26. Kapitel

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»Adam, kommst du? Du musst doch Josie abholen!« rief Mum von unten hinauf in mein Zimmer. Ihre Stimme war so laut, dass ich sie gar auf meinem Balkon verstehen konnte. Dort saß ich und zog genüsslich an meiner Zigarette. Mein Blick schweifte auf meine Armbanduhr, die um mein Handgelenk befestigt war, und zeigte mir 19 Uhr an. Normalerweise hätte ich längst bei Josie sein müssen, um sie abzuholen. Doch ich drückte mich schon eine ganze Weile vor diesem Abend. Zuerst kam ich viel später nach Hause, brauchte dreifach so lange im Bad wie sonst und verbrachte die letzten herausgezögerten Minuten auf meinem kleinen Balkon, um eine Zigarette zu rauchen, in der Hoffnung, ich könnte diesem Abend und dem Ball entkommen. Doch vergeblichs. Mum ließ nicht locker.

»Adam, kommst du jetzt endlich?« schrie sie durch das ganze Haus. Nach einem letzten Zug drückte ich die Zigarette aus und seufzte ergeben. Ich schnappte mir das Jackett, das ich um die Stuhllehne geworfen hatte, und zog es mir schnell über, bevor ich nach unten lief und dort meiner Mum begegnete. Wie erwartet stand sie am unten am Treppengeländer und stemmte die Hände in die Hüfte, empört über mein Verhalten gegenüber Josie und, dass ich ihr nicht einmal eine Antwort gegeben hatte.

»Du musst los!« sagte sie in einem strengen Ton und hielt mir die Autoschlüssel vor die Nase. Grummelnd und augenverdrehend nahm ich diese entgegen und verließ auf Mums Befehl das Haus. Ich steuerte auf mein in der Auffahrt geparktes Auto zu. Plötzlich setzte sich die Idee in meinem Kopf fest, zu Jonas zu fahren, um dort mit meinen Freunden Zeit zu verbringen. Doch dann erinnerte ich mich wieder an Mum und Dad und wie wichtig es ihnen ist, dass ich dort auftauchte. Nachgebend setzte ich mich also ins Auto und fuhr zu Josie und ihren Eltern. Ich wehrte dort alle Gespräche ab und wartete nur darauf, zum Ball zu fahren. Unsere Gespräche im Auto verliefen schleppend. Josie musste mir jedes einzelne Wort aus der Nase ziehen, um eine zufrieden stellende Antwort auf ihre Fragen zu bekommen. Mit der Zeit merkte sie, dass ich nicht an ein Gespräch interessiert war - spätestens dann, als ich einfach das Radio lauter stellte, während sie mir eine weitere Frage stellen wollte - und hielt deswegen den Mund.

Ich wollte nicht auf diesen dämlichen Ball gehen, auf dem ich nur auf hochgestochene Menschen treffen würde, die von sich nur in den höchsten Tönen sprachen, um mit ihrem Besitz, seiner Familie und sich selbst zu prahlen.

Schon gar nicht wollte ich auf diese Veranstaltung mit Josie an meiner Seite gehen. Es war nicht unbedingt etwas Persönliches - auch wenn ich sie dennoch nicht besonders leiden kann -, sondern vielmehr, dass ich nur Eine wollte. Eine, die ich nicht haben konnte. Außerdem wollte ich meine Ruhe haben und sie nicht an mir kleben haben wollen.

Als ich auf den Parkplatz fuhr, entdeckte ich schon einige Menschen in vornehmer Kleidung. Das Gebäude wirkte bereits von draußen prungvoll und teuer. Sogar ein roter Teppich war auf den Treppenstufen, die zum Eingang führten, ausgerollt worden. Die Damen waren in schicken Ballkleidern anwesend und die Männer in klassischen, maßgeschneiderten Anzügen.

Josie schien Schwierigkeiten zu haben, mit mir Schritt zu halten, so schnell lief ich auf den Eingang zu. Im Gebäudeinneren spielte leise klassische Musik im Hintergrund. Sämtliche Kellner liefen durch den Saal und servierten den herumstehenden und sitzenden Gästen Sekt. Gläser klirrten. Menschen sprachen und lachten miteinander. Allgemein wirkte die Stimmung heiter und ausgelassen. Der Saal war riesig und die Kronleuchter spendeten viel Licht. Es standen sämtliche Tische herum, die mit Namensschilder gekennzeichnet sind. Eine riesige Tanzfläche schmückte den Raum und zwei Geiger mit einem Pianist befanden sich daneben, um den Raum mit Musik zu füllen.

Mein Blick suchte nach Maddy und Nick, doch ich entdeckte bloß meine Eltern, die mich zu sich winkten.

Josie folgte mir natürlich dorthin, was mir tierisch auf die Nerven ging. Doch ich sagte nichts, verdrehte bloß unbemerkt meine Augen und begrüßte meine Eltern.

Adam | New VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt