thirteen

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War ich nicht schnell? Das nächste ist auch schon in Arbeit;) viel Spaß
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-Anja-
Mein Kopf war wie leer gefegt. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Die Augen weit aufgerissen, spürte ich wie mir jegliches Blut aus dem Gesicht wich. Meine Finger krallten sich in die Pressspanplatte, meine zu Krallen gekrümmten Fingernägel würden Spuren auf dem billigen Holz hinterlassen. Ich hielt den Atem an, während mein Herzschlag sich verdreifachte.

Es war keine Frage, dass dem Lykae meine entsetzte Reaktion auf seinen Anblick hin, nicht entgehen konnte. Seine Augen lagen aufmerksam auf mich, realisierten alles. Seine Lippen, die zuvor die Andeutung eines Lächelns zeigten, pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen und er sah verärgert aus. Aber über was? Das ich existierte? Wohl kaum! Entweder war es für ihn nützlich oder uninteressant, aber mir fiel kein Grund ein, warum es ihn verärgern sollte. Als er einen Schritt auf mich zu trat, löste sich meine Starre und der rettende Gedanke kam. Meine Handtasche. Nicht umsonst schleppte ich dieses Monstrum immer mit mir umher. Ein kurzer Griff nach unten und meine Hand legte sich um den Griff eines meiner Schwerter. Allein das vertraute Gewicht in meiner Hand reichte, um das ich ruhiger wurde und sogar ein kleines gefährliches Grinsen auf meinen Gesicht aufblitzen ließ. Des weiteren wurde ich mir bewusst, dass wir nicht allein waren. Drei neugierige Augenpaare lagen auf uns beiden. Kein Wunder, wir starrten uns sicherlich schon ein paar Minuten schweigend an. Meine Lippen wurden zu einem schmalen Strich. Sollte ich mit dem Schwert auf den Lykae losgehen, würden sie zweifelsohne die Polizei rufen und die Medien würden mit großer Wahrscheinlichkeit davon erfahren. Wenn es irgendwie ging, sollte ich dies vermeiden.

"Ich habe dich gesucht." Durchbrach er die Stille mit einer rauen Stimme, die mir einen herrlichen Schauer über den Rücken jagte. Seine Augen hingen kurz an den Arm, der unter der Theke verschwunden war. Er war sich der Tatsache bewusst, dass ich bereit war mit ihm zu kämpfen. Fragte sich nur noch um was. "Ich wollte nicht gefunden werden." Erwiderte ich mit klarer Stimme nach dem ich den Kloß in meinen Hals herunter geschluckt hatte. "Ah!" Hörte ich Susi leise machen und sie wandte sich wieder den Haaren des Teenes zu. Würde der Lykae nicht vor mir stehen, hätte ich die Augen verdreht. Susi mochte ein herzensguter Mensch sein, aber sie liebte Tratsch und Dramas. Der Lykae und ich boten ihre gerade beides auf den Präsentierteller an. Wahrscheinlich vermutete sie jetzt, dass der Lykae es war, von dem wir heute Morgen gesprochen hatten und unrecht hatte sie dabei nicht. Leider.
Es war wieder still zwischen mir und dem Lykae. "Was willst du?" Fragte ich schließlich. Er konnte hier nicht ewig herumstehen und er schien die Geduld zu haben eben dies zu tun. Die ganze Zeit über ließ er mich nicht aus den Augen, eine Geste, die ich ebenso erwiderte. "Ein Gespräch mit dir." Erklärte er knapp. Ich kniff die Augen zusammen. "Und dann?" ... willst du mich umbringen, verraten, foltern? Ungesagt hingen die Worte in der Luft. Der Lykae schien sie trotzdem zu hören oder besser gesagt zu erahnen. Unmerklich schüttelte er den Kopf, sein Gesicht spiegelte Entsetzen.
"Wie wäre es, wenn wir mit einem Haarschnitt anfangen?" Schlug er schlussendlich vor. Seine Hand griff in sein Haar, wie um zu prüfen, ob es überhaupt lang genug war. Das war es, wie ich mit einem Blick feststellte. Und es war tatsächlich so ein dunkles braun, dass es schwarz wirkte. Kurz überlegte ich, ob ich wirklich zustimmen sollte. Immerhin musste ich dann mein Schwert und die Theke, die zwischen uns stand, aufgeben. Andererseits ließ der Lykae freiwillig zu, dass ich ihm mit einer Schere und vor allem meinem Klauen gefährlich nah kam. "In Ordnung, setz dich." Bestimmte ich als ich mich endlich entschlossen hatte und zeigte auf einen freien Stuhl vor einem der Spiegel. Als der Lykae sich nicht bewegte, sah ich ihn fragend an. Seine Augen blickten auf meinen Arm, in dessen Hand noch immer der Schwertgriff lag. Schuldbewusst ließ ich es fallen, meinen Wangen wurden etwas wärmer. Innerlich schimpfte ich über mich selbst. Wir Walküren waren für unsere tükischen Angriffe bekannt, jedoch würde ich niemanden hinterrücks angreifen ohne dass er mich zuvor nicht gründlich provoziert hatte. Ich wusste zwar immer noch nicht was der Lykae wollte, aber ich würde ihm vorerst nichts tun. Er hatte mir mit diesem Haarschnitt ein kleines Friedensangebot unterbreitet. "Sorry." Murmelte ich. Er nickte, akzeptierte meine Entschuldigung mit einer schlichten Geste. Langsam ging er zu dem Stuhl, zog ihn ein Stück hervor und ließ sich darauf nieder. Er war ein Riese. Kräftig und breit gebaut, seine Haut von der Arbeit an der Sonne gebräunt, nicht diese künstliche Bräune, die sich so viele heute von der Sonnenbank holten. Sein Gang war geschmeidig, fließend, nahezu lautlos. Unter seiner Haut spielten die Muskeln, eine unbeschreibliche Versuchung. Er war ein Raubtier, das all meine eigenen raubtierhaften Sinne ansprach. Abwartend drehte er sich zu mir um und ich sprang einen kleinen Satz vor. Er hatte mich gerade beim Starren erwischt. Verflixt. Als ich den schwarzen Umhang holte, fiel mein Blick auf Susi, die mir schmunzelnd zu zwinkerte. Meine Miene verdunkelte sich noch einen Ticken mehr. Wo zum Teufel war nur meine Selbstbeherrschung geblieben? Ich sollte den Lykae so schnell wie möglich los werden. Vorsichtig, wie als wäre er aus Porzellan oder viel mehr ein Vulkan, der bei einer falschen Bewegung in die Luft gehen könnte, legte ich ihm die Halskrause und den Umhang an. Er beobachtete jede meiner Bewegungen wachsam im Spiegel. Als ich mich kurz über ihn beugte um die Krause anzulegen, nahm der Lykae meine Witterung auf oder er versuchte es zumindest. Mit einem kleinen Grinsen registrierte ich, wie er verärgert die Stirn runzelte. Die Gefahr, dass ein Unsterblicher mich allein wegen meines Geruches als Walküre erkennen würde, war viel zu groß, weswegen ich auch diesen kleinen unauffälligen Stein um meinen Hals trug. Dieser verdeckte den mir eigenen Duft komplett, weswegen keiner meine Witterung aufnehmen konnte.

„Also, wie soll ich sie dir schneiden?" fragte ich ihn, während ich mich hinter ihm stellte und mit meinem Fingern durch seine Haare fuhr. Er hatte herrliches Haar. Dicht, kräftig und weich. Von ganz allein fiel mein Blick auf seine breiten Schultern, so stark und kraftvoll. Ebenso wie seine Hände, groß und kräftig. Ich liebte diese kraftvolle Statur, bewunderte die Stärke, die er ausstrahlte und ergötzte mich daran. Auch gegen meinen Willen. Unwillkürlich schweiften meine Gedanken ab, dachten an heiße, feuchte Nächte. Wie er sich anfühlen würde? Ob er sich scheuen würde mir seine Kraft zu beweisen? Ob er sich überhaupt soweit beherrschen könnte? Oder ob er so gut schmecken würde, wie er roch? Und er roch herrlich. Wild und frisch, ohne die Spur eines Deos, lediglich nach Mann.

Ein raues, leises Knurren, welches fast einem Stöhnen gleich kam, riss mich aus meinen Vorstellung. Im Spiegel traf mein Blick auf den des Lykae, der mich unter halb geschlossenen Lidern beobachtete. Glutvoll. Meine Klauen bohrten sich in seine Schultern und ich hielt den Atem an. Reagierte allein schon auf seinen verheißungsvollen Blick, der wie ein Versprechen auf mir lastete.

Ein Stuhl schabte über den Boden und löste damit den Bann des Lykaes. Erst jetzt realisierte ich, dass ich über die breiten Schultern des Lykaes gestrichen hatte, seine Muskeln und Kraft bewundert hatte und dass wir uns gegenseitig schon fast mit den Blicken auszogen. Eine dumpfe Ahnung rückte in meinen Hinterkopf, die ich aber schnell wieder verdrängte. Die Wahrscheinlichkeit war nichtssagend gering, irrwitzig und somit irrelevant.

„Also...?" fragte ich erneut, den festen Vorsatz fassend, dass ich mich nicht erneut so schnell von ihm außer Konzept bringen lasse.

„Mach was dir gefallen würde." Bestimmte er, diese Worte zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht, denn ich wusste genau was ich machen wollte. Es sollte nicht dieser klassische Overcut werden, mit dem jeder zweite, egal ob er ihm stand oder nicht, heutzutage herum rannte. Ich wollte etwas zeitloses, etwas das dem Lykae stand.

„Komm mit zum Waschbecken." Forderte ich ihn auf und ging dieses Mal voraus. Für wenige nur halb so schlimme Sekunden, wie ich erwartet hatte, kehrte ich ihm den Rücken, aber er tat nichts. Präsentierte ihm eine Schwachstelle, sowie er es getan hatte. Er nutzte es nicht aus, wenn man von dem unverfrorenen Blick auf meine Hinteransicht absah.

„Ist es bequem?" erkundigte ich mich wieder ganz in meiner Rolle als Frisöse, nachdem ich das Waschbecken so eingestellt hat, wie ich es für richtig hielt.

„Passt." War seine kurze Antwort. Wieder verfolgte er, dieses Mal über Kopf, jede meiner Bewegungen als ich das Schampo und die Pflege holte.

„Wenn irgendetwas unangenehm ist, sag bescheid!" verlangte ich von ihm und testete die Temperatur des Wassers. Solange der Lykae sich benahm, würde auch ich mich zusammen reißen. Einfach Abzuhauen kam nicht mehr in Frage. Er wusste von meiner Existenz und bevor ich ging, musste ich mich versichern, dass er mich nicht verraten würde. Vielleicht, und zum Teufel nochmal, ich hoffte wirklich dass es so wahr, wollte er sich wirklich nur mit mir unterhalten und hatte nichts böses im Sinn. Aber das musste ich erst noch herausfinden.

„Wie heißt du?" fragte er mich.

[01] TraumtänzerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt