16. Kapitel

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Es traf mich wie ein Schlag ins Gesicht, als Hope und Jonathan am nächsten Schultag gemeinsam das Schulhaus betraten. Sie lächelte glücklich, während er siegessicher grinste. Es war nicht die Tatsache, dass die beiden gemeinsam zur Schule kamen, die sich wie ein Tritt mitten ins Herz anfühlte, sondern die Sache, dass die beiden dabei Händchen hielten. Seine Hand umklammerte fest ihre, während alle hier auf dem Gang die beiden anstarrten. Alle Gespräche verstummten und jeder verfolgte die beiden mit ihren intensiven Blicken.

Mein Herz schmerzte, als ich sah, wie glücklich sie mit diesem Vollidioten war.

Mein Blick verfolgte die beiden, wie sie an seinem Spint zum Stehen kam, sie etwas zu ihm sagte und er sich daraufhin zu ihr hinunterbeugte, um seine Lippen auf ihre zu legen. Ein Druck breitete sich in meinem Magen aus und ich knallte voller Wut meine Spinttür zu, bevor ich eilig davon lief, Richtung Jungstoiletten.

Ich konnte nicht zusehen, wie sie den größten Fehler beging, weil sie naiv war und nur das Gute in ihm sah, ohne die Tatsache, dass er sie wahrscheinlich bloß verarschte, zu bemerken.
Und verdammt, ich konnte keine Sekunde sehen, wie die beiden sich küssten und ihre Zuneigung zueinander zeigten, ohne dabei an einem Wutanfall oder an Schmerzen in meiner linken Brust zu leiden.

Als ich die Tür wütend aufstieß, blickte mich Matthew verwundert an und stoppte mit dem Händewaschen. Das Wasser prasselte auf seine Hände, aber er sah mich nur an. Neben ihm einer seiner "Nerdfreunde", der mich ebenfalls anstarrte. »Was glotzt ihr so?« sagte ich wütend und sie zuckten augenblicklich bei der Schärfe meiner Stimme zusammen. Matthew drehte den Wasserhahn ab, trocknete in Windeseile seine Hände ab und verschwand dann eilig mit seinem Freund aus dem Raum.

Ich seufzte und lief zu einem der Waschbecken. Nun war ich alleine hier. Der Rucksack rutschte über meine Schultern und landete auf dem Boden, während ich meine Hände am Rand des Waschbeckens abstützte. Meine Haare hingen wild in meiner Stirn oder standen in allen möglichen Richtungen ab, aber darum kümmerte ich mich nicht. Ich dachte auch nicht daran, dass gleich einer meiner Freunde hereinkommen könnte und sehen würde, wie beschissen es mir gerade ging.

Vor meinem Auge sah ich die gestrigen Momente mit Hope, nach denen ich mich sehnte. Die ganze Nacht war ich lächelnd im Bett gelegen und hatte an ihre Augen gedacht. An ihr wunderschönes Haar, ihren schlanken Körper, über den sie immer viel zu weite Kleidung trug. Und an ihr wunderbares Lächeln, dass sie noch schöner machte, als sie eh schon war.

Ich hatte mir vorgenommen, nicht den Jungen zu spielen, der gestern Mitleid von den anderen wollte. Ich wollte die Wahrheit sagen, wenn sie mich darauf ansprechen würden. Ich würde nicht die komplette Wahrheit über Gefühle, die ich in ihrer Nähe spürte, verraten, aber wenigstens die Tatsache, dass ich sie ganz nett fand und es mich nicht gestört hatte, gestern so viel Zeit mit ihr zu verbringen. Denn so war es auch. Ich fand sie nett und ich genoss die Zeit mit ihr. Wenn ich ehrlich war, vergingen diese Momente mit ihr viel zu schnell und ich hätte gerne mehr davon.

Ich schüttelte den Kopf, während ich nach unten sah und die Augen zusammenkniff. Ich wollte all das wieder vergessen, mein Leben weiterleben, ohne von diesen Gedanken verfolgt zu werden. Diese Stiche in meinem Herzen zerbrachen mich. Ich wollte die Gefühle wieder vergessen. Ich wollte sie vergessen.

Ich hob meinen Blick und betrachtete mein Spiegelbild. Ich war ein Versager. Würde das nicht auch mein Dad denken, wenn er mich jetzt so sehen würde? Ich war mir ziemlich sicher, dass genau diese Worte, seine Gedanken wären. . .

Ich konnte es ihm nicht einmal übel nehmen, denn ich war nunmal ein Versager, der die ganze Zeit zu dumm war, um zu erkennen, wie toll Hope eigentlich ist. Und jetzt, wo ich es endlich verstanden hatte, war es zu spät, denn ein anderer - Jonathan Matt - hatte es vor mir gemerkt und sie für sich gewonnen.

Adam | New VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt