warum wollte sie sich verändern, wenn sie doch so schon perfekt war? Sie hatte gemeint, dass sie schlicht und ergreifend die Möglichkeit vermisste sich zu verändern. Dass sie wissen wollte, wie es sich anfühlte alt zu werden und zu wissen, dass sie Zeitspanne begrenzt war. In diesen Momenten war ich froh, dass ich sie jetzt und nicht erst später gefunden hatte. Ihre Worte erweckten in mir die Befürchtung, dass sie des Lebens überdrüssig war und dabei hatte ich meistens das Gefühl, dass sie es sowie die Luft zum Atmen einsaugte. In ihren Augen sah ich häufig den Schalk blitzen und sie war ganz ohne Zweifel eine Kämpfernatur. Sie lachte gern und laut, sie liebte die Natur ebenso wie ich. Sie war einfach perfekt. In all den Jahren, in denen ich auf sie gewartete hatte, hatte ich unzählige Mal von meiner Gefährtin geträumt. Und doch war sie besser als jeder Traum es je hätte sein können.

„Wofür ist das gut?" fragte ich, obwohl ich schon hatte das es keinen wirklichen Sinn hatte.

„Es sieht hübsch aus." Erklärte sie als wäre das selbstverständlich. Ich schmunzelte und stimmte ihr im Stillen zu. Vielleicht war ich voreingenommen, aber ich war der Meinung, dass alles an ihr gut aussehen würde. Sie streckte sich und angelte zwei Gläser aus einem Schrank. „Ich geh mich kurz frisch machen und dann kannst du duschen, ja?" fragte sie und stellte vor mir ein mit Wasser gefülltes Glas ab, dass andere stürzte sie selbst herunter.

[01] TraumtänzerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt