12. Kapitel

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Es war unglaublich, wie schnell sich die Meinungen ändern konnten, sobald man mehr darüber erfuhr. Es war unglaublich, dass ich so schnell meine Meinung über Menschen änderte, nachdem ich sie besser kennenlernte.

Ich hatte mir nie selbst ein Bild von Hope gemacht, sondern immer den Gerüchten und Behauptungen meiner Freunde geglaubt, ohne zu hinterfragen, ob sie  vielleicht gar nicht die Wahrheit sagten. Ich hatte gar nicht in Erwägung gezogen, dass Hope ganz anders sein konnte, weswegen ich mir auch nie die Mühe machte, sie besser kennenzulernen.

Meine Freunde dachten, Hope würde sich nicht wie all die anderen Mädchen für bestimmte Dinge interessieren, weil sie viel zu sehr mit Lernen und Lesen beschäftigt war. Schließlich war sie ja »Nerdy« war, wie meine Freunde sie immer nannten.

Sie schüchtern sie ein, dachten, sie hätte keinerlei Mut und könne kein normales Gespräch führen, ohne dabei zu stottern. Niemand würde mir wahrscheinlich glauben, dass ich gestern mit ihr gesprochen hatte und sie dabei ohne zu stottern gesprochen hatte.

Meine Freunde und alle anderen in der High School dachten immer, mit ihr wäre es total langweilig, weil sie so unglaublich ruhig und schüchtern war. Weil sie sich nicht in Gespräche einmischte, sondern lieber stumm daneben stand.

Aber seit dem gestrigen Nachmittag bzw. Abend wusste ich ganz genau, dass sie kein bisschen langweilig war. Weil sie nicht wie andere handelte und dachte, machte sie um einiges interessanter und ich wollte noch mehr über sie erfahren. Ihre Gedankengänge waren tiefgründig, sie ist einzigartig. Und dazu war sie auch noch schön.

Die schrille Schulkingel riss mich für einige Sekunden aus meinen Gedanken und ich sah nach vorne zu Mr Rutherford, der versuchte, die Aufmerksamkeit aller Schüler zu erlangen. Die Gespräche verstummten sogleich und unser Deutschlehrer lehnte sich gegen seinen Pult, bevor er begann, zu sprechen.

»Da wir uns ja gerade mit diesem Roman beschäftigen« er machte eine kurze Pause und hob das Buch in die Höhe, das wir eigentlich zuhause lesen sollten, ich es aber nicht getan hatte. »habe ich mir überlegt, dass ihr in Partnerarbeit einzelne Szenen analysiert und eure Ergebnisse dann in der nächsten Stunde der Klasse vortragt« Manche Schüler begannen schon mit ihrem Sitznachbar darüber zu reden, als würden sie gleich mit ihnen zusammenarbeiten dürfen. Dabei sollten eigentlich allen klar sein, dass Mr Rutherford die Paare, die für diese Stunde zusammenarbeiten mussten, selbst einteilen würde. So war es schon immer gewesen und so wird es auch immer sein.

»Natürlich werde ich euch einteilen und nicht ihr selbst« fuhr er streng fort und zog seine buschigen Augenbrauen zusammen, als er in die Klasse blickte, die augenblicklich begann, laut zu seufzen.

»Fangen wir mit der Einteilung an« euphorisch nahm er den Zettel vom Pult und schob sich seine Brille auf den Nasenrücken.

Während unser Lehrer mit seinem Blick über die Liste schweifte, sagte Jonas neben mir laut genug, dass alle es hören konnten: »Hoffentlich muss ich nicht mit Hope zusammenarbeiten. Ich habe keine Lust wegen ihr Hässlichkeit erblinden oder mich übergeben oder sogar beides gleichzeitig zu müssen« Ich reagierte nicht auf seine Wort und sah, wie Hope sich vor uns anspannte und ihren Blick nach unten sank.

Jonas musste nicht mit Hope zusammenarbeiten, denn er war einer der ersten, der seinen Partner für die Aufgabe zugeteilt bekam. Es war niemand anderes als Toby, ein Mitglied der Footballmannschaft, der gerne Partys am Wochenende veranstaltete, wenn seine Eltern mal wieder auf Geschäftsreisen war oder übers Wochenende in den Urlaub fuhr, um dem Stress der Arbeit zu entkommen. Toby wollte dann nie mitkommen, sondern sich lieber mit seinen Freunden betrinken und Spaß haben. Jonas und Toby kannten sich daher ganz gut und waren zufrieden mit der Auswahl des Lehrers.

Adam | New VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt