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"Bist du gerannt oder warum bist du so aus der Puste?" Ein wenig belustigt beobachtete ich wie er kläglich versuchte, das geräuschvolle und theatralische Ein- und Ausatmen zu unterlassen, nachdem ich ihn erhascht hatte und zu ihm gegangen war. Vorgeblich empört beteuerte er, dass die Treppen anstrengend seien und er rein gar nichts für die Anfälligkeit seiner Lunge könne. "Ah, ja.", reagierte ich mit hochgezogenen Augenbrauen als sich ein klitzekleines Schmunzeln auf meine Lippen schlich. "Jetzt guck nicht so.", verhing er nur mit erhobenem Zeigefinger.

"Was denn?" Unschuldig hielt ich seinem Blick stand und er es war, der den Anfang machte und die Tür aufzog.
"Ich steh zu meiner Unsportlichkeit." Er schenkte mir ein selbstzufriedenes Grinsen während ich neben ihm aus dem Gebäude ging. "Solange du nicht stolz auf sie bist."

"Und wie stolz ich darauf bin.", widersprach Louis unmittelbar derweil ich mich fragte, warum ich mich genau von ihm fernhalten sollte? Es schien mir mehr als fragwürdig, dass der Typ, der offensichtlich keinen Sport ausübte, mich all meinen Freunden nach bedrängt und verfolgt haben sollte. "Beeindruckend." Anerkennend nickte ich. Bis zu diesem Zeitpunkt schrieb ich ihm irgendwie nur positive Charaktereigenschaften zu.

"Nur weil du hin und wieder einen Block weiter zum Park joggst.", witzelte er, woraufhin ich betonte, dass Joggen echt toll ist.
"Das meintest du früher auch immer als du mich dazu bringen wolltest, mitzukommen." Sein Blick gefror bei seinen Worten als sich ein gedankenverlorenes Lächeln auf das Gesicht schlich und ich ihn am liebsten fragen wollte, an was er gerade dachte. Um nicht zu wissbegierig und unangenehm vertraulich nachzuhaken, entschied ich mich für eine etwas diskretere Variante.

"Habe ich es denn geschafft?", wollte ich wissen.

Derweil seine Augen sich zu Schlitzen zogen, schossen die Mundwinkel in die Höhe.

"Sagen wir, ich habe es eher geschafft, dass wir in Sportkleidung gehen."

Und es war komisch, weil mich diese temporären Aussetzer meist aus dem Nichts heimsuchten, ohne sich vorher angekündigt zu haben. Doch für diesen einen Moment hatte ich das Gefühl, dass sich da ein Fetzen von Bildern versuchte den Weg in meinen Kopf zu erklimmen und gerade dann als ich schon die schwarzen Punkte vor meinem inneren Auge tanzen sah, war es auch schon wieder weg und ließ meinen Kopf leer stehend zurück.
"Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann.", meinte ich spontan und wusste, dass es ein sehr hoch gestecktes Ziel war. Aber mir war ebenfalls bewusst, dass ich mit ihm reden musste, wenn ich mehr über mein altes Leben erfahren wollte. Ich wurde das Bauchgefühl nicht los, dass er ein großer Bestandteil davon gewesen ist.
"Da droht er mir.", zog Louis mich auf.
"Das ist keine Drohung. Joggen ist nie eine."
"Ich will hier niemanden zu meinen Überzeugungen konvertieren." Pathetisch und mit großer Geste fahndete er meinen Blick und fand ihn im Handumdrehen. "Ich kann ja nichts dafür, dass du Joggen hasst.", bemerkte ich und zuckte mit der Schulter, woraufhin seine Mimik irgendeine fremde Regung zeigte.
Instinktiv warf er ein, dass Hass ist ein komplexer Ausdruck sei und brachte mich damit zugegebenermaßen durcheinander, weswegen ich ihm lediglich zustimmte. Im Gegensatz zu mir, quellte Louis vor Euphorie beinahe über und ich nahm an, nein- ich hoffte inständig, dass er das Wort ergreifen würde, jedoch blieb es aus und ich fragte mich den ganzen Fußweg über, an was er verdammt noch mal dachte.

"Deine Schwester.", entfuhr es mir, ohne dass ich es wirklich wollte. "Sie hingen ziemlich an mir, oder?"

Verwirrt krauste er seine Stirn während wir in eine Familiensiedlung einbogen, in der Haus an Haus rankte. "Wie- du kennst Phoebe, Daisy und Lottie noch?", wunderte Louis sich als meine Aufmerksamkeit kurz dem schallenden Kinderlachen galt, das aus einem der Wintergärten zu hören war.
"Nicht wirklich... Ich bin ihnen letztens nur in der Mall begegnet.", erklärte ich schlicht als hätte mich das Treffen nicht ganze fünf Nächte wachgehalten. "Zumindest zweien von ihnen."
Die blauen Augen weiteten sich reflexartig während Louis mich grüblerisch musterte. "Sie hatten es mir gar nicht erzählt.", murmelte er leise, dass ich es fast überhört hätte. Wahrscheinlich fragte er sich gerade, ob es vielleicht in irgendeinem Tischgespräch untergegangen sei.

Remember You I Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt