six

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Erneut wachte ich nach Luft schnappend auf und fiel vom Stuhl. Da ich mich am Tisch versuchte festzuhalten, riss ich ihn mit mir zu Boden. Erst kam ich stöhnend mit meinem Hinterteil auf den harten Betonboden auf, danach krachte der Tisch mit voller Wucht auf mich. "Scheiße!" Murmelte ich, sobald ich wieder genug Luft zum Fluchen bekam, während ich den Schmerz zu ignorieren versuchte und ließ den Kopf auf den Boden sinken. Müde, mich so leer und erschöpft fühlend, wie schon lange nicht mehr, sah ich in den klaren Nachthimmel, der von meinem Blitzen zerschnitten wurde. Der Donner ließ die Luft erzittern. Ich wusste nicht warum mich das Leid des Lykae so mitnahm. Schließlich war er nicht der erste Träumende, der solche oder sogar noch schlimmere Erinnerungen durch litt. Vielleicht lag es daran, weil ich selbst in dieser Schlacht gekämpft und viele meiner Schwestern verloren hatte. Vielleicht war es auch nur, weil ich das Gefühl des Verlustes selbst zu gut kannte. Ich wollte den Lykae trösten und ihm beistehen. Lächerlich, da dies meinen Tod bedeuten könnte. Seit dem Verrat an meinem Koven vertraute ich keinem einzigen Lebewesen mehr. Dieser Traum, die Schlacht und der Lykae hatten mich so überwältigt, dass ich glatt weg meine Aufgabe vernachlässigt hatte. Ich hatten den Lykae nicht wirklich von den Qualen seines Traumes befreien können. Erst war ich zu erstarrt, als ich begriff wo ich mich befand, dann zu beschäftigt um mich selbst vor den Vampiren zu retten und schlussendlich hatte ich Angst, dass der Lykae begreifen würde, dass ich nicht nur eins seiner Hirngespinste war und nach mir suchen könnte. Er durfte mich nicht finden. Ich haderte mit mir selbst. Sollte ich meine Sachen packen und weiterziehen? Ich wusste es nicht. Ich wusste ja nicht einmal, wo der Lykae sich befand. Meistens landete ich in den Träumen der Personen in meiner Nähe, aber nicht immer. Vielleicht lebte er ja auch drei- vierhundert Kilometer weiter entfernt, irgendwo auf den Land und ich würde ihm in meiner Unvernunft in die Arme rennen.

Andererseits wusste ich nicht einmal, ob der Lykae wusste, dass ich ein echtes, lebendes Wesen war. Woher sollte er es wissen, versuchte ich mir einzureden. Und wenn, wir Walküren standen mit den Lykae selten im Konflikt. Vorerst würde ich hier bleiben und die Lage beobachten. Sollte ich irgendein Anzeichen entdecken, das auf den Lykae hindeutete oder schlimmer darauf, dass er gezielt nach mir suchte, würde ich schneller verschwunden sein, als er seinen Namen buchstabieren konnte.

Da die Sonne bald aufgehen würde, rappelte ich mich auf und machte mich auf den Weg zur Dusche. Ich liebte es, das heiße Wasser auf mich niederprasseln zu lassen, denn es hatte eine beruhigende Wirkung.

Nachdem ich irgendwann doch den Ausgang aus der Dusche gefunden hatte, zog ich mir eine kurze Hose, ein einfaches Top und Laufschuhe an. Die Tür ließ ich hinter mir ins Schloss fallen als ich im Laufschritt die Treppen herunter eilte. Zu dieser frühen Uhrzeit waren sogar noch die Lichter der Laternen an, kaum eine Menschenseele war unterwegs, ich liebte diese Uhrzeit. Erst lief ich ein paar Runden durch die Stadt, immer in den Bestreben mich mit meiner noch unbekannten Umgebung vertraut zu machen. Man wusste nie, wann dieses Wissen einem nützlich sein konnte. Danach lief ich hinaus über die Feldwege der umliegenden Felder. Der Raps verblühte gerade, bald würden sie ihn ernten. Ich liebte diese Jahreszeit. Liebte die Sonne, die meine Haut mit ihren warmen Strahlen küsste. Die bunten Blumen. Die Früchte, die nun alle geerntet werden konnten, vielleicht würde ich mich wieder nach einem kleinem Nebenjob umsehen um bei der Ernte helfen zu können. Ich liebte die Kinder, die lachend einander jagten und draußen in den Gärten spielten.

Als ich fast drei Stunden später wieder an meiner Wohnung ankam, war es hell. Ein älterer Mann hielt mir die Tür auf und ich sprintete dankend durch. Nach dem langen Lauf, um mich selbst zu entspannen und meine Ausdauer zu fördern, war ich von unten bis oben durchgeschwitzt. Die Sachen landeten in der Wäsche ehe ich erneut unter die Dusche sprang.

Zum Frühstück machte ich mir ein kleines Müsli, und hockte mich dann mit der Schale in der Hand vor meinen Fernseher mit dem Controller und Internetzugang. Der einzige Luxusgegenstand in meiner sonst spärlich eingerichteten Wohnung. Wir Walküren hatten vor einigen Jahren die Videospiele für uns entdeckt und hatten uns so durch Zufall in den Chatrooms wiedergefunden. Es war unsere einzige Möglichkeit miteinander in Kontakt zu treten und diese nutzten wir nur zu gern. Die meisten Unsterblichen konnten mit der modernen Technik nichts anfangen und wenn doch, so mussten sie uns erst einmal hinter unseren falschen Namen erkennen.

Ana, hast du etwas von Joe gehört? Fragte mich Isabella, die wir hier nur Iri nannten, eine womöglich paranoide Vorsichtsmaßnahme, sobald sie mich entdeckt.

Nein! Mein Blick flog über die Anmeldenamen, doch ich fand sie nicht. Weißt du etwas? Joe war Juliet, wir waren zusammen aufgewachsen und hatten eine noch engere Bindung als es unter den Walküren ohnehin üblich war.

Ich habe seit zwei Wochen nichts mehr von ihr gehört. Schrieb Isabella.

Am Montag habe ich noch mit ihr geschrieben, sie hat aber nichts Besonderes erwähnt. Sie wollte nur weiterziehen. Antwortete ich ihr.

Ich mache mir Sorgen. Meinte Isabella. Ich habe ein ungutes Gefühl.

Das war schlecht, sogar sehr schlecht. Denn Isabellas Gefühl trügte sie nie. Weswegen sie auch Isabella, die Fühlende genannt wurde.

Ich werde mich umhören, erklärte ich ihr in tiefer Sorge um meine beste Freundin, die doch viel mehr eine Schwester für mich war.

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Es ist kurz und nicht sonderlich spannend... Trotzdem hoffe ich, dass es euch ein klein wenig gefällt. Wenn der Anfang geschafft ist, wird es dann hoffentlich spannender ;)

Ich wünsche euch ein schönes Osterfest!

[01] TraumtänzerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt