ten

9.1K 564 15
                                    

-Anja-

„Hallo Mädels!" Voller Freude begrüßte Susi ihrer Freundinnen, während ich mich im Hintergrund hielt. „Ich habe heute noch jemanden mitgebracht!" erklärte sie dann. Neugierig fiel der Blick, der drei Frauen auf mich und ich trat einen Schritt näher. Der mir am nächsten Stehenden gab ich die Hand. „Hallo, ich bin Vivien."

„Stella, freut mich, dass du endlich mal mit dabei bist." Stella zog mich in eine herzliche Umarmung, wobei die große Blondine sich ganz schön herunter beugen musste, obwohl meine Füße heute Abend mörderische Absätze schmückten.

„Ich bin Mira." Stellte sich die nächste so gleich vor. Sie war nur einen halben Kopf größer als ich und hatte ausladende Kurven. Böse Zungen würden sie als pummelig oder sogar dick bezeichnen, doch ich fand sie unglaublich, da sie eine unheimliche Ausstrahlung besaß. „Susi hat schon so viel von dir erzählt." Verriet Mira als sie mich umarmte.

„Ich hoffe doch nur Gutes!" lachte ich, während ich mir innerlich die Frage stellte, was meine Chefin schon groß über mich hätte sagen können.

„Selbstverständlich." Bestätigte die letzte, die wie eine etwas jüngere Version von Susi aussah. Blond mit roten Strähnchen, nicht groß, nicht klein, schlank. „Ich bin Ivonne."

„Ihr seid Schwestern, oder?" fragte ich neugierig nach, als ich auch diese Umarmung überlebt hatte. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Körperkontakt auf einmal gehabt. Die Ladung an Parfüm, die alle drei verströmten, reizte noch immer meine Nase.

„Nein, Cousinen." Verriet Susi mir. „Wir sind beide Einzelkinder." Ich nickte und war erstaunt wie ähnlich sie sich dennoch sahen.

„Wollen wir rein?" fragte Mira mit einem Strahlen. „Unser kleiner Suchti verlangt nach seiner allwöchentlichen Portion Alkohol." Ärgerte Stella sie, legte ihre einen Arm um die Schultern und zog sie auf den Eingang zu.

„Da spricht ja nun wirklich der Topf über die Pfanne." Wehrte Mira ab und die zwei Cousinen brachen in Gelächter aus, während wir ihnen folgten.

„Mädels schlagt euch doch nicht schon die Köpfe ein, bevor wir überhaupt drin sind." Bat Susi sie dann lachend. „Wie du siehst sind wir ein verrückter Haufen." Wandte sie sich dann grinsend an mich. Zwar war sie auch auf Arbeit meist locker und gut gelaunt, aber jetzt wirkte sie doch noch einmal wie ein ganz anderer Mensch. Viel entspannter und ausgelassener. Sie wirkte nicht mehr wie Anfang dreißig, sondern ehr wie Mitte zwanzig und es stand ihr verdammt gut. „Denkst du, dass du es einen Abend mit uns aushältst?" erkundigte sich Mira mit einem Zwinkern als wir uns in die kleine Schlange einreihten.

„Die Frage ist doch viel mehr, ob ihr einen Abend mit mir überlebt?" erwiderte ich mit spitzbübischem Grinsen. Auch wenn ich die Gesellschaft anderer Menschen grundsätzlich mied, wusste ich doch was ich tun und machen musste, um mich darin einzufügen. Außerdem machten die vier es mir leichter als erwartete. Sie waren bei weitem nicht so verrückt und durchgeknallt wie eine Horde Walküren, aber verrückt genug um dass es mir ein echtes, wenn auch nur kleines Lächeln auf mein Gesicht zauberte.

„Gott, bist zu süß." Stellte Mira dann auf einmal fest. Verdutzt sah ich sie an. Süß?! Es gab Zeiten, da hatte ich auf Rache gesinnt, wenn einer mich so nannte. Mittlerweile wusste ich, dass das nicht mehr durchsetzungsfähig war, aber trotzdem... Süß?! Ich trug schwarze, glitzernde Stilettos, die mir ein Monatsgehalt gekostet hatten, aber als ich die Schuhe sah, musste ich sie unbedingt haben. Dazu trug ich eine tiefsitzende verwaschene Bluejans, die meine Beine vorteilhaft betonte und ein einfaches schwarzes Top, welches meinen Bauchnabel freiließ. Um meinen Hals lag ein breiter Goldreif an dem ein kleines unauffälliger Stein befestigt war, an meinen Armen klimperten noch mehr goldfarbene Armreifen, mein Haar hatte ich zu einer einfachen Flechtfrisur hochgesteckt. Die Nägel hatte ich in einem auffälligen rot lackiert und die Farbe meines Lippenstifts war die gleiche, meine Augen hatte ich dagegen unauffällig mit einem grauen Lidschatten geschmückt. Süß war nun wirklich nicht der Effekt, den ich heute Abend erreichen wollte. Sexy oder heiß wäre mir lieber gewesen, immerhin wollte ich diese Nacht nicht allein verbringen. „Schau dir das mal an, Stella. Sie hat Grübchen." Oh ja, ich hasste die Teile, weil sie mich tatsächlich immer wieder niedlich oder süß aussehen ließen, anstatt gefährlich oder einfach nur sexy zu wirken.

„Jetzt hat sie ehr einen Schmollmund." Das hatte mir nun wirklich noch keiner vorgeworfen. Erst Grübchen und dann auch noch einen Schmollmund. Vielleicht waren sie doch nicht ganz so normal für wie ich sie gehalten hatte.

„Mädels es reicht, sie kommt sonst vielleicht morgen gar nicht mehr auf Arbeit, wenn ihr sie so vergrault." Stoppte Susi die zwei bei ihrer Diskussion. "Und das wäre wirklich ein Jammer." erklärte diese.

„Wir sind ja schon vernünftig." Wehrte Mira lachend ab.

„Bis zum dritten Cosmopolitan." Konnte sich Ivonne nicht verkneifen zu sagen.

„Das sagt die Richtige, oder wer von uns beiden hat letzte Woche vergessen, dass da ein Freund zuhause auf sie wartet?" Die vier waren unverbesserlich.

„Wer keinen hat, kann keinen vergessen." Hielt Ivonne eine wahre Tatsache fest und ungewollt fing ich an zu lachen. „Ich finde euch großartig." Verriet ich auf die neugierigen Blick, was mir von allen ein Lächeln ein brachte.

„Dito."

„Ladys!" begrüßte einer der Barkeeper uns mit breitem Lächeln. „Hallo Sven." Kam es fast synchron zurück. Die vier schienen Stammgäste zu sein. „Das Übliche?" erkundigte sich Sven, während ich ihn unter die Luppe nahm. Er sah nicht schlecht aus. Groß, athletisch, blonde Haare und eine gebräunte Haut. Sein rechter Arm war mit bunten Tattoos überzogen. Er war heiß für einen Menschen, mit dem Lykae konnte er zwar nicht mithalten, aber welcher sterbliche Mann konnte das schon?

„Hallo," sein Lächeln als er sich mir zu wandte, zeigte mir seine strahlend weißen Zähne. „Was darf es für dich sein, meine Schöne?" seine Stimme war gesenkt, sein Blick eine Versuchung. „Einen Long Island Iced Tea und später dann dich." Die Anmache war vielleicht ein wenig plump, aber warum sollte ich mir unnötige Mühe machen, wenn ich auch ganz einfach bekam was ich wollte?

[01] TraumtänzerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt