7.

88 5 3
                                        

Liams Blick ging neugierig in die Runde als er an mir hängen blieb. "Wollen wir uns nachher vielleicht alle treffen und feiern, dass Harry wieder da ist?", warf er ein, woraufhin sich Cheryl, die neben ihm sitzende Brünette bei ihm unterhakte (an der Stelle durfte mir ruhig auf die Schulter geklopft werden. Denn auch wenn es schon zu etlichen peinlichen Situationen gekommen ist, in denen mir irgendwelche Namen entfallen sind, war ich mir ziemlich sicher, die Namen meines Freundeskreises langsam aber sicher zu beherrschen. Jedoch hatte dies eben auch zur Folge, dass ich bei Gruppengesprächen häufig abschaltete und gar nicht mehr zuhörte, da ich damit beschäftigt war, die Namen in Gedanken tausendfach zu wiederholen. Traurigerweise kam es hierdurch zu nur noch unangenehmeren Zuständen).

"Ich bin dabei.", willigte sie trällernd ein.

Rose schlug breit grinsend vor, dass wir uns bei ihr treffen könnten ehe sie mich mit ihren großen, braunen Augen betrachtete. "Oder Harry?" Das Schmunzeln ließ sich nicht verkneifen. Zaghaft nickte ich und auch die anderen stimmten begeistert zu, so dass wir einen Zeitpunkt vereinbarten. Liam bot mir an, mich mit dem Auto mitzunehmen, da er Cheryl sowieso abholen wolle und demnach aus der Richtung kommen würde, was ich zaghaft annahm. Solange ich nicht selbst am Steuer sein musste, hatte ich damit eigentlich kein Problem.

Sie begannen zu diskutieren, was wir denn machen wollen und so sehr ich anfangs versucht hatte, dem Gesprächsverlauf zu folgen, hatte sich mein Gehör dazwischen von allein abgestellt. Das Einzige, was zu mir durchdrang war das Wort »Pizza« und damit gab ich mich bescheiden zufrieden. Der Lautstärkepegel, der deutlich abgenommen hatte erkennen, ließ erahnen, dass sie sich geeinigt hatten und es war das Ringen der Schulklingel, das mich wieder in die Realität versetzte. Es war komisch, es nur in Gedanken zu formulieren, aber ich freute mich tatsächlich irgendwie darauf, in einen Klassenraum zu gehen. Ich ging wieder zur Tagesordnung über und ich vertraute darauf, dass die Normalität eines ganz normalen Schülers mit ganz normalen Problemen wieder einkehren würde. Routine würde mir helfen. "Was hab ich jetzt eigentlich?", hakte ich nach und fühlte mich beim Aussprechen der Frage gleich ein Stück gewöhnlicher. "Philosophie, mit mir und Zayn.", reagierte Liam, der den letzten Bissen seines Sandwiches aß.

An den Unterrichtsstoff konnte ich mich relativ erinnern, wenn auch nicht hundertprozentig, was jedoch auf der Hand lag, wenn man bedachte, dass ich die letzten Monate in völliger Bewusstlosigkeit vor mich her vegetierte. Wer und wie meine Lehrer waren, wusste ich nicht und ehrlich gesagt, wäre es auch irgendwie traurig gewesen, wenn ich mich an sie erinnern würde. Als hätte Liam meine Gedanken lesen können, hängte er noch an, dass Miss Harper unsere Lehrerin sei und zu allermanns Überraschung sagte mir ihr Name rein gar nichts.

Er beteuerte aber, dass sie zu den Lehrern der guten Sorte gehören würde, um seinen genauen Wortlaut zu zitieren und ich hoffte inständig, dass er damit Recht behielt, denn auch wenn es eigentlich irrsinnig war, wollte ich, dass wenigstens meine ersten Schulstunden gut- vielleicht sogar ganz angenehm verliefen.

An dem Tag hatte ich auch nur die Doppelstunde, da meine Mum der Meinung war, ich sollte nicht zu viel machen und mich überfordern, was ja auch nett gemeint war- keine Frage. Jedoch wagte ich zu bezweifeln, dass es wirksam war, meine Zeit in der Schule aufs Minimum abzusenken, denn überfordert war ich ohnehin permanent. Anstatt alleine in meinem Zimmer zu sitzen und mir krampfhaft eine Wahrheit zusammenzureimen, hätte ich die Zeit in der Schule nutzen können, um mehr über mein Leben herauszufinden.

Nichtsdestotrotz war ich froh, dann doch gehen zu können als die Mittagspause begann, denn auch wenn die beiden Stunden reibungslos und ohne jegliche Vorfälle stattfanden, fiel es mir schwer, den Faden bei ihren Monologen nicht zu verlieren und das, obwohl ich wirklich zuhören wollte. Denn sie wirkte auf mich so als hätte sie wirklich Ahnung von dem, was sie da vor sich her redete und schien gleichzeitig den Ruf als Weltverbesserin beschreiten zu wollen.

Als Fazit hielt ich im Stillen fest, dass Liam mit ihrer Kurzbeurteilung richtig lag. Ich schenkte ihr sogar ein kleines Lächeln als ich aus dem Raum ging, welches sie sanft erwiderte.

Draußen empfing mich Rose, die vor der Tür auf mich gewartet hatte und begrüßte sie mich mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange. Schluckend zwang ich mich dazu, mein Gesicht nicht zu verziehen oder mich zu verspannen und meine hochgezogenen Mundwinkel zu bewahren. Ich war eindeutig gefühlsbehindert.

Ich fand es echt lieb, mich noch bis zum Ende des Schulgeländes zu begleiten und versuchte es als ganz normal zu empfinden, ihre Hand währenddessen zu halten.

Sie redete den ganzen Weg ununterbrochen über ihre Ungewissheit, zum Friseur zu gehen, denn eigentlich liebe sie die Länge ihrer Haare ja, aber trotzdem habe sie ungeheuer Lust, sich ein paar Zentimeter abschneiden zu lassen.

Das Blöde an unserer Zweisamkeit war, dass ich die Person war, die eine Antwort geben musste, weil ich der einzige war, der eine Antwort geben konnte.

Während unseres Gesprächs wünschte ich mir nichts mehr als zu wissen, was sie hören wollte, denn ich hatte keine Ahnung. So verließen einzelne Laute meine Lippen, die ihre sowie meine Zweifel wohl ganz gut widerspiegelten bis wir schließlich an der Straße angekommen waren und ich eine Pause ihres Sprechens nutzte, um die Verabschiedung anzubahnen. "Wann wollen wir uns denn nachher treffen?", fragte ich nach und hatte damit indirekt verraten, nicht zugehört zu haben. Ich dachte, sie würde mich damit vielleicht aufziehen, war umso dankbarer, dass sie es nicht tat.

Sie strich sich ihre Haare, die heute glatt runterfielen hinters Ohr und meinte schmunzelnd, dass wir uns um sieben treffen wollten.

"Okay, dann sehen wir dann später.", sagte ich zum Abschied derweil ihr bestimmt schon zum fünften Mal entfuhr, wie sehr sie sich auf den Abend freue und ihre Freude schien sogar langsam auf mich abzufärben.

Ich war drauf und dran, mich auf den Weg zu machen als sie mich am Kragen meines Pullovers packte, um mir einen letzten Kuss auf die Lippen drücken und Himmel, konnte ich bitte aufhören, jedes Mal durchzudrehen, wenn das passierte.

Im großen Ganzen deutete ich unser Verhalten als ein indirektes "Wir sind immer noch zusammen".

Remember You I Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt