Korrektur noch ausstehend!
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-Anja-
„Niemand zuhause!" stellte Gloria fest, während Sebastian und ich nur schwer an uns halten konnten. Als sie sich zu uns umdrehte, sah sie sich zwei zornentbrannten Gesichtern gegenüber.
„Ihr wolltet nicht klingeln, oder?" stellte sie fest, während sie schuldbewusst das Gesicht verzog. Verkrampft nickte ich, während Sebastian sie mit grimmigen Schweigen strafte.
„Lasst uns rein gehen." Murmelte ich und bemühte mich nicht in die Luft zu gehen. Gloria hatte einfach auf die Klingel gedrückt bevor Sebastian oder ich sie aufhalten konnten.
„Vermutlich hätte er unser Auto ohnehin schon bemerkt." Bemerkte sie angespannt und versuchte ihren Fehler so herunterzuspielen.
„Ich denke nicht." Sebastians Stimme klang gepresst „Oder warum denkst du haben wir den Wagen am Straßenrand geparkt und sind die letzten fünfhundert Meter gelaufen?"
„Ohh..." machte sie. „Du meinst er hat uns nicht bemerkt, weil auf der Straße regelmäßig Autos vorbeifahren."
„Versuch einfach uns nicht umzubringen, Gloria und halt den Mund." Befahl ich ihr. Momentan konnte ich ihre naiven, äußerst spätkommenden Schlussfolgerungen nicht hören. Zu sehr brachten sie oder vielmehr Glorias Unerfahrenheit mich in Rage, dabei war gerade jetzt höchste Konzentration gefordert. Dass es Gloria zu verdanken war, dass wir jetzt hierstanden, war vermutlich der einzige Grund warum ich sie nicht sofort zurückschickte.
Sich ihrer Fehler bewusst, schwieg Gloria. Sie ließ Sebastian und mir den Vortritt, wobei der Lykae immer darauf achtete, dass ich mich hinter ihm befand. So konnte er mich im Falle eines Angriffs abschirmen.
„Hier ist niemand." Erkannte ich. Weder meine Nase noch mein Gehör verrieten mir die Anwesenheit eines zweibeinigen Lebewesens. In dem Gebäude befanden sich zwei Katzen und ein Hund.
„Er war aber vor kurzem hier." Bestätigte Sebastian meinen Verdacht.
„Zumindest irgendein Vampir." Fügte Gloria an, die nun an Sebastian vorbeitrat und einen Blick in die Räume warf. Ich folgte ihrem Beispiel. Zumindest wollte ich es, denn Sebastians Hand umschloss mein Handgelenk und hielt mich zurück.
„Vielleicht ist das hier eine Falle!" erklärte er auf meinen fragenden Blick.
„Gloria!" rief ich besorgt. Zwar war ich genervt von ihr, allerdings wollte ich nicht, dass ihr etwas passierte.
„Im Wohnzimmer!" erklärte die Walküre. Ihre Stimme klang seltsam. Sebastian und ich tauschten einen kurzen angespannten Blick. Bevor ich losstürzen konnte, fasste er mich. Eindringlich sah er mich an und schüttelte den Kopf. Mit seinen Augen befahl er mir hierzubleiben, während er nachsehen würde. Auch ich schüttelte den Kopf. Ich würde nicht abwarten und hoffen, dass ihm nichts passierte. So war ich nicht und so würde ich nie sein. Damit musste der Lykae sich abfinden.
Einen Moment lieferten wir uns ein Blickduell, dann gab er nach. Er wandte sich der Tür zu und ich folgte ihm. Zwar gefiel es mir nicht, dass er sich noch immer in Gefahr brachte. Allerdings erforderte diese Situation von uns beiden Kompromisse.
Verwirrt sah Gloria zu uns als wir beide mit so viel bedacht und die Schwerter in der Hand das Wohnzimmer betraten. Sie stand allein vor dem Kamin, ein Bilderrahmen in ihrer Hand. In ihren Augen schimmerten Tränen.
„Wir dachten, du... deine Stimme..." versuchte ich zu erklären.
„Oh, nein. Es ist nichts, ich habe lediglich das Bild gesehen und ..." hilflos sah sie mich an. „Vita ..." erklärte sie und fing an zu schluchzen.
Sebastian neben mir fühlte sich sichtlich unwohl. Ich trat um ihm herum auf die junge Walküre zu und zog sie in meine Arme. Vorsichtig nahm ich ihr das Bild ab, nicht ohne selbst einen Blick darauf zu werfen. Es war ein altes schwarzweißes Bild und zeigte die verstorbene Walküre mit dem Vampir. Dieser hatte einen Arm um ihre Taille gelegt, während sie an ihn geschmiegt dastand und in die Kamera lächelte. Es war lange her, dass ich diese Walküre mit solch einem strahlenden Lächeln gesehen hatte. Es fiel mir schwer mir vorzustellen, dass dieser Mann, der Vampir war, den wir suchten. Vita musste in ihm etwas gesehen haben, etwas Gutes, dass sie ihn so nah an sich heranließ. „Es ist Alejandro, nicht wahr?" hackte ich leise nach. Gloria nickte.
„Wir werden ihn finden." Versicherte ich ihr.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich möchte." Gestand sie.
Irritiert runzelte ich die Stirn. „Warum nicht?"
„Was ist, wenn er wirklich der ist, nach dem wir suchen? Wenn er wirklich Juliet entführt hat? Wie soll ich ..." sie selbst erstickte ihre eigenen Worte.
„Siehst du die Unwissenheit wirklich der Gewissheit vor?" fragte ich. „Vielleicht ist es ganz anders und wir laufen einer falschen Fährte nach."
„Das glaubst du genauso wenig wie ich und das weißt du." In Glorias Stimme schwang ein bitterer Ton mit. „Wir sollten uns zu den Höhlen aufmachen, hier finden wir nichts." Gloria hatte ihre Schultern gestraft, Ihr Blick zeigte Entschlossenheit. Anerkennend nickte ich. Wir Walküren schätzten und bewunderten Stärke.
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Wir hatten mehrere potentielle Höhlen in der Umgebung ausfindig gemacht. Sobald Gloria Zugang zum Internet hatte, war sie unglaublich. Sie kannte Mittel und Wege mit denen sie sämtliche Informationen bekam. Sebastian hatte nicht mehr herausgefunden. Mit Wanderschuhen, Seilen für einen eventuellen Abstieg und vieles mehr ausgestattet, waren wir auf alle Eventualitäten vorbereitet. Gloria lief einige Schritte vor Sebastian und mir. Die Tatsache, dass der Vampir mit ziemlich großer Sicherheit Alejandro war, schien sie nun dazu zubringen, seine Schuld oder Unschuld beweisen zu wollen.
Sebastians Finger streiften immer wieder flüchtig meinen Handrücken. Jedes einzelne Mal nahm ich intensiv war und führte dazu, dass ich mich kurze Zeit ganz auf ihn fokussierte. Es war dumm, bei unserer Aufgabe sogar gefährlich. Allerdings wollte ich keinen Zentimeter weit abrücken. Das Bedürfnis ihm nah zu sein, die ganze Zeit über bei ihm zu sein, war übermächtig und gewann den stummen Kampf gegen meine Vernunft. Jetzt wo ich wusste, dass ich ihn nicht nur für einen Zeitraum, sondern für immer haben konnte und der Lykae wirklich mir gehörte, das ich für ihn bestimmt war, sowie er für mich, wollte ich ihn noch viel mehr. Das warten erschien mir grausam.
Als seine Finger erneut meinen Handrücken berührten, sah ich zu ihm auf. Sein Blick fand meinen und ich tat etwas, dass ich noch nie getan hatte. Nicht ein einziges mal in meinem langen Leben. Meine Hand griff nach seiner und ich verschränkte unsere Finger miteinander. Ein sanftes Lächeln ließ Sebastians hartes Gesicht weicher werden. Er drückte meine Finger mit sanftem Druck.
„Kommt ihr, ihr Turteltauben?" rief Gloria uns über die Schulter zu. Beide zuckten wir erschrocken zusammen. Und beeilten uns dann, Hand in Hand versteht sich, der Walküre zu folgen.
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[01] Traumtänzerin
Manusia SerigalaAnja ist eine Walküre. Eine der wenigen, die es auf dieser Welt noch gibt. Sie hat eine einzigartige Gabe mit deren Hilfe sie Nachts durch die Träume der Menschen wandelt. Aber eines Nachts erscheint sie in den Träumen von Sebastian. Einem Werwolf...