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Ihr könnt euch meine Erleichterung nicht vorstellen als ich kein Auto in unserer Einfahrt stehen sah und gehetzt ins Haus eilte, um mich meiner Schultasche zu entledigen, die mich mit ihrem Gewicht zu erdrücken schien.

Ich hatte mir den ganzen Weg irgendwelche Sätze im Kopf zusammengelegt, die ich meiner Mutter gesagt hätte, wenn sie zu Hause gewesen wäre, jedoch tobte dort ein Hurrikan. Dieses enorme Pochen hatte es mir unmöglich gemacht, länger als eine Minute klar zu denken.

Alles in Allem war ich dankbar, niemanden erklären zu müssen, warum ich mich gerade hier anstatt in Danes Mathekurs befand. Jedoch waren dieses erlösende Gefühl sowie mein unausgesprochenes Dankeschön, gerichtet an den Zufall temporär und nicht von geraumer Dauer, genauer gesagt mickrig- nichts im Vergleich zu dem tropischen Wirbelsturm, der sich nicht aufhalten ließ und sein Unwesen nicht weiter auf meine Gedanken beschränkte.

Wie aus dem Nichts traf es mich mit einem Schlag.

Ich nahm meinen rasend schnellen Puls wahr, spürte das befremdliche Prickeln meiner Fingerkuppen. Ich fühlte mich taub, obwohl ich meinen Puls lauter als den Schuss einer Pistole hörte und bekam Panik.

Ich war mir sicher, dass kein Herz dafür gemacht wurde, so schnell zu schlagen. Das Klopfen konnte kaum gesund sein, ich hatte im Sinn nach meinem Handy zu greifen und sah die Google-Suchleiste schon bildlich vor mir.

Symptome Herzrhytmusstörung.

Zaudernd hielt ich inne während ich versuchte durch die Nase ein- und mit dem Mund auszuatmen, doch die Beschwichtigung blieb mir erspart.

Mein Körper war schlapp antagonistisch zu seinem Innenleben. Und als hätte ich nicht schon genug Probleme, wurde mir von der einen auf die andere Sekunde ganz schummrig.

Ich keuchte erstarrt und stützte mich mit den Händen an der Wand, um nicht zu Boden zu fallen.

Es schien bloß wenig hilfreich, weswegen ich nach hinten taumelte und fast schon überängstlich in alle Richtungen sah.

Es ist schwierig zu erklären, aber in dem Moment fühlte ich mich von jeder möglichen Seite bedrängt, ich war eingeschlossen. Ich fühlte mich wie eine Fliege im Einmachglas, der allmählich die Luft ausging.

Ich dachte an Rose, an Alec, an meine Mutter und an Danes. Ich dachte an so viele und konnte nichts für den sehnlichen Wunsch, mich in ihren Köpfen statt in meinem zu befinden, denn ich war mir sicher, dass niemand je so gefühlt hatte wie ich es in dem Moment tat. Ich wünschte, ich wäre einer von ihnen, egal wer- jemand, der ohne Überlegungen den Mund aufmacht und die Welt belächelt, dessen Gedanken nicht so trist und unruhig umher wirbeln wie meine, jemand, der voller Extraversion strotzt und lebt ohne sich zu fragen, wie das überhaupt geht.

"Luft.", entfloh es mir erstarrt.

Meine Atmung wurde von der einen auf die andere Sekunde unkontrollierter, dass ich dachte, jemand hätte seine Hände um meinen Hals gelegt und drücke mir die Kehle zu.

Panisch flog mein Blick zur Gartentür und ohne einen weiteren Atemzug zu verschwenden, eilte ich bereits schwankend dort hin.

Zittrig umfasste ich den Türknauf und rüttelte fieberhaft daran. Meine Luftzufuhr wurde geringer und meine Augen größer während ich Blut und Wasser schwitzte.

Ich sah schon die schwarzen Punkte vor meinem inneren Augen tanzen, ich sah sie grinsen und süffisant lachen. Schaut ihn euch an, den Jungen. Nun wird er verrückt und zwar endgültig.

Ich wollte fluchen und schreien, so laut, dass das Glas, das mich gefangen hielt, von alleine brach, doch zu groß war die Angst, unnotwendigen Sauerstoff zu vergeuden.

Jetzt sterbe ich, schrie es in mir. Es wird immer schlimmer, ich überstehe das nicht. Ich ersticke, verflucht das hört nie auf.

Warum spürte ich meine Finger nicht?

Es wird immer schlimmer. Ich bin keine Illusion. Ich bin keine Illusion. Ich bin keine Illusion. Ich bin keine- ich schnappte nach frischer Luft und klammerte mich impulsiv am Rahmen fest.

Meine Augen waren geschlossen und der kühle Wind füllte meine Lungen.

Remember You I Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt