34. Kapitel

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Zwanzig Minuten später betrat der Coach mit verschränkten Armen und säuerlicher Miene die Umkleidekabine. Er hatte bereits geahnt, dass ich mich hier verbarrikadieren würde. Dass er Hope dort antreffen würde, wie sie in meinen Armen lag, während wir auf dem Boden saßen und ich mich gegen die Spinte lehnte, hatte er jedoch an seinem Blick zu urteilen nicht erwartet. Er wirkte eine Sekunde lang sprachlos und verwundert, doch fing sich schnell und beförderte mich mit bedrohlicher Stimme in sein Büro. Dort brüllte er mich erst einmal an. Er klärte mich auf, was ich angerichtet hatte und wie schlecht es Jonathan gehen würde. Ich hatte ihm jedoch nicht wirklich zugehört, sondern hang stattdessen meinen Gedanken nach. Beinahe hätte ich angefangen zu grinsen, als ich an die letzte halbe Stunde dachte, in der mich Hope alleine mit ihrer Anwesenheit zufrieden stimmte. Ich war meiner Beherrschung dankbar dafür, dass sich meine emotionslose Miene nicht zu einem Dauergrinsen wandelte. Es wäre ziemlich unpassend gewesen, zu grinsen, während der Coach mir eine Standpauke hielt, dass ich Jonathan nicht einfach verprügeln durfte, nur weil ich ein paar persönliche Probleme mit ihm hatte.

Am Ende seiner langen Rede teilte er mir ein zweiwöchiges Trainings- und Spielverbot mit. Ohne ein weiteres Wort mit mir zu wechseln, schickte er mich zu Principal Price und kehrte mir den Rücken zu. Dieser spielte mit dem Gedanken, mir einen Schulverweis zu erteilen. Jedoch mischten sich meine Eltern rechtzeitig in das Gespräch ein und konnten ihn umstimmen. Sie fuhren auf direktem Wege in die Schule, als sie von Principal Price persönlich einen Anruf erhielten, in dem er von meiner Schlägerei mit Jonathan Matt erzählte. Meine Eltern konnten so überzeugend sein, dass er letztendlich von einer Strafe abließ. Selbst die Anzeige von Jonathan Matt konnte Dad nach einigen Telefonaten mit Jonathans Eltern verhindern. Wahrscheinlich hatte er ihnen eine große Geldsumme geboten, die er ihnen nicht abschlagen konnte. . .

»Deine dritte Schlägerei in diesem Monat? Was ist bloß in dich gefahren?« Mum drehte sich mit entgeisterten Blick zu mir nach hinten auf die Rückbank des Autos. Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern und wandte meinen Blick zur Seite. Die Landschaft zog zügig an uns vorbei.

»Du hättest eine Anzeige bekommen, wenn dein Vater nicht gewesen wäre« versuchte Mum weiter, mir vor die Augen zu führen, doch ich hörte ihr nicht weiter zu. Ich war meinen Eltern dankbar dafür gewesen, dass sie mich vor einer Anzeige wegen Körperverletzung und einem Schulverweis bewahrt hatten, doch gleichzeitig wünschte ich mir, sie hätten sich nicht in die Sache eingemischt.

Den restlichen Tag verbrachte ich dann grübelnd in meinem Zimmer. Ich hatte Hope das Versprechen gegeben, sie nicht mehr im Stich zu lassen. Das heißt, dass ich es meinen Freunden endlich sagen musste. Doch ich wusste nicht, wie ich das anstellen sollte. Zuerst würden sie mich auslachen und nicht ernst nehmen. Und dann, wenn sie verstanden haben, dass das kein Scherz war, werden sich ihre amüsierten Gesichter in blankes Entsetzen wandeln. Sie werden mich von sich stoßen, unsere jahrelange Freundschaft wegen einem Mädchen aufgeben und mich wie Dreck behandeln. Nicht nur mich, sondern auch Hope. Sie werden sie noch mehr ärgern und bloßstellen, weil es ihnen Genugtuung geben würde, dass sie mich ihnen weggenommen und verändert hatte. Und dann war da noch Jonathan, der erstens einen Hass gegen mich hegte, seit ich brutal auf ihn zugeschlagen hatte, und zweitens vor Eifersucht platzen würde. Er wollte sie nicht gehen lassen aus seinen Fängen, doch ich würde alles daran setzen, dass er ihr niemals wieder nahe kommen wird.

Ich zog mir die Boxhandschuhe über die Hände und schlug gegen den Boxsack, um meinen Frust abzulassen. Ab morgen würde nichts mehr so sein wie früher. Mein Leben wird sich komplett verändern, doch meinem Herzen nach auf eine gute Art und Weise.

Ich schlug erneut auf den Boxsack ein, der an der Decke befestigt war, um einen freien Kopf zu bekommen. Sport war eines der wenigen Dinge, die mir einen kühlen Kopf verschafften. Der Sport befreite mich von quälenden Gedanken. Also trainierte ich weiter. Nach einigen Schlägen spürte ich die Wunden an meinen Fingerknöchel schmerzen, weswegen ich die Boxhandschuhe zur Seite legte und stattdessen ein paar Liegestütze machte. Danach trainierte ich mit den Hanteln weiter. Ich vergaß für diesen Augenblick alle Gedanken an meine Freunde und meine Angst, ihnen von meinen Gefühlen zu Hope zu erzählen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 19, 2020 ⏰

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Adam | New VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt