29. Kapitel

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Am nächsten Morgen hatte ich ein Gespräch bei Principal Price. Er wollte mit mir über die gestrige Prügelei zwischen Nick und mir sprechen.

»Wie ich hörte hatten sie eine Auseinandersetzung mit einem ihrer Mitschüler. Nick Clayton« meinte er und erhob seinen Blick von seinen Unterlagen. Er rückte seine Brille auf dem Nasenrücken zurecht, faltete danach seine Hände zusammen und schlug das eine Bein über das andere.

Ich hingegen lehnte mich weiter zurück in den Stuhl und verschränkte meine Arme vor der Brust. Das Gespräch langweilte mich und ich wollte so schnell wie möglich von hier verschwinden. Ich wusste, dass mein Verhalten nicht richtig war, doch ich konnte es nicht rückgängig machen - und irgendwie hatte Nick es auch ein klein wenig verdient, nach allem, was er meiner kleinen Schwester angetan hatte.

»Sie wissen, dass ich ein solches Verhalten an meiner Schule nicht dulde« Seine buschigen Augenbrauen zogen sich nach oben, doch ich zuckte bloß gleichgültig mit den Schultern.

»Und sie wissen sicherlich auch, dass ich das nicht ungestraft lassen kann und werde« fuhr er fort, worauf ich erneut keine Antwort gab. Principal Price seufzte über mein Schweigen, lehnte sich zurück und schien nachzudenken. Dabei fuhr er sich mit seiner Hand über seine Stirn, die sichtlich Falten warf.

»Ich denke, Schulauschluss für die restliche Woche wäre nach diesem Vorfall angemessen« meinte er schließlich und ich nickte - als hätte ich eine andere Wahl gehabt, als seine Entscheidung zu akzeptieren und zu befolgen.

»Kann ich gehen?« fragte ich ungeduldig und stützte mich bereits mit den Händen auf den Stuhllehnen, als würde ich bereits Anstalten machen, aufzustehen und zu gehen.

Principal Price seufzte, bevor er mit der Hand Richtung Tür zeigte und ergeben nickte. Ohne weiteres zu sagen verließ ich sein Büro. Auf dem Weg dahin hörte ich ihn eher zu sich selbst so etwas wie  »Was soll aus ihm nur mal werden?« und »Er wird sich wohl nie ändern« murmeln, was mich innerlich vor Wut brodeln ließ. Er klang wie Dad. Er sah wie alle anderen bloß den Versager in mir, der sein Leben nicht auf die Reihe bekam, für den es keine Zukunft gibt und nichts erreichen wird.

Ich antwortete nicht der Sekretärin, die mich abgesprochen hatte, sondern stapfte wütend aus dem Sekretariat. Draußen auf dem Flur begegnete ich dann meinen Freunden. Obwohl es bereits nach acht war und die erste Stunde längst begonnen hatte, hatten sie auf mich gewartet, um die Neuigkeiten direkt zu erfahren.

Jonas bemerkte mich als erstes. Er legte seinen Arm um meine Schulter und sah mich abwartend an.

»Schulausschluss für die restliche Woche« antwortete ich knapp. Jonas nickte daraufhin.

»Geil. Dann hast du ja genügend Zeit, um am Samstag mit zu Chad zu kommen« mischte sich Scott mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht ein.

»Also ich bin definitiv dabei« sagte Jonas und schlug mit Scott ein und grinsten, als hätten sie bereits geheimnisvolle Pläne für diesen Abend geschmiedet. Ich zuckte derweilen gleichgültig mit den Schultern. Meine Aufmerksamkeit schwand dahin. Ich dachte an Hope und erschrak, als ich sie Sekunden später durch den Flur hetzen sah. Sie schien verschlafen zu haben, unter ihren Augen zeichneten sich Augenringe ab, wie ich erkennen konnte, als sich für eine Millisekunde unsere Blicke kreuzten und ihre strahlend blauen Augen meinen begegneten. Sie wirkte unendlich traurig und erschöpft, dass ich ihr mitleidig und voller Sorgen hinterhersah, wie sie ihren Blick senkte und in die Richtung verschwand, in der wir eigentlich gemeinsam Englisch gehabt hätten.

Ich hing meinen Gedanken an sie noch eine ganze Weile nach, sah dabei in die Richtung, in der sie längst verschwunden war.

»Adam?« Scott fuchtelte wild mit seiner Hand vor meinem Gesicht und zog meine Aufmerksamkeit zurück auf sich. Ich blinzelte ein paar Mal bis ich die Gedanken an Hope in die hinterste Ecke meines Gehirns verschwinden lassen hatte und Scott meine vollste Aufmerksamkeit schenkte.

Adam | New VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt