fourtynine

6.2K 384 19
                                    

-Anja-

„Dein Gefährte?!" Es war Frage und Ausruf meiner Empörung zu gleich. Es war nicht so, dass es mich überraschte. Wobei nein, es überraschte mich schon. Immerhin sprachen wir hier von Juliet, die Walküre, die Vampire aus Prinzip hasste und jeden von ihnen umbrachte. Allerdings hatte ich schon so etwas vermutet... Die gesamte vorangegangene Situation, wie sie den Vampir verteidigte, sich eifersüchtig zeigte und vor allem, dass beide unversehrt nebeneinander standen, ließ nur einen Schluss übrig: Sie musste tatsächlich amouröse Gefühle für den Vampir verspüren. Eine Vorstellung, die in mir Ablehnung und eine Menge Argwohn hervorrief.

„Ja, hast du ein Problem damit?" Juliet wirkte so als würde sie den Streit mit mir suchen. Ihr Gesichtsausdruck war entschlossen, die Haltung pure Provokation. In ihrer Hand hielt sie noch immer die alte Bergwerksaxt. Wollte sie nun auch auf mich mit diesem Teil losgehen? Innerlich verdrehte ich die Augen. Juliet hatte schon immer einen Hang zum Dramatischen.

„Solange du keine Glückwünsche von mir verlangst, ist alles gut zwischen uns." erwiderte ich daraufhin bemüht Ruhe zu bewahren.

„Gönnst du mir mein Glück nicht!" fauchte sie und umfasste den Stil der Axt fester.

„Doch, aber verdammt nochmal, Juliet. Er ist ein Vampir! Gib mit Zeit mich an diesen Gedanken zu gewöhnen. Das letzte Mal als du und ein Vampir in einem Raum standet, hast du alles gegeben um ihn umzubringen. Das war schon immer so..." erklärte ich mich und warf kurz einen Blick auf den Vampir. Gegen ihn persönlich hatte ich nichts, immerhin kannte ich ihn nicht. Allerdings war mir die Tatsache, dass er Menschen aussaugte zuwider.

„Er ist nicht ein Vampir, er ist mein Gefährte."

„Gut, dann ist das halt so und jetzt leg die beschissene Axt weg." Forderte ich sie auf.

„Ist das alles was du dazu zusagen hast?" fragte Juliet fassungslos.

„Ja, aber wenn du unbedingt streiten willst, dann such dir jemanden anderen, ich bin dafür jetzt nicht in Stimmung." Sagte ich, da ich einfach nicht das Gefühl los wurde, dass sie einen Wundenpunkt bei mir suchte um mit mir einen Streit vom Zaun zu brechen. Doch im Moment hatte ich wirklich andere Sorgen, sodass ich nicht gewillt war, mich darauf einzulassen.

Kurz sah sie mich an und brach dann in Tränen aus. Was?! Der Vampir warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, als er seine Gefährtin vom Boden pflückte und sie in seine Arme schloss. Ihre Füße schwebten dabei sicherlich dreißig Zentimeter über den Boden, da sie im Vergleich zu ihm so klein war. Hilflos sah ich zu Sebastian, der noch immer in seiner Wolfsgestalt neben mir stand. Doch die Mimik seines Wolfes konnte ich nicht lesen, sodass ich nicht einmal eine Ahnung davon bekam was er dachte. Allerdings stieß er mit seiner Schnauze leicht an meinem Arm und schmiegte den Kopf dann vorsichtig gegen meine Schulter. Sein weiches Fell kitzelte mich angenehm und zauberte mir ein Lächeln auf mein Gesicht. Vorsichtig strich ich mit meiner anderen Hand durch sein Fell. Seine Nähe und die Wärme, die er abstrahlte vermittelte mir das Gefühl, dass er mir beistand und Sicherheit.

„Könnt ihr uns einen Moment allein lassen?" riss der Vampir Sebastian und mich aus unserer eigenen kleinen Blase. Sowohl Sebastian als auch ich richteten uns wieder auf und drehten uns zu dem ungleichen Paar hin.

„Ich verlange eine ausführliche Erklärung für all das hier." Wiedersprach ich. Zeit für sich konnten die beiden danach haben so viel sie nur wollten.

„Muss das unbedingt jetzt sein?" er wirkte gereizt.

„Nimm's nicht persönlich, aber ich vertraue dir nicht. Ich verschwinde erst, wenn ich meine Erklärung habe." Machte ich meinen Standpunkt deutlich.

[01] TraumtänzerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt