13. Kapitel

2.2K 105 9
                                        

Es war schrecklich, wenn die Worte auf der Zunge brannten und man es vor Neugier kaum aushielt, aber man sich nicht dazu überwinden konnte, sie laut auszusprechen. Irgendetwas hinderte mich daran, aber ich wusste nicht, was es war, und, wie ich der "Blockade" entkommen konnte.

Und während ich so neben Hope am großen Esstisch saß und sie eine Aufgabe aus dem Mathebuch vorrechnete und dazu noch den Rechenweg auf das karierte Blatt vor ihr sorgfältig aufschrieb, dachte ich immer mehr über den heutigen Morgen nach und was Jonathan am Ende der Stunde sie gefragt hatte.

Ich würde nur zu gerne wissen, wie Hope darauf reagiert hatte, und ich wollte sie schon danach fragen, aber irgendwie bekam ich darüber kein Wort aus meinem Mund. Ich starrte sie einfach nur an, merkte, wie sie dadurch angespannter war, und führte in meinem Inneren einen Krieg. Diese unfassbare Verlangen, es unbedingt wissen zu müssen, machte mich ganz verrückt. Aber ich wagte es nicht, die Frage auszusprechen, sondern grübelte weiterhin über die beiden nach. Dass sich ihre Wangen rosig färbten - was nebenbei total niedlich an ihr aussah -, war mir sofort klar, aber ich konnte nicht sicher sagen, wie sie sich entschieden hatte. Auf der einen Seite klang es für mich absurd, dass sie sich auf Jonathan einließ, dessen Freunde doch auch gleich bei all den Aktionen ihr gegenüber und den anderen Außenseiter dabei waren. Aber anderseits wusste ich auch, dass Jonathan nicht aufgab und seine Tricks hatte, mit denen er die Mädchen beeindrucken. Es gab noch nie eine, die auf diese Tricks nicht hereinfiel.

»Eigentlich ist das Thema gar nicht so schwer« meinte sie, als sie das Ergebnis ausgerechnet hatte, und lächelte mich dann aufmunternd an. »Am besten probierst du es mal mit der nächsten Aufgabe selbst aus« Sie hielt mir ihren Stift entgegen, den ich ihr zögerlich abnahm, und schob das Blatt vor mir. Mein Kopf war heute komplett leer gefegt, wenn sie nach Lösungsvorschlägen oder nach der pq-Formel fragte. Das einzige, was die ganze Zeit durch meinen Kopf schwirrte, war die Frage danach, was ihre Antwort war. Ob sie nun ein Date mit Jonathan haben wird oder nicht. Ob ich die beiden in der Schule eventuell öfters zusammen sehen müsste oder ob sie wieder getrennte Wege gingen und sich ignorierten, als hätten sie sich nie so gut verstanden, als sie die Schulaufgabe erledigen mussten.

Ich warf einen Blick in das Buch, um mir die Aufgabe anzusehen, und suchte in meinem Kopf fieberhaft nach Informationen, die ich mal im Unterricht oder in den Nachhilfestunden bei Hope aufgeschnappt hatte, und die ich hier anwenden konnte.

Aus unerklärlichem Grund war es mir peinlich, so unaufmerksam und dumm vor Hope herüberzukommen, aber zu meinem Erstaunen wirkte sie verständnisvoll, dass es mir noch schwer fiel, die Aufgabe zu lösen. »Das schaffst du. Guck mal, die Aufgabe ist so ähnlich aufgebaut, wie die, die wir gerade gerechnet haben. Wenn du dir den Rechenweg anguckst, wird es dir bestimmt gleich wieder einfallen, wie du vorgehen musst« gab sie mir als Tipp und lächelte dabei aufmunternd. Mit einem dankbaren Lächeln nickte ich und konzentrierte ich mich voll und ganz auf die vorherige Aufgabe, deren Rechnungsweg und auf die Aufgabe, die ich selbst rechnen sollte. Jedenfalls versuchte ich es, so gut es ging, aber daran etwas ändern, dass sich meine Frage immer wieder versuchte, in den Vordergrund zu drängen, konnte ich nicht.

Das Handy von Hope, das vor ihr auf dem Tisch lag, vibrierte und der Bildschirm leuchtete auf. Ich konnte gerade noch Jonathans Name lesen, bevor sie das Handy in die Hände nahm und darauf herumtippte. Kaum hatte sie sich die Nachricht durchgelesen, tauchte ein Lächeln auf ihrem Gesicht auf.

»Ist es er?«Ich senkte meinen Blick wieder auf das Blatt und spürte plötzlich, wie ihr Blick an mir klebte, kaum hatte ich die Frage gestellt. Ich wusste ganz genau, wer es war, aber irgendwie hatte ich das Bedürfnis, es sie trotzdem zu fragen. »Wer?« »Na jonathan« ich sprach seinen Namen total abwertend aus, so als würde ich rein gar nichts von ihm halten. Tat ich ja auch nicht. Sofort musste ich an diesen Schleimbrocken denken, worauf ich die Augen verdrehte.

Adam | New VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt