Zu meinem Pech, verging die Zeit viel schneller als gedacht. Denn meine Erschöpfung wurde durch den Fünf-Minuten-Schlaf leider nicht vollends gedeckt und überhaupt von Erschöpfung zu sprechen schien mir doch etwas lächerlich, da ich heute doch gar nicht so viel gemacht hatte. Ich hoffte, dass diese Müdigkeit abnehmen würde, je mehr Routine in mein Leben trat. Man sagte mir aber mehrfach, dass häufig auftretende Schläfrigkeit total normal wäre in meiner Situation plus es war ja auch mein erster richtiger Tag. Das schien mir dann doch als Rechtfertigung mehr als auszureichen, weswegen ich versuchte keinen Gedanken mehr damit zu verschwenden und mir noch schnell einen grauen Pullover überzog, da es draußen kühler aussah. Meiner Mutter legte ich einen Zettel auf die Küchentheke auf dem stand, ich wäre bei Rose und es würde wohl nicht allzu spät werden. Ich war mir sicher, dass sie selbst erst später von der Arbeit wiederkommen würde. Rasch flog mein Blick zur digitalen Uhr unserer Mikrowelle, die zeigte, dass es kurz vor sieben war, so dass ich ruckartig zum Flur eilte, mir meine Schuhe anzog, den Schlüsselbund in meine Tasche legte und schließlich das Haus verließ.
Meine Hände vergrub ich in den Taschen meines Pullovers während ich voran ging und der Wind mir ins Gesicht peitschte. In dem Augenblick verfluchte ich mich dafür, nie ein Zopfgummi parat zu haben, denn wirklich - stärkere Luftbewegungen und längere Haare vertragen sich nicht gut.
Verwirrt versuchte ich meine Mähne mit einer Hand aus dem Gesicht zu kriegen als Motorgeräusche erklangen und neben den unzähligen Strähnen entdeckte ich auf einmal einen roten Mini, der direkt vor mir anhielt. Ich schluckte und merkte diesen Anflug der Panik, der zum Glück genauso schnell verschwand wie er gekommen war als ich die mir bekannten Gesichter erkannte.
"Ich weiß ja wie sehr du auf Spaziergänge stehst, aber ich will nicht, dass du dich verläufst.", hörte ich Liams Stimme, nachdem er das Fenster runter gefahren hatte. Cheryl saß auf der Rückbank und zog eine amüsierte Grimasse als sich auch unsere Blicke kreuzten. "Steig ein, buddy."
Ich lachte auf als ich seiner Aufforderung danken nachging und ließ mich auf den Sitz fallen ließ. "Ich hab das ganz vergessen.", gab ich zu. "Danke."
Neckend grinste Cheryl mich an als sie kicherte: "Dachten wir uns schon. So verbissen wie du gegen den Wind gekämpft hast." "Na vielen Dank auch.", antwortete ich gespielt entblößt und wollte ihr einen kurzen Blick über die Lehne zuwerfen ehe sie ihren Kopf aus heiterem Himmel durch die beiden Vordersitze steckte. Mit etwas Kraft streckte sie ihren kurzen Arm aus, um das laufende Lied zu wechseln und das obwohl wir ohnehin fast da waren.
"Tu dir keinen Zwang an."
"Die ersten zehn Sekunden eines Liedes sind eh immer die besten .", warf ich gespielt anerkennend ein und fing an zu lachen als sie würdigend, fast schon stolz nickte. Auch Liam, der gerade dabei war, rückwärts einzuparken, kam nicht drum herum augenverdrehend zu grinsend. Kurz saßen wir noch im Auto nachdem Liam schon den Motor abgestellt und die Handbremse angezogen hatten als er gequält langsam den Schlüssel rauszog und die Musik verstummte. Liams und mein Blick ging wie aufs Kommando über die Schulter zu Cheryl und sagte so viel wie "Und schon ist es wieder aus", worauf sie brummend ihren Kinn reckte. "Die Sekunden war es wert.", bestritt sie ohne ihre Würde abzulegen und verließ den Wagen.
"Frauen.", gluckste Liam beim Aussteigen und ich folgte ihrem Beispiel.
"Ich wette, wir sind die ersten.", sagte sie und er legte seinen Arm um sie während er ihr zustimmte. "Wenn du eins wissen solltest.", führte er darauf aus und blickte zu mir. "Dann, dass wenn man sich mit unseren Freunden verabredet damit rechnen kann, dass sie 'ne Stunde später kommen."
"Gut zu wissen.", entgegnete ich und verabschiedete mich von der Tatsache, dass ich mir eigentlich sicher war, der Meinung zu sein, dass Pünktlichkeit wichtig ist. Jedoch sah ich keinen Sinn darin, weiter darauf einzugehen und ich fragte mich, wieso ich so war. Wieso ich nie einfach darauf einging anstatt es einfach immer wegzustecken und als nicht wichtig abzustempeln, denn es schien mir ja in gewisserweise wichtig zu sein, ansonsten würde ich es ja nicht denken.Keine Ahnung, ob Rose uns gehört oder vielleicht aus dem verflucht großen Wohnzimmerfenster gesehen hatte, jedoch riss sie die Tür im nächsten Moment speerangelweit auf.
"Hätte euch später erwartet.", kicherte sie. Sie schlang ihre Arme erst um Liam und dann um Cheryl und ich war so beschäftigt damit ihre Verhaltensweisen dabei zu studieren, dass mir gar nicht auffiel, dass Rose sich schon an mich gewandt hatte. Lächeln, hallte es durch meinen Kopf und ich fühlte wie ihr Körper sich an meinem schmiegte, wie ihre Hände an meinen Hüften lagen und zwang mich ruhig zu bleiben. Umarmungen waren nunmal was ganz Normales. Also tat ich es einfach wie Liam zuvor und legte einen Arm um ihre Schulter den anderen auf Brusthöhe. "Ich wollte nicht zu spät kommen.", fügte ich an, da mir die Stille zu ruhig war und hörte sie flüstern: "Umso besser für mich." Sie löste sich ein wenig von mir, ihre Hände schienen aber wie festgeklebt und schienen meine Hüfte nicht verlassen zu wollen.
"Jetzt wird sie kitschig.", äußerte sich Liam und versuchte sich an einemGespielt angewidert verzog Cheryl ihr Gesicht Würgen und ich nicht wusste, ob es sich auf den Kitsch oder Liams erbärmlichen Reierversuch bezog. Verlegen verdrehte Rose sie Augen. "Jetzt seid leise."

DU LIEST GERADE
Remember You I Larry Stylinson
FanfictionEs ist schwer, jemanden zu vergessen, der dir so viel zum Erinnern gab. geschrieben von @ItsDizzy und @emuliert