11. Kapitel

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Meine braunen Augen trafen auf ihre blauen. Ihre Augen waren im ersten Moment erschrocken aufgerissen worden, und ich sah sie wahrscheinlich mit dem gleich Blick an. Wir hatten schlichtweg nicht damit gerechnet, ausgerechnet jetzt im Supermarkt zusammenzustoßen. Mein Blick wanderte von ihren Augen zu ihren Lippen, die sich einen Spalt geöffnet haben, als würde sie etwas sagen wollen, aber nicht wissen was. Oder sie wagte es einfach nicht, die Worte auszusprechen.

Plötzlich nahm sie den Blick von mir, strich sich eine Haarsträhne, die sich aus dem Dutt gelöst hatte, hinters Ohr und senkte den Blick nach unten. Sie bückte sich, um ihre Sachen, die sie getragen hatte, vom Boden aufzusammeln, während ich sprachlos und anstarrend auf der Stelle stand und mich nicht bewegen konnte. Ihre langen, dichten Wimpern warfen einen Schatten auf ihre Wangen. Ihr schlanker Körper steckte in einer Jeans und in einem für ihre Figur viel zu weiten Pullover. Ihre Füße steckten in ihren schwarzen Vans. Insgesamt war sie wunderschön, und ich verfluchte mich, solche Gedanken zu haben. Denn sie war Nerdy. Das Mädchen, das von meinen Freunden nicht gemocht wurde und von der Gesellschaft nicht akzeptiert wurde. Ich durfte sie nicht wunderschön finden, und schon gar nicht durfte ich Gefühle für sie entwickeln. . .

Doch ich löste mich recht schnell aus meiner Starre und ging in die Hocke, um wenigstens eine der Sachen aufzuheben, um ihr diese dann zu überreichen, nachdem wir uns wieder aufrichteten und gegenüberstanden. Für einen winzigen Moment berührten sich unsere Finger, als sie es mir abnehmen wollte, und es fühlte sich gut an, ihre Hand zu berühren. Es fühlte sich mehr als gut an. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht mehr Berührungen von ihr haben wollte.

»Dankeschön« murmelte sie leise und senkte den Blick, als ich sie mit intensivem Blick musterte. »Ich muss dann auch mal weiter. . .« meinte sie kurze Zeit später, schenkte mir ein schwaches Lächeln und quetschte sich an mir vorbei, Richtung Abteilung mit den Milchprodukten. Dabei streifte sie meinen Arm mit ihrem und das bekannte Gefühl von eben, das sich so gut anfühlte, tauchte wieder auf. Es hinterließ ein wohliges Kribbeln auf meiner Haut und ich sehnte mich augenblicklich nach mehr solchen Berührungen.

Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken wieder ganz schnell aus meinem Kopf zu verbannen, und steuerte direkt auf die Kassen zu, um dort die Einkäufe zu bezahlen. Die Sachen packte ich in die Papiertüte ein und lief nach draußen auf dem Parkplatz zu meinem Auto. Dass ich die Eier und Butter völlig vergessen hatte, fiel mir erst ein, als ich den Kofferraum öffnete und die Tüte dort verstaute.

Für einen Moment überlegte ich, ob ich noch einmal schnell in den Supermarkt gehen sollte, um die restlichen zwei Dinge zu kaufen, aber dann sah ich, wie Hope mit zwei voll bepackten Tüten herauskam und über den Parkplatz Richtung Ausfahrt steuerte, um dann den ganzen Weg nach Hause zu laufen, und so beschloss ich, ihr lieber anzubieten, sie nach Hause zu fahren, als mich noch einmal an den ganzen Leuten mit ihren Einkaufskörben oder Einkaufswägen vorbeizudrängen und dann noch an der Kasse anstehen zu müssen.

Meine Beine trugen mich wie von alleine zu ihr und kurzerhand stand ich auch schon unmittelbar vor ihr und blickte zu ihr hinunter, um ihr in die Augen zu sehen. Ich drohte, in ihnen zu versinken, doch ich versuchte mich zu beherrschen und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. »Ich fahr dich nach Hause« brachte ich einfach heraus, ohne erst einmal kurz darüber nachzudenken, dass sich hier vielleicht jemand aus der Schule befinden könnte und all das mitbekommen würde. Diese Person könnte es allen erzählen und mein Ansehen wäre zerstört. Aber um ehrlich zu sein, war es mir gerade vollkommen egal, ob jemand sehen würde, wie ich mich mit Hope unterhielt, denn ich wollte sie einfach nur nach Hause fahren und ihr auch zeigen, dass ich sie nicht mehr vor allen Freunden bloßstellen würde. Ich wollte ihr beweisen, dass ich mich besserte. Jedenfalls versuchte ich es, ein besserer Mensch zu sein.

Adam | New VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt