Bemerken

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"Ehm also ..."
Er schaute mich auffordernt an.
"Es war vor ein paar Tagen, da ..." mir traten Tränen in die Augen.
Er legte den Arm um mich, als wir das Haus verließen. "Da hat mich jemand überfallen."
Obwohl mein Herz in meiner Brust sich zusammenzog, sprach ich diese Lügengeschichte weiter aus.
"Er wollte mich nur ausrauben" ich schlugte den Klos in meinem Hals hinunter.
"Aber ... aber ich hab mich gewert und dann hat er angefangen mich zu schlagen"
Mir rollte eine Träne über die Wange obwohl ich die Geschichte erfunden hatte, war es ja einerseits wirklich geschehen.
Anscheinend merkte Jake wie ich anfing zu zittern. Er ließ los und nahm mich an den Schultern. Seine starken Hände unfassten meine Schultern.
Die Wärme der von seinem Körper aus ging, fuhr über meine Arme, über meinen Bauch bis hin zu meinen Zehen.
Jake brachte mich dazu, ihn anzuschauen. Seine grünen Augen mit den, beinahe goldenen, Sprenkeln innen drinnen, schauten in meine braunen, nicht sehr besonderen, Augen.
Obwohl ein Tränenschleier über meine Augen schlich, konnte ich den Blick nicht von ihm ablenken.
"Warst du schon bei der Polizei?" Fragte er leise.
Ich schüttelte nur langsam den Kopf. Meine Augen blickten zu Boden, doch sein Zeigefinger, strich unter mein Kinn und hob meinen Blick.

"Das solltest du allerdings" flüsterte er in mein Ohr.
"Ich weiß" brachte ich über meine Lippen.
Er ließ meine Oberarme los und nahm meine linke Hand in seine.
"Weißt du ... ich hab mir immer vorgestellt wie es ist, wenn ich mal so ein Mädchen treffen würde, wie dich. So einfach, ein perfektes Mädchen, dass ich sofort lieben würde und die mir alles erzählt"
"Worauf willst du hinaus?" Fragte ich, und obwohl ich die Angst versuchte zu überspielen, gelang es mir nicht ganz.
"Ich liebe dich Luci. Ich kenne dich zwar noch nicht so lange aber das kann ich mit Sicherheit sagen.
Dass ich dich liebe, aber auch, dass das was du mir gerade erzählt hast nicht der Wahrheit entspricht.
Ich glaube nicht, dass du erfunden hast dass du geschlagen wurdest, aber wie und wo das alles abgelaufen war, hast du gelogen oder etwa nicht?"
"Doch"
"Aber wieso Luc?!" Es war kein wütender Tonfall. Er war glaub ich einfach nur enttäuscht, dass ich ihm nicht vertrauen konnte. "Wieso kannst du mir nicht die Wahrheit sagen? Liebst du mich nicht, oder vertraust du mir einfach nur nicht gut genug um mir die Wahrheit zu sagen!?"
"Weil ... weil ..." ich ließ seine Hand los und ließ ihn stehen.
Ich rannte weg.

---

Völlig außer Atem traf ich ihm Café ein. Erst in 1 Stunde hatten wir Schicht aber ich ging trotzdem schon mal zu den Umkleidekabienen.
Zuvor allerdings ging ich auf die Toilette. Als ich die Kabinentüre hinter mir schloss, schluchste ich plötzlich auf.
Ich wollte Jake ja so gerne vertrauen, wirklich.
Aber das konnte ich nicht. Denn es war sogar schon ein Fehler gewesem ihm von den Vorkommnissen zu erzählen.
Das einzigste was zählte war meine Mum zu finden und das hier alles möglichst heil zu überstehen.

Wenn es ging

Alone #WinterAward2018 #ObsidianAward2018/19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt