-Anja-
Es dauerte nicht lange bis ich ihn wieder neben mir spürte. Das Auto wurde leichter bis ich keine Last mehr trug. Von der Seite sah ich ihn an. Und lächelte einfach nur, weil er da war. Ich hatte Sebastian mehr vermisst als ich mir eingestehen wollte. "Danke.", sagte ich kaum hörbar, dann rannte ich zu Gloria, um ihr zu helfen.
"Wurde Zeit.", brummte sie keuchend als wir beide an der Seite anfassten und weiterliefen.
"Ein Danke tut es auch.", kommentierte ich.Sie schnaubte. "Du schuldest mir eine Erklärung, Miss Moralapostel.", war Glorias trockene Erwiderung auf meinen Kommentar. Die Zähne aufeinander gepresst nickte ich. Wahrscheinlich war ich ihr wirklich ein paar erklärende Worte schuldig.
"Irgendwie kommt er mir noch höher vor als zuvor.", meinte Gloria als wir den Zaun erreichten und klang ungewöhnlich niedergeschlagen. Wie schaffte sie es diese kindliche Art zu behalten?"Wenn ich ihn euch rüber werfe, könnt ihr ihn auffangen?", fragte Sebastian. Ich wandte mich seiner Stimme zu und ärgerte mich, dass ich ihn über die Karosserie nicht sehen konnte. "Bekommst du das Teil darüber?", fragte Gloria ungläubig.
"Ich bin ein Lykae, Walküre. Du unterschätzt uns in deiner Missachtung!", erwiderte Sebastian. Er wirkte der blonden Walküre gegenüber gereizt. Seine Worte enthielten ihr gegenüber eine gewisse Herausforderung, die ich nicht zuordnen konnte. Wie viel hatte Sebastian von unseren Gesprächen mitbekommen? Wie viel wusste er schon?
Gloria enthielt sich eines Kommentars, doch an ihrem Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass diese Worte nicht spurlos an ihr vorbeizogen."Also bekommt ihr das hin?", fragte Sebastian noch einmal drängend nach. Uns lief die Zeit davon. Auch wenn Sebastian die Hunde aufgehalten hatte, würden die Polizisten irgendwann das gesamte Gelände durchkämmt haben. "Ja.", bestätigte ich, dabei war ich mir nicht halb so sicher wie ich mich anhörte. Aber wir hatten keine Wahl,wir mussten es schaffen.
"Dann rüber mit euch.", befahl der Lykae ungeduldig. Gloria sah mich an. Ich veränderte meine Position und nickte ihr zu. Sie ließ los und sprang nicht ganz so elegant wie es uns eigen war über den Zaun. Den Wagen zu tragen hatte Kraft gekostet.
"Kann ich loslassen?", erkundigte ich mich bei Sebastian. "Gleich. Ich muss den Wagen anders greifen.", erklärte er. "Okay." Für einen Moment wurde die Last schwerer, so dass ich leise ächzte, doch dann wurde der Wagen immer mehr in die Höhe gehoben und ich trug fast gar nichts mehr. Sebastian stand mir gegenüber, nur einen knappen Meter entfernt. Die Last des Wagens trug er mit seinen Schultern und Armen und ich sah das erste Mal seinen Wolf, den er zu seiner Unterstützung gerufen hatte. Zart schimmerte er in einem silberblau um Sebastians obere Gestalt herum und ließ ihn noch gefährlicher zugleich aber auch attraktiver wirken. Die sich deutlich sichtbar wölbenden Muskeln an seinen Armen taten ihr Übriges und ich spürte wieder dieses schon fast vertraute Ziehen in meinen Unterleib. "Jetzt.", befahl er. Noch immer klang Sebastians Stimme locker. Die Lykae waren stark, und ich wusste auch, dass Sebastian gut trainiert war. Trotzdem wurde mir erst jetzt das tatsächliche Ausmaß seiner Kraft bewusst. Was für ein heißer, unsterblicher Mann, dachte ich. Am liebsten hätte ich den einen Meter überwunden, der uns noch trennte und ihn endlich geküsst. Verdammt, ich hätte mich am liebsten in seine Arme geworfen und nie mehr losgelassen. Dabei war ich diejenige, die einfach ohne ein Wort des Abschieds verschwunden war. Doch für diese Träumereien blieb uns jetzt keine Zeit. Schweren Herzens traf ich den einzig vernünftigen Entschluss, das Umarmen und Knutschen auf später zu verschieben. Sofern der Lykae denn überhaupt noch wollte. Er musste, beschloss ich, immerhin war der einzige Grund, aus dem er hier sein konnte, ich. Oder? Ich war mir unsicher und hasste mich selbst dafür. Noch nie hatte ich zu den Selbstzweiflern gehört und ich würde auch jetzt nicht damit anfangen.Ich ließ los und beeilte mich ebenfalls über den Zaun zu kommen. "Wir sind soweit.", rief ich Sebastian zu. Er ging in die Hocke, um mehr Schwung zu haben, bevor er den Wagen in die Höhe und über den Zaun warf. Danach raste er auf uns zu. Mein Puls schnellte in die Höhe, während Gloria und ich uns so zu positionieren versuchten, dass wir ihn Best möglichst auffangen konnten. Der Wagen könnte uns sonst wie Käfer zermatschen. Eine Vorstellung die mir alles andere als gefiel, da ich mir sicher war, dass das nicht unbedingt eine angenehme Art zu sterben war. Wir wären nicht mehr als blutige Matsche Pampe. Mir schauderte es bei der Vorstellung. Darauf konnte ich gut und gern verzichten. "Wir haben ihn.", rief Gloria neben mir hörbar erleichtert aus und ich atmete erleichtert auf. Nicht nur ihr ging es so. Wir hatten den Wagen tatsächlich aufgefangen. Holy Shit, waren wir gut. Jetzt mussten wir das Teil nur noch unbemerkt fortschaffen. Aber wohin?
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[01] Traumtänzerin
Hombres LoboAnja ist eine Walküre. Eine der wenigen, die es auf dieser Welt noch gibt. Sie hat eine einzigartige Gabe mit deren Hilfe sie Nachts durch die Träume der Menschen wandelt. Aber eines Nachts erscheint sie in den Träumen von Sebastian. Einem Werwolf...